Leserbriefe zu „Wenn sie kein Geld für Benzin haben, sollen sie doch Tesla fahren“
In diesem Beitrag setzt sich Jens Berger mit der Absicht der grünen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock auseinander, den Benzinpreis zu erhöhen. Er weist darauf hin, dass Autofahren viel günstiger ist als Fahrten mit der umweltfreundlichen Bahn. Eine ökonomische Lenkungswirkung sei über die Frage der Höhe des Benzinpreises nicht möglich. Besser sei es, z.B. die Alternative Bahn, die zu 100 Prozent dem Bund gehört, preiswerter zu gestalten. Die Debatte über den Benzinpreis verdeutliche vor allem, dass die Grünen „eine Klientelpartei der eher urban lebenden Besserverdienenden und sehr, sehr weit weg von der Lebensrealität der Bevölkerung, vor allem in den Regionen“ seien. Die Spaltung der Gesellschaft werde vertieft. Danke für die interessanten Leserbriefe. Hier eine Auswahl. Zusammengestellt von Christian Reimann.
1. Leserbrief
Werter Herr Berger!
“Wenn sie kein Geld für Benzin haben, sollen sie doch Tesla fahren.” Genauso sieht sie aus, die Klientel der Grünen. Gutverdienende Liberale, welche ein Eigenheim oder Loft im Szenebezirk bewohnen, teure E-Mobile fahren und die letzten angesagten hippen Ecken auf diesem Planeten besuchen. Z. B. Trekking in Tibet oder in den Anden Südamerikas. Da kann man zu Hause den Gleichgesinnten im Bezirk was erzählen, ist Up to date und hat ein reines Umweltgewissen. Man isst die exotischsten (Ökologisch angebauten!) Speisen aus den fernsten Ecken dieses Planeten und ist auch sonst “Tolerant und weltoffen”…. Solange das Elend bitte draußen bleibt! Zum Durchschnittsbürger und dessen Problemen mit Arbeit, Miete, Schule hat man kein Verhältnis, da zu verspießt und unter dem Niveau.
In so einer Welt leben Leute wie Frau Baerbrock und Herr Harbeck, entsprechend sieht ihre Politik aus. Wer wundert sich da noch über solche (naiv infantilen?) Äußerungen? Aber aufgemerkt! Das sind ernst gemeinte Ansagen von Bürgern, die in Wolkenkuckucksheim zu Hause sind und sich wie auch ihre Mitmenschen “Ganz doll lieb haben!”. “Wir werden die Welt auf Kosten der Allgemeinheit retten!” Koste es, was es wolle! So sieht das Credo der Grünen aus. Manchen wir da Angst und Bange. Erst die Umwelt auf Kosten der Allgemeinheit, dann kein Problem mit der Verschärfung der Gangart gegen Russland, auch kein Problem mit weiterer Hochrüstung für das Lieblingsprodukt und den Exportschlager westlicher Lebensart, dem Regimechange.
Gut, mancher würde es als Kriegsvorbereitung sehen, aber dem ist nicht so. Hier geht es um Menschen und Genderrechte, wie auch die Neufindung der Sprache! Mancher würde fragen: Warum allein die steuerzahlende Allgemeinheit für die Rettung der (Um)Welt zahlen soll und nicht auch die, welche sie seit Jahrhunderten Verdrecken und damit ihren Reichtum verdient haben? Oder warum derjenige mehr zur Kasse gebeten wird, welcher seinen sauer zusammen gesparten Verbrenner fährt, statt der, welcher sich eine “Ökologische Katastrophe” mit Namen Tesla oder allgemein als E-Mobil bekannt, leisten kann? Obwohl diese Fehlentwicklung der Evolution von der Effizienz her ein Rückschritt ist und in der Herstellung die Umwelt um einiges mehr (Seltene Erden!) belastet, wird der Fahrer solch eines Vehikels, steuerlich entlastet??
Aber, das sind Fragen, welche im Kosmos von Frau Baerbrock nicht vorkommen. Mit solch’ (Blauäugigen) Personal geht nicht allein Deutschland, nein, die gesamte Welt “Rosigen Zeiten” entgegen. Ich mag nicht mehr hinschauen, so euphorisiert bin ich!
Mit frdl. Grüßen Ralf Matthias
2. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
bezugnehmend auf ihren Artikel „Wenn sie kein Geld für Benzin haben, sollen sie doch Tesla fahren“, wollte ich ein paar Gedanken hierzu beitragen.
