Britische Beamte könnten für die Folter von Julian Assange rechtlich belangt werden.

Britische Beamte könnten für die Folter von Julian Assange rechtlich belangt werden.

Britische Beamte könnten für die Folter von Julian Assange rechtlich belangt werden.

Ein Artikel von: Redaktion

In einem neuen Brief an die britische Medizin-Fachzeitschrift „The Lancet“ sagen „Ärzte für Assange“, dass die britische Regierung möglicherweise rechtlich für die Folter des inhaftierten WikiLeaks-Herausgebers verantwortlich gemacht werden könnte. Veröffentlicht auf Consortiumnews.com, übersetzt von Susanne Hofmann.

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Ärzte warnen in einem offenen Brief, dass britische Beamte für die Folter von Julian Assange zur Rechenschaft gezogen werden könnten. Das Schreiben wurde am Internationalen Tag der Vereinten Nationen zur Unterstützung von Folteropfern in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht.

Die 216 unterzeichnenden Ärzte und Psychologen aus 33 Ländern werfen britischen und US-amerikanischen Regierungsbeamten vor, die psychologische Folter von Julian Assange zu verschärfen, obwohl die weltweit maßgeblichen Behörden auf dem Gebiet der Menschenrechte und des Völkerrechts seine unverzügliche Freilassung aus dem Gefängnis fordern.

Die klinische Psychologin und australische Co-Autorin der Publikation „Die anhaltende Folter und medizinische Vernachlässigung von Julian Assange”, Dr. Lissa Johnson, sagte, die Nichtbehandlung von Herrn Assange könnte einer Folterhandlung gleichkommen. Staatsbeamte in Parlament, Gericht und Gefängnis riskieren, der Mitschuld bezichtigt zu werden.

„Unser Brief wird nur zwei Tage nach der Ankündigung des US-Justizministeriums veröffentlicht, eine neue Anklage gegen Assange zu erlassen, was einer weiteren Eskalation der psychologischen Foltertaktik gleichkommt“, sagte Dr. Johnson.

„Wenn man in diesem späten Stadium, kurz vor Ablauf der Frist für die Vorlage von Beweisen zur Verteidigung und über ein Jahr nach Ablauf der Frist für die Anklage, zusätzliche Anklagepunkte anführt, wo doch die Weitergabe von Dokumenten an das Gefängnis in der Regel zwei Wochen dauert, wo Assange kein Computer zur Verfügung gestellt wurde und er aufgrund von Coronavirus-Beschränkungen seine Anwälte nicht treffen kann, dient das dazu, seine Hilflosigkeit angesichts der Bedrohung zu verstärken. Das ist eine entscheidende psychologische Foltertaktik “, sagte sie.

Die Ärzte halten fest, dass Folter laut britischem Gesetz verboten ist und warnen, dass britische Beamte unter anderem für ihre „stille Duldung und Zustimmung“ für „mitschuldig“ befunden werden könnten. Sie schreiben, dass Assanges Gesundheit aufs Spiel gesetzt wird, weil seine „grundlegenden Menschenrechte und Rechtsansprüche von Justiz-, Gefängnis- und beauftragten Sicherheitsbehörden“ zunehmend verletzt werden.

Der Brief wurde verfasst, nachdem Julian Assange aus gesundheitlichen Gründen an vier aufeinanderfolgenden Gerichtsverhandlungen nicht teilnehmen konnte. Die Autoren legen britischen und US-amerikanischen Behörden „kollektive Verfolgung und gerichtliche Schikane“ zur Last, gegen die „Herr Assange nicht in der Lage war, sich selbst zu verteidigen oder auch nur an seinen eigenen Anhörungen teilzunehmen“.

Eine Kopie des Lancet-Briefes wurde an den britischen Lordkanzler und Justizminister Robert Buckland geschickt. Zusammen mit dem Brief wurden zwei weitere offene Briefe von 36 Mitgliedern des Europäischen Parlaments und elf gegenwärtigen und ehemaligen Politikern aus neun Staaten an Buckland gesandt, in denen die sofortige Freilassung von Julian Assange gegen Kaution angesichts von Covid-19 gefordert wird. Das Virus setze ihm angesichts seiner Krankengeschichte, einschließlich hartnäckiger Atemwegsprobleme, einem „gravierenden gesundheitlichen Risiko“ aus, so die Warnung der Ärzte.

In einem einstündigen Interview betonte Julian Assanges Verlobte Stella Moris, dass es ihm „sehr schlecht” gehe und brachte ihre Befürchtungen zum Ausdruck, dass er womöglich nicht überleben würde.

Der NHS-Arzt und Produzent der Dokumentation „Der große NHS-Raub”, Dr. Bob Gill, sagte, „Das Leben von Herrn Assange wird langsam ausgelöscht, um ihn zu bestrafen und andere zum Schweigen zu bringen, die es wagen, die Lügen der Mächtigen unerschrocken bloßzustellen. Kritiklos hingenommen, bedroht dieser eine Akt die Existenz der Zivilgesellschaft und befördert unser aller Abdriften in den Autoritarismus des von Unternehmen beherrschten Staates. “

Dr. Paul Hobday, Autor von „The Deceit Syndrome”, setzte hinzu: „Die psychologische Folter und Verletzung von grundlegenden Rechten eines Journalisten und Herausgebers, der keines Vergehens für schuldig befunden wurde, sollte jeden aufrütteln und anwidern, der an eine rechenschaftspflichtige transparente und faire Demokratie glaubt. Es sollte jene, die verantwortlich dafür sind, und jene, die dazu schweigen, nicht mehr loslassen. … Alle Journalisten sollten angesichts dieser gefährlichen Atmosphäre äußerst wachsam sein.”

Professor Thomas G. Schulze vom Vorstand der World Psychiatric Association sagte: „Als Mensch, als Arzt, insbesondere als Psychiater, ist es meine Pflicht, Folter zu melden, wo und wann immer sie stattfindet.“ Er fügte hinzu, dass physische und psychologische Folter „gleichermaßen vernichtend“ seien.

Professor William R. Hogan von der University of Florida betonte, dass „Herr Assange sofort entlassen werden muss, damit die Folgen seiner Folter, die ihm ein englisches Gericht zugefügt hat, behandelt werden können”.

Kontakt: [email protected] / doctorsassange.org.

Titelbild: Philip Robinson 1/shutterstock.com

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