Leserbriefe zu „Heuchelei hat Hochsaison“
Jens Berger diskutiert in diesem Artikel über die Kritik an der Protestaktion „#allesdichtmachen“. Sie instrumentalisiere die Pflegekräfte. Kritisiert wird vor allem die „Heuchelei“, weil die „moralinsauren selbsternannten Anwälte der Pflegekräfte“ sich ansonsten wenig oder gar nicht für die Situation in den deutschen Krankenhäusern interessieren. Uns haben auch hierzu viele E-Mails erreicht. Danke dafür. Hier nun eine Auswahl der Leserbriefe. Zusammengestellt von Christian Reimann.
1 . Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
vielen Dank für diesen Artikel, denn die Heuchelei von Politikern, wie Heiko Maas und Walter Steinmeier ist kaum zu ertragen.
Ich habe die Hälfte meiner Berufsjahre als Arzt für Anästhesiologie in einer großen westdeutschen Uniklinik verbracht. Den größten Teil dieser Zeit als Oberarzt. In dieser Funktion war ich im Wechsel mit anderen Oberärzten für das OP-Management und Notfallmanagement zuständig. Schon Anfang der neunziger Jahre musste ich oft etliche Operationen absagen, weil es zuwenig Ärzte gab oder nicht genügend Intensivbetten zur Verfügung standen, um die anfallenden Operationen durchführen zu können. Verlegungen in andere Krankenhäuser oder die Übernahme von Patienten aus anderen Kliniken kamen häufig vor. Und wenn drei Unfallverletzte gleichzeitig ins Haus kamen, musste der Op-Betrieb in 2 bis drei OPs vorübergehend eingestelt werden, um Personal für die behandlungder Notfälle frei zu machen. An Betten oder Beatmungsplätzen mangelte es praktisch nie, aber an Personal zum Betrieb der Betten ständig. Es passierte häufiger, dass Operationen aus verschiedenen Fachdisziplinen gleichzeitig beendet wurden und dann 3 bis 4 Transportteams gleichzeitig auf der Intensivstation eintrafen. In solchen Situationen piepst und blinkt es anaufhörlich und 10 bis 15 Ärzte und Fachschwestern sind damit beschäftigt, die Patienten umzubetten. Weil mir diese Bilder vertraut sind, haben mich die Bilder aus Bergamo nicht sonderlich beeindruckt. Für den unbedarften Zuschauer wirken diese Szenen aber verständlicherweise bedrohlich. In der Situation hatten die Medien nichts besseres zu tun, als dem Narrativ aus dem Hause Seehofer in vorauseilendem Gehorsam zu folgen und den Menschen systematisch Angst einzuflössen und einen hysterischen Alarmismus hochzuhalten. Insofern hat Jan Josef Liefers in ein Wespennest gestochen. Ist schon die Empfehlung und die Umsetzung des Strategiepapiers des BMI aus ethischer Sicht mehr als verwerflich, so erscheint die Empörung über die Entlarvung umso verlogener.
Aber es kommt noch schlimmer. Zu Beginn der Pandemie finanzierte Jens Spahn den Kauf von Intensivbetten und Beatmungsmaschinen. Das Pflegepersonal wurde mit einer kleinen Extraprämie abgespeist, deren Auszahlung es sich noch erkämpfen musste. Etwa 9000 Pflegekräfte kündigten nach Aussagen der Gewerkschaft im Jahr 2020 ihren Arbeitsplatz. Der Personalschlüssel wurde dahingehend geändert,dass nunmehr 2, statt 1,2 Pflegekräfte pro Covid-Patient zur Verfügung gestellt werden mussten. Woher nehmen? Folglich meldeten die Krankenhäuser ihre Intensivbetten ab und wurden dafür auch noch finanziell belohnt, wenn die Belegung mehr als 75% betrug. Eine Belegung von 70 bis 80% ist nach meiner Erfahrung auf Intensivstationen seit vielen Jahren völlig normal. Die Krankenhäuser kochen mithin aus durchaus nachvollziehbaren Gründen ihr eigenes Süppchen. Die verantwortlichen Ärztefunktionäre jammern wie immer auf hohem Niveau und fordern zum Teil Verschärfungen des Lockdowns, anstatt die wahre Ursache der Misere zu benennen, nämlich die Kommerzialisierung des Gesundheitswesens.
Die Heuchelei in Politik und Medien besteht darin, sich mit der Kritik nicht auseinandersetzten zu wollen und stattdessen die Kritiker zu diffamieren, indem man ihnen Empathielosigkeit und Zynismus unterstellt und Menschen, die um ihre Verstorbenen trauern ebenso dazu instrumentalisiert, wie diejenigen, die seit einem Jahr an Arbeitsverboten, Depressionen und anderen Folgen der Maßnahmen leiden. Wenn man Statements liest, wie etwa das von Außenminister Maas, dann stellt man sich die Frage, ob es an der intellektuellen Ausrüstung mangelt oder Bösartigkeit Regie führt.
Mit freundliche Grüßen
Dr. Horst Käsmacher
2 . Leserbrief
Lieber Herr Berger,
vielen Dank für Ihren sehr emotionalen, aber mir als Arzt auch nahegehenden Beitrag.
Ja, mir geht es ähnlich, die Heuchelei ist kaum noch zu ertragen.
Der Übergang in eine rein streng virologisch orientierte Ein-Parteien-Diktatur ist ja förmlich mit den Händen zu fassen.
Kritisches Nachfragen, das Abwägen von Verhältnismäßigkeiten der Maßnahmen, der Fokus auf die gravierende Situation der Kinder all dies wird mit den bekannten Vokabeln “Coronaleugner”, “Verschwörungstheoretiker”, “Querdenker” abgekanzelt, wenn nicht sogar die Antisemitismuskeule von der Antifa ausgepackt wird.
All dies ist so unsagbar traurig und unfassbar, dass es mir die Sprache verschlägt.
Die einschlägigen Parolen vom RKI “Diese Regeln dürfen niemals hinterfragt werden”, die “Alternativlosigkeit” von Frau Merkel oder die Drohung, dass erst alles vorbei sei, wenn alle geimpft sind, empfinde ich als beängstigend.
Und nun melden sich Kulturschaffende, insbesondere Schauspieler, zu Wort und machen die vielen Kollateralschäden mit den Mitteln der Verfremdung deutlich, um eine Debatte anzuregen und schon geht der Shitstorm weiter, bis hin zu Morddrohungen… Wo soll das alles hinführen.
Ja, als Krankenhausarzt nehme ich die Coronaerkrankung natürlich wahr, von schweren bis hin zu leichten Verläufen. Aber wenn ich den täglichen Panikmeldungen der Medien folgen würde, könnte ich meine Arbeit im Krankenhaus gar nicht mehr tun, weil chronische Angst lähmt und schwächt.
Und ein bischen absurd mutet es mich an, wenn z.B. Nichtmediziner (z.B. Orchestermusiker ohne Arbeit, aber mit Gehalt) mir erzählen, wie schlimm die Situation auf den Intensivstationen ist.
Das Problem des Bettenabbaus,bzw. der finanziellen Fehlanreize im Gesundheitssystem exisitiert schon so lange und es tut gut, lieber Herr Berger, dass Sie es noch einmal deutlich pointiert dargestellt haben.
Vor einem Jahr gab es für jedes freigehaltene Intensivbett großzügige Förderungen und wir hatten plötzlich 32000 Intensivbetten. Inzwischen, in der größten Pandemie aller Zeiten, gibt es nur noch Zuschläge bei einer Intensivbettenauslastung über 75% und schon haben sich die Bettenkapazitäten massiv reduziert (oder euphemistisch ausgedrückt wurden “angepasst”)
Die Überlastung des Personals steht ja ausser Frage insbesondere bei dem emotional so aufgeheizten COVID-Krankheitsbild.
Aber wo sind die dauerhaften finanziellen Anreize für die Pflegenden, sprich eine angemessene, stabile, deutlich höhere Vergütung für die nervenaufreibende Tätigkeit.
Es wird so viel sinnloses Geld für Schnelltests bei Kindern, für die Stützung der systemrelevanten Konzerne und und und…mobilisiert aber warum nicht für dás Epizentrum der ganzen Misere, die Pflege ?
Wie kann dass sein Herr Spahn, Frau Merkel, wo sind die neuen Tarifverträge, wo übernimmt der Staat wieder die Verantwortung für die privatwirtschaftlich ausgeschlachteten Krankenhäuser, wie kann es sein, dass 20 Kliniken in der Pandemie geschlossen werden….????
Stattdessen werden mit dem neuen Infektionsschutzgesetz wieder die Bevölkerung und insbesondere die Kinder in Sippenhaft genommen als sogenannte “Superspreader”. Was wird aus diesen traumatisierten Kindern werden in 20 Jahren?
Wer definiert die völlig willkürlichen 7-Tagesinzidenzwerte, wer meldet noch Bezugsgrößen (Zahl der Teste)? Der mathematische Dreisatz scheint allenthalben unter den Tisch zufallen…Wer unterscheidet zwischen positiv Getesteten und tatsächlich Erkrankten…???
