Für Erwachsene ist TV gucken gerade wegen Corona nur noch eine Zumutung, im Kinderfernsehen geht es ebenso zu, meinte jüngst meine große Tochter. Ihr Kind schaut ab und an die Kindersendung ZDF-Logo und zitierte ihr daraus, dass die Corona-Maßnahmen wirkten, um dann aber kopfschüttelnd wie ein großer Mensch zu sagen: „Rodeln ist doch gut, da sind wir an der frischen Luft.“ Von Frank Blenz.
Nein, das Kind versteht nicht, und das aus dem kindlichen Bauch heraus, was das alles gerade soll, was die Großen machen. Corona, Corona, Corona, spricht das Kind aus, es klingt richtig cool, wie bei einem Hip Hop Song, und das Kind signalisiert seinen Trotz, wie sehr es nervt und angreift. Die Mutter nervt es auch und sie greift es an und sie ärgert es, dass selbst im Kinderfernsehen, bei Logo, die Meinungsmache in vollem Gang ist, das Alternativlose zupackt. Mutter und Kind schnappen sich den Schlitten und es geht hinaus in die Natur, in den Wald, an einen Rodelhang, der groß und weit und beinah menschenleer ist. Auch ist keine Polizei in der Nähe – zum Glück. Mutter und Kind ertappen sich dabei, dass sie Angst vor der Polizei haben.
Statt Menschen so wie Mutter und Kind in dieser schweren Zeit hilfreich zu begleiten, wird das Nichthelfen und das Fingerzeigen stattdessen so wie in der ZDF-Sendung für Kinder „Logo“ praktiziert. Dort wurde das Thema „Wintersport“ mit dem Wort der riesigen Menschenansammlungen madig gemacht (Datum: 10. Januar 2021):
Weniger los in Wintersportgebieten
In Ski- oder Rodelgebieten in Deutschland war es an den vergangenen Wochenenden ganz schön voll. Auch an diesem Wochenende gab es viel Andrang, auf den Pisten war aber weniger los.
Schlittenfahren, Spazierengehen oder Snowboarden – bei gutem Wetter zieht es viele Menschen nach draußen. Deshalb gab es in den vergangenen Wochen immer wieder riesige Menschenansammlungen in den beliebtesten Wintersportgebieten des Landes: zum Beispiel im Harz, im Schwarzwald oder im Sauerland. Viele Menschen tummelten sich in den Wintersportgebieten – so wie hier in Winterberg im Sauerland.
Und dem Kind wird von „Logo“ erläutert:
Doch bei so vielen Leuten ist das Abstandhalten oft nicht möglich. Draußen tragen viele Menschen auch keine Maske, obwohl sie sich in einer großen Menschenmenge befinden. An diesen Orten wurde in den vergangenen Wochen teilweise gegen die Coronaregeln verstoßen. Dazu kommt, dass es oft ein ziemliches Verkehrschaos gab. An vielen Orten gab es an diesem Wochenende deshalb Absperrungen und Kontrollen.
Dann erfährt der Zuschauer, das Kind wie die Eltern, dass es bei der Aktivität der Politik und der Exekutive dann „doch geht“ mit Einsicht und dem Zuhause bleiben, weil die Politik und die Polizei dazu aufruft:
An diesem Wochenende war es ruhiger
Dieses Wochenende sah es in den Mittelgebirgen nun vergleichsweise ruhig aus. Politikerinnen und Politiker sowie die Polizei riefen vorher dazu auf, dass die beliebten Wintersportgebiete gemieden werden sollen. Straßen, die zu diesen Gebieten führen, wurden teilweise abgesperrt und einige Pisten durften gar nicht mehr betreten werden. Das zeigte Wirkung: Die Parkplätze vieler Ausflugsorte waren zwar trotzdem noch überfüllt, doch auf den Pisten oder Wanderwegen selbst gab es nur noch wenige oder gar keine Verstöße gegen die Coronamaßnahmen mehr.
Und dieser Tipp folgt bei Logo zum Finale, welcher „Hoffnung macht“?
Wer einen Ausflug machen will, ohne sich in große Menschenmengen zu begeben, kann das trotzdem tun. Sucht euch dazu aber besser ruhigere Stellen in eurer Nähe aus, statt in die besonders beliebten Orte zu fahren.
Aha. Die Sendung regte im Familiengespräch sehr zum Nachdenken und zum Aufregen an. Und die Frage kam auf: Warum wurde von Beginn des Beitrages an offensiv sichtbar mit den Bildern voller Parkplätze und Pisten hantiert? Es wurde deutlich, so der Schluss der Diskussion, wo der Hase lang läuft mit dieser Ausrichtung in Bild und Ansage, dass, weil viele Menschen unterwegs waren, es ganz schön voll war, und der gewollte Eindruck aufkam, ganz Deutschland habe das Schlittenfahren entdeckt, und somit Kinder, die sich die Sendung ansahen, zur Einsicht kommen mussten: Mensch, das geht doch nicht, wie können die alle nur? Verärgert wurde auch gefragt: Was soll das mit dem Ausdruck „riesige Menschenmengen“. So hörten es Kind und Erwachsene bei ZDF-Logo und ärgerten sich über dieses Immer-weiter-so, über die „Maßnahmen“, über die Verbote, über die Wortwahl, über die Unwörterinflation in Deutschland, die gerade die „Corona-Leine“ geboren hat.
Dieselbe Leier, die Stoßrichtung der „Erziehung“ der Menschen, die nun sogar an die Leine genommen werden, gibt es täglich im Erwachsenenfernsehen, was die NachDenkSeiten im folgenden Beitrag thematisierten: „Regierungslogik: Die Corona-Maßnahmen wirken nicht. Also verlängern wir sie. Und die Tagesschau applaudiert.“