In den Hinweisen des Tages von gestern hatte ich eine Bemerkung der Tagesschau zu Assange kritisch kommentiert. Ich erhielt dann kurze Zeit später um 11:51 Uhr eine Mail eines NachDenkSeiten-Lesers. Siehe unten. Er beklagte und kritisierte, dass ich die Tagesschau nicht korrekt wiedergegeben hätte und stellte dabei auch unsere Glaubwürdigkeit infrage. Was der Leser nicht wissen konnte: die Tagesschau hatte nach Erscheinen der Hinweise des Tages ihren Text verändert und über die Tatsache der nachträglichen Änderung nicht informiert. So arbeiten diese Leute mit unserem Geld! Albrecht Müller.
Hier nun zunächst der Text der Tagesschau und mein Kommentar von gestern früh in den Hinweisen des Tages, eingestellt um 8:37 Uhr; die ausgetauschten Passagen sind gefettet:
Vor Auslieferungsverfahren Assange beschuldigt Trump
Der 48 Jahre alte Assange verbrachte sieben Jahre in der ecuadorianischen Botschaft in London, um einer Auslieferung nach Schweden zu entgehen, wo ihm Vergewaltigung vorgeworfen worden war. Im April 2019 musste er die Botschaft verlassen und wurde sogleich von der britischen Polizei verhaftet, weil er 2012 mit der Flucht in die Botschaft Kautionsauflagen missachtet hatte. Die Vorwürfe aus Schweden wurden mittlerweile wegen Verjährung fallengelassen, aber Assange könnte stattdessen in die USA ausgeliefert werden.
Quelle: TagesschauAnmerkung Albrecht Müller: Die Vorwürfe aus Schweden wurden nicht wegen Verjährung fallen gelassen, sondern weil sie frei erfunden waren. So fälscht die Tagesschau. Lesen Sie dazu auch: Ein Dokument, das belegt: Der „Westen“ ist eine kriminelle Vereinigung. Wir sind wahrlich nicht die Guten.
Und hier der Text, wie er dann später, nach Erscheinen unserer Hinweise des Tages zu lesen war und am 20. Februar um 21:25 Uhr (gleich Datum des Entwurfs dieses Textes) noch zu lesen ist:
Der 48 Jahre alte Assange verbrachte sieben Jahre in der ecuadorianischen Botschaft in London, um einer Auslieferung nach Schweden zu entgehen, wo ihm Vergewaltigung vorgeworfen worden war. Im April 2019 musste er die Botschaft verlassen und wurde sogleich von der britischen Polizei verhaftet, weil er 2012 mit der Flucht in die Botschaft Kautionsauflagen missachtet hatte. Die Vorwürfe aus Schweden wurden mittlerweile wegen mangels an Beweisen fallengelassen, aber Assange könnte stattdessen in die USA ausgeliefert werden.
Diese veränderte Passage steht nach wie vor unter dem Datum des Ersteintrags: „Stand: 19.02.2020 23:16 Uhr“. Das ist nicht das Einstellungsdatum des dort jetzt noch zu lesenden Textes
Mehrere Leserinnen und Leser der NachDenkSeiten haben diese Veränderung bemerkt und uns davon unterrichtet. Sie haben das in Kenntnis des Verhaltens der Tagesschau-Redaktion nicht mit einer bösen Verurteilung der NachDenkSeiten getan. Anders der Leserbriefschreiber van Triel aus Dortmund, dem man seine harsche Etikettierung der NachDenkSeiten aber auch nicht übelnehmen kann, weil man ein solch dreistes Vorgehen beim öffentlich-rechtlichen Haupt-Medium nicht erwarten kann.
Hier die Lesermail:
Sehr geehrter Herr Müller,
gleich vorweg: ich bin ein bekennender Anhänger Ihrer Nachrichtenseite.
Vielleicht auch, weil ich mir Ihren Grundsatz – “Glaube wenig, hinterfrage alles!” schon vor Jahren zum persönlichen Credo gemacht habe. Aber verzeihen Sie; diesen Grundsatz wende ich auch auf die Nachdenseiten an. Daher diese Email mit einer klaren Kritik an einer Äußerung von Ihnen zu der Tagesschau vom 19.02.2020 zum Thema Assange/Trump, auf die Sie in den Hinweisen des Tages aufmerksam machen.
Sie geben zu diesem Tagesschau-Beitrag über Assange folgenden Kommentar ab: “Die Vorwürfe wurden nicht wegen Verjährung fallen gelassen sondern weil sie frei erfunden waren. So fälscht die Tagesschau.”
Da mich das Thema Assange im Moment sehr bewegt, schaute ich mir den Tagesschau-Artikel auf der Webseite des ARD an. In dem Artikel bezieht sich die Tagesschau auf eine Stellungnahme von Frau Persson, Stellvertreterin der Schwedischen Strafverfolgung. Frau Persson soll demnach gesagt haben, dass “es keine ausreichende Beweise” gebe und sich die Beweislage aufgrund der verstrichenen Zeit “deutlich abgeschwächt” habe.