Wer hört denn von den Verantwortlichen auf die herzenswarmen Worte von Gerald Hüther, Franz Ruppert, Eugen Drewermann oder Hans-Joachim Maaz…???. Es wird mir himmelangst, wenn ich an die Zukunft denke.
Heute morgen, passend zu der Stimmung, kommt für mich als Thüringer besonders hautnah, die Nachricht von der Hausdurchsuchung eines Weimarer Richters hinzu, der es gewagt hat, basierend auf 3 ausführlich begründeten Gutachten, das Kindeswohl in den Mittelpunkt zu stellen.
Jetzt ist also auch die Unabhängigkeit der Gerichte nicht mehr gegeben, der Rechtsstaat ist ausgehöhlt.
Ich bin den 53 Künstlern sehr dankbar für ihre aufrüttelnden Videos und Botschaften und kann nur hoffen, dass immer mehr Menschen aufwachen, bzw. sich gesprächsbereit zeigen…..
Gestatten Sie mir, lieber Herr Berger, auch Ihrem Herausgeber Herrn Albrecht Müller auf diesem Wege die besten Genesungswünsche zu übermitteln.
In freundlicher Verbundenheit zu den NachDenkseiten grüße ich
Dr. Sebatstian Hinz
3 . Leserbrief
Lieber Herr Berger,
wo die Anwälte der Pflegenden sind, fragen Sie, die vor Corona für sie sprachen.
Hier sind sie, Herr Berger, ich war und bin eine von ihnen (NDS arbeitete mal mit mir) und ich danke Ihnen für den Beitrag.
In meinem Blog nannte ich es voyeuristischen Almosenjournalismus, der gerade betrieben wird. Pflegende sollen jetzt emotional sein. Tagein tagaus gehen bei mir Anfragen ein, ob ich nicht: eine Schwester (!SIC), einen Pfleger, einen Azubi oder sonstwen kenne, der richtig, richtig fertig ist? Ich klicke diese Anfragen weg. Sehr zur Empörung der Kollegen. Ich halte sie für eine eben so große moralische Verletzung, die zu Pflexit führen wird, wie Corona selbst.
Ich habe auch Joko und Claas nicht gefeiert, die wohl den Grimme bekommen werden – während in der Pflege sich nichts verbessert.
Die von uns, die schon immer für Pflege sprachen und kämpften, sind gerade nicht in.
Das ZDF sagte mir eine Teilnahme ab, weil ich eben nicht emotional, sondern “zu analytisch” sei.
Wir sind alle da. Wir haben den Grad der Verarschung sehr wohl verstanden. So sehr, dass sich viele von uns nun in der Pflegetaskforce der Partei Die PARTEI zusammengeschlossen und für den Bundestag aufstellen lassen haben. Aber, das ist natürlich keine emotionale Story, es lässt sich auch kein Influencerzeug damit verkaufen und es stört empfindlich die angeblichen “Stimmen” der Pflege, wenn Pflege plötzlich für sich selbst redet, handelt und auch noch böse Politik macht.
Alles soll sich ändern, aber bleiben, wie es ist.
Und – vulgo – es kotzt uns an, aber Ihr Artikel war ein Lichtblick.
Dankeschön.
Beste Grüße
Monja Schünemann
Anmerkung Jens Berger: Markus Klöckner hatte Monja Schünemann im letzten Jahr für die NachDenkSeiten interviewt. Dieses Interview ist eine hervorragende inhaltliche Ergänzung zu meinem Artikel.
4 . Leserbrief
Sehr geehrte Macher der NDS, sehr geehrter Herr Berger,
auch zu diesem Artikel möchte ich ein herzliches Dankeschön sagen. So wie mir schon viele andere von Ihnen gut gefallen haben.
Sie haben die Sache “von wegen Heuchelei” klar auf den richtigen Punkt gebracht. Das ist ja heute leider nicht mehr selbstverständlich. Wenn etwas nicht gefällt, wird es einfach zu rechtem oder häufig auch antiseminitischem Gedankengut erklärt! Völlig egal, ob der Inhalt überhaupt dazu passt.
So wünscht sich offensichtlich unsere Regierung die öffentliche Debatte. Leider ist das auch auf dem Gebiet der Inhalte von Medienprodukten aller Art (einschl. socialmedia) inzwischen typisch. Ein tägliches Beispiel dafür ist, wenn Nachrichtensprecher aller Sender unisono von inzwischen sogar “nachgewiesenen” Infizierten an Covid 19 sprechen. Wer, bitte schön, weist die Infektion bei den Bürgern nach? Die Gesundheitsämter? Fachleute (Ärzte) sind nicht einbezogen.
Die Aktion der ca. 50 Schauspieler jedenfalls ist ein Lichtblick in dieser Gesellschaft. Für deren Mut, einiges mal mit ihren Mitteln (sie sind ja SCHAUSPIELER) zur Sprache zu bringen, können wir sie nicht hoch genug würdigen.
Und im Übrigen: wenn ein Herr Böhmermann (Ziegenbock, Erdogan) als einer der Ersten einen Kübel Schmutz über die Mutigen auskippt, dann ist das ja geradezu als Lob für Herrn Liefers und alle anderen zu werten.
Wie sagte einst Heinrich Heine?:
Denk ich an Deutschland in der Nacht
bin ich um den Schlaf gebracht!
Bitte bleiben Sie und das NDS-Team weiterhin am Ball und klären uns auf. Nur ungebildete Bürger wollen nichts mehr wissen …
Freundliche Grüße
PD.
5 . Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
vielen Dank für Ihren guten Artikel und auch vielen Dank an Ihre Frau für die Arbeit, die sie leistet.
Ich kann da nur von einer Freundin, Krankenschwester, inzwischen berentet erzählen, wenn sie mal frei hatte, ging sie nicht an Telefon, hatte auch keinen AB aus Sorge, pausenlos vom Krankenhaus belästigt werden, einige Zusatzschichten zu fahren. Ihre Handynummer wurde nur unter dem Siegel der Verschwiegenheit rausgegeben….. meine Schwägerin, auch berentet inzwischen, hat hat sich ständig mit der Pflegedienstleitung rumschlagen müssen an freien Tagen…
Eine ehemalige OP Schwester erzählte vor langer Zeit, dass im OP oft nicht genügend Wechselwäsche da war, um sich nach einem Toilettengang umziehen zu können….
Wie gesagt, war schon vor Jahren so…..
Ich frage mich auch, gibt es da einen Zusammenhang zu Krankenhauskeimen?
Ich vermute, Sie bekommen jede Menge solcher Zuschriften…
Mit freundlichen Grüßen
Helga Lönze
6 . Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger, ganz herzlichen Dank für diese klaren Worte die schon, wie Sie richtig feststellen schon viel früher hätten kommen müssen.
Ich möchte gar nicht nur ein eigenes Wort dazu schreiben, und doch.
Ich habe schon vor 5 Jahren das Elend und die Überlastung als Herzpatient auf den Stationen gesehen. Nicht erst jetzt. Und das ist das Schlimme. Für Militär und andere Dinge ist Geld in Hülle und Fülle da. Für eine der wichtigsten Fragen des Lebens aber nicht.
Dies kann nicht so bleiben, denn bis zur nächsten, anstehenden Pandemie mit dem Erreger X wird die Halbwertzeit vielleicht viel kürzer ausfallen. Was dann? Deshalb die Situation in den Krankenhäusern muss rückgängig gemacht werden, um es mit den Worten von Frau Merkel zu sagen.
Und letztes Aufmucken: Wer im Jahr 2020 Krankenhäuser im Umfang von 20 Kliniken schließt, und dabei 3000 Betten vernichtet, muss sich nicht wundern wenn man ihn als Heuchler in Sachen Corona und Überlastung des Personals bezeichnet.
Vielen Dank und mit herzlichen Grüßen
W.Schuckmann
7 . Leserbrief
Lieber Jens Berger,
Sie haben recht, wenn Sie alle diese Politiker u.a. die sich auf Twitter oder im TV oder sonstwo über diese paar politischen Clips so aufregen, ins Fadenkreuz Ihrer Kritik nehmen und sie auch als Heuchler bezeichnen, weil sie im selben Augenblick, in denen sie Beifall klatschen, schon den nächsten Angriff auf die Pflege – im Grunde auf die Krankenschwester – planen.
Es hört sich nicht gut an, wenn ich als “alte” Krankenschwester Ihnen schreibe, dass man, als ich in die Krankenpflege mit großem Idealismus ging, einen Spruch in Dortmund hörte,”eine Krankenschwester ist rein, willig und billig.” Ich war sehr erschrocken, war christlich-ethisch beruflich sozialisiert und musste mir diesen Spruch von älteren Kolleginnen erst mal erklären lassen. Er bezog sich auch auf das Privatleben. Viele junge Putzfrauen, die damals noch in den Häusern angestellt waren, erzählten in den Discos, dass sie Krankenschweister seien – und ruinierten das Berufsansehen massiv. Wir trugen damals noch “Tracht” das hat uns vor manchem, unangenehmem Verhalten von Männern auch geschützt.
