Michael Lüders mit einem treffenden Beitrag zur neuen Konfrontation. Aber mit einem einzigen Alibi-Gedanken reißt er alles ein, was er ansonsten aufbaut.

Michael Lüders mit einem treffenden Beitrag zur neuen Konfrontation. Aber mit einem einzigen Alibi-Gedanken reißt er alles ein, was er ansonsten aufbaut.

Michael Lüders mit einem treffenden Beitrag zur neuen Konfrontation. Aber mit einem einzigen Alibi-Gedanken reißt er alles ein, was er ansonsten aufbaut.

Albrecht Müller
Ein Artikel von: Albrecht Müller

Der Nahostexperte und Journalist Michael Lüders hat auf seiner Seite einen wirklich informativen Beitrag über die Problematik mit der Ukraine und Russland, die NATO-Osterweiterung und die neue Konfrontationspolitik veröffentlicht – eine wahre Fundgrube von Gedanken und Informationen. Aber den Hauptgedanken, dass für die neue Konfrontation mit Russland der Westen und vor allem die USA und die NATO die Verantwortung tragen, demoliert er selbst mit einer Art Alibi-Bemerkung, die zweimal vorkommt (bei Minute 2:43 und 27:02)[*]. Dem Sinne nach: Die Russen sind nicht anders. Beide sind gleich schlimm. Damit widerspricht er seiner sonst logischen und gut begründeten Erzählung. Aber er braucht das wohl, um weiter gelegentlich in den etablierten Medien vorkommen zu können. Das ist eine Vermutung, sie muss nicht richtig sein. Von Albrecht Müller.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

1990 wurde zwischen West und Ost vereinbart, dass man nach gemeinsamer Sicherheit, also nicht nach militärischer Konfrontation, suchen wolle. Sicherheit solle es nicht durch Rüstung, sondern durch Abrüstung geben und durch Zusammenarbeit. Die USA haben schon in den neunziger Jahren gleich zu Beginn auf neue Konfrontation umgeschaltet und darauf, Russland einzudämmen und seinen Einflussbereich schrumpfen zu lassen. Die Russen haben das spät gemerkt. Putin hat noch 2001 im September in seiner Rede im Deutschen Bundestag die Hand zur umfassenden Kooperation ausgestreckt; nicht nur gegenüber Europa und Deutschland, sondern auch gegenüber den USA. Diese Hand ist zurückgewiesen worden. Das führte zu einem Umdenken und zu einem Umschwung in der russischen Politik und erst ab da gilt das, was Michael Lüders in seinem Beitrag sagt.

Ich bestreite dabei nicht, dass es auch in Russland Kräfte gibt, die schon immer auf Konfrontation gesetzt haben. Aber diese beherrschen nicht die maßgebliche Politik und die maßgeblichen Politiker und Politikerinnen.

Wir alle sind geneigt, um unserer Glaubwürdigkeit willen, die Erzählungen der führenden Kräfte im Westen aufzugreifen, darauf einzugehen, sie gelegentlich sogar zu bestätigen. Am Beitrag von Michael Lüders sieht man, wie gefährlich diese Methode ist. Wenn alles darauf hinausläuft zu sagen: „die USA sind Gauner und die Russen sind Gauner, die USA sind gewalttätig und imperial angelegt und die Russen sind genauso“, dann wird man nicht zu dem kommen, was wir dringend brauchen: friedliche Lösungen, Abrüstung, Konzentration auf die zivilen Aufgaben, Zusammenarbeit statt Konfrontation.

Der Artikel wurde am 12.05.2021 um 10:00 Uhr durch die Fußnote ergänzt.


[«*] Bei Minute 2:43 sagte Michael Lüders: “[…] Darauf hinzuweisen, bedeutet nicht etwa, russische Politik für gut und richtig zu befinden, sie ist nicht weniger interessengeleitet und im Zweifel nicht weniger skrupellos, als die des Westens. […]”. Bei Minute 27:02 ergänzte Lüders: “[…] Die westliche, vor allem amerikanische Obsession einer Nato-Mitgliedschaft der Ukraine ist Wasser auf die Mühlen der Hardliner in Moskau. Putin jedenfalls wird dadurch innenpolitisch gestärkt […].”

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