Ich stimme Ihnen zu, dass eine Preissteigerung im Wesentlichen nur die mittleren und unteren Bevölkerungsschichten mehr belasten wird. Sie haben richtigerweise festgestellt, dass diejenigen die ohnehin viel verdienen auch einen höheren Kraftstoffpreis vernachlässigen können in ihrer Haushaltsbilanz. Von daher ist diese Debatte im Kontext des Klimaschutzes ein Luxus, den sich ein Teil der Bevölkerung leisten kann, um sein Gewissen zu beruhigen „das Richtige getan zu haben“.
Allerdings muss ich Ihnen in einem Punkt widersprechen. Das Argument, dass eine Reise mit dem PKW kostengünstiger ist mit der Gegenüberstellung von 456€ Bahn zu 150€ PKW ist leider nur die halbe Wahrheit, denn es gibt einen Haufen Kosten, die in Ihrem Model nicht berücksichtigt werden (z.B. Wertverlust & Verschleiß).
Je nach Alter des Fahrzeugs kann aus den 150€ bei einer Reise von Köln nach Berlin eine reelle Summe von 300€ herauskommen. Ist das Fahrzeug älter, dann ist mit Mehrkosten zu rechnen bis hin zu einem kompletten Ausfall der individuellen Mobilität.
Gemäßen am allgemeinen Wohlstand (dazu gehört auch die soziale Absicherung, Krankenversorgung und Infrastruktur) ist diese Preissteigerung gesamtgesellschaftlich tragbar. Denn verglichen mit dem europäischen Ausland steht Polen beispielsweise sehr schlecht da bei einem durchschnittlichen Monatseinkommen von 900€ und einem Kraftstoffpreis von 1,14€.
Gleichzeitig muss ich zugeben, dass mich die Entwicklung beunruhig. Es ist nicht die erste Erhöhung und wird auch nicht die letzte sein. In absehbarer Zeit wird individuelle Mobilität für den Großteil nicht erschwinglich sein. In Kombination mit privaten Mobilitätsdiensten, die immer mehr auf den Markt des drängen und eine „Mobilität auf Zeit“ ermöglichen wollen, erweist man der Gesellschaft einen Bärendienst.
Die Wahl aus einem diversen Mobilitätsangebot wird als Freiheit verkauft, aber mündet letztlich im Verzicht auf Besitz und der Abhängigkeit von Unternehmen.
Heutzutage kauft keiner mehr DVDs oder CDs. Warum sollte das bei Wohnraum und Mobilität anders sein?
Weil die Möglichkeit etwas besitzen zu können ein wesentlicher Bestandteil einer freien Gesellschaft sein sollte.
Wenn das fällt und die Politik uns weiterhin „Alternativlosigkeit“ vorgaukelt, ist die Entwicklung zu einer Art unternehmensgeführten sozialistischen Gesellschaftsform nicht weit.
Aber das führt ein wenig zu weit und deshalb beende ich an dieser Stelle meine Ausführung.
Beste Grüße und macht weiter so
Eugen Baitinger
3. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Jens Berger,
vielen dank für die Qualität in ihrer vielen weiteren guten Artikel.
Ökologische Verkehrspolitik hat viele Facette, das weiss Bearbock, wie auch die Union.
Nirgends gehen mehr Wähler wirklich in Resonanz.
Bearbock spricht zu ihrem Wählerumfeld. Es sind wohl eher die Angesprochenen, die derart weit von der Lebensrealität anderer Menschen entfernt sind, besonders jene die im Urbanen, das Rad als die Lösung für das Große und Ganze sehen.
Die Leute in ländlichen Region, sofern nicht im Speckgürtel der Metropolen wohnhaft, erreichen die Grünen mit ihrer Gesamtpolitik eh nicht. Aber welche Partei tut das heute noch = Gewohnheitswählerschaft.
Ihr Beispiel mit den Eltern ist gut gewählt. Das die Bahn bei zwei Personen umweltfreundlicher wäre als ein PKW, zeigt wie gut und breit dieser Mythos installiert wurde. Es gilt die CO2 Bilanz je Person.
„Grünstrom-Verschiebungen” auf dem Papier zu Gunsten des Personenfernverkehrs finden eine absurd breite Akzeptanz.
Doch die zwei Leut im PKW sind da schon, mit einem (relativ) effizienten Verbrenner, auf Augenhöhe mit der Bahn.
Die Bahn hat zudem ihre Bilanz mit dem neuen Kohlekraftwerk Datteln nochmals klar verschlechtert.