Es scheint trotz des Wissens, wie segensreich und hilfreich Krankenschwestern sind, – denn der beste Chirurg/Arzt hat verloren, wenn die Krankenschwester am Bett, denn die übernimmt ja nun den pflegerischen Part – schluderig und unsteril arbeitetet – etwas wie ein Fluch auf diesem Beruf zu liegen. Es gab damals ein Buch mit dem treffenden Titel “Hexen, Hebammen und Krankenschwestern” von Barbara Ehrenreich, was man heute noch kaufen kann. Vielleicht ist Ihre Frau oder Sie einmal daran interessiert es zu lesen. Im 14. Jahrh. wurden heilkundige Frauen häufig als Hexen denunziert, gefangen genommen, gefoltert und verbrannt. Nicht zu vergessen auch die unehrenwerte Rolle, die Krankenschwestern während der Nazizeit gespielt haben. Dazu gibt es auch ein sehr gutes Buch von Hildegard Steppe, Lehrerin für Pflegeberufe: “Mir hat es immer Spaß gemacht.”
Im Grunde findet diese Verfolgung oder auch Bestrafung immer noch statt in dem sie ganz einfach zu schlecht bezahlt werden, nicht genug Personal eingestellt wird, und sie dauernd am Limit arbeiten müssen, damit sie ja nicht auf dumme Gedanaken kommen? Und – wie Sie auch richtig schreiben – mit Attrirbut “alleinerziehend” auch noch ein Zeichen aufgedrückt bekommen, welches die Richtung vorgibt.
Ich bin jetzt dabei, meine jahrzehntelange Arbeit im Beruf innerlich aufzuarbeiten und weiß, dass ich mich fast bis zu dieser Krise, für meinen Beruf geschämt habe. Egel wo ich sagte, ich sei Krankenschwester – wurde mir was signalisiert, was sich nicht gut anfühlte. Außerin Holland, wohin ich dann ausgewandert bin, weil ich die Nase so voll hatte von Deutschland, da war es anders. Mein Beruf und damit auch ich, wurden gewertschätzt und geachtet wie ich es nie in Deutschland erlebt habe. Insofern freute mich jetzt die Aufmerksamkeit die meinem Beruf zukam. Aber – wie wir sehen – auch nur ein fauler Trick.
Sehen Sie wie übel man mit den Hebammen in Deutschland umgegangen ist und noch geht. Sie werden dezimiert durch die immense Höhe der Versicherungssumme, die sie nicht aufbringen können. In keinem Land. so hörte ich vor ein paar Monaten bei Scobel, gäbe es einen Pflegenotstand – nur in Deutschland. Also hat hier der Neoliberalismus und damit der Neofeudalismus voll zugeschlagen. Und Deutschland als Vorreiter in der EU wird alles dafür tun, dass es in anderen Ländern ähnlichschlimm wird – es sei denn, diese Länder lassen sich keinesfalls und nie mehr, von Deutschland beeinflussen!
Wenn Sie, lieber Herr Berger im letzten Satz schreiben man solle mal ihrer Frau, die ja auch nur eine “arme” Krankenschwester ist, erklären, was sich die Schriftgelehrten so ausdenken, dann heißt das IMMER – DUMM! Die Krankenschwestern sollen ihren Mund halten, sind zu dumm – womit auch natürlich die Frauen gemeint sind. Nur, das traut man sich ncht laut zu sagen.
Freundliche Grüße
Karola Schramm
8 . Leserbrief
Mensch Berger!
Klasse! Das ist ein Treffer! – Bitte entschuldigen Sie die Wortwahl. Aber wenn einer einen Artikel schreibt, der rein haut wie das Siegestor von Klose oder Maradona bei der Fußballweltmeisterschaft, dann darf er sich über Begeisterung nicht beklagen. – Auch ich habe mir alle Videos von #allesdichtmachen angeschaut. Schon künstlerisch sind das Perlen. Und vom Inhalt her genau das, was schon lange gesagt werden musste. Und von Prominenten gesagt, damit es auch zur Kenntnis genommen wird.
Besonderen Dank für den Bericht über das prekäre Gesundheitssystem, aus erster Hand.
Ihr Artikel ist die passende Antwort auf die Heuchelei der Kritiker von #allesdichtmachen. Der sollte auch als Video ins Netz. Am besten vorgetragen von Axel Prahl, dem Partner von Jan Josef Liefers im beliebten Münster-Tatort.
Mit Begeisterung,
Rolf Henze
9 . Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
ich bedanke mich für die passenden Worte. Als ehemaliger Intensivfachpfleger mit fast 25 Jahren Berufserfahrung auf Intensivstationen stimme ich ihrer Frau komplett zu. Auch ich bin dankbar für die Videos der Schauspieler. Ich bin aber auch der Sendung: Die Anstalt dankbar, für unzählige gute Beiträge wie zum Beispiel vom 05.Mai 2020. ABER den größten DANK an ihre Frau, die immer noch in diesem Beruf arbeitet.
Mit freundlichen Grüßen
John Kohle
10 . Leserbrief
Lieber Jens Berger,
„Mit den Privatisierungen fing es vor rund 20 Jahren an. Dann wurde die Situation von Jahr zu Jahr schlimmer. Schon vor fünf Jahren sagte mir meine Frau, dass man nun am absoluten Limit arbeite.“
„Vor 20 Jahren“ war, wenn ich richtig rechne, 2001. So ungefähr, Luftlinie.
Ich habe damals als Altenpfleger in der ambulante Pflege gearbeitet. Bei den Johannitern; bezahlt nach Tarif. Kurz drauf wurden wir „an einen Privaten“ verhökert; sehr wahrscheinlich für ein, zwei Glas Bier o.ä.
Bei „diesem Privaten“ bin ich dann noch bis 2010 geblieben. Mit ca. 20 (in Worten: zwanzig) Prozent Lohnabschlag.
Insgesamt habe ich 15 Jahre in der ambulanten Pflege gearbeitet. Mitte Juni 2010 habe ich dann die fristlose Kündigung erhalten. In einem ARD-Panorama Beitrag hatte ich etwas über die (damaligen) Arbeitsbedingungen „geplaudert“.
Die fristlose Kündigung hatte vor dem Arbeitsgericht keinen Bestand. Ich habe eine angemessene (!??) Abfindung erhalten ……. und seitdem nicht mehr in der Pflege gearbeitet.
Zurück zu Ihrem Beitrag: ich kann Ihnen (wie in sehr vielen Ihrer anderen Artikeln übrigens auch) zum großen Teil zustimmen, vermisse allerdings einen zentralen Aspekt: Die unsägliche Geduld der Beschäftigten in der Pflege. Oder sollte ich besser schreiben: die unerträgliche Bereitschaft, ständig über die eigenen Grenzen zu gehen ohne wirkungsvoll aufzumucken und sich zu wehren.
Mir ist es während meiner vielen Jahre in der Pflege immer wieder so ergangen, dass selbst die sagenhaftesten Versuche s(m)ich einzubringen, häufig(s)t auf Desinteresse und DuckmäuserInnentum gestoßen sind ……
Auch „mein“ Panorama-Beitrag hätte (bei „geschlossenen Reihen“ unter den KollegInnen) nicht mit der fristlosen Kündigung enden müssen …….
Unterstützung bekam ich von ver.di; allerdings auch „nur“ juristisch (Beratung, Prozess). Meine Absicht, den Arbeitsgerichtsprozess mit entsprechender Öffentlichkeitsarbeit zu begleiten, lief ins Leere.
Es gibt eben immer die, die machen und die, die mit sich machen lassen.
Und die, die definitiv am „längeren Hebel“ sitzen und die, die nicht mal so recht „machen wollen“ können ……. ich weiß ……
Munter halten, weitermachen (wollen); gerne auch mit emotionalem Tonfall ….. oder singend: youtube.com/watch?v=oZFKNrBuQ6E
„Nun kümmern sie sich um die alten Leute,
die Rente ist ja kräftig schon gekürzt
Wir steh´n zusammen, sagen sie uns heute
Rhetorik, ganz besonders fad gewürzt.
Auch sorgen sie sich fast um jeden Pfleger
hofieren sie und sie und dann auch ihn
Kaputtgespart habt ihr´s! Nur nicht vergessen!
Seit vielen Jahren war das euer Ziel.Corona, Corona, Corona, was haben wir dich doch ersehnt.
Wunderbares Virus, du bist doch das, was her muss
als Nebelkerzen-Werfer, bist allererste Wahl.“
Aus: Corona, Naomi Klein (und Rocco)
online gestellt am 20. März 2020 – vor einem Jahr
youtube.com/watch?v=oZFKNrBuQ6E
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Heitkamp
11 . Leserbrief
Sehr geehrte Herr Berger,
wenn Sie sich auf diese Weise Luft machen, können viele Menschen anschießend besser atmen. Jeder Mensch, der einen Verwandten oder Bekannten hat, der im Krankenhaus arbeitet, kann Bücher über Heuchelei schreiben und bestätigt eins zu eins die Aussagen Ihrer Frau..
