Viele große deutsche Medien schüren weiterhin Panik, Paranoia und Spaltungen: Auf Basis aussageloser und absoluter Zahlen werden die sozialen Aspekte eiskalt ignoriert. Gegen diese Stimmungsmache der Presse kommen auch wohlmeinende Politiker nicht an. Ohne ein Ende der Medienkampagnen wird es keinen Ausweg aus dem Lockdown-Irrsinn geben. Von Tobias Riegel.
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Wie kommt die Gesellschaft aus der irrationalen Corona-Sackgasse wieder heraus, in die sie vor allem von großen Medien getrieben wurde? Auf weite Teile der Politik ist dabei nicht zu zählen: Sich als Politiker öffentlich gegen die dominanten aktuellen Panik-Kampagnen der Medien zu stellen, käme in vielen Fällen einem politischen Suizid gleich. Das soll die handelnden Politiker nicht pauschal entlasten: Viele von ihnen profitieren von der Angstmache und fördern sie aktiv. Andererseits kommen aber auch wohlmeinende Politiker nicht gegen die Medienkampagnen an, sie haben keine Chance. Für eine realistische Perspektive eines Endes der unhaltbaren Corona-Politik ist diese Betrachtung der Kräfteverhältnisse zwischen Politikern und Medien wichtig.
Medien bleibt nur noch die Vorwärtsverteidigung
Wegen des Zustands einer auch von Medien getriebenen Politik ist für eine langfristige Erlösung von der Lockdown-Politik eine andere, vorgelagerte Frage wichtig: Wie kommen zunächst diese Medien aus der Virus-Sackgasse wieder heraus? Das wird ein schwieriges Unterfangen: Den in der Panikmache besonders engagierten Medien und Redakteuren bleibt fast nur noch die Vorwärtsverteidigung in Form von noch mehr Panikmache – um rationale Analysen der Lockdown-Politik zu verhindern. Denn würden solche Analysen zugelassen, würden sie die bisherige Verantwortungslosigkeit der bestimmenden Personen und die Verletzungen der Verhälnismäßigkeiten durch die Lockdowns sofort offenbaren.
Dieses Phänomen der medialen Vorwärtsverteidigung zur Vernebelung der eigenen Mitverantwortung kennt man bereits von der (Vor-)Berichterstattung zu den illegalen Kriegen des Westens, etwa gegen Syrien: Um die Mitverantwortung an der publizistischen Vorbereitung des Blutvergießens möglichst lange zu kaschieren, wurde die Propaganda um den „demokratischen Widerstand“ der syrischen AlKaida-Krieger in immer neue und absurdere Höhen getrieben – und das über zehn Jahre lang. Man kann nur inständig hoffen, dass die Kampagnen zu Corona früher zusammenbrechen.
Zahlenkolonnen, „Mutanten“-Horror, Diffamierungen
Die bisherigen Medien-Standpunkte zu Corona beruhen weitgehend auf aus dem Zusammenhang gerissenen absoluten Zahlen, die ungeeignet sind, das Gefahrenpotenzial des Virus rational abzubilden. Zusätzlich beruhen die Presse-Kampagnen auf groben Auslassungen, etwa was die tatsächlich „an Corona“ Verstorbenen betrifft oder die nicht dramatischen Situationen auf den deutschen Intensivstationen. Diese extrem selektiven Medienstandpunkte, die uns aktuell in den nächsten Lockdown treiben sollen, sind nur zu halten, wenn die aufkommenden Zweifel weiterhin durch geschürte Ängste unterdrückt werden: Ein Teufelskreis aus fragwürdigen Zahlenkolonnen, wichtigen Auslassungen, „Mutanten“-Horror und giftigen Diffamierungen gegen Andersdenkende ist so bereits entstanden.
Zu diesen Auslassungen gehören nicht nur ins Verhältnis gesetzte(!) Todes-, Test- und Inzidenz-Zahlen oder die tatsächlichen Belegungen der Intensivbetten – dazu gehört auch eine eiskalte Ignoranz vieler großer Medien gegenüber den psychischen und sozialen Folgen für Benachteiligte unserer Gesellschaft. Der skrupellose Umgang mit den Kindern und Jugendlichen ist nur die Spitze eines Berges an radikalen Verwerfungen, deren Langzeitfolgen gar nicht abzuschätzen sind.
Dass man mit der Frage nach den Verhälnismäßigkeiten nicht die Existenz von Corona „leugnet“, ist selbstverständlich – für die Kollegen von den „Faktenchecks“ sei es hier vorsichtshalber nochmals betont. Auch sei betont, dass es Situationen geben kann, in denen zugunsten der Gesellschaft auf individuelle Freiheiten verzichtet werden muss. Die destruktiven Folgen der Corona-Maßnahmen sind aber nach vorliegenden Erkenntnissen nicht durch das reale Gefahrenpotenzial gerechtfertigt.
