In den Videohinweisen von heute wird auf Äußerungen von Claus Kleber im Heute Journal verlinkt, zurecht kritisch kommentiert vom NachDenkSeiten-Leser Sören Bitz. Ich mache zusätzlich auf die Äußerungen von Claus Kleber aufmerksam, weil sie beispielhaft zeigen, dass und wie gravierend wir von unseren etablierten Medien falsch informiert und an der Nase herumgeführt werden. Claus Kleber hat entweder keine Ahnung vom Umlageverfahren oder er stellt bewusst und im Interesse der Finanzkonzerne und der Versicherungswirtschaft die Zusammenhänge falsch dar. Im konkreten Fall hetzt er die Jungen gegen die Alten auf. Albrecht Müller.
Zunächst hier der Text der Aussage von Claus Kleber im Heute Journal vom 30.05.2021, ab Minute 20:09: Jugend: Verlierer im Rentensystem
“Es geht um die Rente für Menschen, die heute 20, 30, 40 Jahre alt sind.
Viele von denen glauben ja immer noch, dass sie mit den saftigen Beiträgen, die ja auf dem Lohnzettel abgezogen werden, einen Batzen auf die hohe Kante legen, der dann später verzinst zurückkommt. Weit gefehlt- von wegen hohe Kante!
Was die jungen Leute heute einzahlen, ist sofort weg. Es geht an die Rentner von heute.
Und für ihre Beiträge bekommen die heutigen Beitragszahler nur die Aussicht, dass eines Tages die dann Jungen für sie genauso wieder zahlen. Das ist ein Kalkül, das zunehmend weniger aufgeht.”
Später im Beitrag:
“Die Jungen beim Start ins Leben Verlierer im Rentensystem” und “umso wichtiger wäre es für sie vorzusorgen, doch in Zukunft bleibt ihnen bei steigenden Rentenbeiträgen eben immer weniger dafür übrig”
Quelle: ZDF
Auf das Beispiel Gesetzliche Rente und Umlageverfahren war ich schon in meiner Replik auf die Berichterstattung und Kommentierung der Entscheidung zur Verfassungsschutzüberwachung von Ken Jebsen zu sprechen gekommen. Siehe hier am 28. Mai 2021: Die Kampagnen unserer Hauptmedien sind der eigentliche Skandal.
Die Mär, die Alten lebten auf Kosten der Jungen und deshalb brauche man zusätzlich kapitalgedeckte Altersvorsorgesysteme, wurde von den etablierten Medien und den der Versicherungswirtschaft hörigen Politikern in den letzten 22 Jahren – beginnend mit einer Anzeigenkampagne der Banken im Bundestagswahlkampf 1998 – unentwegt erzählt: von den Fernsehanstalten, von Wissenschaftlern wie Rürup und Raffelhüschen, von Politikern, die es nicht besser wussten oder Lobby für die Versicherungswirtschaft und die Banken machten, von der Bild-Zeitung. So zum Beispiel hier:
Und hier:
Und hier:
Auf diese Kampagne habe ich schon in meinem 2006 erschienenen Buch „Machtwahn“ aufmerksam gemacht – als Belege und Beispiele für die mannigfache Propaganda zugunsten der Vorsorgeprodukte der Versicherungswirtschaft und zugleich der staatlichen finanziellen Unterstützung für diese Sonderinteressen.
Ein entscheidender Denkfehler folgt aus der Missachtung der positiven Entwicklung der Arbeitsproduktivität. Diese Entwicklung macht es möglich, dass trotz des demographischen Wandels und trotz der Tatsache, dass die Zahl der Beitragszahler im Verhältnis zu den Rentenempfängern sinkt, das Umlageverfahren funktioniert. Das ist eine jahrzehntelange, ja eine jahrhundertelange Erfahrung.
Wie ich schon in dem erwähnten Beitrag vom 28. Mai 2021 schrieb, haben die etablierten Medien diese Propaganda intensiv und reichlich gestützt. Es bleibt die Frage, ob dabei Dummheit und Unkenntnis und mangelnder ökonomischer Verstand eine Rolle spielt, oder ob die Herrschaften schlicht gekauft sind. Konkret: Wird Claus Kleber von der Versicherungswirtschaft und ihren PR-Agenturen zusätzlich zu seinem sicher nicht spärlichen Moderatorengehalt finanziert oder glaubt er wirklich, was er uns erzählt? Das würden wir gerne von ihm wissen!
Ich möchte in diesem Zusammenhang auch auf eine Medientagung vom 30. April 2010 aufmerksam machen. Darüber habe ich am 15. Mai 2010 berichtet – siehe hier: Kampagnenjournalismus – das Gespinst von Verschwörungstheoretikern? (nachdenkseiten.de). Schon der damalige Verlauf und die damaligen Argumentationen wichtiger Medienvertreter legen nahe, dass beides eine Rolle spielt: politische Korruption und Unwissen über ökonomische und gesellschaftliche Zusammenhänge. Einschlägig zum Thema gehört auch mein Statement vom 30.4.2010 „Was sollte Medienjournalismus leisten?“ (nachdenkseiten.de) .
Eine umfassende Darstellung der Kampagne zu Demographie und Altersvorsorge findet sich hier.