DANKE!
Herzliche Grüße und bleiben Sie bei Verstand!
U.W.
12 . Leserbrief
Sehr geehrter Herr Friedrich,
sehr geehrter Herr Berger,
sehr geehrtes NDS Team,
zu dem sehr gutem Text “Brutus Liefers” möchte ich eine Anmerkung zum Nachdenken abgeben, was bitte nicht als Angriff aufgefasst werden soll. Genauer geschrieben zu der unten zitierten Passage:
“Sie hätten den Coronaleugnern und Querdenkern, den Rechtsextremen und der AfD Munition geliefert, war zu lesen. Der Applaus von den falschen Leuten solle ihnen zu denken geben, er würde doch zeigen, dass sie eine falsche These vertreten und dass die ganze Aktion ein Fehler war.
Ganz davon abgesehen, dass dieses Argument auf die Schrift „Wem nützt es?“ des russischen Revolutionärs Wladimir Iljitsch Lenin zurückgeht und dass es tatsächlich ein beliebtes Totschlagargument gegen jede Kritik in den sogenannten sozialistischen Gesellschaften war, ist es natürlich geeignet, tatsächlich jeden konstruktiven Streit um politische Maßnahmen unmöglich zu machen.”
Generell stimme ich mit dieser Ansicht von Herrn Friedrich überein. Wie schon geschrieben möchte ich nicht falsch verstanden werden, nur bin ich der Meinung, dass in dem Fall ein weitläufiger allgemeiner Denkfehler vorherrscht. Ein politischer Spin wenn Sie so wollen, der indirekt im Text aufgenommen wurde. Nicht die Kritiker dieser Maßnahmen und der aus meiner Sicht extrem schlechten Politik (nicht nur seit der Corona-Zeit wie bspw. der heutige Text von Herrn Berger zum Thema Gesundheitssystem aufzeigt) liefern den Rechten und Rattenfängern Munition, sondern diejenigen die zum einen diese schlechte Politik betrieben haben und immer noch betreiben und natürlich, die die diese Politik kritiklos unterstützt, zumindest aber beteilligungslos darüber berichtet oder darüber diskutiert hatten. Ansonsten haut der Text m.E. genau in die Kerbe wie Frau Wagenknechts Buch über die “neue” Definition von Linken. Man könnte fast schreiben auch “du Sahra” obwohl die abgeschriebenen linken Wählersichten sicher schon seit längerem schreien würden, “auch du die Linke”. Die Verteidigung von Herrn Liefers und all den anderen in dem Text finde ich deswegen sehr gut.
Wir alle sitzen nun am Bankett der Konsequenzen der alternativlosen Politik. Nicht nur seit Frau Merkel.
Bei dem Text von Herrn Berger hat mir gefallen, dass er seine Frau die Krankenschwester ist, in die Kritik an unserem Gesundheitssystem und den Heuchlern die immer dann wenn es opportun ist die jeweiligen Wählerschichten vor die Kamera holen eingebaut hat. Nadin Dubios hat diese Heuchelei in ihrem kritischem Video recht gut eingefangen, wie ich finde.
youtube.com/watch?v=rPIvJ8eRz8g&list=PL6Y2PoxKjbNjgb0IrRqjYZxliKM-F7kzM
Vielen Dank für die tollen Texte. Macht bitte weiter so. Und ich hoffe das Herr Müller schon bald wieder auf die Beine kommt.
Viele Grüße
Aleksandar Jevtovic
13 . Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
diesem Kommentar können wir nur 500 prozentig zustimmen.
Er spricht meiner Frau und mir voll aus dem Herzen.
Zusätzlich noch:
Wen dieser Corona Zombies hat es je interessiert, dass in den letzten Jahren ca. 20.000 Menschen jährlich in den Krankenhäusern an multiresistenten Keimen gestorben sind.
Das z.B. von 1991 bis 2018 in Berlin die Krankenhausbetten um 50% von ca. 40.000 Betten auf ca. 20.000 Betten reduziert wurden und es 19 Krankenhäuser (“nur” in Berlin) weniger gibt.
Nachzulesen in dem -öffentlichen- statistischen Jahrbuch 2020 Berlin.
Also die derzeitige Situation auf den Intensivstationen bewusst herbeigeführt und der Tod vieler Menschen damit bewusst in Kauf genommen wurde.
Ich glaube, dass das bei Gericht “Totschlag” genannt wird.
Wer ist eigentlich für die vielen Corona Toten in den Pflegeheimen verantwortlich?
Wer für die personellen Zustände in den Gesundheitsämtern?
Und, und, und…
Das die dafür Verantwortlichen gerade jetzt nicht massiv beschimpft und rechtlich belangt werden, verwundert mich in diesem Staat schon lange nicht mehr.
Kritiker werden nach dem Prinzip “haltet den Dieb”
verfolgt und massiv niedergemacht.
Das das in Deutschland aber so erfolgreich ist, hat mich dann doch erstaunt.
Genauso wie die Blockwartmentalität.
Das letzte mal habe ich so etwas ähnliches (Biermann) in der DDR erlebt.
Ich hoffe nur, dass die Schauspieler durchhalten und nicht noch mehr abspringen.
Denn die jetzige Reaktion hätten sie eigentlich voraussehen müssen/können.
Spätestens nach Nena.
Sie haben unsere volle Hochachtung unseren vollen Respekt.
Klaus Korcz
14 . Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
zu Ihrem Artikel habe ich nur drei Worte zu sagen: Bravo, Bravo, Bravo!
Ich habe aber noch eine Frage an Sie, Herr Berger: Wie fühlt man sich denn als Journalist, wenn man so ziemlich das schreiben darf, was man denkt und empfindet und man seinen Charakter nicht exzessiv verbiegen muss? Ein Gruß an die armen Mainstream-Sklaven-Schreiber.
Freundliche Grüße
Martin Reis
15 . Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
in Ihren beiden Beiträgen zum m.E. peinlichen, naiven, gesellschaftpolitisch nicht ungefährlichen und vor allem zum jetzigen Zeitpunkt der Pandemie unangebrachten weil nicht hilfreichen Beitrag #allesdichtmachen merkt man in der Tat, dass sie momentan zu wenig Abstand zum ganzen Geschehen haben (können). Ich wünsche Ihnen, dass Sie dies irgendwann einmal in der Zukunft überdenken werden und Ihre Sichtweise neu einordnen. Man kann sich über die Heuchler zurecht aufregen, wie sie es tun, es legitimiert aber nicht den Unsinn, den die (instrumentalisierte) Gruppe an Schauspielern ins Netz gestellt hat.
Mit freundlichen Grüßen,
Ronan BERNARD
16 . Leserbrief
Lieber Herr Berger
Danke für Ihren , wie ich finde , längst überfälligen Artikel zum Thema Heuchelei in der CORONA-Debatte. Es ist unerträglich, wie der Stress und die Belastung des Pflegepersonals hier zur Moralkeule umfunktioniert wird.
Das gleiche Phänomen kann man auch beim Umgang mit an CORONA Verstorbenen beobachten. Die inzwischen beeindruckende Zahl von über 80.000 CORONA-Toten In Deutschland seit Beginn der Pandemie , wirkt für sich genommen sehr hoch und wird , gerne als Totschlagargument mit hohem Betroffenheitsgehalt, angemessenem Entrüstungspotential und ganz dickem , moralischen Rufzeichen in Beiträgen aller Art und auf allen Kanälen als Nachweis für den den Ernst der pandemischen Lage, reflexhaft auf den Tisch geknallt..
Mir ist bewusst ,dass jeder einzelne Todesfall für Angehörige und Freunde ein Schock und Auslöser großer Trauer und menschlichen Leids darstellt. Das will ich hier in keiner Weise schmählern.
Wenn man sich aber trotz oder gerade wegen dieser Umstände, die Mühe macht und diese fraglos hoch anmutende Zahl mit den jährlichen Sterbefällen in Deutschland generell in Beziehung setzt, wird sehr schnell klar , wie wenig aussagekräftig bzw. irreführend solche absolute Zahlen sein können.
Über 80.000 CORONA-Tote waren das also im Zeitraum der gesamten, bisher andauernden Pandemie, von Februar 2020 bis März 2021, das sind 13 Monate. Im Jahr 2020 allein sind etwa 39.000 Menschen insgesamt an oder im Zusammenhang mit CORONA verstorben , von insgesamt im Jahr 2020 gezählten, 982.489 Sterbefällen . Im Vergleich zum Jahr 2019 sind das etwa 5% mehr Tote/Jahr, trotzdem wird für das Jahr 2020 von der Statistik für Deutschland lediglich eine leichte Übersterblichkeit konstatiert.
