Michael Ballweg zu „Querdenken wohin, woher?“: „Wir haben uns recht deutlich positioniert.“

Michael Ballweg zu „Querdenken wohin, woher?“: „Wir haben uns recht deutlich positioniert.“

Michael Ballweg zu „Querdenken wohin, woher?“: „Wir haben uns recht deutlich positioniert.“

Ein Artikel von: Redaktion

Der Organisator der Stuttgarter, Berliner und anderer Querdenken711-Demonstrationen hat auf meinen Beitrag „Querdenken wohin, woher? Widerstand wogegen?“ geantwortet. „Wir haben uns recht deutlich positioniert“, meint er und verweist auf einige Videos mit Reden von ihm und anderen Demonstrationsrednern. Im Folgenden finden Sie in A. die Mail von Michael Ballweg, unter B. ein paar Anmerkungen von mir und in C. drei von vielen eingegangenen Leserbriefen. Der große Rest der Leserbriefe von insgesamt über 20 Seiten folgt später. Albrecht Müller.

A. Mail von Michael Ballweg vom 19.8.2020:
Guten Tag Herr Müller,

viel zu tun, deshalb hier ein kurzes Statement zum Artikel

nachdenkseiten.de/?p=63881

Wir haben uns recht deutlich positioniert.

Einfach mal die Playlists unserer frühen Demos ansehen:

Demo in Leonberg am 07.06.2020

youtube.com/playlist?list=PLCnQglIw_eOovlGTeG0L564q-J2rLuCh9

Demo in Stuttgart am 20.06.2020

youtube.com/playlist?list=PLCnQglIw_eOqrndCg0lnrax-4MAkxKXIk

Auf der Demo in Berlin war ja auch Hr. Kuby, der sich für ein neues Geldsystem ausspricht, Hermann Ploppa hat ebenfalls auf mehreren Demos gesprochen.

Die Kraft die mich antreibt – Mein Nordstern

Ich setze mich ein für eine Welt, in der alle Menschen in Freiheit und in Frieden miteinander leben. Für eine Welt in der alle Menschen ihrer Bestimmung folgen können. Für eine Welt, in der wir respektvoll mit unserer Umwelt umgehen und die Kraft der Natur nutzen.“

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie dieses Statement veröffentlichen, da wir viele Nachfragen erhalten.

Herzliche Grüße
Michael Ballweg
 
 
B. Kurzer Kommentar dazu:

Zunächst ist anzumerken, dass wir uns darin einig sind, dass die von ihm mit organisierten Demonstrationen etwas Wichtiges sind und nicht nur berechtigt, sondern auch notwendig sind.

Michael Ballweg hat in Leonberg und Stuttgart (siehe die beiden verlinkten YouTube-Videos) viel Vernünftiges, sogar Wegweisendes und auch Inhaltliches gesagt. Ich hatte angesichts der Vorherrschaft und Gefährlichkeit der neoliberalen Ideologie eine noch eindeutigere Festlegung erhofft. Siehe dazu den 1. Teil meines Beitrags vom 19. August.

Meine kritische Anmerkung gilt weniger Ballweg als anderen auftretenden Personen. Über einen, nämlich Thorsten Schulte, hatte ich mich in meinem Beitrag schon geäußert. Meine Einschätzung dieser Person gründet auf Erfahrungen aus dem Jahre 2017. Ich will dies auch deshalb nicht weiter vertiefen, weil die Organisatoren von Querdenken711 – wie ich höre – schon Konsequenzen gezogen haben. Respekt.

Michael Ballweg nennt in seiner Mail einige Personen, die für ihn als Zeugen für die inhaltliche Orientierung stehen. Da sind Hermann Ploppa und seine Analysen. Kein Problem.

Probleme habe ich mit den meisten Äußerungen der anderen von Ballweg als Zeuge aufgerufenen Person, mit Clemens Kuby. Dessen Äußerung zur Spekulation kann ich nachvollziehen und unterstützen. (Siehe hier) Ansonsten sind seine Äußerungen zum Geldsystem und zu den Währungen gelinde gesagt fragwürdig, deutlicher gesagt: unterirdisch. Das gilt übrigens auch für Äußerungen von Ballweg zum gleichen Thema. Auch die Behauptung, die heute Herrschenden wollten das Wahlrecht abschaffen, ist deutlich in Zweifel zu ziehen.

