Harte Zeiten, harte Pflichten: Ist der „Krisenmodus“ erst einmal installiert, dann herrschen Emotionen statt Fakten, Religion statt Ratio – wo gehobelt wird, da fallen schließlich Späne. Innerhalb dieses Propaganda-Nebels können die Verhältnisse geformt werden. Das Beispiel 9/11 zeigt: Auf Panik-Kampagnen aufgebaute Repressionen haben eine lange Lebensdauer – die nach 2001 von Propagandisten und Politikern vorangetriebenen „Anti-Terror-Gesetze“ sind zum großen Teil bis heute in Kraft. Das sollte eigentlich eine Lehre sein – doch die wird in den medialen Wind geschlagen. Von Tobias Riegel.
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Anlässlich des 20. Jahrestages der Anschläge vom 11. September 2001 in dieser Woche macht es Sinn, die Parallelen zwischen den Kampagnen zum „Krieg gegen den Terror“ und den Kampagnen zur Corona-Politik, aktuell vor allem zur Massenimpfung, zu betrachten.
Zugespitzt kann man sagen: Die Corona-Kampagne wird heute teils von den gleichen Eigenschaften geprägt wie damals die Kampagne zum „Krieg gegen den Terror“: Emotionen ersetzen Fakten, ein fast schon als Religion zu bezeichnender virologischer Tunnelblick überlagert die distanzierte Ratio, feurige Kriegsrhetorik ersetzt die kühlen Analysen. Der mediale Herdentrieb ist dabei so extrem ausgebildet, dass es gar keine angemessenen Instanzen mehr gibt, die als seriöses Korrektiv wirken könnten.
Ob nun Terror oder Virus: „Harte Zeiten, harte Pflichten“
Abweichler dürfen nach dieser Herden-Meinung bestraft und öffentlich als Sündenböcke markiert werden: Harte Zeiten, harte Pflichten. Es erscheint dann auch gar nicht mehr anrüchig, wenn sich fast die ganze Presselandschaft hinter dem Regierungskurs versammelt: Es geht schließlich um ein höheres Gut. Solche durch einen Krisenmodus vernebelten Zustände sind der Traum für alle Regierungen – auch für solche, die vor Corona keinen autoritären Charakter hatten: Man wächst schließlich mit seinen neuen Möglichkeiten, auch als Hygiene-Staat.
Zu 9/11 soll hier keine Theorie entworfen werden. Was aber meiner Meinung nach nicht bezweifelt werden kann: Die offizielle, im 9/11-Commission-Report festgehaltene Version der Geschehnisse ist bei näherer Betrachtung nicht haltbar. Dass viele Journalisten von diesem Ausgangspunkt aus nicht weiterforschen, sondern die, die Fragen stellen, übel diffamieren, ist eine Schande für den Berufsstand. In diesem Text soll die Haltung eingenommen werden, dass die Vorgänge vom 11. September 2001 dringend ganz neu und von unabhängigen Instanzen untersucht werden müssen – ergebnisoffen und nicht, um eine fertige Theorie zu bestätigen. Doch selbst dieser Forderung wird machmal mit dem Argument begegnet, man wolle doch nur Fragen stellen, „die längst beantwortet“ seien. Ein ähnlich unseriöses und antijournalistisches Verhalten vieler Redakteure lässt sich auch aktuell beim Umgang mit Skeptikern der Corona-Regierungspolitik beobachten.
Intensive Kampagnen, wie sie nach 9/11 oder aktuell zu Corona entfaltet werden, geben bequemen Bürgern (und auch den selber agierenden Journalisten) die Möglichkeit, sich gegebenenfalls jahrelang von der Realität abzukoppeln und sich ausschließlich in einem beruhigenden Propagandastrom zu bewegen – aber wer will, konnte und kann die Realitäten sehen, sowohl bezüglich der „War on Terror“-Propaganda wie auch aktuell: Unwissenheit ist kein Freispruch.
Die lieben Onkels aus der Pharma- und der Rüstungsindustrie
Die Quantität der Berichte sagt nichts über die Seriosität der verfolgten Linie aus: Die große Mehrheit der Journalisten lag schon oft und bei zahlreichen Themen kollektiv falsch. Die Aussage, dass „90 Prozent der Wissenschaftler“ einen bestimmten Standpunkt vertreten würden, ist also ebenso aussagelos, wie wenn man sie auf Journalisten bezieht. Grundsätzlich kann festgestellt werden: Wie bei 9/11 pochen auch bei Corona viele die offizielle Linie verteidigende Wissenschaftsleugner auf „die Wissenschaft“.
Durch Kampagnen wie zu 9/11 oder zu Corona werden plötzlich Berufsgruppen moralisch unantastbar, bei denen man diesen Status nicht erwartet hätte. Bei 9/11 waren es Firmen und Personen aus dem Rüstungs- und „Sicherheitsbereich“, die plötzlich medial von ihrem fragwürdigen Image befreit wurden und eine neue und positive Aura verpasst bekamen. Bei Corona sind es nun die guten Onkels aus der Pharma-Industrie, die nur unsere Gesundheit im Blick haben, an Profiten und Geheimverträgen nicht interessiert sind und niemals ihre Mittel und Kontakte nutzen würden, um Medienkampagnen zu initiieren. Auch der aktuell hergestellte Heiligenschein für „die Wissenschaft“ ist in der erlebten Pauschalität nicht angebracht – und schon gar nicht, wenn man sich mit den schockierenden historischen Beispielen von instrumentalisierten Wissenschaftlern oder den großen Verbrechen von Pharma-Konzernen befasst.