Moralische Anklage umdrehen: Panikmache ist ist ein Vergehen
Wer übernimmt dann irgendwann die Verantwortung für die Langzeitschäden an der Gesellschaft? Die jetzt die Menschen einschüchternden Journalisten werden es wahrscheinlich nicht sein. Auch dieses Phänomen kennt man von einigen Medien, wenn sie die mitverursachten Leiden anschließend so beschreiben, als seien sie eine Naturgewalt: Demnach ist auch der „Bürgerkrieg“ in Syrien einfach so „ausgebrochen“.
Die Lockdown-Ideologie nutzt außerdem einen radikalen und irrationalen Tunnelblick, der in nie dagewesener Weise das gesamte gesellschaftliche Leben einem einzigen Kriterium unterwerfen möchte. Auch aus diesem Grund ist der hoch-moralische Corona-Standpunkt einiger großer Medien längst nicht mehr haltbar. Im Gegenteil: Angesichts der unfassbaren globalen Folgen der Lockdown-Politik (nicht der Folgen des Virus!) müsste die moralische Anklage umdreht werden: Wer diese Politik weiter möglich macht – etwa durch Angst-Propaganda – der macht sich schuldig. Panikmache ist keine Petitesse. Panikmache ist ein schweres Vergehen am sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft.
Mutige Gegenbeispiele gehen unter
Es gibt einzelne Gegenbeispiele unter den Autoren und Redakteuren großer deutscher Medien. Diese Kollegen beweisen dadurch umso größeren Mut. Doch diese wichtigen Gegenstandpunkte gehen unter im Meer der Panikmeldungen, die täglich aufs Neue abgespielt werden, wie von einem fantastisch eingespielten Panikorchester, das in diesem Artikel beschrieben wird:
„Nicht die Regierenden haben die Medien vor sich hergetrieben, wie das Verschwörungstheoretiker so gerne behaupten. Vielmehr haben die Medien mit ihrem grotesken Übersoll an Berichterstattung Handlungsdruck in Richtung Lockdown erzeugt, dem sich die Regierungen in Demokratien kaum entziehen konnten.“
Dieser Absatz bringt den Aspekt einer von entschlossenen Medien getriebenen Politik auf den Punkt. Und es ist erstaunlich, dass der Beitrag in der „Süddeutschen Zeitung“ erschienen ist. Damit belegt der Artikel zweierlei: Zum einen gibt es sie, die mutigen Autoren und Redakteure, im Gegensatz zu der großen Mehrheit der angepassten Journalisten. Zum anderen werden kritische Beiträge aber selbst in den Zeitungen, die sie veröffentlichen, durch die schiere Masse an Pro-Lockdown-Artikeln „ertränkt“: Sie verschwinden ohne nennenswerte Wirkung und sind darum kaum mehr als Feigenblätter für eine überwältigende Lockdown-Propaganda.
Medienkritik an der Lockdown-Umsetzung – nicht am Prinzip
Inzwischen – besser spät als nie – ist auch in großen Medien zunehmend harsche Kritik an Teilen des Regierungshandelns zu verzeichnen. Diese Kritik ist aber fast nie eine prinzipielle Infragestellung des Lockdown-Prinzips. Statt dessen werden Details oder „Fehler“ in der Umsetzung dieses fatalen Prinzips diskutiert. Diese Art der „Kritik“ nimmt das Lockdown-Prinzip eher noch in Schutz, als es anzugreifen.
Das alles sind offensichtliche und auch keine neuen Beobachtungen. Aber offenbar muss man immer wieder darauf hinweisen: Auch wohlmeinende Politiker kämen im Moment kaum gegen die Wucht der Corona-Berichterstattung an. Und es ist höchste Zeit: Selbst wenn sich die Macher der großen deutschen Medien noch heute ihrer Verantwortung bewusst würden und umsteuern würden, weg vom skrupellosen Schüren von Ängsten: Es würde trotzdem noch viel Zeit brauchen, um die gesellschaftlichen Folgen der Corona-Episode wieder zu heilen und den Bürgern wieder einen angstfreien Umgang miteinander zu vermitteln. Es ist auch ein Charakterzug der aktuellen, radikalen und spaltenden Politik, dass deren Langzeitfolgen nicht abzuschätzen sind und diese auch gar nicht in den Blick genommen werden: in einem Akt der kollektiven Verantwortungslosigkeit. Das ist aber ein Grund mehr, die mediale Panikmache umgehend einzustellen.
Titelbild: Tero Vesalainen / Shutterstock