Mit solchen „Analysen“ und Rednern tun sich die Organisatoren der Demonstrationen keinen Gefallen.

Ausdrücklich will ich anmerken, dass diese kritischen Anmerkungen nicht rechtfertigen, die Initiative und Organisation der laufenden und kommenden Demonstrationen prinzipiell infrage zu stellen. Im Gegenteil.

Aus den Berichten wie auch aus den folgenden Leserbriefen geht hervor, dass die Demonstrierenden am 1. August in Berlin wie auch bei anderen Gelegenheiten nicht homogen, sondern sehr vielfältig waren. Es spricht vieles dafür, dass sich Menschen, die sich für unsere Grundrechte, für die Überwindung der neoliberalen Ideologie, für einen sozial geprägten Neuanfang und für den Frieden in der Welt engagieren, weiter an den Querdenker-Demonstrationen beteiligen – also ausdrücklich auch am 29. August in Berlin.
 
 
C. Drei Leserbriefe

Wie eingangs erwähnt, sind sehr viele Leserbriefe auf den Beitrag vom 19. August eingegangen. Sie werden gerade noch zusammengestellt und morgen oder am Montag veröffentlicht. Zum Einstieg werden heute drei Leserbriefe wiedergegeben. Danke vielmals an alle.

1. Leserbrief

Liebe NDS,

Die Einordnung der Menschen, die sich in Berlin treffen, ist nicht einfach. Wir waren am 1.8. in Berlin, zunächst nur zur Beobachtung. Wir, meine Tochter und ich, sind beileibe nicht rechts. Zu mir: ich war in der 68er Bewegung als Trotzkistin und Mitglied eines Sponti-Asta aktiv. In der Folge war ich beruflich und familiär sehr ausgelastet und habe halt in der Hoffnung auf einen sozialen und ökologischen Wandel die Grünen gewählt. Die gegenwärtige Corona-Politik wirft alle bisherigen Fixpunkte über den Haufen. Die Regierung hat die Gewaltenteilung abgeschafft, die Presse ist überhaupt nicht mehr kritisch und die Grünen heißen all das gut. Mein, unser Weltbild ist entwurzelt.

Nun zu der Demo. Es stimmt, es ist kein Konzept dahinter, es laufen auch Rechte und Spinner mit, aber die überwiegende Mehrheit sind besorgte Menschen ohne politische Expertise, Ex-DDR Bürger, die sich in alten Verhältnissen wiederfinden, Eltern gequälter Schüler, Schwule und vor allem ältere Menschen, die sich nicht mit der „neuen Normalität“ abfinden wollen. Selbst meine 92jährige Tante rebelliert, natürlich nicht auf einer Demo. Diese diffusen Bewegungen entstehen eben, wenn für eine erhebliche Anzahl der Bevölkerung keine politische Repräsentanz mehr vorhanden ist. Was tun?

Waltraud Parta-Kehry, Dr.


2. Leserbrief

Sehr geehrter Herr  Müller,

seit vielen Jahren informiere ich mich u.a. über die Nachdenkseiten und habe dort sehr viele interessante Ansichten entnommen. Jetzt möchte ich Ihnen meine Ansichten bezüglich Ihres Artikels vom 19.8. „Querdenken wohin, woher? Widerstand wogegen?“ mitteilen.

Ich war am 1.8.2020 auf der Demo in Berlin dabei und mein Eindruck war, dass viele verschiedene ideologische Richtungen dort vertreten waren. Das war für mich nicht das entscheidende Problem. Alle hatten zunächst das gleiche Anliegen: Endlich Schluss machen mit dem Wahnsinn der Maßnahmen gegen das Virus. Und entscheidend war, dass es den Organisatoren gelungen war, über die gesamte Zeit einen friedlichen Verlauf zu sichern.