Kampagnen möglich – trotz Gegengewicht aus dem Internet
Bei beiden Episoden fällt bei vielen Journalisten eine große (vorgetäuschte) Naivität auf. Dieses „Sich-extra-Dummstellen“ erlaubt zum einen das Andocken noch an die absurdeste offizielle Linie, nach dem Motto: Wer hätte das denn ahnen können, dass Politiker nicht immer die Wahrheit sagen? Zum anderen hat man vorgebaut für den Moment der Entlarvung. Tritt dieser Moment der Entzauberung ein, dann reagieren Medien auch manchmal mit „Entschuldigungen“ – händeringend fragen sie dann in pseudokritischen Selbstbespiegelungen, wie die Medienlandschaft nur so kollektiv aus dem Ruder hatte laufen können. Diese Erkenntnisse kommen jedoch fast immer erst dann, wenn es zu spät ist, also die eigenen Kampagnen bereits Fakten geschaffen haben. Sie sind auch darum sinnlos, weil daraus anscheinend keine Lehren für die Zukunft gezogen werden.
Festzustellen ist auch, dass Corona deutlich macht, dass umfassende Kampagnen trotz des „Gegengewichts“ aus Internet und Alternativmedien noch immer umfassende Wirkungen erzielen können. Auch wenn man die Moral (und mutmaßlich auch „die Wissenschaft“) voll auf seiner Seite hat, nützt das nichts, wenn sich zahlreiche Journalisten großer Medien einem entgegengesetzten Herdentrieb anschließen. Wie dieser Herdentrieb in der Praxis hergestellt wird, soll hier nicht gemutmaßt werden – dass es ihn gibt, kann nicht bezweifelt werden.
Gekommen, um zu bleiben: „Sicherheits“-Gesetze bleiben lange in Kraft
Viele der „Sicherheitsgesetze“, die auf 9/11-Kampagnen von vor 20 Jahren aufgebaut sind, sind noch in Kraft, obwohl zahlreiche damals ins Feld geführte Gründe inzwischen zusammengebrochen sind. Eine aktuelle Studie sagt:
„In demokratischen Staaten bleiben viele der ursprünglich zeitlich befristeten, weil massiven Eingriffe in die Privatsphäre, etwa bei der Überwachung der Telekommunikation, der Speicherung von Telekommunikationsdaten oder der Erfassung biometrischer Merkmale, in Kraft und wurden durch die Aufnahme in dauerhaftes Recht normalisiert.“
Die Gesetze stützen sich noch immer auf die faktenlose Macht der damaligen Propaganda. Bezieht man diese Erfahrung auf Corona: Zu glauben, dass die nun aufgebaute, aufwändige digitale Überwachungsstruktur aus Gesundheitspässen, Kontaktnachverfolgung und Status-Abfragen wieder abgebaut würde, wenn Corona „verschwindet“, ist meiner Ansicht nach naiv. Die Bürger in diesem weiterverbreiteten naiven Glauben zu belassen, bedeutet für mich eine verantwortungslose journalistische Arbeitsverweigerung. Was jetzt (in einer sehr wichtigen aktuellen Phase) nicht auf Widerstand stößt und also eingeführt wird, wird uns sehr wahrscheinlich lange erhalten bleiben.
Beispiele für internationale Groß-Kampagnen westlicher großer Medien sind unter vielen anderen 9/11, War On Terror, Arabischer Frühling, Maidan, Syrien oder Corona. Auf nationaler Ebene kann man unter vielen anderen Groß-Kampagnen das „Framing“ zur Wiedervereinigung, die Einführung von Hartz-IV, die Privatisierung der Rente, die Panikberichte zur Schweinegrippe oder die aktuelle Propaganda für das „2-Prozent-Ziel“ der NATO erwähnen.
Ist eine Aufarbeitung zu erwarten?
Die mediale Bilanz von 9/11 ist niederschmetternd, es gibt aber bis heute keine Instanz, die die berechtigte Skepsis an der offiziellen Version „offiziell“ machen würde. Wer das versucht, wird noch immer mit den üblichen Diffamierungen à la „Verschwörungstheorie“ zum Schweigen gebracht. Ich habe nun – auch im Vorfeld des 20. Jahrestages der Anschläge – keinen Artikel eines großen deutschen Mediums finden können, der die offizielle Version zu 9/11 in angemessener Schärfe angreifen würde – wenn Leser hier gute Gegenbeispiele finden, wäre ich für einen Hinweis dankbar.
Diese Erfahrung mit der 9/11-Aufarbeitung verheißt nichts Gutes für die Corona-Aufarbeitung.
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Titelbild: Greens87 / Shutterstock