Die Meinungsmache rund um die Verhaftung des weißrussischen „Bloggers“ Roman Protassewitsch läuft auf Hochtouren. Dabei werden einmal mehr alle Kriterien der Doppel-Standards erfüllt. Aus der massiven, indirekt antirussischen Welle, die seit Tagen durch viele große deutsche Medien rollt, sei hier exemplarisch die Sendung „Kontrovers“ im Deutschlandfunk betrachtet. Vor allem Manuel Sarrazin von den Grünen nutzte die ihm freundlich bereitete Bühne für die bekannten und extremen grünen Positionen und forderte dann auch noch die Zensur kritischer Hörer. Von Tobias Riegel.
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Beim Deutschlandfunk wurde am Montag das Thema „Nachsicht oder Härte: Zum Umgang mit Russland und Belarus“ diskutiert. Es war wie so oft im deutschen Medienbetrieb: Als Feigenblatt gegen den Vorwurf der Gleichförmigkeit wird eine Gesprächsrunde arrangiert, bei der die Gegenposition von nur einer Person vertreten wird. Ihr gegenüber stehen dann mindestens zwei Personen (und tendenziell die Moderation), die die „abweichende“ Position gemeinsam in die Zange nehmen können.
Auch bei „Kontrovers“ war dieses Verhältnis gegeben, also drei gegen eins. Der Glücksfall für kritische Hörer war hier immerhin, dass die Gegenposition von Sevim Dağdelen von der LINKEN vertreten wurde: Die trat nicht nur kämpferisch, sondern auch fachlich und rhetorisch beschlagen auf.
Auch die extremen außenpolitischen Positionen der Grünen wurden in der Sendung einmal mehr verdeutlicht und ihre große Gefährlichkeit einmal mehr bestätigt. Freundlich behandelt von der Moderation durch Phillip May changierte der Grüne Obmann im Auswärtigen Ausschuss, Manuel Sarrazin, zwischen massiven Verdrehungen von Ursache und Wirkung (etwa beim Thema Ukraine) und emotional-persönlichen Schilderungen, die zur Betrachtung des Großen und Ganzen nutzlos und ablenkend sind.
Grüner Obmann verlangt vom DFL Hörer-Zensur
Dagdelen schlug sich angesichts der zahlreichen Behauptungen in der Sendung, wie gesagt, tapfer. Und wenn sie schon das arrangierte Kräfteverhältnis der Sendung gegen sich sah, so hatte sie immerhin einige der anrufenden Hörer auf ihrer Seite. Das führte zum negativen Höhepunkt der Sendung, als Sarrazin vom DLF verlangte, kritische Hörer-Beiträge doch besser „herauszufiltern“. In dem konkreten Fall wegen des treffenden Hörer-Hinweises, dass die Darstellung von Roman Protassewitsch als unschuldigem „Blogger“ gelinde gesagt „Augenwischerei“ sei – etwa angesichts von Protassewitschs Verbindungen zur extremen Rechten in der Region.
Die NachDenkSeiten haben auf die verzerrende Darstellung zu dem Thema Weißrussland und der Person Protassewitsch bereits in diversen Artikeln hingewiesen, sie finden sich unter diesem Beitrag. Diese Hintergründe sind wichtig, um die in der Sendung von Sarrazin, dem etwas farblosen, aber bei dem Thema trotzdem nicht harmlosen Roderich Kiesewetter (CDU) sowie tendenziell von der Moderation versuchten Verdrehungen bei den Themen Weißrussland, Russland und Ukraine einzuordnen.
Man hat solche teils falschen, teils aus dem erklärenden Zusammenhang gerissenen Darstellungen in den vergangenen Jahren – in zunehmender Drastik – bereits oft gehört. Trotzdem – oder gerade deshalb – muss immer wieder dagegen argumentiert werden. So zum Beispiel gegen die auch in der Sendung formulierte Darstellung des Maidan-Umsturzes als „demokratischem Prozess“, des darauf folgenden Ukraine-Konflikts als russischem Angriff, der aktuellen Verniedlichung von Waffenlieferungen als „Verteidigung“, der Rolle des Westens als „Verteidiger internationalen Rechts“ an der russischen Grenze, der Leugnung von westlichen Bemühungen zu Regime-Changes in russlandfreundlich regierten Ländern, der rein destruktiven Wirkung von Wirtschaftssanktionen oder der Beschreibung des Vergleichs Protassewitsch/Snowden/Assange als russische Propaganda.
Titelbild: Cineberg / Shutterstock
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