Wieder wird ein wohlbekanntes Argument der Kritiker der Corona-Politik von Forschungen bestätigt: PCR-Tests allein haben eine zu geringe Aussagekraft und die Test-Ergebnisse allein seien als Grundlage für Pandemie-Maßnahmen nicht geeignet, sagt eine neue Untersuchung der Universität Duisburg/Essen. Nach den teils dramatisierten Zahlen bei den Intensivbetten steht damit ein weiterer zentraler Aspekt der Lockdown-Begründung unter starkem Vorbehalt. Von Tobias Riegel.
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Die Ergebnisse von PCR-Tests sind das wichtigste Element für die Rechtfertigung der destruktiven Lockdown-Politik. Schon seit Monaten beklagen aber Kritiker der Corona-Politik die mangelnde Aussagekraft der Tests: Ein positives Testergebnis allein würde nicht aussagen, dass Menschen infektiös seien oder dass sie als krank bezeichnet werden könnten. Als Konsequenz ziehen Kritiker schon lange die Berechtigung dafür in Zweifel, mit den teils aussagelosen Test-Ergebnissen radikale und epidemiologisch fragwürdige Maßnahmen zu begründen. Der Aussagewert der seit Monaten verkündeten „rapide anwachsenden“ oder „explodierenden“ „Fall-Zahlen“ und „Neuinfektionen“ steht damit unter starkem Vorbehalt.
PCR-Tests: Als Grundlage für Pandemie-Maßnahmen nicht geeignet
Nun bestätigen einmal mehr Untersuchungen die Zweifel an den Tests: Forscher der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg/Essen (UDE) haben zusammen mit Wissenschaftlern der Universität Münster und dem MVZ Labor Münster rund 190.000 Ergebnisse von mehr als 160.000 Menschen ausgewertet. Das Ergebnis: PCR-Tests allein haben eine zu geringe Aussagekraft und die Test-Ergebnisse allein seien als Grundlage für Pandemie-Maßnahmen nicht geeignet.
Für Kritiker der Corona-Politik ist diese Aussage wie gesagt nicht neu. Und ebenso vertraut sind die Versuche von „Faktencheckern“, die die Regierungspolitik verteidigen möchten (hier oder hier), diese Einwände zu entkräften. In manchen Diskussionen mit Verteidigern der vor allem auf den PCR-Tests fußenden Lockdown-Politik wird sogar eben diese Länge der Debatte als „Argument“ eingeführt, um Untersuchungen wie jener von der UDE die Brisanz zu nehmen: Es sei doch längst klar, dass die PCR-Tests allein nicht zur Diagnose ausreichten, schließlich habe „sogar“ die WHO schon darauf hingewiesen. Damit müsste sich aber doch umso mehr die Frage aufdrängen, wie es denn sein kann, dass die PCR-Tests trotzdem immer noch als „Goldstandard“ in der „Pandemiebekämpfung“ gelten können. Und wie es sein kann, dass man daraus noch immer aussagelose „Inzidenz-Werte“ ableiten und damit die destruktive Lockdown-Politik begründen kann.
Nach den Intensivbetten: Weitere Corona-Säule wankt
Die Eignung der PCR-Tests als Basis für die Corona-Politik stellen die Forschungsteams aus Essen und Münster aufgrund ihrer Datenauswertung einmal mehr infrage. „Ein positiver RT-PCR-Test allein ist nach unser Studie kein hinreichender Beweis dafür, dass Getestete das Coronavirus auf Mitmenschen auch übertragen können“, sagt Autor Prof. Dr. Andreas Stang, Direktor des Instituts für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE) des Universitätsklinikums Essen:
„Die am Ende errechnete Zahl von SARS-CoV‑2 positiv Getesteten sollte daher nicht als Grundlage für Pandemiebekämpfungsmaßnahmen, wie Quarantäne, Isolation oder Lockdown, benutzt werden.“
Die Autoren raten, Daten aus anderen Bereichen zur Bewertung der Pandemie-Lage zu erheben bzw. zu nutzen. „Geeigneter wären zum Beispiel verlässliche Angaben zur Intensivbetten-Belegung sowie zur Mortalität, also zu der jeweiligen Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit COVID-19“, schlägt Stang vor.
