Heftige Debatte über eine Schnapsidee
Wie unsachlich und geradezu bescheuert heute große öffentliche Debatten geführt werden, kann man an der Diskussion darüber sehen, ob Russland Einfluss auf die Kandidatenaufstellung in den USA und Einfluss auf die Präsidentenwahlen nimmt und nehmen kann. Die US-Demokraten beklagen die angebliche Einflussnahme; der Präsidentschaftskandidat Sanders kündigt sogar politische Maßnahmen gegen die Einflussnahme an. Die Demokraten fordern Sanktionen gegen Russland. Die Tagesschau, die Wochenzeitung Die Zeit und andere Medien machen daraus große Geschichten. Siehe hier und hier. Wie Russland seinen Einfluss auf die US-Wahlen konkret ausüben können soll, wie das funktionieren soll, sagt keiner. Albrecht Müller.
Wer auch nur ein bisschen Ahnung von der Komplexität von Wahlkämpfen hat, wird eine solche Schnapsidee nicht äußern und schon gar nicht die Forderung nach Sanktionen oder anderen außenpolitischen Maßnahmen daraus ableiten. Wenn Wahlkampfplaner wüssten, was US-Demokraten behaupten zu wissen, dann wären sie glücklich. Aber so mechanistisch wie unterstellt, funktioniert die Beeinflussung von Wählerinnen und Wählern nicht.
Dessen ungeachtet wird über die US-Debatten zum Thema auch hierzulande berichtet. Ein Armutszeugnis für die daran beteiligten deutschen Medien wie übrigens auch für die US-Demokraten!
Übrigens, das Team des amtierenden US-Präsidenten wehrt sich gegen die Unterstellungen. Es ist nicht sonderlich angenehm, ihnen recht geben zu müssen. Aber sie haben recht.