Der Anteil der an und mit CORONA Verstorbenen an diesem Zuwachs und liegt bei ca 4%, macht also nicht etwa 100 sondern 80% des Zuwachses der Sterbefälle im Jahr 2020 aus. Die entsprechenden Zahlen für 2021 liegen natürlich derzeit noch nicht vor Nur zum Vergleich: Während der Grippewelle 2017/2018 starben in den 4 Monaten , die den Berechnungen einer solchen Influenza-Saison zugrunde liegen ( November bis Februar) 25.100 Menschen. Das waren monatlich rein rechnerisch also im Schnitt 6275 Menschen , vor allem über 60-jährige und besonders diejenigen mit Vorerkrankungen. Hochgerechnet auf eine 13 Monate andauernde Pandemie , wären das bereits über 80.000 Tote. Ich kann mich nicht erinnern, dass angesichts dieser Zahlen im Winter 2017/2018 irgend jemand nach Einschränkungen der Grundrechte , Maskenzwang oder Ähnlichem gerufen hätte, abgesehen davon, dass ein Maskenzwang zumindest im Kontakt mit und zu Risikogruppen, damals sicher sinnvoll gewesen wäre und ganz bestimmt Menschenleben gerettet hätte. Die Situation war den Medien seinerzeit auch keine Schwerpunktberichterstattung wert, das Thema hat sich damals ganz von selbst sang – und klanglos, so muss man das leider sagen , erledigt. Da gab es keine entrüsteten Appelle , keinen Ruf nach neuen Impfstoffen, keine WHO, die eine weltweite Pandemie ausgerufen hätte ,obwohl die Sterberaten in Afrika(südl.der Sahara) bei 2,8 – 16,5 Todesfälle pro 100.000 Einwohner und in Südostasien bei 3,5- 9,2 Todesfälle pro 100.000 Einwohner lag. Pressekonferenzen des RKI waren damals noch keine staatstragenden Ereignisse, sondern eher Veranstaltungen für Insider oder Journalisten mit Fachbezug – und Wissen.
Was damals galt , gilt aber Heute um so mehr.
Aus dem Zusammenhang genommene und isoliert dargestellte, absolute Zahlen, taugen nicht als Begründung, um derart massive staatliche Maßnahmen, inklusive dem Entzug von verfassungsmäßig garantierten Freiheitsrechten, aus Gründen des Infektionsschutzes zu rechtfertigen, zumal uns die schöne deutsche Wortschöpfung „an oder mit Corona verstorben„ ja bis Heute darüber im Unklaren lässt, wodurch jeder einzelne , und zweifellos beklagenswerte, so in die Statistik eingeflossene, tote Mensch , tatsächlich verstorben ist. Am Ende bleibt nur der durchaus moralische Appell an alle Verantwortlichen, Berichtenden , Mutmaßenden, Influenzern und sonstigen Exemplare des Homo Informatikus, die sich angesprochen fühlen .
Lassen Sie uns zurück kommen, auf den Boden einer seriösen , von offenem und zugewandtem Diskurs getragenen Auseinandersetzung über durch Fakten gestützte Inhalte. Verzichten wir auf Totschlagargumente und die Verwendung absoluter und irreführender Zahlen. Und bitte! Beenden wir die im Gang befindliche Einengung des öffentlichen Diskussionsraumes und die inzwischen reflexhafte Diffamierung anders Denkender. Danke für Ihre Zeit
Michael Fitz – Schauspieler und Musiker
17 . Leserbrief
Lieber Jens Berger,
natürlich haben Sie in Ihrem Kommentar mit jedem Wort Recht. Aber noch um einige Dimensionen scheinheiliger wird es vor allem doch dadurch, das die Betreiber dieser infantilen “Schämt-euch-Kampagne” gegen die Schauspieler von #allesdichtmachen z.T. selbst mit ihren Gesetzen dafür gesorgt haben, das die Lage immer schlimmer wird und jedes Jahr Dutzende Krankenhäuser schließen (auch im Corona-Jahr 2020).
D.h. sie haben nicht nur nichts für die Pflegekräfte getan, sie verschlimmern deren Lage obendrein ständig, wenn sich immer mehr Kranke auf immer weniger Krankenhäuser verteilen müssen.
Bei dieser “schämt-euch-Propaganda” gegen die Schauspieler der mutigen Aktion, sind alle Rekorde bezüglich Schäbigkeit und Verlogenheit gebrochen worden. Dieses Land ist wirklich nur noch sehr schwer zu ertragen.
Viele Grüße,
Matthias H.
18 . Leserbrief
Sehr geehrte Redaktion,
eine vielleicht naive, von mir aus auch sehr naive, Frage führt in die Richtung, ob die Möglichkeit besteht einen sogenannten Internetsturm von einem Server aus automatisch auszulösen? Wer kontrolliert denn eigentlich die reale Existenz der vermeintlichen Kritiker bzw. wie lässt sich solch eine Prüfung von Otto-Normalbürger real durchführen?
Ich komme auf diese Frage, nachdem ich mich vor nicht allzu langer Zeit mit dem Onlinehändler amazon wegen einer stark verzögerten Lieferung auseinandersetzte. Es dauerte schon einige Zeit, bis ich bemerkte, dass ich mich nicht mit einem Menschen sondern mit einem Computer auseinandersetzte. Das nervtötende Instrument nennt sich wohl BOT.
Ich fände es in der Tat verwerflich, wenn jemand für seinen Mut zum Protest zum Dank auch noch angeschmiert würde. Eine ehrliche Reaktion bzw. Meinung zeigt sich doch etwas anders. Der Volksmund drückt sich in diesem Fall etwas derber aus.
Hoffentlich sind meine Befürchtungen gegenstandslos!
Mit freundlichen Grüßen
Manfred Heyn
19 . Leserbrief
Lieber Herr Berger,
Vielen Dank für diesen Beitrag. Sie sprechen mir aus der Seele und ich hätte es nicht besser formulieren können.
Heuchler ist exakt der richtige Ausdruck zur Charakterisierung sehr vieler unserer Zeitgenossen, die sich im Anschluss an die Videos bemüßigt fühlten, der doch „arg bedrängten“ Exekutive in verbaler Form beizustehen und die Macher von #allesdichtmachen mit Dreck zu bewerfen.
Ein besonders abstoßendes Beispiel neben vielen anderen las ich gestern und verzeihen auch Sie mir meine emotionale Geladenheit, die sich noch nicht vollständig gelegt hat.
Herr Böhmermann, der vor noch nicht all zu langer Zeit das türkische Staatsoberhaupt als „Ziegenficker“ titulierte, verkroch sich damals vor dem anschließenden Sturm der Entrüstung fix hinter den Satire-Schild. Derselbe Böhmermann erdreistet sich jetzt auf perfide Art der #allesdichtmachen-Ironie die Eigenschaft der Satire abzusprechen.
Nicht nur bei ihm sondern auch bei vielen weiteren Zeitgenossen sehe ich seit einiger Zeit wesentliche Charakterzüge von Diederich Heßling in Erscheinung getreten. Heinrich Manns Roman erscheint mir heute wieder aktueller denn je.
Nochmal vielen Dank für Ihren Beitrag, Herr Berger.
Herzliche Grüße
T. Möller
20 . Leserbrief
Hallo Nachdenkseiten, Hallo Herr Berger.
Dieser Artikel hat mir sehr gut gefallen, da er vieles auf den Punkt bringt. Und er darf gerne etwas emotionaler ausfallen. Ich bin generell beeindruckt, wie neutral und nüchtern ihr in dieser verrückten Zeit sonst schreibt.
Aber die Reaktion auf “allesdichtmachen”, egal wie vorhersehbar sie auch ausgefallen ist, ist so daneben, dass man gerne deutlicher werden darf, erst recht, wenn man eine persönliche Beziehung zu diesem Thema hat.
Jetzt gibt es vom medizinischen Personal eine Gegenbewegung auf die Schauspieler – Videos: Die Schauspieler sollten mal eine Schicht in einem Krankenhaus mitmachen. Können sich die Mediziner denn nicht die wirklich Verantwortlichen zur Brust nehmen? Warum werden die Politiker geschont? Mögliche und seit Jahren erforderliche Maßnahmen werden in Ihrem Artikel beschrieben.
Folgendes ist mir schon häufiger aufgefallen: Viele Leute und auch die Medien kritisieren einzelne Maßnahmen der Politik und finden sie unverständlich, aber die neoliberale Politik und das Verwenden sehr zweifelhafter Daten als Grundlage wird nicht in Frage gestellt. Diese Epidemie sei ein globales Problem, wir alle seien gefordert und müssen Solidarität zeigen. Die Angstkampanien der Medien ergeben ein übriges. Gegen diese Argumente und Denkweisen kommt man schlecht an. Wenn man Zweifel an den Maßnahmen äußert, wird man schnell als Rechter und Aluhutträger bezeichnet. Das ist den Schauspielern ja gerade passiert.
