Leserbriefe zur Rente und zu Davos

Ein Artikel von:

Nachfolgend finden sich einige der Zuschriften, die die NachDenkSeiten zu den Artikeln: a) Die Sackgasse private Altersvorsorge wird immer deutlicher und b) Davos – Willkommen im Paralleluniversum der „Eliten“ erreichten. Vielen Dank für die Zuschriften. Zusammengestellt von Moritz Müller.

1. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

Vielen Dank für Ihren aufschlussreichen Artikel. Ein wesentlicher Aspekt der „Privaten Rentenvorsorge“ wird leider häufig vergessen: Dieses private Modell wird im Gegensatz zur staatlichen Rente nicht mehr paritätisch zu 50% vom Arbeitgeber finanziert. Bei Abschaffung der staatlichen Rente sparen die Arbeitgeber jährlich rund 118 Milliarden Euro, die sie ab dann für sich in die eigene Tasche stecken können.

Eine eindrucksvolle Maßnahme der Umverteilung von unten nach oben.

Beste Grüße, S. H.


2. Leserbrief

Lieber Herr Berger,

zu Ihrem im Betreff genannten Beitrag möchte ich Ihnen noch einen ganz anderen Aspekt zu diesem Thema aufzeigen. Außer der grundsätzlichen Ablehnung einer untauglichen privaten Altersvorsorge aufgrund der Abhängigkeit von den sog. Finanzmärkten steht nämlich noch die Frage im Raum, inwiefern die Finanzindustrie sich überhaupt seriös bemüht, zugunsten der Kunden zu wirtschaften, wenn es um eigene Ertragsinteressen geht. Gestatten Sie mir, dass ich dazu ein wenig aushole:

2002 hatte ich einen Riester-Vertrag (Dresdner Bank/DIT) in Form eines Wertpapiersparvertrages abgeschlossen. Darin war vereinbart, dass 50% des Anlagevolumens im Aktienmarkt investiert werden können. Auf niedrigem Niveau (wegen der anfänglich geringen Einzahlungen) lief das sogar recht ordentlich. Als die Dresdner Bank von der Allianz übernommen wurde, wurde der Vertrag in das Portfolio von AGIS übertragen (nebenbei gesagt, ohne Einverständniserklärung des Kunden). Ich habe meine Einzahlungen bis zum Erreichen des Vorruhestandes vertragstreu weiter laufen lassen und dann festgestellt, dass außer den staatlichen Zulagen kein Wertzuwachs nachgewiesen werden konnte. Ich wollte dann doch einmal genauer wissen, wie dieser “Erfolg” zustande kam. Dabei stellte sich heraus, dass AGIS den gesamten Fonds auf Basis niedrigst verzinster Anleihen gemanagt hat, also ertragslos und ganz klar entgegen dem Prospektversprechen. Dies monierend, ließ mich AGIS Folgendes wissen

“Grundsätzlich ist es das Ziel des Fonds, den Anlegern eine Teilhabe an positiven Entwicklungen an den Aktien- und Anleihemärkten zu ermöglichen. Bei sämtlichen Dispositionen des Fondsmanagements ist aber ein weiteres Ziel vorrangig, nämlich für alle investierten Anleger sicherzustellen, dass bis zum Rentenbeginn mindestens das jeweilige nominal investierte Kapital (Beiträge und Zulagen) erhalten bleibt. Dieses primäre Ziel ist der Eignung des Fonds als staatlich anerkanntes “Riester-Produkt” geschuldet.”

Das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Man entblödet sich nicht, mit dem abgedroschenen Verkaufsargument “an positiven Entwicklungen des Aktien- und Anleihemarktes teilzuhaben” Kunden zu überzeugen, um dann eben diesen Hebel gar nicht anzuwenden. Die positive Wertentwicklung des Aktienmarktes seit der Finanzkrise und dem Jahr 2018 ist bekannt, aber davon wurde gar kein Gebrauch gemacht. Für dieses professionelle Management wurde für jede Einzahlung aber eine Abschlussgebühr kassiert und obendrauf eine jährliche Depotgebühr. Wofür, und was lernen wir daraus?

Für private Finanzdienstleister ist das Kundenwohl nachrangig. Die eigenen Interessen stehen im Vordergrund. Der Kunde kann sich nicht darauf verlassen, dass primär in seinem Interesse gewirtschaftet wird, zumal im Hintergrund auch noch der Vertriebsdruck auf die Berater steht, solchen Schrott zu verkaufen. Insbesondere für die  Altersvorsorge ist das private Anlagemodell vollkommen untauglich. Misstrauen gegenüber den Marktakteuren vom Vertrieb bis zum Finanz-Management ist angebracht.

