Leserbriefe zur Ermordung Kassam Soleimanis

Ein Artikel von:

Nachfolgend finden sich einige der Leserbriefe zu den Beiträgen: a)Trump will Krieg b)Der drohende USA-Iran-Krieg – der lange Schatten der Irak-Invasion 2003 und c)Soleimani-Attentat – Trumps Fake News und das Schweigen der Medien. Seitdem sind über 50 Menschen bei einer Massenpanik auf der Beerdigung von Soleimani gestorben und ein Flugzeug unter bisher ungeklärten Umständen in der Nähe von Teheran abgestürzt. Tragische Ereignisse, die die Nervosität in der Region weiter anheizen. Es wäre wünschenswert, wenn Deutschland und die EU hier eine beruhigendere Rolle spielen würden, aber ob sich in der EU mutige Politiker finden, die dies gegen den Willen ihrer Herren durchsetzen, ist die Frage. Zusammengestellt von Moritz Müller.

1. Leserbrief

Guten Morgen Jens Berger!

Zweifellos ist das “Attentat auf den berühmtesten iranischen General und mehrere ranghohen irakischen Militärs” durch US-Streikräfte durch nichts zu rechtfertigen und eine “Kriegserklärung” der USA gegen den Iran. Nur, weshalb schieben Sie die Alleinschuld für diese Morde Trump in die Schuhe? Selbst in den Nachrichten bei t-online, die bekannt sind für fast tägliches ‘Trump-Bashing’ heißt es: “Das Pentagon hat die Verantwortung übernommen“. Natürlich ist Trump als Oberbefehlhaber verantwortlich zu machen, doch ist u.E. nicht geklärt, wie die Befehlskette war. Der ‘Permanent War Complex’ der USA will schon lange Krieg, was kurzzeitig durch die Entlassung Boltons durchTrump verhindert wurde.

Eine etwas differenziertere Betrachtung dieses ungeheuerlichen Attentats hätte den ‘NDS’ gut getan!

Friedliche Grüße
Helene+Ansgar Klein

Replik Jens Berger:

Guten Morgen Herr Klein,

laut „Weißen Haus“ ist die Befehlskette schon klar.

Es gibt keinen Grund, Trump in welcher Form auch immer, nicht als Verantwortlichen zu sehen. 

beste Grüße
Jens Berger


2. Leserbrief

lieber herr berger,

ja, die situation ist erschreckend.

europa muß aufwachen! sie meinen doch wohl hoffentlich nicht unsere politiker merkel, macron, johnson und co.? wir , die mehrheit der bevölkerung, muß aufwachen und aufstehen, und zwar so schnell wie möglich. mit aktionen, protesten, verweigerungen, boycott etc. sollten wir nicht warten bis zum bald anstehenden nato.manöver “defender 2020”.carpe diem!

mfg
reinhard wiecha


3. Leserbrief

Ergänzend zu Jens Berger´s Artikel “Trump will Krieg” möchte ich unbedingt noch hinzufügen, daß der ehemalige Sicherheitsberater (und Falke) des US-Präsidenten John Bolton nach der Ermordung von General Qassem Soleimani folgendes getwittert hat:

“Congratulations to all involved in eliminating Qassem Soleimani. Long in the making, this was a decisive blow against Iran’s malign Quds Force activities worldwide.”

 
Und er fügte hinzu:

“Hope this is the first step to regime change in Tehran.”

Damit ist bewiesen:

Die Neocons und Konservativ-Evangelikalen wollen schon seit Jahren die Mullahs in Teheran stürzen, und die militärische Option ist bei diesen Kriegstreibern Mittel der Wahl.
 
Ich empfehle den Artikel von Yaron Steinbuch, der heute (03.01.2020) in der New York Post erchienen ist:
 
John Bolton cheers airstrike that killed Iran general Qassem Soleimani
 
Wo bleibt der Protest am völkerrechtswidrigen Vorgehen der US-Administration seitens der Europäischen Kommission und aller europäischen Außenminister?
Werden die jeweiligen US-Botschafter einbestellt?
Beschließt die EU sofortige Sanktionen gegen die USA?

Rüdiger Schauerte


4. Leserbrief

Eine Anmerkung meinerseits als Ergänzung:

Damit dürften wohl auch die Demonstrationen usw. gegen die korrupte und unfähige irakische Regierung und gegen den grossen iranischen Einfluss auf die irakische Politik ein Ende gefunden haben.

