Im letzten Jahr wurde wohl so viel diskutiert wie lange in keinem Jahr zuvor. Über Corona, über Trump. Und das war es. Selbst so wichtige Themen wie der Klimawandel wurden in unserer Aufmerksamkeitsökonomie zu Randthemen degradiert. Da überrascht es nicht, dass das Thema „Afrika“ wieder einmal vollkommen unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung blieb. Ich möchte den Jahreswechsel und die noch verbleibenden wenigen freien Tage dafür nutzen, unsere Leser auf ein paar – zumindest meines Erachtens – wichtige Artikel aufmerksam zu machen, die sicher auch den meisten Stammlesern im Trubel des Alltags gar nicht aufgefallen sind. Das ist sehr schade, denn das Thema hat es durchaus verdient, ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Von Jens Berger
Das Thema „Afrika“ beschäftigt mich schon sehr lange. Schon vor meinem Einstieg bei den NachDenkSeiten bereiste ich den afrikanischen Kontinent mehrfach und vor mehr als sieben Jahren erhielt ich dann auch durch ein Gemeinschaftsprojekt der NachDenkSeiten und der Deutschen Welthungerhilfe die Möglichkeit, vor Ort über die Probleme zu berichten. Es ging um das Thema Land Grabbing und wir recherchierten dazu in Sierra Leone. Heraus kamen für unsere Leser zwei Artikel mit einigen (aus heutiger Sicht sicher technisch ziemlich dilettantisch wirkenden) Videobeiträgen.
Land Grabbing – die marktkonforme Wiedergeburt des Kolonialismus
Land Grabbing in Sierra Leone – Widerstand gegen den Neokolonialismus
Aufs Tableau der großen Medien kam „Afrika“ erst zwei Jahre später, als das Thema „Flüchtlinge“ plötzlich in ganz Europa zum Thema des Jahres avancierte. Viel geredet wurde seinerzeit von den Fluchtursachen. Doch leider hatte die Debatte auch schon damals kein nennenswertes Niveau, ging sie doch nur in sehr seltenen Ausnahmefällen auf die speziellen Probleme des afrikanischen Kontinents ein.
Afrikas Flüchtlinge, Afrikas Probleme und unsere Verantwortung
2018 versuchte ich noch einmal, unter dem Schlagwort „Flüchtlingspolitik“ auf den gesamten Themenkomplex einzugehen …
Brennpunkt Afrika – Auch wenn die Debatte unbequem ist, müssen wir sie endlich führen
… und noch ein Jahr später fragte ich, was denn nun aus der vielzitierten Bekämpfung der Fluchtursachen geworden ist.
Was ist eigentlich aus der Bekämpfung der „Fluchtursachen“ geworden?
Auch im Jahr 2020 war „Afrika“ in der Berichterstattung der großen Medien kaum existent. Und wenn, dann ging es um Corona, das angeblich gerade für diesen Kontinent eine große Bedrohung darstellen würde. Dem war nicht so und die von den internationalen Organisationen geforderten „Maßnahmen“ waren es, die Afrika am Ende in eine weitere schwere Krise stürzen sollten, deren Ausgang noch nicht absehbar ist.
Der globale Süden und die verdrängte Coronamaßnahmen-Krise
Es gibt jedoch auch vage Hoffnung auf Besserung. So stellt der Gesetzentwurf zum „Lieferkettengesetz“ eine sehr sinnvolle politische Weichenstellung dar. Unklar ist jedoch, ob sich hier die vernünftigen Stimmen rund um Entwicklungshilfeminister Gerd Müller gegen die Stimmen der Wirtschaft und ihren politischen Arm rund um Peter Altmaier durchsetzen werden können.
Gerd Müllers politisches Vermächtnis
Das Thema bleibt hochinteressant und wenn es einen publizistischen guten Vorsatz für das neue Jahr gibt, so lautet der bei mir, dass ich dem gesamten Themenkomplex ein wenig mehr Aufmerksamkeit widmen werde und Leserinnen und Lesern der NachDenkSeiten weitere, hoffentlich spannende Analysen, Einblicke und Kommentare zum Thema liefern kann. Vielleicht haben Sie ja Lust und Zeit, die letzten ruhigeren Tage vor dem sicherlich heißen Frühjahr dazu zu nutzen, in den hier verlinkten alten Artikeln – und natürlich auch in anderen hochinteressanten Artikeln, die die NachDenkSeiten im Laufe der Zeit veröffentlicht haben – zu stöbern. Das würde mich freuen.
Ihr Jens Berger
Titelbild: Anton Balazh/shutterstock.com