Die „Pandemie“ treibt bizarre Blüten: Zu den teils irrationalen Regelungen und aggressiven Bürger-Kontrolleuren gesellt sich die Doppelmoral der Moralapostel. Und die „Satire“ stellt sich einmal mehr in den Dienst der Macht. Hier einige absurde Beispiele aus einer hysterischen Zeit. Von Tobias Riegel
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Eigentlich müsste die Corona-Episode ein Fest für Satiriker sein. Es ist ja nicht so, dass die Zeit arm an bizarren Blüten wäre. Aufgespießt werden diese Blüten vom „Kabarett“ aber vor allem dann, wenn sie von bereits vollständig diskreditierten Kritikern der Corona-Politik stammen. Die großen Medien und die Politik werden im Vergleich dazu von den prominenten „Satirikern“ Deutschlands mit Samthandschuhen angefasst. Wie brachial die „Kreativen“ teils auf die Kritiker der aktuellen Corona-Politik und -Propaganda draufschlagen, das zeigt etwa ein neuer, drastischer „Kurzfilm gegen Verschwörungsfanatiker“ im Stile des Horror-Klassikers „Der Exorzist“ (nichts für schwache Nerven). Die Macher folgen der Losung: „Einfach mal die Fresse halten und Maske tragen!“ Zu diesem gut gemachten und prominent besetzten, aber inhaltlich Fragen aufwerfenden Spot folgt weiter unten mehr.
Bizarre Blüten der Corona-Zeit
Zunächst folgen hier einige willkürlich ausgewählte Vorgänge aus den vergangenen Tagen, die sich für Satiriker eigentlich aufdrängen müssten, darüber fragwürdige Tendenzen der Gesellschaft zu behandeln. Da wäre etwa die „Rudelbildung der Moralapostel“ im Anschluss an die letzte Sendung von Anne Will. Da wäre die Tatsache, dass in Karlsruhe die Maskenpflicht im öffentlichen Raum auch unter Ehepartnern gilt. Da wäre die „dringende Bitte“ an die Schüler in Osnabrück, „natürlich auch im Unterricht Masken zu tragen“ – auch wenn es anscheinend keine offizielle Begründung/Verordnung dazu gibt. Da die Ausgrenzungsmechanismen wegen der Masken aber auch unter Kindern bereits schrecklich eingespielt sind, ist zu erwarten, dass die Schüler auch dem moralischen Druck dieser „dringenden Bitte nachkommen werden“.
Zu erwähnen wären auch all die Alltagsszenen, die aktuell zahlreiche Bürger machen müssen. So habe ich gestern in einem Berliner Supermarkt beobachtet, wie ein maskierter Mann einer mittelalten Dame laut nachrief: „Ich hoffe, du stirbst bald!“ . Der Grund für diesen Ausfall: Die Frau trug keine Maske. Sie hatte aber ein Attest, das war der Marktleitung bekannt, die sich auch beruhigend einschaltete. Den mutmaßlich medial aufgeputschten Bürger konnte das nicht beruhigen, er wiederholte trotzdem lautstark seine Todeswünsche. Solche Verwirrungen waren aber auch zu erwarten, etwa angesichts dieser Anleitung zur Schikane der Bürger in Düsseldorf, die nun auch im Freien mit Maske essen müssen:
„Beim Essen verhalte es sich so, dass beim Abbeißen kurzzeitig die Maske heruntergezogen werden dürfe. Kauen könne man allerdings mit Maske, daher müsse diese nach dem Abbeißen wieder aufgesetzt werden.“
Wo sind die „Satiriker“?
Diese Beispiele sind zwar absurd, aber noch relativ harmlos. Erheblich beunruhigendere Tendenzen in der Gesellschaft – hin zu Überwachung, Schikane und Denunziation – haben die NachDenkSeiten etwa in diesem Artikel oder in diesem Artikel beschrieben. Wie der Protest verteufelt wird, in diesem Artikel. Und zur devoten Haltung von „HeuteShow“ und „ExtraDrei“ in diesem Artikel. Wie die Kinder aktuell ignoriert werden, wird etwa in diesem Artikel beschrieben. Bewegende Einzelschicksale im Schatten der Corona-Maßnahmen aus vielen Teilen der Gesellschaft haben wir in diesem Artikel gesammelt. Wie unseriös vor allem in den großen Medien mit der Corona-Zahlenbasis umgegangen wird – und dass durch diesen Umgang die Begründungen für die Corona-Maßnahmen teils unter höchstem Zweifel stehen – haben wir in zahlreichen Artikeln beschrieben, etwa hier oder hier.
Die Anlässe wären also täglich zuhauf gegeben, um die aktuelle Corona-Politik im Großen und im Alltäglichen als einen die Verhältnismäßigkeit grob verletzenden Einschnitt für unsere Gesellschaft zu zeichnen. Im Moment (und nicht erst seit Corona) sehen aber fast alle Kabarettisten und Satiriker – so wie die meisten Nachrichten- und Meinungs-Redakteure großer Medien – ihre Aufgabe nicht in der Kritik oder der Kontrolle der Regierung oder der Propaganda, sondern in der Diffamierung der Regierungs-Kritiker. Das ist eine neue Rolle der Satire – eine Umdeutung hat stattgefunden, bereits vor Corona.