Auch höre ich häufig Rufe nach einem ganz harten Lockdown für ein paar Wochen. Mein Eindruck ist, dass die Leute zermürbt sind und deshalb solche Maximalforderungen stellen, in der Hoffnung, dass danach alles so ist wie vorher. Das hätte in anderen Ländern angeblich auch geklappt. Dass so ein Lockdown kaum durchführbar und von vielen Wissenschaftlern als unsinnig eingestuft wird, wird übersehen.
Die Mainstream – Medien geben in dieser Situation ein ganz schlechtes Bild ab. Heute ist mir noch ein dpa Artikel untergekommen, der nur kritische Stimmen auf die „allesdichtmachen“ Videos wiedergibt. Von einer inhaltlichen Diskussion haben sich unsere „Qualitäts – Medien“ schon lange verabschiedet.
Wenn man gute Argumente, eine sachliche Diskussion und auch andere Sichtweisen sehen möchte, kommt man an alternativen Medien wie die „Nachdenkseiten“ nicht vorbei.
Markus Hülsmann
21 . Leserbrief
Hallo!
Der Artikel von Jens Berger vom 26. April spricht mir aus der Seele (wie so viele Beiträge, die auf Ihrer großartigen Website zu lesen sind).
Vielleicht können Sie ja auf die Initiative “Gemeingut in Bürgerinnenhand” aufmerksam machen, die zur Zeit Unterschriften zu zwei Petitionen zur Verbesserung der Situation in den Kliniken sammelt. Eine Petition geht an Jens Spahn, die andere an Armin Laschet, beide sind unbedingt unterstützenswert, finde ich.
Herzliche Grüße!
Eva-Maria Lutz
22 . Leserbrief
Lieber Herr Berger,
sehr gerne und mit Gewinn lese ich Ihre Beiträge. Aber noch niehat mir ein Beitrag so aus dem Herzen gesprochen wie Ihr heutiger, vielen Dank!
Und vielen Dank auch dafür, dass Sie die öffentliche Heuchelei in den allermeisten der Äußerungen zur Situation in den Kliniken benannt haben, und den unsäglichen Mißbrauch der durch neoliberale Politik in die Verwahrlosung gebrachte Situation in der Pflege angeprangert
haben. Wir brauchen eine Care-Revolution, und ich hoffe,dass Artikel wie der Ihre die Pflegekräfte stärkt und dazu beiträgt, dass die unerträgliche Situattion und ihr sittenwidriger Mißbrauch durch diejenigen, die bei uns das Sagen haben, irgendwann an ihren Widersprüchen zuende geht. Oder an einer wirkmächtigen emanzipatorischern Bewegung …
Ich wünsche Ihrem Artikel eine große Verbreitung und grüße Sie herzlich
Rosmearie Kirschmann
23 . Leserbrief
Sehr geehrte Herr Berger,
ich möchte Ihrem unterstützenswerten Artikel eine kleine Episode hinzufügen.
Es wäre zu kurz gegriffen, die Verschlechterungen in den Krankenhäusern ungefähr vor zwanzig Jahren beginnen zu lassen.
Ich habe Anfang der 90er-Jahre bis Mitte der 90er-Jahre im Universitätsklinikum Essen sowohl meinen Zivildienst geleistet, als auch als studentische Hilfskraft gearbeitet. Ich kann daher aus eigener Erfahrung berichten, dass in den Jahren zuerst und zunehmend bei den Hilfskräften gespart wurde. Ich habe überwiegend mit einer Schwester die Nachtschichten betreut und war zu Beginn einer einzigen Station zugeteilt. Dies war mitunter äußerst anstrengend, da wir viele bettlägrige Patienten hatten, die möglichst alle zur Frühschicht gewaschen sein mussten. Daher fingen wir teilweise schon um 3 Uhr nachts (zu unmenschlichen Zeiten) mit viel Respekt und Demut dem Patienten gegenüber,
mit dem Waschen (inkl. Bettwäsche, Windeln und Hautpflege) an.
Zunehmend musste ich auf anderen Stationen aushelfen, da diese keine studentischen Hilfskräfte mehr gestellt bekamen. Daher war in meinem letzten Jahr, zu Beginn der jeweiligen Schicht, nie klar, auf welcher (welchen) Station(en) meine Tätigkeit am Nötigsten war.
Vermutlich fing dann mit den von Ihnen genannten Zeitraum die Kürzungsorgie bei den examinierten Pflegekräften an. Aber wie gesagt, zuerst haben neben den Patienten und den Pflegekräften die Studenten, durch den Abbau von Stellen, die schlechteren Zeiten erfahren.
Viele Grüße und weiter so!
Von unserem Leser S.K.
24 . Leserbrief
Liebe Nachdenkseiten,
Vielen herzlichen Dank für Ihre Berichterstattung zu #allesdichtmachen am heutigen 26. April.
Ich bin sehr froh endlich Berichte zu lesen, die meine Meinung vertreten.
Es war gut die Beiträge von Ulrich Tukur, Volker Bruch und Dietrich Brüggemann zu sehen, v.a. das sie hinter der Aktion stehen (bleiben). Es ist schade, dass sich andere Teilnehmer distanzieren. Man kann dies aber nachvollziehen, wenn sie sogar Morddrohungen erhalten. Anna Loos und Ben Becker sprachen beide über Angst, weil sie sehen, wie ihre Nächsten behandelt werden. Die Reaktionen auf die Aktion machen einem wirklich Angst.
Meine Familie ist fassungslos über die Art und Weise wie die Künstler behandelt werden. Die Schauspieler dürfen ihre Meinung nicht äußern, aber alle anderen dürfen ihre Meinung darüber verkünden.
Auf Empfehlung meiner Eltern habe ich am Freitag abend alle Videos geschaut. Ich habe mich köstlich amüsiert und war stolz auf die Beteiligten. Es gab sogar Momente, in denen mich selbst entdeckte und schmunzelte (Yoga!). Die Rolle der Kunst ist es sich mit dem Leben, der Gesellschaft und der Welt kritisch auseinanderzusetzen. Das haben die Macher getan. Kurt Tucholsky und Bertolt Brecht hätten sicher mitgemacht.
Die Videos beinhalten viel Wahrheit und spielen auf kritische Punkte an, v.a. die psychologischen Folgen, die sollten diskutiert werden. Die Distanzierung zu rechts könnte nicht klarer und deutlicher sein. Der angesprochene runde Raum ist ein tolles Bild, so braucht man sich nicht auf eine Seite stellen und kann auch nicht anecken. Die Mauer des Schweigens könnte so kreisförmig und ohne Anfang& Ende erstellt werden.
Ich habe bisher keine Reaktion vom Deutschen Ärzteverband, dem Bundesverband der Pflegekräfte oder der Gewerkschaft der Polizei gehört oder gesehen, in der Stellung zu der Aktion bezogen wurde. Ich gehe davon aus, dass die viel zu beschäftigt sind als sich angegriffen zu fühlen, wie es den Machern unterstellt wird. Während alle anderen Zeit haben sich beleidigt, verletzt oder was auch immer zu fühlen. Vielleicht habe ich nicht genug nachgeschaut bzw. recherchiert und irgendwo hat sich ein Krankenhaus geäußert aber ‘nicht richtig’ und/oder nicht laut genug’ um gehört zu werden.
Herzlichen Dank für die frische Luft.
MfG,
Sandra
25 . Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
Ihren Artikel finde ich außergewöhnlich treffend und nachvollziehbar. Ihre Emotionen teile ich. Diese Zeilen sollten viel mehr Menschen lesen, kann man das nicht als Offenen Brief weiterleiten? Wie und wohin wissen Sie sicher besser als ich.
Mit freundlichen Grüßen
Silvia Lewinsohn
Anmerkung Jens Berger: Unsere Texte dürfen natürlich immer weitergeleitet werden. Wir freuen uns über jede Mundpropaganda. Wenn Sie die Texte in eigene Aktionen einbinden wollen, wäre es jedoch nett, wenn Sie uns zuvor fragen.
26 . Leserbrief
Lieber Herr Berger,
ihr Artikel spricht mir aus dem Herzen. Auch ich fand die “Klatschhasen” auf den Balkons dieser Großstädte unerträglich. In keiner Bundespressekonferenz mit dem Gesundheitsminister hat auch nur ein Journalist den Schneid zu erfragen, warum in 2020 20 Krankenhäuser schließen mußten und warum sich die Bettenanzahl um wahrscheinlich 3.000 verringert hat. Pflegekräfte wurden entlassen, obwohl sie doch so bitter benötigt werden. Unfassbar diese Arroganz und Niederträchtigkeit dieses Systems und seiner politischen Verantwortlichen. Ich kann mich noch an eine Fragerunde mit unserer so geschätzten Bundeskanzlerin erinnern, wo ein Pfleger Sie auf diese prekäre Situation bei den Pflegekräften ansprach. Passiert ist bis heute NICHTS!!! Im Gegenteil, es hat sich verschlimmert. Eigentlich ist es ja egal wo man heute hinschaut, ob Bildungspolitik, Infrastrukrur im Allgemeinen oder eben Gesundheitssystem, überall gilt es maximalen Profit aus allem zu schlagen, auf Kosten des Personals, der Infrastruktur und des Menschen bzw. der Menschheit. Albrecht Müller hat zwar von Revolution gesprochen bzw. geschrieben, aber allein der Glaube fehlt! Wir werden hier alle gegeneinander ausgespielt, es wird maximale Spaltung betrieben, um vom eigentlichen Totalversagen dieser miesen Politik abzulenken. Ich hatte 89 Hoffnung, daß “Wir” einem besseren Deutschland “beitreten” (Okkupation?), aber schon damals waren es nur wirtschaftliche und geopolitische Intressen. Und so wie vor 30 Jahren geht es munter weiter und keiner stört sich daran. Es wird sich auch daran nichts ändern, keine neue Partei, keine noch so tolle Gesprächsrunde, einfach NICHTS! Es gibt keine Idealisten mehr und wenn es sie gibt, dann sind es zu wenige und sie werden nicht gehört, oder man verlächelt Sie, als weltfremde Spinner. Der letzte macht das Licht aus!