Dabei hat gerade die Bahn es besonders leicht Wind und Sonne zu nutzen, bei all den Grundstücken, Gebäuden und Schallschutzwänden und eben eigenen Netzen. Aber das ist ein ganz anderer, trauriger Untatbestand zur Politikverdrossenheit.
Leider fehlte das Lenkungsbeispiel „eMobilität”. Gerade der ländliche Raum hat hier den Joker, das eigene Dach. Typisch 50 % der genannten Beispielstrecke wird mit Strom vom eignen Dach geliefert.
Es wird ja zuhause geladen, bei Abfahrt und nach dem Ankommen. Der tägliche Arbeitsweg lädt sich von Dach noch weit mehr.
Die Anzahl der Pendler, die sich nach der Anschaffung des eAutos, schon wegen der derzeitigen Spritpreise, dann zudem auch noch eine Solarstromanlage aufs Dach setzten, ist eine respektable Größe.
Damit lenkt schon der heutige Benzinpreis und natürlich auch der ÖPNV-Preis, mehrfach.
Finanziell geht dann für diesen ländlichen Personenkreis, auch noch die Stromrechnung nach unten.
Beides geht um mindestens 1/3 bis 2/3 zurück. Das es damit doppelt ökologisch ist und zudem einen aktiven Beitrag zu “Kein Krieg für ÖL“ darstellt, sollte noch zur Vollständigkeit erwähnt werden.
Menschen wissen mehr und mehr, wie sich sich “ihren echten Gewinn an Lebensqualität” selbst holen.
Doch tritt Baerbock hier nicht bewusst „neben” hinterlassenen Fußspuren?
Hatte nicht Gerhard Schröder schon mal klargestellt, dass seine Partei nicht Jedermann einen Porsche verspricht?
Das nun in den Satz ein Tesla und somit USA rein muss, obwohl die kleinen und kostengünstigen eFlitzer von VW, SEAT und SCODA über lange Zeiträume ausverkauft sind, lässt auf das Reizen der Wählerschaft deuten.
Nochmals vielen Dank an die NDS für Euer Niveau und für das Vertrauen an Euere Spender.
Wolfgang Wegmann
4. Leserbrief
Liebes Leserbriefteam, lieber Jens Berger,
sehr richtig und das Ganze zeigt auch den Zynismus, der in diesem Ansinnen steckt. Bahnrfahren ist zu teuer, Autofahren soll es werden und was haben wir dann? Den dicken, breiten, fetten Neo-Feudalismus, der zwar als Neo-Liberalismus daher kommt, von den wenigsten in der Bevölkerung verstanden und als solchen begrifffen wird. DAS ist der “Krieg der Reichen gegen die Armen” den auch die Linksparteien noch nicht begriffen haben – vielleicht, weil es in so einem Krieg keine offizielle Kriegserklärung gibt – sondern die Gesetze unter einem Vorwand, z.B. Klimaschutz – in kleinen Schritten so verändert werden, dass es nicht auffallen soll. Und irgendwann, ist es für Proteste zu spät – der Frosch sitzt im Kochtopf!
Von “wehret den Anfängen” kann schon keine Rede mehr sein, denn mit Schröder/Fischer und der Agenda 2010 hat dieser Krieg angefangen die Bevölkerung poe a poe auf ein insgesamt Lebens-Qualitäts-Mininum herab zu stutzen.
Es gab einmal eine Zeit, da wurde die Politik der CDU wenigsten helbwegs von den Prizipien der “katholishen Soziallehre” bestimmt und die der SPD von ihren sozialen Prinzipien geleitet. Da war Politik noch nicht von der Globalisierung bestimmt dessen Ziele wir nun immer mehr zu sehen bekommen! Neu-Feudalismus für die Welt: Armut mit Wasserclo und Inernet. Wer nicht zu Sklavenbedinungen arbeiten will, darf verhungern, wie Müntefering dieser sozial-demokratische Politiker es mal treffend genannt hat. Es hat eine Erodierung des Menschlichen und Gerechten in Laufe der Zeit stattgefunden, der wie ich finde, darauf zurückzuführen ist, dass es einfach keine Werte mehr gibt. Sie sind zwar in zig- Resolutionen aufgeschrieben, etwa die Menschenrechte. Wikepedian schreibt dazu: “Als Menschenrechte werden moralisch begründete, individuelle Freiheits- und Autonomierechte bezeichnet, die jedem Menschen gleichermaßen zustehen.[1] Sie sind universell (gelten überall für alle Menschen), unveräußerlich (können nicht abgetreten werden) und unteilbar (können nur in ihrer Gesamtheit verwirklicht werden).[2] Sie umfassen dabei bürgerliche, politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechtsansprüche. Die Menschenrechte werden häufig von Naturrechten und der unantastbaren Menschenwürde abgeleitet.