Corona-Skeptiker sind des Teufels
Das aktuellste Beispiel für diese Art Satire, die die Macht gegen Proteste verteidigt, indem die Proteste als illegitim, rechtsextrem oder asozial dargestellt werden, ist ein besonders drastisches. So drastisch, dass die Betrachtung nur Menschen mit gutem Magen empfohlen wird: Hier wird der US-Horrorfilm „Der Exorzist“ nachempfunden – nur dass das Mädchen hier nicht vom Teufel besessen ist, sondern vom Zweifel. Und dieser Zweifel an der Corona-Politik ist nach dieser Aussage ebenso schlimm wie die Hingebung an den Antichristen. Die sich „Alpha DT“ nennenden Macher dieses „Kurzfilms gegen Verschwörungsfanatiker“ kündigen an:
„Unser Exorzist wird so lange impfend durch unsere Republik ziehen, bis es keine Querdenker mehr gibt. Dazu braucht er eure Hilfe. Teilt. Liked. Exorziert. Denk nicht quer, teile.“
Der Film ist nach formalen Kriterien gut und wirkungsvoll gemacht. Inhaltlich aber wirft er zahlreiche Fragen auf. So wird ausgerechnet ein Kind – entgegen der Realität – als gefährlicher Infektionsherd und also als das Böse gezeichnet. Es werden praktisch alle Klischees der tendenziösen Propaganda gegen die Corona-Kritik abgerufen: Das vom Zweifel besessene Mädchen betet einen Schrein mit Donald Trump an. Corona-Skeptiker sind des Teufels. Wer als Mutter nicht die Maske beim Kind durchsetzt, handelt asozial. Wer anderer Meinung als unsere großen Medien ist, soll „die Fresse halten“ oder die (körperlichen) Konsequenzen tragen. Wie in der offiziellen Corona-Berichterstattung sind in diesem Film Gut und Böse so eindeutig verteilt wie im Alten Testament. Darum ist hier auch gewaltsames Impfen gerechtfertigt und Corona-Skeptiker dürfen zu todbringenden Infektionsschleudern degradiert werden. Der Film schließt mit dem seligen – nun maskierten – Kind und der Losung: „Halt die Fresse und trag eine Maske!“
Der Film würde eigentlich hervorragend als Persiflage auf die Panikmache der Medien sowie auf die daraus folgende Intoleranz besonders corona-gläubiger Bürger funktionieren. Und wenn der Film so gemeint wäre, dann wäre er tatsächlich ein Stück sehr gut gemachte Satire. Satire, die im klassischen Sinne dominante Strömungen aufs Korn nimmt und (unter Einsatz intelligenter inhaltlicher Brüche) entlarvt. Aber leider outen sich die Macher nicht als solche Aufklärer, sondern sie verbreiten, wo es nur geht, die inakzeptable und aggressive Losung: „Einfach mal die Fresse halten und Maske tragen!“. Dadurch wird der gut gemachte und gespielte Film zu einer platten Verstärkung jener Botschaft, die sowieso den ganzen Tag aus allen Kanälen schallt: Wer anders über die Corona-Politik denkt als die großen Medien, der ist ein gefährlicher Besessener, der auch mit Gewalt „zur Vernunft“ gebracht werden darf. Wahrscheinlich halten sich die Macher trotz dieser Einfügung in den totalen Mainstream irgendwie für „subversiv“.
Die neue Rolle der „Satire“
Auch die Querdenker geben in ihrer Vielfalt Steilvorlagen für Häme. Es soll hier auch kein übertriebener Schutz für einzelne Gruppen gefordert werden: Natürlich darf man auch über die Positionen der Querdenker herziehen, wenn sie sich öffentlich positionieren. Gefordert werden sollte aber doch eine annähernde Waffengleichheit: Von mächtigen politischen und medialen Kanälen mit extrem großer Reichweite wird die Häme bereits kübelweise über diese Demonstranten ausgeschüttet. Beiträge wie der Kurzfilm unterstellen indirekt dennoch (fälschlich) eine Meinungsführerschaft der Skeptiker. Diese falsche Analyse nehmen sie als Anlass, nochmals gemeinsam mit den großen Medien Andersdenkende grob zu diffamieren.
Eigentlich wären der Film und die Gruppe für sich genommen nicht besonders relevant. Aber sie sind symptomatisch für eine neue Rolle der „Satire“. Satire nach dieser neuen Definition braucht nicht den inhaltlich-satirischen Bruch. Stattdessen reicht es, wenn die Botschaft (ungebrochen) mit Kraftausdrücken und sonstiger Drastik (hier Gewalt) aufgeladen wird – von persiflierenden Techniken oder doppelten inhaltlichen Böden keine Spur. Die Botschaften sind genau so gemeint, wie sie ausgesprochen werden: Darum wird im Fall des drastischen Kurzfilms nicht etwa das übertriebene Sendungsbewusstsein und der fast religiöse Corona-Eifer mancher Redakteure, Politiker oder Bürger auf die Schippe genommen, sondern (ohne stilistischen Bruch) nochmals die allgegenwärtige Botschaft verkündet: Wer die Medienberichte zu Corona in Zweifel zieht, der ist ein besessener Irrer.
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