Das ZDF stellt nun (viel zu spät) Fragen zu Corona-Daten, für die man gestern noch in die „rechte“ Verschwörungsecke gestellt wurde. Einmal mehr muss man zu dem Schluss kommen, dass das offizielle angebliche „Nichtwissen“ bezüglich der zentralen Frage der Corona-Daten politisch gewollt ist. Ein Kommentar von Tobias Riegel.
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Die Fragen zur Erhebung der Daten und zu ihrer Interpretation gehören zu den wichtigsten Fragen zur Corona-Debatte. Denn wenn diese Daten als falsch identifiziert würden – etwa jene zu den „Neuinfektionen“, zur „Überlastung des Gesundheitssystems“, zur „Trefferquote“ der PCR-Tests oder zur Definition der „im Zusammenhang mit Corona Verstorbenen“ – dann würden sich zahlreiche Folge-Fragen erübrigen: Weil dann potenziell bereits die Basis für die darauf fußenden Maßnahmen infrage steht und darum Details dieser Maßnahmen möglicherweise gar nicht erst leidenschaftlich diskutiert werden müssten.
Daten, die ignoriert oder falsch interpretiert oder gar nicht erst erhoben werden, können die offizielle Deutung der Corona-Politik nicht in Gefahr bringen. Ein korrekter Umgang mit den Corona-Daten könnte umgekehrt die Panik-Kampagnen schwächen. Das spielt auch im Zusammenhang mit der möglicherweise bald noch einmal vom Bundestag festgestellten „epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ eine Rolle.
Vorsätzliches „Nichtwissen“?
Im Kontrast zu einer teils festzustellenden offiziellen Verweigerung der Erhebung wichtiger Daten bzw. zur Verzerrung vorhandener Daten steht eine regelrechte „Bombardierung“ der Bürger mit fragwürdigen täglich vermeldeten „Daten“ – etwa zur „Inzidenz“ oder zu „im Zusammenhang mit Corona“ Verstorbenen. Dabei wird bereits die genaue Definition dieser Begriffe medial vernebelt oder gar nicht mehr nachgefragt. Hier gilt das Gleiche wie bei den Lockdown-Maßnahmen: Wenn die Basis-Daten dieser täglich präsentierten „Informationen“ nicht seriös erhoben bzw. zentrale Begriffe schwammig definiert sind, dann sind auch die täglich wiederholten Folgerungen daraus nicht seriös.
Die Vermutung drängt sich auf, dass die Unterlassung der Daten-Erhebung bzw. die Ignoranz oder die falsche Interpretation vorliegender Daten politisch gewollt ist. Ein mutmaßliches Ziel davon ist die vorsätzliche Verlängerung eines formbaren Zustands des Ungefähren und des „Nichtwissens“, auf dem ein „unberechenbares“ Bedrohungsszenario aufgebaut werden kann. Auf das angebliche offizielle „Nichtwissen“ kann (oder „muss“) dann „prophylaktisch“ mit extremen Mitteln, etwa Lockdowns, reagiert werden.
Corona, das ZDF und die „Daten-Erhebungs-Katastrophe“
Das ZDF hat nun in einem Beitrag einige Teile der Daten-Basis der Corona-Politik massiv infrage gestellt: Es wird im Beitrag etwa von Professor Rainer Schnell im Zusammenhang mit Corona von einer „Daten-Erhebungs-Katastrophe“ gesprochen. Für Zitate wie diese wurden kritische Journalisten vor Kurzem noch in die „rechte“ Ecke gestellt. Es ist zudem ein Zeichen der Zeit, dass mittlerweile als „Sensation“ wahrgenommen werden kann, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte: dass der offizielle Umgang mit den Corona-Zahlen von großen Medien kritisch beleuchtet wird.