Tut mir leid: Aber das ist ein andere Aussage! Frau Persson hat offensichtlich nicht behauptet, dass die Vorwürfe wegen Verjährung fallen gelassen wurden, sondern weil es keine ausreichenden Beweise gebe. Das ist ein großer Unterschied.
Ihren Kommentar dazu halte ich daher für Ihre persönliche Deutung zum Fall Assange und der Aussage von Frau Persson bzw. der Tagesschau.
Dass ich im Übrigen ihre Deutung teile (natürlich waren die Vorwürfe konstruiert) ändert nichts an meiner Meinung, dass Sie an dieser Stelle ein wenig über das Ziel hinaus geschossen sind.
Glaubwürdigkeit, Wahrhaftigkeit und Vertrauen sind die großen Trümpfe, die Ihre Webseite bei vielen Lesern genießt. Zu Recht weisen Sie und Ihr Team immer wieder auf Verfehlungen bei den Öffentlich Rechtlichen Sendern hin. Machen Sie es denen nicht gleich. Bleiben Sie bei den Tatsachen. Die sind schon schrecklich genug.
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen
Roger van Triel
Dortmund
Hier noch, weil es gerade gut passt, weitere Leserbriefe:
- Lieber Albrecht Müller,
in den heutigen “Hinweise des Tages” kommentieren Sie auch die falsche Tagesschau-Aussage zum Assange-Fall über die “Einstellung der Ermittlungen zu Vergewaltigungsverdacht in Schweden auf Grund von Verjährung”.
Frage: Kann man bei einer solchen offensichtlichen Lüge irgendwie rechtlich gegen die Tagesschau-Redaktion vorgehen und wenn ja, könnten dann die NDS nicht auch ihre LeserInnnen dazu aufrufen, entsprechende Schritte zu unternehmen?
Herzliche Grüße
Ihr Günter Grzega - lieber albrecht, in deiner anmerkung zur “tagesschau” geiselst du die nachricht “verjährung”, in der tagesschau-nachricht vom 19.02. lese ich aber einen anderen text: “die vorwürfe aus schweden wurden aber zwischenzeitlich aus mangel an beweisen fallengelassen”. das liest sich anders, man hat vielleicht schon korrigiert – und hat man nils melzer gelesen, weiss man, es gab überhaupt keine anzeige, geschweige denn beweise für eine vergewaltigung, sondern lediglich die anfrage der frauen an die polizei, ob nach der liebesnacht eine aids-untersuchung bei assange veranlasst werden kann, nachdem das kondom geplatzt war. sei gegrüsst, albert
- Liebe Macher der Nachdenseiten
vielen Dank für Ihre wichtige Arbeit.
Ich habe jedoch einen Einwand: Entweder ist in der Abschrift des Artikels ein Fehler unterlaufen oder die Webseite wurde nachträglich ohne Hinweis korrigiert
Die Stelle:
“Die Vorwürfe aus Schweden wurden mittlerweile wegen Verjährung fallengelassen, aber Assange könnte stattdessen in die USA ausgeliefert werden.”
findet sich so nicht im Text. (heute Morgen gegen 10:00 Uhr von mir aufgerufen.)
Ein Screenshot des Textes mit dem o.g. Satz hilft bei der Glaubwürdigkeit; alternativ der Hinweis auf einen Fehler.
Von einer Veröffentlichung meiner Mail bitte ich abzusehen.
Freundliche Grüsse
P. S.: Und wo steckt eigentlich Herr Dr. Gniffke? Ein paar Hinweise:
- SWR-Intendant – Süddeutsche Zeitung
www.sueddeutsche.de › medien › kai-gniffke-swr-interview-1.4720252
13.12.2019 – Intendant Kai Gniffke will den SWR umbauen – und verabschiedet sich vom Plan, die unter 30-Jährigen zum Fernsehen zu locken. - SWR-Intendant Dr. Kai Gniffke | Übernimmt das Amt in turbulenten Zeiten | SWR1 Leute
youtube.com/watch?v=Ie7BKINRwGQ
Nebenbei: Um das Interview bei „SWR1 Leute“ beneide ich Dr. Kai Gniffke. Das habe ich, obwohl ich seit 1987 im Bereich des SWR lebe und arbeite noch nie geschafft. Warum wohl? - Neuer SWR-Intendant
© SWR/Paul Gärtner
Kai Gniffke gibt Kampf um junge Zuschauer im TV auf
dwdl.de/nachrichten/75370/kai_gniffke_gibt_kampf_um_junge_zuschauer_im_tv_auf/?utm_source=&utm_medium=&utm_campaign=&utm_term=
P. S. Nummer 2 – typisch Tagesschau:
Geheimdienste zur Wahl
Russland will Trump offenbar helfen
Stand: 21.02.2020 03:02 Uhr
tagesschau.de/ausland/russland-trump-einmischung-101.html - SWR-Intendant – Süddeutsche Zeitung