Das schlägt die Karlsruher Professorin für Ökonomie Nora Szech in einem Interview mit dem Deutschlandfunk am 10. Juli vor. Sie beruft sich auf „systematische Studien“. Und sie begründet die Zahlung auch mit dem Hinweis, das Ifo-Institut schätze den sozialen Wert einer Impfung auf 1500 €. Der Deutschlandfunk gibt das einfach so weiter, ohne nach Verlässlichkeit und Sinn solcher Berechnungen zu fragen. Nicht einmal die Frage nach den Gesamtkosten der Impfprämie von 500 € pro Person wird gestellt. Wir weisen auf dieses Interview hin, weil es ein Musterbeispiel für die Oberflächlichkeit und für den Mangel an kritischem Verstand darstellt, mit denen die aktuelle Debatte von Medien und Wissenschaft geführt wird.
Übrigens: Die Frage nach den Gesamtkosten der Impfprämie wäre angemessen gewesen. Bei geschätzter Mindestzahl von 50 Millionen geimpften Personen wären das 25 Milliarden €. 25 Milliarden sind nicht viel weniger als die 2019 im Bundeshaushalt eingeplanten 29 Milliarden für „Verkehr und digitale Infrastruktur“ und es wären mehr als die für „Bildung und Forschungsausgaben“ angesetzten gut 18 Milliarden. 25 Milliarden € einfach so als Impf-Prämie? So locker gehen heute Professoren der Ökonomie mit dem Geld um.
Hier sind die wichtigsten Aussagen der Professorin Scech verschriftlicht:
Impfanreize
Ökonomin: Bei Zahlungen steigt die Motivation zuverlässigMenschen sollten Geld bekommen, wenn sie sich impfen lassen: Das meint die Ökonomin Nora Szech. Studien hätten gezeigt, dass nur so die erforderliche Impfquote erreicht werden könne. Schon bei 100 Euro gehe die Impfbereitschaft Richtung 80 Prozent, sagte Szech im Dlf.
Nora Szech im Gespräch mit Stephanie Rohde
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Menschen sollten Geld bekommen, wenn sie sich impfen lassen, sagt Nora Szech, Professorin für Ökonomie am Karlsruher Institut für Technologie und Teil des Corona-Experten-Kreises der Helmholtz-Gemeinschaft. Sie hat vor kurzem eine Studie zu Anreizungen für Impfungen veröffentlicht.
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Hohe Impfquote nur durch finanzielle Anreize
Im Dlf sagte Szech, systematische Studien hätten gezeigt, dass ein einfacher Zugang zu Impfungen helfe, die Impfquote zu steigern. „Wenn Sie aber in einen Bereich kommen müssen von 85 Prozent (…), dann ist das alleine zu wenig. Dann muss man den Menschen mehr anbieten.“
Dabei müsse mit „Entschädigungen“ gearbeitet werden, denn die Impfung sei in gewisser Weise ein Aufwand, so Szech. „Das Ifo-Institut schätzt den sozialen Wert der Impfung auf 1.500 Euro für die Gemeinschaft, das geht im Moment auch komplett an die Gemeinschaft. Die, die sich impfen lassen, kriegen davon zurzeit gar nichts ab. Das sollten wir ändern.“
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Und hier ist ein Vorläufer, ein Interview mit dem SWR.
Titelbild: polit.econ.kit.edu