Es gäbe also genug Handlungsspielraum, diese Menschenrechte einzuklagen – und wie es bei wikipedia weiter heißt: Auf internationaler Ebene wurde 1948 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedet, die einen universalen und globalen Anspruch hat, jedoch nicht formalrechtlich bindend ist.[3] 1966 wurden daraufhin der Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte (ICCPR, „UN-Zivilpakt“) sowie der Internationale Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (ICESCR, „UN-Sozialpakt“) verabschiedet, welche beide rechtsverbindlich sind.[4] Auf zwischenstaatlicher Ebene wurden ebenfalls Menschenrechtsabkommen verabschiedet, die sich in ihren bindenden Kräften und Menschenrechtsvorstellungen unterscheiden: Die Europäische Menschenrechtskonvention von 1953, die Amerikanische Menschenrechtskonvention von 1969, die Afrikanische Charta der Menschenrechte und Rechte der Völker von 1981, die Arabische Charta der Menschenrechte von 1994 und die asiatische Menschenrechtsdeklaration von 2012. Zudem gibt es weitere regionale Verträge und Abkommen, die sich für die Einhaltung der Menschenrechte einsetzen.[5] Supranationale Gerichtshöfe, wie der Europäische oder Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte, sanktionieren Menschenrechtsverletzungen ihrer Mitgliedsstaaten. Darüber hinaus ahnden internationale Straftribunale wie der Internationale Strafgerichtshof besonders schwerwiegende Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Genozide, Kriegsverbrechen oder Angriffskriege.
Sie sehen, lieber Jens Berger, es gäbe genug Anhaltspunkte, jede Regierung hier in Deutschland an diesen Menschenrechten zu messen und laut und deutlich an den öffentlichen Pranger zu stellen!
Fangen wir an, endlich tätig zu werden im Sinne der Menschenrechte zu argumentieren und auch deutlich zu machen, dass “Verbrechen gegen die Menschlichkeit” sich in so kleinen Taten wie eine Benzinpreiserhöhung, die Tausende Menschen in höchste Not bringen wird, dazu gehören. Es ist wie ein Puzzle – das als Ganzes nicht gesehen werden kann, weil diese vielen kleinen Teile wieder zusammengestzt werden müssen um zu erkennen, was wirklich geschieht: Nämlich die Abschaffung dieser wunderbaren Rechte zugunsten einer kleinen, gierigen, weltweit agierenden Elite, die diese Menschenrechte niemals wollten und nicht wollen!
Beste Grüße
Karola Schramm
5. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger
Ich stimme Ihnen zu, dass die Empörung von Spitzenpolitikern der anderen Parteien über den Vorschlag der Grünen, durch die Besteuerung von CO2 u.a. auch den Benzinpreis zu erhöhen, eine bis zur Groteske verkommende Heuchelei ist (sie nannten es treffend “tolldreist”). Dieselben Parteien haben ja genau diese Besteuerung selbst beschlossen und bereits in Kraft gesetzt (bzw. als Gesetz verabschiedet), hatten jedoch selbst bislang nie ein Problem mit dem fehlenden sozialen Ausgleich der durch ihren Beschluss entstehenden Mehrkosten, die aktuell bereits 6 ct/l betragen.
Und Ihre Kritik an der Grünen-Parteispitze bezüglich fehlenden Problembewusstseins in Bezug auf die Lebenswelt von Bürgern mit geringerem Einkommen bzw. Bewohnern ländlicher Regionen oder aber bezüglich deren bellizistischen Äußerungen gegenüber Russland war meines Erachtens bisher auch nachvollziehbar und berechtigt.
Hier jedoch vergallopieren Sie sich in Ihrer Kritik: ausnahmsweise (oder vielleicht, weil man doch noch dazulernt) haben die Grünen bei der Verteuerung des Benzins den sozialen Ausgleich im Rahmen des Möglichen mitbedacht; so ist u.a. eine jährliche Rückerstattung von 75 € pro Kopf vorgesehen. Eine entsprechende Beispielrechnung für eine vierköpfige, auf dem Land lebende (Pendler-)Familie wurde ja getätigt.