Unter anderem wird im Beitrag festgestellt, dass es gravierende Bedenken gibt, etwa bezüglich der Definition von „Corona-Toten“. Experten sähen „Fehler bei der statistischen Erfassung der Pandemie“, so das ZDF. Der IGES-Chef Professor Bertram Häussler wird zitiert: „Falls Corona sich gegen Null bewegt von der Infektion her, werden wir, wenn wir das nicht ändern, immer mehr Todesfälle haben, die einfach nach einer Corona-Infektion verstorben sind, aber nicht wegen einer Corona-Infektion.“
Im Zusammenhang mit den Corona-Daten muss aber auch erwähnt werden, dass es inzwischen zahlreiche kritische Artikel zum Regierungshandeln gibt. Aber die beziehen sich fast allesamt auf Details der Ausgestaltung des gesellschaftlichen Ausnahmezustands und nicht auf die viel wichtigere und vorgelagerte Frage: Konnte die Schaffung dieses Ausnahmezustand durch die vorhandenen Corona-Daten überhaupt gerechtfertigt werden?
RKI: Für Monitoring „keine Zeit“
Eine der vielen nicht genutzten Möglichkeiten, mit denen man bereits vor Monaten Licht in das angebliche epidemiologische Dunkel hätte bringen können (und müssen), sind Panel-Untersuchungen. In diesem Zusammenhang wird im ZDF der erwähnte Professor Rainer Schnell von der Universität Duisburg-Essen zitiert: „Wir hätten risikoreiche Berufsgruppen identifizieren können, wir hätten etwa sagen können, Pendeln im öffentlichen Nahverkehr hat keine nachteiligen Folgen oder hat nachteilige Folgen, oder sie hätten exakt angeben können, Lehrer im Präsenzunterricht sind siebenmal stärker gefährdet als Kindergärtnerinnen.“
„Dass wir dies nun aber nicht wissen“, ist für Schnell die erwähnte „Daten-Erhebungs-Katastrophe.“ Die inakzeptable Rechtfertigung des Robert Koch-Instituts für diese „Katastrophe“ lautet: „Der Aufbau eines Panels mit einer ausreichenden Fallzahl für ein kontinuierliches Corona-Monitoring erfordert Zeit und eine entsprechende Infrastruktur, die bisher noch nicht zur Verfügung stand.“
Außerdem wird im ZDF-Beitrag die problematische bzw. unklare Unterscheidung zwischen „wegen“ oder „mit“ Corona Verstorbenen oder der Umgang mit problematischen Kurven zu „Neuinfektionen“ thematisiert. Auch wenn zahlreiche weitere kritikwürdige Aspekte vom ZDF gar nicht angesprochen werden: Bereits nach diesem kurzen Beitrag kann man eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass die andauernde und inakzeptable Unklarheit bezüglich der Corona-Daten politisch gewollt ist.
Vieles ist längst bekannt
Die Neuigkeit hinter dem hier besprochenen ZDF-Beitrag ist aber nicht die Daten-Erhebungs-Katastrophe selber. Denn die ist längst bekannt bzw. sie könnte es sein, wenn die Existenz dieser Daten-Erhebungs-Katastrophe nicht seit Monaten durch politisch-mediale Ablenkung vernebelt würde. Kritiker der Corona-Politik beklagen die fehlende Erhebung von bzw. den unseriösen Umgang mit Corona-Daten seit über einem Jahr und gehen teils noch weit über die Standpunkte im ZDF-Beitrag hinaus.
Die Nachricht wäre darum vielmehr, dass und warum diese Daten-Erhebungs-Katastrophe herbeigeführt und warum sie nicht thematisiert wurde. Die Mankos in der alles entscheidenden Frage der Datengrundlage wurden von fast allen großen Medien nicht nur nicht thematisiert: Zusätzlich wurden und werden teils durch die gleichen Medien jene Bürger, Experten und Wissenschaftler hart diffamiert, die versuchen, diese Grundfragen zu den Daten ins Zentrum zu rücken. In diesem Zusammenhang muss man sich auch immer wieder folgende Heuchelei verdeutlichen: Das gleiche Personal, das die offensichtlichen Mankos der Corona-Daten-Erfassung und -Interpretation lange geleugnet hat und „die Wissenschaft“ durch emotionale Ablenkung ersetzt hat – das gleiche Personal hat den Kritikern der Corona-Politik stets in einem Akt der radikalen Verdrehung „Wissenschaftsfeindlichkeit“ vorgeworfen.