Es wurde und wird auch immer wieder betont, dass keine Meinung, so lange sie auf dem Boden des Grundgesetzes steht, ausgeschlossen wird. Und das ist für mich etwas grundlegend Neues. Es wird immer wieder betont, „Wir lassen uns nicht spalten!“

Die bisherige Spaltung in Links und Rechts hilft nur den gegenwärtig Mächtigen, ihre Macht aufrecht zu erhalten. Das Schlimme ist, dass ein nicht geringer Teil der Linken und auch die Führung der Partei „Die Linke“ die Corona-Politik der Regierung unterstützt, nur weil die AfD und andere rechte Gruppierungen die Proteste unterstützen.

Für viele, die sich den Protest anschließen, wird aber immer deutlicher, dass die Corona-Politik der Regierung sich gegen die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung richtet und dass nur sehr wenige davon profitieren, dass die Medien versagen und die Demokratie noch nie so gefährdet war, wie gegenwärtig.

Deshalb halte ich den Protest für ganz wichtig, unabhängig ob er  links oder rechts ist.

Wenn das Ziel erreicht wird, dass die Maßnahmen beendet werden, dann wird natürlich die Frage wichtig, „Wie weiter?“

Und da vertraue ich auf die Weisheit der Menschen. Aus meiner Sicht zeichnet sich das jetzt schon in Ansätzen ab. Der Einfluss rechter Kräfte wird geringer, und der Einfluss (ich nenne es mal so) solidarischer Kräfte nimmt zu.

Mit solidarischen Grüßen
Dr. Klaus Walter


3. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Albrecht Müller,

in ihrem Artikel “Querdenken wohin, woher? Widerstand wogegen?” fordern Sie die Bewegung zu mehr Programmatik auf und sich politisch eindeutig zu postionieren.

Ich glaube den meisten Menschen, die wie meine Frau und ich am 1.August in Berlin dabei waren und am 29. sich erneut einreihen werden, geht es primär um die Beendigung des Spuks der Hygienediktatur.

Verordnungen, die das Grundgesetz außer Kraft setzen, dürfen das nur temporär, müssen verhältnismäßig sein und ständig auf ihre Notwenigkeit überprüft werden. Sie wurden mit der Begründung erlassen, einer Überlastung unseres Gesundheitssystems vorzubeugen. Unser Gesundheitssystem wurde nicht überlastet und eine Überlastung ist nicht in Sicht. Die Verordnungen sind deshalb mit sofortiger Wirkung aufzuheben.

Ich denke diese Sätze könnte jeder, der an den Demonstrationen teilgenommen hat unterschreiben. Einen weiteren Konsens braucht es erst mal nicht.

Das auf diesen Widerstand eine Parteigründung folgen sollte, sehe ich nicht. Das aus Widerstand 2020 keine Partei geworden ist, ist vielleicht gut so.

Man hat an den “Grünen” gesehen, wie schnell eine Partei ihre Ideale verrät, wenn es um Macht und Geld geht (J.Fischer). Eine Demokratie, die auf Parteien basiert, halte ich mittlerweile nicht mehr für erstrebenswert. Was dabei rauskommt, sieht man buchstäblich an jeder im Bundestag vertretenen Partei. In ihrer zynischen Korruptheit und Verlogenheit ähneln sie sich alle. Die Coronakrise hat deutlich gezeigt, dass es keine Opposition gibt, wenn es darum geht Grundrechte außer Kraft zu setzen. Wer vielleicht auf eine Renaissance der SPD hoffte, wurde als Covidiot bezeichnet und bekam einen O. Scholz als Kanzlerkandidat.  Und die “Linke” kapiert nicht, dass sie in diesem Schauspiel nur die Rolle des Claqueurs zugewiesen bekam, was man nur begrüßen kann, denn ihr Aktivismus beschränkt sich auf das Aufstellen von Automaten mit Masken drin (K.Kipping).

Den Artikel von Uli Gellermann habe ich gelesen. Ein Grundgesetz von unten halte ich durchaus für erstrebenswert, allerdings würde Ich nach Auflösung des Medienkartells für direkte Demokratie plädieren, da das Konstrukt der Parteiendemokratie in diesen Sumpf geführt hat.

Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Dennerlein

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