Da in meinem Falle noch andere Vertragsbedingungen verletzt wurden, beschwerte ich mich beim Ombudsmann,  bei der Bafin und beim Finanzministerium, dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass es sich bei einem Riester-Vertrag um ein sog. zertifiziertes Produkt handelt. Von allen drei Institutionen erhielt ich abschlägigen Bescheid mit dem Verweis, dass es sich letztendlich um eine zivilrechtliche Angelegenheit handelt, die ggf. vor Gerichten auszutragen ist. Etwaigen Erwartungen an staatliche oder Aufsichtsinstitutionen im Rahmen der Produktzertifizierung müsse aus Gründen der Nicht-Zuständigkeit eine Absage erteilt werden. So sieht es aus mit staatlich geförderter Altersvorsorge.

Mit freundlichen Grüßen
Björn Ehrlich

P.S. Zu Ihrer Kenntnis: ich war selbst einmal Mitarbeiter einer Bank und kenne demzufolge bestimmte Anforderungen. Den Riester-Vertrag habe ich letztendlich gekündigt.


3. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

für alle Leser der Nachdenkseiten ist ihr Artikel nicht neu und ein nachwievor absolut richtiger Beitrag!

Ich möchte nur erneut daran erinnern und somit vielen Menschen nochmals deutlich vor Augen führen, wie existenziell falsch die politischen Reaktionen auf die Finanzkrise 2007 ff. waren, insbesondere die Maßnahmen der deutschen EU.

Man denke an die Diskussionen zur damaligen Zeit um einen Eurobond. Es war damals schon klar und wird heute rückblickend immer deutlicher, wie richtig ein klug organisierter Eurobond gewesen wäre, der eine garantierte Verzinsung (3-5%) geboten hätte. Ich möchte die Einzelheiten hier nicht erneut ausbreiten, man kann dies alles  nachlesen (z.B. Varoufakis). Die chauvinistische Regierungspropaganda gegen kluge, solidarische Massnahmen klingen heute noch schmerzhaft in meinen Ohren.
 
Nebenbei bemerkt: Ich frage immer gern Menschen, mit denen ich ins Gespräch komme, ob sie mir aus all den Jahren eine gute, politische Entscheidung Merkels (Bundeskanzlerin) nennen können? Außer identitätspolitischen Punktgewinnen ist da nichts – Leere. Die einzige Kritik, die es in den Mainstream geschafft hat, war die Nacht der Flüchtlinge. Aber gerade diese ‘Nachtentscheidung’ war aus meiner Sicht die einzig lobenswerte Tat. Sowohl davor als auch danach, sowohl zum diesem Thema als auch zu allen anderen Themen, waren die Entscheidungen alle zum Nachteil der 99 in D wie auch in der EU. Es herrscht die Mythologie der Mächtigen, ausgesprochen durch ihre jeweiligen Püppchen (Merkel) und propagiert durch verstrickte und dienliche MSM.


Leserbriefe zu: Davos – Willkommen im Paralleluniversum der „Eliten“

4. Leserbrief

lange schon und mit anhaltendem Interesse, Bewunderung und Erkenntnisgewinn (will ich doch hoffen) verfolge ich die NDS und auch Ihre wertvollen Beiträge. Danke!

Was ich mich immer frage, auch angesichts Ihres heutigen Beitrags: Die Benannten haben doch auch Kinder, Enkel, Freundinnen und Freunde. Und sie sind m.E. auch nicht dumm, religions- und kulturlos, ohne ethisch-spirituellen Kompass …

Sie sehen doch auch die Folgen ihrer Entscheidungen für die Welt als Ganzes, für ihre Nachkommen, deren Lebensräume sie einschränken oder gar vernichten … – WARUM? Haben Sie eine Theorie – oder Erkenntnis?

Herzlicher Gruß!
Bernd Ebener


5. Leserbrief

Kaum hat Habeck den dümmsten US-Präsidenten seit 1945ff wegen seines blamablen Davos-Auftritts kritisiert (Desaster-Rede) melden sich eilfertig und empört alle transatlantischen Vasallen und Trump-Versteher: zuerst Röttgen, cdu, jetzt Kramp-Karrenbauer und allen voran die Medien des Springer-Konzerns, wobei die WELT zu Habeck kommentiert, er werde zunehmend zu „einem Problem“ und ankündigt (dpa-Meldung von heute), das werde man ihm im anstehenden Bundestagswahlkampf noch spüren lassen. Interessant auch, dass die anwesenden „Stakeholder“, sprich Konzern- und Finanzchefs gebannt an den Lippen des Donald hingen, was alles über das politische Bewusstsein dieser selbsternannten „Elite“ aussagt. Kein einziger wagte zu widersprechen. Alles angepasste, kapitalistische und neoliberale Ego-Fanatiker! Und von denen soll die Welt gerettet werden, die die Menschheit und die Schöpfung erst in diesen Klimazustand gebracht haben.

Mit entsprechenden Grüßen
R.Lang
Karlsruhe


Anmerkung zur Korrespondenz mit den NachDenkSeiten

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