Der ehemalige BILD-Mann, Spiegel-Kolumnist und Politikchef von RTL, Nikolaus Blome, hat sich in einer Kolumne darüber gewundert, dass viele Medien, die Politik und insbesondere ihre linke Hälfte zur Rückgabe des Doktortitels durch Familienministerin Giffey so geduldig schweigen, teilweise sogar die Ministerin feiern – ganz anders als bei Schavan und Guttenberg. Blome hat recht. Aus meiner Sicht sind Plagiate in einer Doktorarbeit Zeichen von Charakterlosigkeit. So jemand gehört nicht in eine verantwortliche politische Position. Albrecht Müller.
Wenn man diesem Artikel in der Berliner Morgenpost Glauben schenken kann, dann glaubt die Berliner SPD, mit der Rückgabe des Doktortitels habe die Politikerin, die sich noch im November zur Spitzenkandidatin der Berliner SPD für das Amt des Regierenden Bürgermeisters nominieren lassen will, Ballast abgeworfen. – Das ist eine große Täuschung. Wenn ich verantwortlich wäre für die Wahlkampf-Strategie der politischen Gegner der SPD und ihrer potentiellen Spitzenkandidatin, dann würde ich jetzt auch das „Maul halten“ und den Verzicht auf den Doktortitel abnicken, ja sogar von Tagesspiegel und taz zusammen rühmen lassen. Im heißen Wahlkampf allerdings würde ich dann, genau so wie oben beschrieben, den erschlichenen Erwerb des Doktortitels als Zeichen von Charakterlosigkeit werten und damit unter anderem Wahlkampf führen. Das würde zum einen der SPD ordentlich Stimmen kosten und zum anderen die links-grüne Koalition schwieriger machen, jedenfalls den Grünen den Sprung zur CDU erleichtern. Wer will schon mit einer Politikerin, der der Doktortitel verloren gegangen ist, eine Partnerschaft eingehen.
Im oben verlinkten Morgenpost-Artikel äußern sich SPD-Politikerinnen ganz anders – aus meiner Sicht eine ordentliche Selbsttäuschung.
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