Die andere Nachricht hinter dem ZDF-Bericht ist, dass sich die ZDF-Redaktion nun möglicherweise entschieden hat, anders als in den letzten Monaten zu berichten. Das wäre sehr zu begrüßen, auch wenn stark einschränkend gesagt wegen muss, dass eine solche Einsicht der ZDF-Redaktion extrem spät käme – nun, da der immense gesellschaftliche Schaden und der Schaden für die eigene Vertrauenswürdigkeit bereits angerichtet ist.
Gestern noch ein „rechter Verschwörungserzähler“
Wie auch immer: Es bleibt festzustellen, dass nun Fragen, für die man gestern noch in die „rechte“ und „antidemokratische“ Verschwörungsecke gestellt wurde, nun auch im ZDF thematisiert werden. Auch wenn wiederum einschränkend betont werden muss, dass der Beitrag im „Morgenmagazin“ und nicht im reichweitenstarken „Heute Journal“ gesendet wurde. Auch dadurch kann der Eindruck eines Alibi-Verhaltens entstehen.
Denn: Ist das wirklich der Beginn einer neuen Seriosität? Oder spiegelt es nur das Anliegen der Redaktion, noch schnell „die eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen“? Denn mit Berufung auf solche Beiträge könnten die Verantwortlichen später sagen: Man „hat ja berichtet“. So wie auch in manchen Medien nun die Floskel zu hören ist: „Wir reden doch jetzt gerade darüber“ – als Reaktion auf den Vorwurf, man habe eben monatelang nicht „darüber“ geredet, zumindest nicht in einem angemessenen Umfang: etwa über die sehr fragwürdige Daten-Grundlage der Lockdown-Politik oder über die mangelnde Aussagekraft eines positiven PCR-Tests zur Diagnose oder über die nicht eingetroffene Überlastung des Gesundheitssystems oder die Frage, was es denn genau bedeutet, wenn Menschen nicht „an“, sondern „im Zusammenhang mit Corona“ versterben.
Die mediale Behauptung, „natürlich“ habe man auch „immer“ der Kritik Raum gewährt, ist grob irreführend: Die großen deutschen Medien haben monatelang vieles in ihrer Macht Stehende getan, um die Debatte um die fragwürdige Datengrundlage nicht an angemessener Stelle und mit der nötigen Reichweite zu kultivieren. Stattdessen wurde vieles getan, um die Debatte von den trockenen „unbestechlichen“ Zahlen hin zu Emotionen und Angsterzeugung zu lenken.
Noch einmal: Eine Klärung der Frage der zugrundeliegenden Daten macht potenziell die erst darauf folgenden leidenschaftlichen Debatten über Details von Lockdowns, Masken oder Massenimpfungen überflüssig – weil man bei einer (ergebnisoffenen) Betrachtung der Ausgangsdaten möglicherweise feststellen müsste, dass die extremen Mittel Lockdown, Masken und Massenimpfung angesichts dieser Daten unangemessen und darum zu unterlassen wären.
Wer aufklärt, belastet sich selber
Immerhin: Durch die späte Thematisierung belastet sich das ZDF indirekt selber, weil diese Berichterstattung auch ein Licht darauf wirft, dass diese Thematisierung eigentlich bereits vor über einem Jahr hätte stattfinden können und müssen – also bevor der fast kollektive Verzicht auf angemessene Berichterstattung die Lockdown-Politik erst möglich gemacht hat. Insofern könnte der ZDF-Beitrag ein Kontrapunkt zur kürzlich hier beschriebenen These sein, dass eine echte Aufarbeitung der Corona-Politik jetzt eigentlich nicht mehr stattfinden könne, weil sich zu viele Beteiligte dadurch selber belasten müssten.
Bei all dem geht es um eine ergebnisoffene Betrachtung und nicht um die Bestätigung einer konkreten Theorie zum Corona-Virus. Aber gerade die Verweigerung einer seriösen und ergebnisoffenen Betrachtung der alles Weitere erst entscheidenden Ausgangsdaten nährt die Zweifel an den „echten“ Motiven für die erlebten und beispiellosen Panik-Kampagnen und die daraus abgeleiteten gefährlichen gesellschaftlichen Handlungen.
Titelbild: zimmytws / Shutterstock
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