Leserbriefe zu „In Texas ist ein Sack Mais umgefallen – We’re all living in Amerika!“
In diesem Beitrag wirft Jens Berger insbesondere dem Magazin „Spiegel“ vor, zu sehr auf die USA fixiert zu sein. Zu viele deutsche Medien „lesen sich heutzutage wie die Deutschlandausgabe einer US-Zeitung“. Das illustriert er u.a. am Beispiel der Neubesetzung eines Richteramts am obersten US-Gerichtshof und anhand von Meldungen über Verkehrsunfälle in den USA. Die Folge der Medienberichterstattung „mit amerikanischer Brille“ ist eine zunehmende US-amerikanische Sichtweise auf die Welt. In Anlehnung an einen Musiktitel bezeichnet Jens Berger das Phänomen als „We’re all living in Amerika“ und weist abschließend darauf hin, dass die NachDenkSeiten seit Langem versuchen, die US-Fixierung aufzubrechen.
Zahlreiche Leserinnen und Leser der NachDenkSeiten haben auf diesen Beitrag reagiert und uns Emails geschickt. Die Zustimmung zum Inhalt ist groß. Für die eingereichten Leserbriefe bedanken wir uns sehr. Hier nun eine Auswahl der Antworten. Zusammengestellt von Christian Reimann.
1. Leserbrief
Lieber Herr Berger,
starker und mutiger Artikel!
Lese zwar statt des SPIEGEL nur noch den Anti-Spiegel (Ihnen sicherlich bekannt), habe das US-Nachrichtenblatt aber bis zur Grenze des erträglichen (die war für mich schon vor über 10 Jahren erreicht) immer fleißig gelesen.
Ich hoffe, Sie werden jetzt kein Opfer irgend eines Angriffes von bestimmten Diensten!
Machen Sie weiter so!
Mit Dank und Gruß,
Alois Müller
2. Leserbrief
Lieber Herr Berger,
prima Artikel mit Spannungsbogen bis zur letzten Zeile!
Im Ernst: Ihr Artikel bringt tatsächlich notwendiges Hintergrundwissen zu den Medien, hier zum Spiegel. Um den kümmert sich ja auch Thomas Röper intensiv und liebevoll, indem er Fehler und propagandistische Umdeutungen aufzeigt. Aber auch das absurd verdrehte Mengenverhältnis, das Sie akribisch darlegen, ist eine erhellende Information.
Also: verschärftes Lob!
Bernhard Meyer
PS. Ich hatte den Spiegel lange Jahre abonniert und erst 2014 nach „Stoppt Putin jetzt“ gekündigt.
3. Leserbrief
Das ist beim Deutschlandfunk auch nicht viel anders. Ich wundere mich (manchmal täglich) über Meldungen von verstorbenen US-Schauspielern, Sängern und anderen amerikanischen Lokalberühmtheiten, deren Namen (nicht nur mir) mir völlig unbekannt sind. Offensichtlich hat man für sowas ein Abo bei einschlägigen US-Nachrichtenagenturen. Ich bin mir natürlich sicher, dass NBC und Foxnews sowie die Washington Post ausführlichst über den gerade verstorbenen deutschen Schauspieler Michael Gwisdek (Michael who?) berichtet haben.
von unserem Leser C.Z.
4. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
dieses Thema begleitet mich leider bereits schon ca. 65 Jahre:
Seit den frühen 50- Jahren fiel mir das schon als “Knirps” auf, daß mit denen irgend etwas nicht stimmen kann.
Bei unserem Dorfkrug wurden uns auf dem Saal einmal im Monat Kinofilme vorgeführt.
Regelmäßig waren das die “beliebten Westernfilme”!
Mir als Grundschüler war schon damals klar wie verlogen all` diese Filme waren.
Ich habe schon mein ganzen Leben lang nichts von diesen Typen gehalten und das wird sich auch wohl nicht mehr ändern. Ganz schrecklich finde ich, daß wir inzwischen leider eine Bundesregierung und Parteienlandschaft, sowie eine Medienlandschaft haben, die der jeweiligen USA- Regierung förmlich in den “Allerwertesten” kriechen.
Sie glauben gar nicht wie froh ich bin, daß es inzwischen die NachDenkseiten gibt!!!