Insgeheim dürften sich diese Kreise für die Unterstützung durch den Westen/ USA bedanken.

Gruss
Walter Müller


5. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,
ich bezweifle immer noch, dass Donald Trump wirklich den Krieg will. Ich glaube eher, dass er fortwährend nur die Berater hat, die ihn stets in eine gewisse Konfliktsituation hineintreiben. Die Entlassung bisheriger Minister, sowohl für das Außen- als auch für das Verteidigungsministerium zuständig, zeigt doch, dass es mit diesen auch Konflikte gab, die vielleicht mit deren Wunsch nach mehr militärischem Einfluss zusammenhing. Wir wissen es nicht. Seine gute Beziehung zu  Putin und damit zu Russland wird ihm ja immer zum Vorwurf gemacht. Da Russland wieder mehr den Iran unterstützt, vermute ich, dass Trumps innenpolitische Gegner auch hier testen wollen, ob er mehr auf Seiten Russlands oder auf Seiten dieser im Hintergrund agierenden US-Kriegstreiber steht. Möglicherweise wird Trump auch noch dahingehend von seinen “Beratern” beeinflusst, dass ein Nichteingreifen im Iran ihn Wählerstimmen kosten könnte. Er sprach mit dem nordkoreanischen Regierungschef und mehrmals mit dem russischen Präsidenten und jedesmal wurden diese Treffen von der gesamten westlichen Welt nur kritisiert und ins Lächerliche gezogen. Da gehört auch für einen amerikanischen Präsidenten viel Energie dazu, die ursprünglich bereits im Wahlprogramm versprochene außenpolitische Politik der Deeskalation mit Russland und die Beendigung außenpolitischer, militärischer Einmischung überall auf der Welt konsequent umzusetzen.

Mit freundlichem Gruß
Harald Pfleger


6. Leserbrief

Geschätzter Jens Berger!

Ob Präsident TRUMP wirklich „Krieg WILL“ wage ich noch immer zu bezweifeln. Nicht nur weil er mit dem Wahlversprechen antrat, die vielen Kriege der USA zu beenden, sondern auch, weil es der Erste wäre, den er nicht direkt geerbt, sondern selbst angezettelt hätte. Wenn es zum Krieg mit IRAN kommen sollte, dann vermutlich eher deshalb, weil der IRAN auf die jahrelangen Provokationen insbesondere durch Israel, sowie auf die wirtschaftliche Strangulierung durch die USA und deren Verbündeten, also auch dem Muster-Vasallen Bundesrepublik Deutschland, reagieren muss!

Offensichtlich war bisher nur, dass Trump auf alle, auch unsinnige Forderungen Israels sowie von AIPAC und ADL einging, weil er sich damit sowohl eines mächtigen Bundesgenossen gegen „Russiagate“ sowie dem Impeachment durch die Dems bestmöglich in Sicherheit bringen und seiner Ermordung vorbeugen wollte.

Das ist ihm gelungen, denn Russiagate gefährdet inzwischen nicht mehr ihn, sondern seinen Vorgänger OBAMA. Und der Impeachment-Versuch  wird sich gegen die Initiatoren der Oppositionspartei wenden und zum Sieg Trumps bei der kommenden Wahl maßgeblich beitragen!.

Nur den schlimmsten Kriegstreiber gegen den Iran, den Israeli Netanjahu, der bereits wiederholt gedroht hatte, den IRAN alleine anzugreifen, konnte Trump – noch? – nicht loswerden, weil der zum wieder holten Mal innerhalb weniger Monate die Chance sieht, anstatt ins Gefängnis zu wandern erneut als israelischer Ministerpräsident Immunität gegen Strafverfolgung zu erlangen! Sollte es dazu kommen, dann ist mit einem israelischen Angriff auf Iran zu rechnen, den die USA d.h. Trump unterstützen müsste, um nicht doch noch ermordet zu werden.

Wer diese Zusammenhänge nicht glauben will oder verstehen kann, dem empfehle ich den jüngsten Artikel von Dr. Paul Craig Roberts

How Controlled Explanations Are Achieved“, worin er, gestützt auf das Buch des französischen Autors

Laurent Guyenot JFK-9/11: 50 Years of Deep State eine US-Sittengeschichte „aufbröselt“, die eindeutig nachweist, dass sowohl die amtliche Darstellung der Ermordung JFK`s als auch die über 9/11 offensichtlich vollkommen falsch sind!