(link)
Man kann jetzt natürlich an den Parametern schrauben: wie sieht es aus für eine dreiköpfige Familie, wie lang ist die Fahrt zur Arbeit, beide Elternteile Pendler oder nur eines, Eigentumswohnung oder Miete, um in den Genuß der Förderung weiterer ökologischer Maßnahmen zu kommen?
Letztlich wird sich natürlich immer eine Konstellation finden, für die der Vorschlag unterm Strich zu Mehrkosten führt.
Ihre Rechnung mit der Bahn geht meines Erachtens jedoch allenfalls teilweise auf, denn falls solche Reisen mit einer gewissen Regelmäßigkeit stattfinden, müssten hierfür auch die Anschaffungs- und Unterhaltskosten eines Pkw anteilig mit veranschlagt werden, und nicht die bloßen Benzinkosten.
Und für die Strecke Köln-Berlin-Köln (1160 km) verteuert sich bei einer Anhebung des Benzinpreises um weitere 10 ct/l die gesamte Reise um 9,30 €, also gemessen an den ohnehin anfallenden Kosten nur marginal.
Natürlich haben Sie recht, dass die Grünen sich mehr für den Ausbau der Bahn, ein Angebot preiswerterer Tickets und ganz allgemein um Konzepte für umweltfreundlichere Mobilität bemühen sollten. Doch solch dicken Bretter werden auch von keiner anderen Partei wirklich gebohrt (schon gar nicht in Wahlkampfzeiten), und ja, grundsätzlich sind die Grünen keine soziale (bzw. linke) Partei – leider.
Mit freundlichen Grüßen
Ralph Feltens
6. Leserbrief
Liebes NDS-Team,
die öffentlichen Verkehrsmittel wie Bus und Bahn sind in Deutschland keine echte Alternative.
Erst einmal sind die weder flächendeckend behindertengerecht, bei dem Dschungel des Waben- und Tarifgebietesystems blickt kaum einer durch, wie Jens Berger bereits erwähnt zu teuer (vor allem Bahn), unpünktlich und oft überfüllt usw.
Schließlich hat man damals in den 60ern bzw. 70ern sich aus Kostengründen dafür entschieden das Schnellfahrstreckennetz nicht wie in beispielsweise Frankreich separat zu bauen, sondern diese gemeinsam mit dem Regional- und Güterverkehr zu teilen.
Für körperlich beeinträchtigte Menschen, die aufgrund des Alters oder einer Behinderung nicht mehr schnell auf den Beinen sind ist ein zügiges Umsteigen ohne den wartenden Zug an einer ganz anderen Haltestelle zu verpassen fast unmöglich.
Es gibt keine echte alternative zu dem individuellen Personalverkehr mit dem eigenen Kraftfahrzeug (PKW, Roller, Motorrad usw.).
Man sollte die Zukunft des Verbrennungsmotors nicht leichtfertig abschreiben.
Mit dem OME Kraftstoff kann man klimaneutral im Kraftfahrzeug mit Verbrennungsmotor fahren. Und das ist vermutlich naturschonender (im Bezug auf Abbau) als die mit Lithium betriebenen Fahrzeuge.
Würden die Grünen sich so sehr für das Klima und die Natur einsetzen, dann würden sich zeitgleich OME Kraftstoff anstatt Benzin propagieren und gleichzeitig den kostenlosen öffentlichen Nahverkehr, Abschaffen des Waben- & Tarifgebietedschungels und massive Reduzierung der Preise bei Langstrecken mit Zug fordern und nicht dieses populistische Benzinverteuerungsgeschwätz bei denen eh nur die Menschen Beifall klatschen, die keinerlei Sorgen haben ums Geld und die eigene Gesundheit.
Ich persönlich würde liebend gern öfter mit Zug fahren. Aber (mal abgesehen vom Preis) egal wo ich hinsehe gibt es nur marode und nicht behindertengerechte Bahnhöfe und dazu nur paar Sitzbänke.
Beste Grüße
E
7. Leserbrief
Liebe Nachdenkseiten,
sehr geehrter Herr Berger,
der Beitrag “Wenn sie kein Geld für Benzin haben, sollen sie doch Tesla fahren” stellt die Möglichkeit in den Raum, den ÖPNV sehr viel günstiger zum machen, um die Leute zum Umstieg vom klassischen PKW zu bewegen.