Die etablierte Presse habe ich inzwschen komplett abbestellt und spende lieber im Rahmen meiner Möglichkeiten den NachDenkSeiten, als das ich diese einseitige, verblödende Berichterstattung auch noch mitfinanziere.
Ich hoffe sehr, daß Ihnen und Ihrem Team niemals die Luft ausgehen wird und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Hans- Jürgen Schroeder
5. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
es trifft natürlich alles zu, was Sie beschreiben. Allerdings haben Sie eine wichtige besonders massentaugliche Nachrichtensparte unerwähnt gelassen, den Profisport. Selbst bei Kurznachrichten wird man auch hierzulande (Österreich) fast im Tagesrhythmus mit Ergebnissen in US-Sportarten bombardiert, die in Europa nicht gerade dominierend sind wie Basketball oder Football. Vorberichterstattungen zur “Superbowl” samt ausführlicher Debatte, ob und welche Popstars in der Pause auftreten, sind selbstverständlich wie Geplapper über den Wechsel von Spielern (Spielerinnen wenn überhaupt dann im Promillebereich) von einem US-Verein zum anderen und dergleichen, ständig Meldungen, die allerhöchstens übertroffen werden von der Hofberichterstattung in Bayern-München-Medien über den eigenen Nabel.
Nebenbei: Die Fußballberichterstattung über europäische Ligen beschränkt sich auf die Geldligen in GB, D, F, It und Sp. Schon Schweden ist ein ebenso weißer Fleck auf der journalistischen Landkarte wie Tschechien, Ungarn oder gar (Gott behüte!) Russland.
Freundliche Grüße
Karl Wimmler
6. Leserbrief
Die Fixierung des SPIEGEL und anderer unserer deutschen Leitmedien auf US-amerikanische Themen mag neben ideologischen auch materielle Gründe haben. Es gibt hier wohl ein Dunkelfeld. Die Südd. Zeitung hat in den USA drei Korrespondenten sitzen. Im ausgehenden 20. Jahrhundert, als es ihr wirtschaftlich noch bedeutend besser ging als heute, kam sie mit einem aus. Vielleicht kosten Korrespondenten heute weniger Geld als früher? Oder fließen da Gelder aus anderen Quellen?
Eine m.E. bedeutsame Facette der USA-Fixiertheit unserer Medien erwähnt Jens Berger nicht ausdrücklich, dabei ist sie die vielleicht politisch gewichtigste und gewollteste: Unsere Leitmedien suggerieren uns seit 4 Jahren pausenlos und mit immer größerem Pathos, dass Donald Trump ein Unglück ist – nicht nur für die USA, sondern „by association“ auch für uns. Im Geschichtsunterricht haben wir noch gelernt, dass wenn ein Land von einem Unfähigen regiert wird – wie etwa Frankreich Mitte des 19. Jahrhunderts von Napoleon III. -, konkurrierende Mächte dies zu ihrem Vorteil nutzen können. Das war doch wohl eines von Bismarcks Erfolgsrezepten. Heute erfahren wir aus unseren Leitmedien täglich das Gegenteil: Trump ist Amerikas Unglück, also ist er auch unser Unglück. Trumps Inkompetenz hat, so die einhellige Diagnose, die USA im internationalen Machtgefüge erheblich diskreditiert und geschwächt. Doch statt dies als Chance zu begreifen, verkaufen die Leitmedien uns die Schwäche der USA als Katastrophe auch für uns. Als ob uns Europäern und Deutschen nichts Schlimmeres widerfahren könnte als ein schwaches Amerika – und im Umkehrschluss nichts Besseres als ein starkes Amerika. Ist das nicht ein Offenbarungseid deutscher Außenpolitik? Oops, jetzt bin ich plötzlich bei der Regierung angekommen, wo es doch eigentlich um unsere Leitmedien ging. Sie sind einander aber auch zum Verwechseln ähnlich.
Karl Heinz Siber
7. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
vielen dank für ihren guten Beitrag zur Berichterstattung deutscher Medien zu Ereignissen in den USA. Es fällt mir bereits seit längerem auf, wie intensiv gerade über den US-Wahlkampf berichtet wird. Erinnert mich irgendwie an das letzte mal… das Ergebnis kennen wir, denn hier in der BRD gibt es wohl nur wenige US-Wähler, die man beeinflussen könnte. Ich weiß nicht was das soll.