Hochachtungsvoll S. Wagner
P.S.: Den einzigsten Lichtblick den ich sehe, sind alternative Medien, wie Ihre Seiten. Macht trotzdem weiter, vielleicht irre ich mich ja und alles wird noch gut.
27 . Leserbrief
Hallo Herr Berger,
was, um alles in der Welt, ist denn nun wirklich los?
Und wie kommen intelligente Leute überhaupt auf die Idee, angesichts der Argumente, die Sie aufgezählt, und angesichts der Beobachtungen, die Sie und andere gemacht haben, jeden als Narren abzustempeln, der leise Zweifel an der ganzen Geschichte anmeldet?
Ihre Frau – wie schätzt sie denn die Corona-Fälle, die sie betreut, insgesamt ein? Schlimmer als die saisonale Grippe, die uns jahraus, jahrein befallen hat, seit es Krankenpflege gibt? Weniger schlimm? Hat sich durch Covid etwas an ihrem Arbeitsalltag geändert – also ist nun mehr los im Krankenhaus, oder eher weniger?
Ich habe auch ein paar Verbindungen, familiär und freundschaftlich, in Pflegeheime und Krankenhäuser. Der letzte Krankenpfleger, mit dem ich gesprochen habe, antwortete auf die Frage, welches Winterhalbjahr stressiger war – 2018 auf 19, oder 19 auf 20 – mit einem eindeutigen: 18 auf 19. Im Jahr vor der “Pandemie” sei in seinem Krankenhaus mehr los gewesen.
Ich kann gar nicht anders, als – neben den Argumenten und treffenden Zustandsbeschreibungen, die Sie aufführen – die ganze Sache in eine ähnliche Kategorie einzuordnen wie die sog. “Wirtschaftskrise” 2009. Damals dachten viele: Wirtschaftskrise sieht anders aus. Wenn die Kaufhäuser aus den Nähten platzen, die Fabriken brummen und die Leute arbeiten gehen, kann man nicht von einer Wirtschaftskrise sprechen. Und heute müßte man analog dazu denken: Epidemie, oder gar Pandemie? Die Krankenhäuser leer oder von Schließung bedroht und das Personal in Kurzarbeit, und ungelernte Hilfskräfte an jeder Ecke – also in meinen Augen sieht eine Epidemie ganz anders aus.
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Bichler
Anmerkung Jens Berger: Hallo Herr Bichler,
„Ihre Frau – wie schätzt sie denn die Corona-Fälle, die sie betreut, insgesamt ein? Schlimmer als die saisonale Grippe, die uns jahraus, jahrein befallen hat, seit es Krankenpflege gibt?“
Ja, deutlich „schlimmer“.
Beste Grüße
Jens Berger
28 . Leserbrief
Sehr geehrter Berger,
Ihrem guten Artikel kann ich nur zustimmen. Man könnte so viele Beispiele nennen, bei denen keiner von jenen die sich jetzt über die Schauspieler aufregen, etwas gesagt oder verändert hat, wie Radioaktivität, Quecksilber in Böden und Luft, Pestizide und andere Giftige Stoffe in der Nahrung, Mikroplastik, Kriege und Kriegsvorbereitungen. Der Monty Python Spruch ” Ich hätte nicht die spanische Inquisition erwartet” passt hier.
Mit freundlichen Grüßen
A.H.
29 . Leserbrief
Sehr geschätzter Jens Berger.
HEUCHELEI hat HOCHSAISON
….”Der niederträchtigste aller Schurken ist der Heuchler, der dafür sorgt, dass er in dem Augenblick, wo er sich am fiesesten benimmt, am tugendhaftesten auftritt.
– Marcus Tullius Cicero (106 – 43 v. Chr.)….”
Ihr Beitrag vom 26. April 2021 um 11:27 nachdenkseiten.de/?p=71898 hat mir ausgesprochen gut gefallen!!
“….Bitte verzeihen Sie mir den sicherlich emotionalen Tonfall dieses Kommentars..” schreiben Sie – Herr Berger, was bitte ist nicht in Ordnung an einem emotionalen Tonfall….Ihre Emotionalität – besonders in diesem Zusammenhang -, zeichnet Sie für mich als wahrhaftigen, authentischen Menschen aus!!!
Meine Achtung vor Ihnen ist durch diesen Kommentar nur noch grösser geworden.
Ein Leser, der ersten NDS-Stunde grüsst Sie alle ganz herzlich
Matthias Ulbrich
30 . Leserbrief
Lieber Jens Berger,
als ich in etablierten Medien von doch erstaunlich vielen JournalistInnen die ersten Negativ-Reaktionen zu der Protest-Aktion “#allesdichtmachen” von einer Gruppe mutiger SchauspielerInnen – inzwischen muss man tatsächlich irrwitziger Weise dies in Deutschland als “mutig” bezeichnen – lesen und hören durfte, war ich wütend und enttäuscht. Zwar bin ich mir inzwischen bewusst, dass die aktuelle gesellschaftliche Analyse von Rainer Mausfeld (Warum schweigen die Lämmer?) im Kern die Wahrheit beschreibt, aber dass auch noch nicht wenige unserer “Wächter der Demokratie” zu aggressiven “Hütehunden der herrschenden Strukturen” mutieren, konnte ich mir bisher nicht vorstellen. Corona hat mich eines Besseren belehrt und der Ausdruck “Herden-Immunität” hat mit dieser “Hütehund-Mentalität” von einigen Medienschaffenden tatsächlich auch einen Klang von Real-Satire.
Umso mehr hat mir Ihr Artikel – insbesondere auch mit dem Hinweis auf die Erfahrungen Ihrer Frau im Pflegebereich – wieder Mut gemacht, dass es in unserer Gesellschaft auch weiterhin wichtige “Wächter” gibt. Dafür herzlichen Dank!
Dies war aber für mich auch Anlass, durch eine Zusatzspende auf das Spendenkonto der IQM die Arbeit der NDS noch besser zu unterstützen.
Übrigen – nur damit keine Fehleinschätzung hinsichtlich meiner persönlichen “Corona-Betroffenheit” passiert – ich gehöre zur Hoch-Risikogruppe.
Herzliche Grüße und bitte weitere so!
Günter Grzega
31 . Leserbrief
Hallo Jens Berger,
Ihrem Artikel „Heuchelei hat Hochsaison“ stimme ich voll zu. Ich habe zahlreiche, genauer gesagt 32, Videoclips der SchauspielerInnen in den letzten Tagen mehrmals angehört und nach meinen Möglichkeiten analysiert. Am Ende habe ich für mich festgestellt, dass inhaltlich kein einziger Videoclip in die Richtung von Beleidigungen beispielsweise an MitarbeiterInnen der Pflegebranche, direkt an Angehörige der zu bedauernden Corona-Toten, an Corona-Toten selbst oder in den Klinken liegenden Corona-Patienten geht.
Versuchen wir doch einmal uns zurückzuerinnern. Da gibt es eine Denkfabrik in Deutschland (die Bertelsmann-Stiftung) die ganz offensichtlich nicht nur im Kanzleramt hoch angesehen ist, sondern auch in vielen Bundesministerien und Landesregierungen. Diese Denkfabrik empfahl unter Zuhilfenahme der Leitmedien, die bestehenden Krankenhäuser von 1400 auf 600 zu reduzieren. Inzwischen sind unzählige Krankenhäuser und Kliniken geschlossen worden. Kapazitäten im liberalisierten Gesundheitssystem also, die gerade jetzt mithelfen könnten, Betten für Corona-Kranke frei zu bekommen. Schon vor diesen Schließungen war die ohnehin äußerst angespannte Situation in den Krankenhäusern und Kliniken unerträglich für das Personal. Unzählige Pflegekräfte wurden im Zusammenhang der Schließungen entlassen!? Wo sind sie geblieben? Warum wurde diesen Häusern keine finanzielle Krisenhilfen (Pandemie) zur Verfügung gestellt wie beispielsweise der Lufthansa (9 Mrd.) oder der TUI (4,8Mrd.)?