Tatsächlich kann auch der ÖPNV nicht beliebig vergünstigt werden. Das hat sich nun auch die rot-grüne Mehrheit im Stadtrat von München eingestehen müssen. Es wird deshalb nichts werden aus dem “365-Euro-Ticket für alle Münchner”. Eine derartige Infrastruktur will schliesslich gewartet werden. Bis jetzt hat sich aber noch niemand gefunden, der das in seiner Freizeit umsonst machen würde:
Man kann eben nicht gleichzeitig für höhere Löhne bei Busfahrern und für sinkende ÖPNV-Tarife sein. Der einzige Weg das zusmamenzubekommen, bestünde darin riesige Mengen von Geld zu drucken. Auch das hat aber seine Schattenseite, weil es die Ersparnisse der Bürger entwertet.
Mit freundlichen Grüßen,
Andreas Haas
8. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
im Allgemeinen schätze ich Ihre Artikel und Ihre darin gezeigte Scharfsicht sehr, aber diesesmal muss ich Ihnen doch etwas mittelstark widersprechen.
Generell stimme ich mit Ihnen überein, daß es eben nicht reicht und nicht sehr sinnvoll ist, nur den Benzinpreis zu erhöhen, um die Leute vom eigenen Auto in den ÖPNV zu bringen. Selbstverständlich ist es zielführender, den ÖPNV so zu gestalten, daß die Benutzung des Autos viel unattraktiver ist. Und das bedeutet natürlich auch, daß es für zwei Personen keine 456 Euro kosten darf, um mit der Bahn von Köln nach Berlin und zurück zu fahren. Und ein günstigerer Preis für eine Fahrkarte darf auch nicht durch den Kauf einer Rabattkarte oder tagelanges Recherchieren nach “Sparangeboten” erreicht werden.
Was ich aber an Ihrem Artikel zu kritisieren habe, ist die Gegenüberstellung des Ticketpreises der Bahn mit den reinen Spritkosten für die Strecke. Gewiss ist das Benzin die Hauptkostenstelle für weite Strecken, aber ein Auto verursacht weit mehr Kosten als nur für Benzin: Steuern, Versicherung, Anschaffung, Wertverlust, Kredit- oder Leasingkosten, Reparaturen, Ersatzteile, Wartung, TÜV, Parkplatzgebühren, Garagenmiete, u.a.m.
Ein Auto ist und bleibt ein Kostengrab!
Laut ADAC kostet z.B. bereits mit einem Fiat Panda bei 15.000 km Fahrleistung pro Jahr und einer Haltedauer von 60 Monaten jeder Kilometer fast 34 Cent.
Damit von Köln nach Berlin und zurück (fast 1.000 Kilometer) kommen ruckzuck fast 350 Euro zusammen.
Und das für einen Kleinwagen!
Bei Mittelklassewagen betragen die realen Kosten ca 50 Cent pro Kilometer, bei Autos der Oberklasse 1 Euro und mehr!
Und der Preis pro Kilometer steigt sogar, wenn das Auto länger als 60 Monate vorgehalten wird, weil mit der Zeit die Reparaturen aufwendiger und teurer werden!
Und ohne die Bahn verteidigen zu wollen: für eine Person würde die Fahrt zweiter Klasse von Köln nach Berlin und zurück 250 Euro kosten, was ca 25 Cent pro Kilometer entspricht. Das ist gegenüber einer Fahrt mit dem Auto nicht nur günstiger, sondern auch wesentlich entspannter und schneller: die Bahnverbindung dauert zwischen 4,5 und 6 Stunden. Als Berufskraftfahrer, der jeden Tag mit den Zuständen auf den Straßen zu kämpfen hat, kann ich Ihnen versichern, daß diese Zeit mit dem Auto nur unterboten werden kann, wenn Sie nachts fahren. Aber selbst dann müssten Sie eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 100km/h einhalten. Wie gesagt: im Durchschnitt! Mit Baustellen, Tank- und Pinkelpausen eingerechnet, müssten Sie dann streckenweise auch wesentlich schneller fahren.
In der Nacht, bei Dunkelheit und Müdigkeit…
Selbstverständlich punktet das Auto mit den Kosten, wenn zwei oder mehr Personen mitfahren. Dennoch sollte man die Faktoren Entspannung und Zeit nicht außer Acht lassen.
Wie gesagt: es liegt mir fern, die Preise der Bahn zu verteidigen. Aber ich weiß eben auch, daß ein eigener PKW Kosten ohne Ende verursacht, von denen das Benzin nur einen Bruchteil darstellt.
Und ob ein Fahrgast bei der Bahn Kosten in Höhe von 25 Cent pro Kilometer beim Benutzen eines Zuges verursacht, wäre mit Sicherheit ein interessanter Gegenstand einer eingehenden unabhängigen Untersuchung.