Aber eine Anmerkung sei mir gestattet: In meiner schönen Heimatstadt Bremen gibt es keinen Oberbürgermeister, sondern allenfalls einen Präsidenten des Senats, der als Bürgermeister bezeichet wird.
Machen Sie weiter, es tut Not.
Mit freundlichen Güßen aus Bremen
Lothar Mentz
Anmerkung Jens Berger: Schönen Dank, lieber Herr Mentz. Wir ergänzen den Artikel mit ihrer Korrektur.
Beste Grüße
Jens Berger
8. Leserbrief
Guten Tag Herr Berger,
o ja, ich teile Ihre Kritik an der US-Fixierung der Medien. Nicht nur das Übermaß an Berichterstattung, sondern auch die fast kritiklose ist mir seit langer Zeit ein Dorn im Auge. Daher habe ich den letzten Jahren alle Abos von Spiegel, Zeit, Stern, Hamburger Abendblatt, taz gekündigt. Und – ich bin so froh, dass es die NachdenkSeiten gibt. Vielen Dank für Ihre Arbeit und die der gesamten Redaktion.
Herzliche Grüße
Renate Vetter
9. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
ganz spontan: Dieser Artikel hat mich begeistert – Chapeau!
Den Spiegel lasse ich seit Jahren „links liegen“, ein Wortspiel, das Ihre Meinung bestärken soll; meine Süffisanz überspitzt noch meine Kritik am Magazin!
Wer noch heute den „Spiegel“ als Monstranz eines kritischen Magazins vor sich herträgt, der ist nicht willens oder in der Lage zu hinterfragen: Wer schreibt und warum schreibt!
Mit freundlichen Grüßen
M.R.
10. Leserbrief
Lieber Jens Berger,
Namen können nachgeschlagen werden, Zusammenhänge muss man sich erarbeiten.
Dank der akribischen Arbeit des Medienwissenschaftlers Uwe Krüger wissen wir ja um die Transatlantiksucht der Meinungsmacher, die uns in der direkten und einseitigen politischen Indoktrination aufgedrängt wird.
Interessant ist in der Tat, was Sie jetzt zutage gefördert haben. (Seit ich vor mehr als 40 Jahren im Abitur den Spiegel analysiert habe, lese ich ihn nicht mehr!) Das Framing, das mitnichten zufällig unsere Sichtweise auf impertinente Weise zwingen will, bringt uns sicherlich psychologisch geschickt immer mehr in die us-amerikanische Sicht.
Ohnehin müssen wir heutzutage immer stärker nach dem suchen, was nicht berichtet wird, bzw. wieviel Zeit für Betrachtungen beansprucht wird, die für das wirkliche Leben nebensächlich sind.
Dank dem tollen Team der NDS ist es schließlich möglich, das zu finden, über das geschwiegen wird.
Abschließen möchte ich die Frage aufwerfen: „Wo hört das Verschweigen auf, wo fängt die Lüge an.?“
Joachim Groß
11. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger.
Natürlich haben Sie mit allem Recht und die Allamerikanische Dominanz nervt gewaltig. Wen interessiert dieser ganze Mist, dieser gnadenlos arroganten Nation? Ich hab sie echt gefressen mit ihrer “America first” Litanei. Amerika ist ein Kontinent der nicht nur aus den USA besteht, dass ist schon mal das eine. Das andere ist die penetrante Berichterstattung der Deutschen Medien, die allerdings auch was andere Dinge betrifft, eigentlich nur noch nervt. Lassen wir die devote USA-Berichterstattung einmal außen vor, ist es doch mit allem anderen auch nicht besser. Dem Heidi ihr neues Kleidchen, oder ihre neue Frisur, oder gar, Gott bewahre ein Nippelblitzer sind die Toppmeldungen des Tages. Die Wundertasse von Söder, die Schweißflecken einer Angela M. dass sind die Themen die die Welt bewegen. Man kann gut und gerne 99% der Meldungen bei den reichweitenstärksten “Nachrichtenportalen” in die Tonne knüppeln. Overnewsed, but underinformed trifft es ganz genau. Bei der Fülle an Schrott, kann man gar nicht den Überblick behalten und genau das ist gewollt.
