Die deutschen Kampagnen- und Propaganda-Medien jubeln. Nach dem „Super Tuesday“ ist der „moderate“ Joe Biden auf Augenhöhe mit dem „radikalen“ Bernie Sanders. Welch eine Freude, dass die Chancen steigen, dass die USA keinen Präsidenten bekommen, der einen Mindestlohn von 15 Dollar die Stunde, eine Gesundheitsversorgung für alle und kostenfreie Hochschulen will. Von Oskar Lafontaine.
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Der „moderate“ Joe Biden war Vizepräsident des „Friedensnobelpreisträgers“ Obama und damit mitverantwortlich für das Zehnfache an Drohnen-Angriffen im „Krieg gegen den Terror“ im Vergleich zu George W. Bush. Im letzten Amtsjahr Obamas wurden auf sieben Staaten 26.171 Bomben geworfen, die meisten auf Irak und Syrien (siehe Jürgen Todenhöfer).
Heute wies Bernie Sanders darauf hin, dass Joe Biden selbstverständlich dem Irak-Krieg zugestimmt hat und sich für die Kürzung von Sozialausgaben aussprach. Und natürlich würde ein Präsident Joe Biden, wie Clinton und Obama, dem Finanzkapitalismus der Wallstreet, der in aller Welt zu Not, Elend und einer himmelschreiend ungerechten Verteilung führt – den 42 reichsten Menschen gehört soviel, wie der ärmeren Hälfte der Welt zusammen! -, keine Steine in den Weg legen.
Wir lernen wieder: „Moderat“ ist für unsere Kampagnen- und Propaganda-Medien jemand, der für Krieg, wachsende Ungleichheit und Sozialabbau eintritt. Und „radikal“, wer sich für einen auskömmlichen Sozialstaat und eine friedliche Außenpolitik einsetzt.
Anmerkung Jens Berger: Wie “moderat“ Biden und wie „radikal“ Sanders ist, zeigt auch diese Übersicht. Bemerkenswert ist auch, dass Biden national und international als großer Sieger des „Super Tuesday“ gefeiert wird, obgleich die Zahlen aus dem bevölkerungsreichen Kalifornien, wo Sanders übrigens zur Zeit (12:30) klar vorne liegt, noch gar nicht ausgewertet wurden.
Titelbild: Biden: David Lienemann / Public domain, via Wikimedia Commons // Sanders: Jackson Lanier / CC BY-SA via Wikimedia Commons