Aber wir dürfen eines nicht vergessen: die Bahn ist eine Aktiengesellschaft! Auch, wenn sich diese AG in Besitz des Bundes befindet: die Tochterunternehmen, die den Transport von Personen und Gütern durchführen, wie z.B. die “DB Fernverkehr AG”, sind es nicht! Diese Unternehmen sind keine Vereinigung von Altruisten, denen nur daran gelegen ist, daß Menschen bequem und günstig von A nach B gelangen. Sie sind wie jede andere Aktiengesellschaft, egal ob Strom, Wasser, Autos, Fernseher, in erster Linie ihren Aktionären verpflichtet und ihre oberste und heiligste Aufgabe ist es, das Kapital der Aktionäre zu vermehren.
Und es sollte klar sein, aus wessen Portemonnaie dieses Kapital kommen muss.
Mit freundlichen Grüßen,
Wolfgang Klein
P.S.:
Wenn ich schon beim Klugscheißen bin: der Satz mit dem Kuchen statt Brot stammt übrigens nicht von Marie Antoinette, sondern vom Genfer Philosophen Jean-Jacques Rousseau, und es hieß im Französischen auch nicht “pain”, sondern “brioche”, eine Art Kuchenbrot aus Hefeteig.
9. Leserbrief
Lieber Herr Berger,
könnten Sie noch eine wichtige Ergänzung zu Ihrem Artikel bringen?
Denn das Energiegeld klingt ja zuerst mal nicht doof (und ich will nicht, dass einer den NDS Halb-Information vorwirft, weil wir dies weglassen) …
tagesspiegel.de/politik/partei-wehrt-sich-gegen-arroganz-vorwurf-so-soll-das-oeko-buergergeld-der-gruenen-funktionieren/27249110.html
Im Kern finde ich die Idee sogar sympathisch – ökologisch lenken zu wollen UND es sozial-mitfühlend zu machen.
Allerdings: für Leute, die gar nicht umsteigen KÖNNEN (weil es keine Alternative GIBT) und die VIEL fahren müssen (z.B. als Pendler), hätte es wohl auch wenig Trost, eine konstante Geldsumme zurückerstattet zu bekommen …
Aber der Vollständigkeit halber sollte man das evtl. erwähnen, um den Artikel runder zu machen.
Von unserem Leser M.B.
10. Leserbrief
Hallo Herr Berger
Ich gebe Ihnen in allen Punkten recht, möchte aber hinzufügen dass man die Rolle der Medien betrachten sollte.
Die schon beschlossene Erhöhung von CDU/CSU und SPD wird kaum erwähnt. Aber wenn die Grünen fast genau dasselbe fordern,
nur in einem etwas strafferen Zeitrahmen wird daraus einen Skandal aufgebauscht.
Mit dem grundsätzlichen Aussage gebe Ich Ihnen aber Recht. Das Problem der Grünen ist, dass Sie ähnlich wie die FDP die Partei der Besserverdienenden sind.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Meucht
11. Leserbrief
Lieber Jens Berger,
zu dieser Frage gab es in den letzten Tagen ziemlich viel Diskussionen auf Twitter. Es mag sein, dass Annalena Baerbock nicht wirklich alle Menschen im Blick hat, wenn sie sowas sagt.
Aber Fakt ist halt auch, dass die Automobilnutzung im Augenblick subventioniert wird. Der Autoverkehr trägt sich finanziell nicht selbst, und Autos nehmen sehr viel Raum ein, ohne dafür ihren Anteil zu bezahlen. Und diese Subventionierung verteilt sich sehr ungerecht: Wer wenig Geld hat, hat im Durchschnitt auch wenig Auto.
Dem Klima nutzt es selbstverständlich, wenn weniger Benzin und Diesel verkauft wird. Im Sinne von: Es wird weniger schnell schlechter.
Solange die Verkaufszahlen für schwere SUVs und ähnliche Dreckschleudern derartig hoch sind, ist der Sprit ganz offensichtlich zu billig.
Unser Problem im Augenblick ist, dass wir zu lange auf die falschen Pferde gesetzt haben. Wir haben uns von der Braunkohlelobby die Windkraftanlagen madig machen lassen und von der Verbrennerlobby die Elektroautos. Deswegen sind wir beim Strom noch nicht klimaneutral und deswegen gibt es noch keinen vernünftigen Gebrauchtmarkt für Elektroautos. Elektroautos sind nämlich langfristig in den Gesamtkosten billiger als Verbrenner – sie sind halt nur zur Zeit in Deutschland noch keine Option für Leute, die sich nur gebrauchte Autos anschaffen können.