Hochachtungsvoll, Ulrich Erich
12. Leserbrief
Liebe Nachdenkseiten-Macher,
Der Spiegel ist seit Jahren nur noch ein Abklatsch des Magazins „Bunte“ für Möchtegernintellektuelle. Die Redaktion dort muss auch sehen wie sie ihr „Boulevardblatt“ mit Nichtigkeiten füllt. Die „Zeit“, FAZ und andere sind auf dem Weg dorthin. Man schreibt eben das, was in der scheinbar beschränkten Welt der Redaktionen so angesagt ist und über den Liveticker der AP, Reuters etc. kommt.
Würde man sich z.B. mit Menschen in Zwangskurzarbeit oder Familien in prekären Situationen, Zuwanderern, Hartz4 Empfängern etc. beschäftigen, müsste man vielleicht der Wahrheit ins Auge blicken. Dann würde man feststellen, das Deutschland schon seit Jahrzehnten verkommt, runtergewirtschaftet wird und von arroganten Wirklichkeitsfremden Politikern regiert wird. Man geht Hand in Hand mit den Machern des Staatsfernsehen. Die Bevölkerung wird eingelullt mit Ablenkungsmanövern damit sich die Unzufriedenheit die immer mehr vorherrscht nicht noch mehr ausbreitet.
Gott sei Dank gibt es noch (und Hoffentlich noch sehr lange) Nachrichtenportale wie die Nachdenkseiten.
Mit freundlichen Grüßen
B. O.
13. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
vielen Dank für diesen teils amüsanten Artikel. Ich kann Ihre Beobachtungen mit meinen aus dem Deutschlandfunk bestätigen. Die Unfälle melden sie dort nicht. Dafür sind die Erörterungen all der Ereignisse rund um Donald und das weiße Haus ausufernd. In der Tat kann auch der geneigte Hörer die Regierungsmannschaft Donalds besser kennen als die von Merkel. Auch wissen wir vom Befinden des Präsidenten mehr als von demjenigen der Kanzlerin. Formal haben sie in den USA noch eine Opposition. Auch von der höre ich oft mehr als von dem ehemals oppositionellen Teil unserer Riesenkoalition im Reichstag. Leider antwortet der DLF fast nie auf Hörerpost. Ich habe schon häufig auf diese viel zu große US-Nähe hingewiesen.
Viele Grüße sendet Thorsten Peitzmeier
14. Leserbrief
Lieber Herr Berger,
vielen Dank für diesen treffenden Artikel. Auch ich habe mich angesichts der allumfassenden Berichterstattung schon oft gefragt, ob wir inzwischen eingemeindet wurden und ich das verpasst habe. Zwar zählt der Spiegel nicht zu meinen Informationsquellen, aber auch in den täglichen Beiträgen ‘meines’ Senders HR2 oder aber auf ZEIT online stelle ich immer wieder fest, wie sehr man bemüht ist, uns am täglichen US-Leben teilhaben zu lassen. Trump / Biden in der Dauerschleife – oft mit mehreren Artikeln gleichzeitig.
Der Kultursender HR2 stellt gerne vorwiegend US-Literatur und US-Autoren vor, berichtet über Ausstellungen in LA oder Theatervorstellungen in NY, so als wäre das nebenan.Tickets werden allerdings noch nicht angeboten.
Auch über die US-Wetterphänomene werden wir täglich ausführlich unterrichtet, je nach Saison Hurricans, Waldbrände, Schneestürme oder neue Kälterekorde.
So ist der große Bruder immer präsent.
Herzliche Grüße
Sabine Zapp
15. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Jens Berger,
bravo zu ihrem Artikel. Als ehemaliger Spiegelleser bedauere ich schon lange, das der “Spiegel” nach dem Abgang des alten Augsteins auf das Niveau der “Bild” gesunken ist.