Erinnern wir uns an die tausenden von Toten, die durch politisches Versagen qualvoll und einsam und ohne ihre Nächsten in den Krankenhäusern und Pflegeheime, aber auch allein in ihren Wohnungen gestorben sind. Hinzu kommen all die Toten, deren Operationstermine verschoben wurden, weil Bettenkapazitäten für Corona-Patienten von heute auf morgen organisiert werden mussten. Darunter sicherlich viele Menschen, die deshalb gestorben sind. Am Ende sind auch diese Menschen mit einzubeziehen in die erhöhte Sterbezahlen für das Jahr 2020 in Deutschland.
Erinnern wir uns weiter daran, dass die katholische Caritas den Weg zu einem allgemeinverbindlich erklärten Tarifvertrag für die Altenpflege nicht zugestimmt hat. Dadurch wurden für die Pflegekräfte, die nicht einmal den Mindestlohn erhalten, ein höherer Lohn verhindert. Also für Menschen, die noch in der ersten Welle der Pandemie stehenden Applaus für ihren unermüdlichen Einsatz und Jubelschreie aus vielen Fenstern Deutschlands erhalten haben.
Wo sind die Empörer geblieben als viele Arbeitgeber aus der Pflegebranche ihren Beschäftigten die gesetzliche Corona-Prämie (1.500 €) vorenthalten haben, diese Prämie also bei vielen gar nicht oder nur teilweise angekommen ist!? Gelder also, die vom Steuerzahler gekommen sind?
Wo ist die Empörung über die hier angesprochenen Bereiche der sogenannten Leitmedien und der scheinbar kenntnisreichen und klugen Menschen gewesen, die sich nun über die SchauspielerInnen grob und unsachlich entrüsten und sogar vor Morddrohungen nicht zurückschrecken, wie im Fall der Merit Becker geschehen?
Mein Fazit ist:
Die Videoclips problematisieren die aus Sicht – sicherlich nicht nur aus dieser Richtung – der SchauspielerInnen wahrgenommenen, beobachteten politischen Realitäten mit ihren Schwachstellen oder Versagen sowie den daraus resultierenden gegenwärtigen gesellschaftlichen Zustand. Gemeint ist sicherlich auch das korrupte Verhalten von Bundestagsabgeordneten im Bundestag, deren Parteien ein „C“ (Christlich) im Kürzel tragen.
Bei den erwähnten politischen Schwachstellen sowohl auf nationaler wie auch auf europäischer Bühne sind aufgrund der Vielfalt an dieser Stelle nur drei erwähnt: 1.) Die für 20 Millionen Euro angeschaffte Warn-App, die sich als Rohrkrepierer herausstellte. 2.) Die Nachverfolgbarkeit der Infizierten. 3.) Das Tragen von Schutzmasken ist nicht notwendig.
Inhaltlich kann ich mich mit den Aussagen, die in den Videoclips gemacht wurden, solidarisieren. Bin ich jetzt etwa ein Querdenker oder AfD Anhänger? Mein von mir inzwischen erstelltes Notizbuch über korrekte Sprache in den öffentlichen Diskussionen, also was erlaubt oder nicht erlaubt ist zu sagen, sagt mir ganz eindeutig: Nein!
Beste Grüße
Manfred Steingrube
32 . Leserbrief
Sehr geehrter Herr Jens Berger, geschätztes NDS Team,
zu ihrem Artikel” Heuchelei hat Hochsaison” kann ich nur sagen Bravo !!!
Ich hatte die Heuchelei gründlich satt und habe gerade meinen Dienst am Nächsten quittiert. Für eine Gesellschaft von Heuchlern lasse ich mich nicht mehr verheizen und ich bin nicht der Einzige. Es gärt gewaltig in der Pflege. Es fehlen schon seit Jahrzehnten circa 100 000 Vollzeitstellen. Und wem haben wir diesen Zustand zu verdanken? Sind es nicht die Politiker und Parteien die sich jetzt als wohltätige Lebensretter in Szene setzen? Die Heuchelei wurde in der Maßnahmenkrise auf die Spitze getrieben. Ich schließe mich da ganz Nina Böhmer an mit dem Fazit: “Euren Applaus könnt ihr euch sonst wohin stecken”. Die Maßnahmen haben die Menschen in Alten- und Pflegeheimen nicht geschützt, sie wurden isoliert, alleingelassen und ihrer geringen Lebensqualität beraubt. Auch ich wurde, wie die meisten meiner Kolleg/inn/en durch meinen engen Kontakt zu pflegebedürftigen, an Covid 19 erkrankten Menschen angesteckt und positiv getestet, trotz FFP2 Masken und penibler Einhaltung aller Hygienevorschriften.
Die Krankheit halte ich aber für weit weniger gefährlich als den Zustand unserer Gesellschaft, die Misshandlung unserer Grundrechte und den Abbau unseres “demokratischen Rechtsstaats”.
Dass sich endlich einmal namhafte Künstler zu Wort meldeten um die gegenwärtige Politik zu kritisieren, fand ich sehr mutig aber mir war schon klar, dass wir uns nicht mehr in einer “offenen Gesellschaft” befinden und die “Maßnahmenfaschisten” in den Medien dafür sorgen werden, dass viele von Ihnen einknicken um ihre Existenz nicht zu gefährden.
Dass das Infektionsschutzgesetz von allen Parteien durchgewunken wird, war zu erwarten, denn mittlerweile sind nicht nur die Medien homogenisiert, wie es Ulrike Guérot neulich ausdrückte, sondern auch die Parteienpolitik. Das Parteipersonal im Bundestag hat sich von der Bevölkerung losgelöst und agiert elitär, arrogant, bevormundend und zuweilen antidemokratisch um das Wort faschistisch zu vermeiden. Sie haben wohl vergessen, wer eigentlich der Souverän ist.
Dass selbst Richter, Rechtsanwälte, Ärzte und Wissenschaftler, die sich kritisch äußern nun nicht nur mit Zensur, medialer Diffamierung und Diskreditierung rechnen müssen, sondern auch Polizeistaatlich traktiert werden, lässt Böses erahnen.
Mir scheint, die Heuchler lassen langsam ihre Masken fallen und zeigen ihr wahres Gesicht. Demnächst werden wohl “Impfverweigerer” wieder einen gelben Stern tragen müssen, zum Schutze der Volksgesundheit.
Mit pessimistischen Grüßen
Jürgen Dennerlein
33 . Leserbrief
Ich bin seit gut 35 Jahren Krankenpfleger an einer bayerischen Uniklinik. Wir werden jetzt bloß wieder und wieder instrumentalisiert für die neoliberallinke Blase, die sich noch nie einen Kehrricht um uns geschert hat.
Arbeitskräftemangel, überbelegte Stationen, Burn outs…. Das war zeit meines Arbeitslebens ALLTAG! Da braucht niemand mit Corona zu kommen.
Ich hab durch einfaches googeln schon Studien von vor zehn Jahren gefunden:
imabe.org/newsarchiv/2012/april/studie-burnout-von-pflegekraeften-ist-ein-internationales-problem
Kaum jemand von uns erreicht die Rentenaltersgrenze, ich kenne lediglich eine Handvoll Kolleginnen, die auch nur die 60 erreichen.
Lediglich im persönlichen Gespräch wird deutlich, wie absurd viele Pflegekräfte diese ganze CoronaNichtDebatte finden. Bloß offen sagen, oder gar an Demos teilnehmen dürfen wir nicht, weil unter Garantie dann arbeitsrechtliche Maßnahmen ergriffen werden. Kennen wir ja schon den einen und anderen Fall.
Und als kleine Arbeiter sind wir auf unser Gehalt angewiesen. Wir haben gar keine Möglichkeit, unserer Kritik Ausdruck zu verleihen. Wir würden sozial wie wirtschaftlich vernichtet, ganz schnell. Deswegen ist ein Projekt wie #allesdichtmachen ein Leuchtturm, mit dem man sich zumindest moralisch wieder aus der gefühlten Einsamkeit und Hilflosikkeit ein Licht sehen kann.
VG Frank
34 . Leserbrief
Lieber Herr Berger,
Sie haben ganz vergessen zu erwähnen,daß zusätzlich auch noch über 20 Krankenhäuser geschlossen worden sind,trotz Corona!
Einen lieben Gruß an Ihre Frau,sie hat offensichtlich noch die Nerven/Kraft weiterzumachen.Mein Respekt ist ihr gewiß.
LG Ulrike Westhues
35 . Leserbrief
Lieber Jens,
ich klatsche heute Abend für Deinen gelungenen und aufklärenden Artikel vom Balkon.
Herzliche Grüße,
Harald Martin
36 . Leserbrief
Hallo Herr Berger,das ist der beste Kommentar der ersten 4 Monate.Weiter so!
Viele Grüsse
Hans Meder
37 . Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
vielen Dank für den tollen Artikel, Sie haben mir mal wieder aus der Seele gesprochen, fantastisch formuliert!
Mit freundlichen Grüßen
Britta Boberg
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