Corona-Pandemie 2020: Lebenserwartung für schwarze Männer in den USA um drei Jahre verkürzt. Die Lebenserwartung afroamerikanischer Männer in den USA wird durch die Pandemie und die ungenügenden wie klassenmäßig unterschiedlichen Maßnahmen um drei Jahre verkürzt. Auch junge Afroamerikaner leiden wegen der mangelnden oder nicht vorhandenen Gesundheitsversorgung teilweise an mehreren chronischen Krankheiten. Von Werner Rügemer.
Zudem gehören sie mehr als andere zur untersten Klasse der abhängig Beschäftigten mit niedrigsten Löhnen und gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen, etwa als Bauarbeiter, als ausgelagerte Teil- und Leiharbeiter in nichtmedizinischen Krankenhausdiensten, bei der Arbeit in Amazon-Logistikzentren, als Paketauslieferer und etwa als Akkord-Fleischzerleger in den großen US-Schweineschlachthöfen der Fleischkonzerne Tyson und Smithfields (Werner Rügemer: Hoch-Risikogruppe Fleischarbeiter, nachdenkseiten.de 13.5.2020)
Ähnlich ergeht es afroamerikanischen Frauen, die ebenso im Niedriglohnsektor beschäftigt sind: Ihre Lebenserwartung verkürzt sich um 2,3 Jahre. Und ähnlich ergeht es der neueren, durch Armutsflucht aus dem US-Hinterhof sich ständig erweiternden Multi-Millionengruppe der Latinos: Bei den Männern wird die Lebenserwartung um 2,4, bei den Frauen um 1,1 Jahre verkürzt. Zum Vergleich: Bei den Weißen sind es „nur“ 0,8 (Männer) und 0,7 Jahre (Frauen). Das National Center for Health Statistics (NCHS) gab diese Zahlen jetzt bekannt. (Covid-19 Caused U.S. Life Expectancy to Drop by 1 Full Year, consumer.healthcare.com 18.2.2021).
Dabei verbergen sich hinter diesen Durchschnittszahlen selbst noch heftige Unterschiede: So dürften sich zum Beispiel in den weißen Unterklassen die Zahlen denen der Afroamerikaner und Latinos angleichen – die weiße upper class New Yorks etwa flüchtete während der Hochzeit der Pandemie aus dem Corona-Hotspot in ihre geschützten Zweit- und Drittresidenzen auf Long Island oder in Florida.
Noch unklar: Langfristige Nebenfolgen
Jesse Schold vom Center for Populations Health Research des Cleveland Lerner Research Institute legte dar: Im Lockdown konnten sich viele Arbeitslose nur schlechtes und zu wenig Essen leisten, Alkohol- und Drogenkonsum nahmen zu, begleitet von der Einnahme krankmachender bis tödlicher Überdosen. Verzweiflung, Resignation, Aggression breiteten und breiten sich weiter aus.
Deshalb können, so fügte Robert Glatter, Notfallarzt am Lenox Hill Hospital in New York City hinzu, verschiedene zukünftige Folgen das Leben der Betroffenen noch weiter verkürzen: In den nächsten Jahrzehnten werden wohl weitere Langzeitfolgen deutlich werden. Sie müssten ermittelt und behandelt werden.
Präsident Biden: „Mehr Tote als im 1. und 2. Weltkrieg und Vietnamkrieg zusammen“
Georges Benjamin vom American Public Health Association (APHA) verglich die Folgen des Pandemie-Managements mit dem 2. Weltkrieg: „Damals starben während fünf Jahren mehr als 400.000 Amerikaner auf dem Schlachtfeld oder an der Heimatfront. Durch Corona haben wir diese Zahl schon in einem Jahr überschritten. Und das ist noch nicht vorbei.“
Präsident Joe Biden setzte, begleitet von Vizepräsidentin Kamala Harris, beim betenden Gedenken für die Pandemie-Opfer noch eins drauf: Nach Angaben der Johns Hopkins University der bisher 500.000 Corona-Toten seien dies schon mehr als alle Amerikaner, „die im Ersten und Zweiten Weltkrieg und im Vietnamkrieg zusammen gestorben sind“. Und das seien „mehr Leben, die von einem Virus genommen wurden als in allen anderen Ländern der Welt.“ (US-Regierung trauert um 500.000 Tote, Zeit online 23.2.2021) Nur nebenbei: Biden nennt die Weltkriege im selben Atemzug wie den Krieg in Vietnam – aufschlussreich, oder?
Korrumpierte Wissenschaft, privatisiertes Gesundheitswesen
Wie sein Vorgänger Donald Trump verlässt sich Biden auf die private Elite-Universität Johns Hopkins University (JHU). Sie hat mit der Finanzierung durch die privaten Stiftungen von Multimilliardären wie Michael Bloomberg, Stavros Niarchos und William Gates die umfangreichsten wissenschaftlichen Ressourcen für Infektionen und Pandemien. Die JHU hat dafür ein Vielfaches an Personal und Geld als etwa das deutsche RKI und die EU-Gesundheitsbehörde zusammen.
So erstellt die JHU den Global Health Security Index. Darin werden die Gesundheitssysteme aller 195 Staaten miteinander verglichen: In welchem Staat sind die Gesundheitssysteme am besten auf die Bekämpfung von Pandemien vorbereitet? In der letzten Ausgabe des Index von 2019, auf die sich auch Trump berief, rangiert das Gesundheitssystem der USA an 1. Stelle: „am besten vorbereitet“; an zweiter Stelle das Gesundheitssystem Großbritanniens. In den vorderen Rängen rangieren auch die reichen EU-Staaten wie Deutschland und Frankreich. (Werner Rügemer: Pandemien – Korrumpierte Wissenschaft. Die Johns Hopkins University und ihr Global Health Security Index, isw-muenchen.de 6.5.2020)
Dieses Ergebnis gekaufter Wissenschaft ist verbunden mit der Privatisierung des Gesundheits- und Versicherungswesens und der in den USA unter Präsident Ronald Reagan eingeführten und dann auch in der EU übernommenen Fallpauschale (Diagnosis Related Group, DRG).
Biden & Harris: Virologische Volks- und Kriegsgemeinschaft
Darauf ging das Opferritual Bidens und Harris’ nicht ein, auch nicht auf die klassenmäßigen Unterschiede zwischen den Weißen, den Afroamerikanern und Latinos.
Biden und Harris beschworen vor dem Weißen Haus mit betenden Händen die virologische Volks- und Kriegsgemeinschaft, in der zukünftig gewiss alles besser werde, und die, mit welchen neuen Opfern auch immer, in der eigenen Bevölkerung und in anderen Bevölkerungen, in neue Kriege gegen Russland, China und weitere Staaten ziehen will.
Wer braucht immer noch Gründe, damit die EU, allen voran die Bundesrepublik Deutschland, sich von diesem todbringenden Gefahrenherd abkoppelt? Was meint etwa die treusorgende „Mutti der Nation“ dazu? Fragen Sie sich doch mal!
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