Soeben erhielt ich ein Mail-Info der “Zeit” in dem sie mich auffordern, darüber abzustimmen, wer wohl beim Fernsehduell zwischen Trump und Biden überzeugender sein wird. Und weiter: “Heute Nacht um 3 Uhr unserer Zeit findet das erste TV-Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden statt. Der Druck der kommenden Ausgabe der ZEIT wird aufgrund des TV-Duells um wenige Stunden verschoben, um unsere Leserinnen und Leser aktuell über die Ereignisse zu informieren. DIE ZEIT berichtet während des gesamten US-Wahlkampfs und ordnet aktuelle Entwicklungen für ihre Leserinnen und Leser ein.”
Als “gefühlte” Amerikaner sollte uns das doch brennend interessieren.
Die Amerikanisierung läuft eben schon länger auf vollen Touren. Die ersten Fernsehsendungen an die ich mich erinnern kann, hießen Lassie, Fury, Flipper oder Bonanza. Die Musikindustrie wurde von amerikanischen Labels dominiert und die Filme im Kino kamen aus Hollywood. Ich kann nicht sagen, das mich das nicht beeinflusst hat. Ich verschlang die Bücher von Jack Kerouac und hatte damals auch amerikanische Freunde mit denen ich rumhing. Irgendwann zogen sie weg nach Wiesbaden, in eine Siedlung die nur von Amerikanern bewohnt wurde, wo ich sie später einmal besuchte. Sie waren damals wie alle in meinem Alter langhaarig, hörten die selbe Musik, und waren ständig bekifft. Aber als sie mich ins Kino dieser amerikanischen Enklave einluden, und dort ein Film über General Patton lief, in dem deutsche Soldaten in einer nordafrikanischen Wüste im MG Feuer niedergemäht wurden und die jugendlichen Kinobesucher johlend und kreischend von ihren Sitzen sprangen und ihre Kinohelden anfeuerten, musste ich schmerzlich erkennen, das Amerikaner anders ticken. Zuvor dachte ich, sie würden so pazifistisch fühlen wie meine deutschen Freunde und ich und “Peace and Love” würde uns irgendwie verbinden. Natürlich stand ich den USA schon zuvor kritisch gegenüber, dafür hatte schon der Vietnamkrieg gesorgt aber die Erfahrung, wie stark amerikanische Jugendliche durch Hollywoods patriotische Militärpropaganda beeinflusst waren, schockierte mich zutiefst. Sie bekamen durch ihre Medien täglich die Geschichte erzählt, dass sie etwas besonderes sind, da sie in Gottes eigenem Land geboren wurden, dass das beste der Welt ist, mit der besten Demokratie etc. und scheinbar glaubten sie das. Wer in der BRD ähnlich patriotischen Schund verbreitet hätte, wäre als Nazispinner beschimpft worden.
Amerikanische Propaganda wird heute verstärkt verbreitet und das nicht nur im “Spiegel” sondern vor allem in der populären Kultur. Schaut man auf die Kino, Fernseh- und Streamingprogramme oder hört Radio, ist das Ausmaß des Amerikanismus zu sehen. Bloß gut, dass die meisten Menschen die Texte nicht verstehen, die oft so blöd sind, dass es sich nicht lohnt darüber zu schreiben. Aber um die geht es ja eigentlich auch gar nicht. Diese Machwerke manipulieren die emotionale Ebene. Es geht nicht um Inhalte, es werden Gefühle vermittelt. Wir sollen uns mit dem “Good Guy” identifizieren, der sich tapfer für sein Land und das Gute opfert. Und wer wäre nicht auch gerne so ein Held oder so gutaussehend wie die Hollywoodpuppe. Wäre doch “cool” oder?
Mit dieser Flut an amerikanischen Unterhaltungsbeiträgen, werden Gehirne weichgespült, mit den nötigen Klischees präpariert und mit Feindbildern bestückt. Es war den “Transatlantikern”, von Anfang an das wichtigste Anliegen, eine Annäherung an Russland zu verhindern und die BRD eng an die USA zu binden. Wenn sich Bürger der BRD als Bewohner eines amerikanischen Bundesstaates “fühlen”, der von den bösen Russen bedroht wird, haben sie ihr Ziel wohl erreicht. Mit viel emotionalen Schmalz lassen sich Massen am besten manipulieren.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Dennerlein
16. Leserbrief
Sehr geehrte Nachdenkende,
was Jens Berger da anmerkt, ist ja nicht neu – seit dem sogenannten zweiten Weltkrieg (war dieser nicht vielleicht nur die zweite Phase eines und desselben „ersten“?) wird Europa und besonders Deutschland kulturell überschwemmt mit Amerikanismen. Die eigene Kultur zerstört – was nun? – da wird dann Amerika übergestülpt.