Die Lösung ist aber nicht, zu sagen, ups, dann müssen wir halt noch abwarten bis wir das Haus löschen. Sondern die vernünftige Forderung muss sein, dass man eben die Zusatzkosten bei denen ausgleicht, die übergangsweise wirklich keine Alternativen haben. Und zum Beispiel zinsfreie Kredite bereitstellt für Menschen, die auf dem Land wohnen, weit pendeln müssen und kein neues Auto finanzieren könnten. Und nein, man muss keinen Tesla fahren. Es gibt preisgünstigere Elektroautos – nur halt leider noch keine Gebrauchten.
Es nervt mich ein bisschen, dass die Nachdenkseiten immer noch die Klimakatastrophe verharmlosen. Nein, Greta Thunberg ist nicht von irgendwem vorgeschoben worden um irgendwas zu bewirken. Wir anderen sind das Problem. Wir anderen sind der Frosch im Wasser, der langsam erhitzt wird und nicht merkt, dass es Zeit wird rauszuspringen.
Mit freundlichen Grüßen
Barbara Mauch
12. Leserbrief
Kurze Anmerkung:
Vergleich zwischen Bahn- und PKW-Kosten sollte wenigstens die BahnCard 50 berücksichtigen – die Fixkosten eines Autos werden dagegen regelmäßig ausgeblendet.
Unter Berücksichtigung derselben, fahre ich von Hannover nach Berlin mit der Bahn regelmäßig günstiger, entspannter und schneller. Der Vergleich geht natürlich bei ländlichen Reisezielen nicht gut für die Bahn aus.
Grüße
Jörg Melz
13. Leserbrief
Lieber Herr Berger,
mit Ihrer Beispielrechnung liegen Sie leider dramatisch falsch. Eine geplante Reise für zwei Personen ohne Bahncard kostet 107 Euro.
Dass die grüne Parteispitze die Landbevölkerung ausblendet ist ein alter Hut. Die Grünen wurden in den Städten stark.
Eine Partei, die den Klimaschutz ernst nimmt bietet Alternativen an. Erst dann bewegen sich die Menschen. Verbote kommen danach. Das ist für richtige Reihenfolge.
Freundliche Grüße
Hansjörg Sach
14. Leserbrief
Guten Tag Herr Berger,
insgesamt kann ich Ihrem Artikel zustimmen.
Allerdings gehen Sie in Ihrer Berechnung der DB Fahrtkosten von 456 Euro für 2 Personen von dem ungünstigen Fall aus ( kein Spar-Tarif, keine Bahncard et.)
Als Anhang habe ich Ihnen eine Sparvariante gezeigt: wenn Sie in einer Woche fahren, kommen ca. 160 Euro für 2 Personen von Köln nach Berlin ohne Bahncard zusammen. Also das wäre dann ungefähr der Benzinpreis, den Sie bei 150 Euro angesetzt haben.
Darüber hinaus haben Sie natürlich Recht.
Die Erhöhung der Benzinpreise um 16 Cent berücksichtigt natürlich nicht die unterschiedliche Einkommensentwicklung und unterscheidet auch nicht nach Stadt und Land, wo gerade die Landbevölkerung in der Regel keine andere Möglichkeit hat als mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, Besorgungen, Arztbesuche etc. zu erledigen. Das Gleiche gilt auch für die ansteigende CO² Bepreisung, die dazu führt, dass z. B. die Heizungskosten enorm steigen werden, ohne das klar wird, wie man die alten Häuser auf CO² freie Heizungssysteme umstellen will und wer dafür bezahlen soll.
Für Mieter bedeutet das, dass die dafür notwendigen Modernisierungkosten komplett auf die Mieter umgelegt werden können ( nach jetziger Gesetzgebung). Und damit die Immobilienbesitzer noch schamloser alte Mieter aus den Wohnungen verdrängen und dann noch mit dem Argument: Wir müssen etwas gegen den Klimawandel tun. Oder, wenn keine Modernisierung erfolgt, die Mieter die neuen höheren Heizkosten tragen müssen.
Die soziale Schieflage derartiger Politik ist nicht zu übersehen.
Abschreckender kann man nicht mehr für den Klimawandel werben.
Mit freundlichen Grüßen
Hans Joachim Hartwig
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