Entspannung statt Eskalation wäre auch heute angesagt
Heute vor 38 Jahren, bei der Bundestagswahl 1972, wurde Willy Brandts Entspannungspolitik machtvoll bestätigt. Die Mehrheit unseres Volkes war die Eskalation zwischen Ost und West leid. Es gab nach 1945 Gründe für Spannungen zwischen Ost und West, aber diese wurden ständig angeheizt – im Westen auch deshalb, weil rechtskonservative Parteien ihre Mehrheiten schon immer auch mit Aggression nach außen gewonnen und stabilisiert haben. So auch in der Zeit christdemokratischer Führung in den fünfziger und sechziger Jahren. Der heutige Umgang mit Islam und Islamisten durch rechtskonservative Politiker verschiedener Coleur erinnern mich an diese Zeit. Dazu gehören auch die Redensarten des Bundesinnenministers (CDU). Albrecht Müller
Wenn wir so undifferenziert weiter mit Islamisten, Islam und der moslemischen Welt umgehen, wie dies heute geschieht, dann wird das Rekrutierungsfeld für wirklich gefährliche Gewalttäter kräftig gefüttert und dann werden die Spannungen verschärft und gefährlich.
Wir sind also dringend darauf angewiesen, dass sich wieder jemand mit politischer Potenz findet, der den Mut hat, für De-Eskalation zu werben. Leicht ist das nicht, denn die andere Seite profitiert von jedem Terroranschlag und wird ihn weidlich ausnutzen. Dennoch ist die Verständigung lebenswichtig.
P.S.: Um Missverständnisse zu vermeiden, bleibt darauf hinzuweisen, dass die Wahl von 1972 keinesfalls nur mit der damaligen Entspannungspolitik entschieden wurde. Genauso wichtig war das klare Bekenntnis zu wirklich sozialen Reformen – Reformen im wahren Sinn des Wortes von Veränderungen zu Gunsten der Mehrheit und der Schwächeren. Wichtig war außerdem die offene Auseinandersetzung mit dem „Großen Geld“ und seinem Versuch, die politische Entscheidung für die Kanzlerschaft Willy Brandts des Jahres 1969 zu korrigieren. Interessenten finden eine Dokumentation und Analyse des damaligen Wahlkampfes hier.