Aber das hat seitdem vielleicht sogar eine gewisse Berechtigung. Nimmt man alles hinzu, was z.B. Albrecht Müller über “Einflusspersonen” anmerkte – darüber haben ja auch andere schon vielfach geschrieben – so ist es vielleicht einsehbar, dass es eine große Menge Deutscher gibt, die sich für die hier eingesetzten Statthalter der Interessen der USA nicht besonders interessieren, sondern mehr für die Vorgänge im Lande der “eigentlichen Regierung”. Dass man als Deutscher dann allerdings auch zu dem Eingeständnis neigen müsste, dass die sogenannte “Demokratie” hier vor Ort wenig bis keine Substanz (mehr) hat, jedenfalls wenn man als Deutscher nur noch zwischen den immer gleichen transatlantisch orientierten, lediglich unterschiedlich eingefärbten Gruppierungen wählen kann, macht das Gespräch über solche Fragen nicht gerade leichter.
Dann schwingen sich ja auch Scharen wirklich ewig Gestriger auf den Karren und meinen, einer solchen beherrschenden Übermacht diejenigen Rezepte entgegenhalten zu müssen, die mit Finanzierung aus dem Bereich eben dieser (amerikanischen) Übermacht in der Mitte des vorigen Jahrhunderts eine unbeschreibliche Barbarei an die Stelle einer einstmals glänzenden deutschen/europäischen Geisteskultur gesetzt haben. Wer finanzierte Hitler? Woher kamen die Gelder? Jedenfalls war anschließend freie Fahrt für eine durchgreifende Amerikanisierung Deutschlands gegeben, bis hin zu dem Wunsch, „Amerika drinnen, Russland draussen und Deutschland unten“ (des ersten Generalsekretärs der NATO, Baron Ismays „Gründungsziel der NATO“) zu halten. Ist es da ein Wunder, dass die Medien gleich nach dem zweiten Weltkrieg entsprechend “eingenordet” – Entschuldigung “eingewestet” – wurden, und dass dieser Trend in Zeiten wie unserer so übermächtig wird, dass dagegen kaum noch etwas bestehen kann? Wo doch die technischen Mittel für fast alle Alternativen zu den sogenannten „Leitmedien“ (klingt etwas wie „Leithammel“) ebenfalls in den Händen von amerikanischen Gesellschaften sind (Youtube, Facebook, etc. pp.)?
Was will ich damit sagen? Es wird Zeit, dass wir uns besinnen auf unser großartiges und vor allem kosmopolitisches Geisteserbe aus der Zeit vor all diesen Kriegen, Barbareien und Imperialismen, und dass wir versuchen, in zeitgemäßer Weise dort wieder anzuknüpfen und es weiter zu entwickeln. Ich denke da zum Beispiel an Humboldts wunderbaren Aufsatz „Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen“, Schillers Briefe „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“, Goethes “Metamorphose der Pflanze” und viele andere Geistesgüter dieser Zeit. Daran angeknüpft hat Rudolf Steiner mit seiner „Philosophie der Freiheit“, den Ausführungen zur Dreigliederung des sozialen Organismus, einer menschengemäßen Medizin, biologisch-dynamischem Landbau usw. Auch wer mit manchen Darstellungen aus der Geistesschau und deren Ergebnissen zunächst Schwierigkeiten hat, wird darin – insbesondere dem zugegeben schwierigen Zentralwerk „Die Philosophie der Freiheit“ – etwas finden können.
Weitere, heutige Anknüpfungen sollten folgen. Dann käme vielleicht auf die Dauer auch wieder ein ordentlicher, professioneller und selbständiger Journalismus in den führenden Medien zustande.
Vielen Dank jedenfalls für Jens Bergers erhellende Darstellung: so tritt das Desaster in vollem Umfang ins Bewusstsein.
Mit freundlichem Gruß
Stefan Carl em Huisken
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