Wer diesen Artikel noch nicht kennt, sollte ihn unbedingt lesen. Danach ist auch jedem US- Freund oder Bewunderer klar, was von diesen USA zu halten bzw. noch zu erwarten ist.

Rolf Schmid


7. Leserbrief

Keinen Krieg gegen Iran!

USA/NATO können den Krieg gegen Iran nur über ihre Militärbasen in Deutschland führen. 

Machen wir endlich Schluss damit!
Friedensbewegung.info


8. Leserbrief

Liebes NachDenkSeiten-Team,

zunächst einmal vielen Dank für den oben aufgeführten Beitrag. Dieser hebt sich wohltuend vom Groß an „amerikafreundlichen“ Artikeln ab – allen voran wieder einmal die Bild-Zeitung. Es ist bezeichnend, dass dort Soleimani als „Terrorist“ und „Monster“ betitelt wird. Hier wird offensichtlich versucht, ein Schwarz-Weiß-Schema zu etablieren, wobei die USA die Rolle des Guten spielen dürfen und der Iran (in diesem Fall in der Person Soleimanis) der Böse ist. Um nicht falsch verstanden zu werden: Die iranische Regierung und Soleimani sind sicherlich keine Engel und haben genug „Dreck am Stecken“ (wie Sie in ihrem Artikel richtig feststellen). Aber der Vergleich einiger Nachrichtenblätter mit al-Baghdadi und die Darstellung, dass Soleimani gefährlicher als Osama bin Laden war, zeigen deutlich auf, dass diese Blätter offensichtlich auf eine neutrale Berichterstattung keinen Wert (mehr) legen (wollen).

Dass die Welt nun sicherer sein soll, wie es unter anderem einige Personen der US-Administration weismachen wollen, darf bezweifelt werden. Die Antwort des Iran wird nicht lange auf sich warten lassen: Diese Antwort wird wohl nicht in Form eines konventionellen Angriffs erfolgen, sondern wie bisher im Rahmen eines asymmetrischen Angriffs mittels der zahlreichen Milizen im Irak. So oder so wird der maßgebliche Leidtragende, wie immer in solchen Fällen, die Bevölkerung sein. Es darf angenommen werden, dass sich die Gewaltspirale weiterdrehen wird – und dies auch durchaus dem Interesse diverser Personen/Lobbygruppen auf beiden Seiten dient.

Die offizielle Begründung von Donald Trump, dass ein Angriff auf viele Amerikaner unmittelbar bevorstand und nur durch die Tötung Soleimani verhindert wurde, darf ebenfalls angezweifelt werden. Der wahre Grund dürfte wesentlich profaner sein: Ablenkung vom Impeachment-Verfahren und Wahlkampfwerbung – wie Sie es in Ihrem Artikel ebenfalls richtig beschreiben.

Mit freundlichen Grüßen
Aryan Shooshtari


9. Leserbrief

Lieber Herr Berger.

Ihr Artikel zum US-Attentat im Irak enthält gute und wertvolle Informationen, zum Schluss zieht im Text dann leider etwas Nebel auf. Bisher nutzt Trump die absolut allen überlegene US-Militärmacht zu punktuellen Demonstrationen dieser konventionellen Macht. Ganz zu Beginn seiner Präsidentschaft ließ er in Afghanistan die größte existierende nichtnukleare Bombe abwerfen (ohne Nennenswertes zu erreichen bzw. erreichen zu können). Nach Syrien ließ er zusammen mit zwei willig völkerrechtsbrechenden EU-Staaten über 100 Marschflugkörper hinein fliegen. Nun ein Mord per Raketenangriff, der zeigt, dass die USA ab jetzt auch hochrangige ausländische Offizielle vor aller Welt sichtbar lynchen.

Wie war die westliche Welt empört, als Kim Jong Uns Bruder am Flughafen mal eben so vergiftet wurde.

Trump macht es bisher eher wie Israel, nur mit größerem Knalleffekt. Jeder weiß, dass Iran (und die anderen Leidtragenden) gegen das US-Imperium nur sehr eingeschränkte militärische und diplomatische Möglichkeiten haben und Trump illuminiert das mit seinen Aktionen unübersehbar. Israel bombt seit vielen Jahren im Libanon, Syrien, Irak und Iran ohne – trotz Wunsch – immer Krieg zu wollen.