Es stehen jedoch auch die Angaben zur Intensivbetten-Belegung in Zweifel. Erst vor einigen Tagen war diese weitere zentrale Säule der Corona-Panik ebenfalls ins Wanken geraten: So richtete der Bundesrechnungshof das Augenmerk darauf, dass die Sorge vor einer Überlastung des Gesundheitssystems teilweise nicht begründet war, dass die Lage der Intensivbetten künstlich dramatisiert wurde und dass die dadurch verzerrten Zahlen nicht zur Begründung der Lockdown-Politik taugen, wie die NachDenkSeiten im Artikel “Intensivbetten: Eine zentrale Säule der Corona-Panik wankt“ beschrieben haben.
Etwa 60 Prozent der positiv Getesteten sehr wahrscheinlich nicht mehr ansteckend
Die Autoren der UDE-Untersuchung weisen im renommierten „Journal of Infection“ darauf hin, dass die Ergebnisse von RT-PCR-Tests allein eine zu geringe Aussagekraft haben, um damit Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung zu begründen. Gemäß ihrer Untersuchung beweisen positive Testergebnisse nicht hinreichend, dass mit SARS-CoV‑2 Infizierte andere Personen mit dem Coronavirus anstecken können.
Wie Kritiker der Corona-Politik dies seit langem tun, weisen nun auch die Forscher der UDE auf die Möglichkeit hin, die Aussagekraft des RT-PCR-Wertes bei künftigen Bewertungen der Corona-Lage zu verbessern, indem der sogenannte Cycle-threshold-Wert (Ct-Wert) einbezogen wird. Durch diese Zahl können Aussagen über die Ansteckungsgefahr durch positiv getestete Personen gemacht werden. Liegt der Ct-Wert bei positiv Getesteten bei 25 oder höher, geht man derzeit davon aus, dass diese nicht mehr ansteckend sind, weil die Viruslast zu gering ist. „Bei durchschnittlich etwa 60 % der Getesteten mit COVID-19-Symptomen wurden solch hohe CT-Werte nachgewiesen; In den Wochen 10 bis 19 waren es sogar 78 %, die sehr wahrscheinlich nicht mehr ansteckend waren“, betont Prof. Stang. „Auch das Abfragen von COVID-19-Symptomen bei Getesteten würde helfen, die Ergebnisse von RT-PCR-Tests besser bewerten zu können.“
Die Wissenschaftler der Uni Duisburg-Essen erklären in der Studie, dass Menschen ohne Symptome in aller Regel einen viel höheren Ct-Wert aufweisen. Bei ihnen hat der Test also erst nach viel mehr Zyklen angeschlagen. Von diesen “asymptomatisch” positiv Getesteten habe es vor allem in den Sommermonaten sehr viele gegeben, während in der Winterzeit der Anteil symptomatischer Getesteter mit geringeren Ct-Werten angestiegen war. Aber auch Letztere kämen keineswegs immer als Überträger in Betracht.
RKI wehrt die Wissenschaft ab
Bislang weigert sich etwa das Robert Koch-Institut (RKI) beharrlich, solche Erkenntnisse der Wissenschaft in seine Praxis einfließen zu lassen. So sagte eine RKI-Sprecherin gerade auf Anfrage von RT:
“Das RKI kommentiert generell keine einzelnen Untersuchungen. Es gibt für uns keinen Grund, an der Qualität der PCR-Ergebnisse in Deutschland zu zweifeln.“
Bereits in früheren Antworten an RT habe das RKI jeden Zweifel von sich gewiesen, so das Medium. Mehrfach habe die Behörde auf Nachfrage erklärt, dass die PCR-Methode sicher sei, ohne auf die Zweifel einzugehen. Zwar habe das RKI im Sommer 2020 ausgeführt, ein positiv Getesteter ohne Symptome sei im klinischen Sinne auch nicht krank. Aber man führe trotzdem jeden Positivfall als Erkrankten, also als COVID-19-Fall, um die Pandemie nicht zu unterschätzen. Ähnlich verfahre man mit den Todesfällen, so das RKI laut RT.
Die Daten-Basis muss geklärt werden
Eine (ergebnisoffene) Debatte um die Aussagekraft der für die Rechtfertigung der Lockdown-Politik genutzten Basis-Daten (vor allem PCR-Tests und Intensivbetten) ist essenziell. Wenn sich diese Basis-Daten als irreführend erweisen, dann gilt das auch für alle daraus abgeleiteten Folgerungen. Mit einer seriösen und ergebnisoffenen Klärung der Basis-Daten ließen sich die aktiv von Politik und Medien erzeugten Ängste potenziell lindern. Und es würden sich die Debatten um die (erst durch die Ausschlachtung fragwürdiger Daten möglich gemachten) Maßnahmen wie Maskenzwang oder Massenimpfung möglicherweise erübrigen.
Titelbild: Giovanni Cancemi / Shutterstock