Bisher ist Trump kein netter und auch kein wirklich friedliebender Präsident, aber für US-Verhältnisse dann wieder doch, auch wenn er von vielen nonstop kritisiert wird. Von vielen Linken, denen an Chic und Umgangsformen gelegen ist, die Obama trotz Libyen und Syrien lieben, und von Interventionen-Fans sowieso (nur für die Raketen und Bomben nicht).

Überall zu lesen, Trump inszeniert die USA als friedliebend. Das ist lügnerisch, ja. Aber Krieg ist es nicht. (Vgl. rote Linien, War on Drugs/Terror)

Wenn ich Verwischungen und über Nebel lesen will, lese ich bspw. Kornelius in der SZ.

Wieso nicht als Titel: “Will Trump Krieg?”

Grüße
Thilo Brai


10. Leserbrief

Liebe NDS-Redaktion,

ein weiterer Verstoß der USA gegen UN-Charta und Völkerrecht. Passt aber wohl in die zukünftige EU-Außenpolitik und Geostrategie. Die EU arbeitet ebenfalls an einem Sanktionskatalog, der bei Verstößen gegen Menschenrechtsverletzungen zum Einsatz kommen soll. Das heißt, dass das Völkerrecht weiter in den Hintergrund tritt. Die EU “benotet” dann die “nichtglobalisierten” Länder nach ihrem Wohlgefallen. Und wie die neue Kommissionspräsidentin ja sagte: “Die EU muss die Sprache der Macht der lernen” – was ja nicht anderes bedeutet als: Wir müssen ggf. Gewalt anwenden!

Beste Grüße

Michael Wrazidlo


11. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

zur Ermordung des iranischen Generals Solaimani das Folgende.

Auf “Telepolis” war ein Forist so freundlich eine Timeline der Anschläge im Dezember im Irak zu erstellen.

heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Eskalation-USA-ermorden-mit-gezielter-Toetung-General-Soleimani/Timeline-der-Eskalation/posting-35867795/show/

Mit freundlichen Grüßen
Jan Skalla


12. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

dass die Tötung von Qasem Soleimani in Bagdad zur Eskalation des Konfliktes zwischen Iran und den USA (und damit zur NATO) beitragen wird, steht auch für mich außer Frage, ebenso, dass es sich bei diesem Konflikt um keine Kleinigkeit handelt. Freilich habe ich gewisse Bedenken, wenn dieser Mann als Mischung zwischen einem Panzergeneral der Wehrmacht, der (ob nun zu Recht oder nicht) als ehrenhafter Soldat galt und gilt (Erwin Rommel), einer fiktiven und hoch attraktiven Figur (James Bond) und einer Popkünstlerin (Lady Gaga) präsentiert wird. Diese Zutaten sollen ja wohl suggerieren, Soleimani sei insgesamt gesehen ein respektabler Militär gewesen, der obendrein noch einige sympathische extravagante Attitüden aufzuweisen habe. Die Frage, ob man nach unseren Maßstäben als Offizier der Revolutionsgarden überhaupt ein ehrbarer Soldat sein kann und nicht eher einer mindestens höchst fragwürdigen Organisation angehört, die manche sogar der SS vergleichen, wird damit von vorn herein ausgeblendet. Und der Hang zu bestimmten Extravaganzen, einer auf der Leinwand in ironischer Form durchaus ansprechenden Kaltblütigkeit und Großmannssucht, macht aus einem hohen Militär nicht automatisch einen harmlosen Operettenkrieger, wie das Beispiel Hermann Göring zeigen könnte. Wahrscheinlich hätte man den Mann auf elegantere Weise unschädlich machen können, dass er alles andere als eine letztlich ungefährliche Figur ist, lässt sich wohl kaum bestreiten. Auch wenn man der Auffassung ist, dass man einen Krieg gegen Iran vermeiden und eher nach Auswegen aus dem Konflikt suchen sollte, halte ich die Fixierung auf die Feindbilder Trump und die USA in diesem Falle für unangemessen.

Mit freundlichen Grüßen – Michael Weichenhan


13. Leserbrief

Neusprech

In den deutschsprachigen Medien heißt es, die USA haben Soleimani und seine Begleiter gezielt getötet. Was würde man jedoch sagen, einmal angenommen, die iranische Regierung würde den obersten amerikanischen General des für den Nahen Osten zuständigen US Central Command, während er gerade mit seinen Mitarbeitern den Brüsseler Flughafen verläßt, durch einen Luftschlag gezielt töten. Wäre diese gezielte Tötung dann auch eine gezielte Tötung? Natürlich nicht. Man würde von einer heimtückischen Ermordung sprechen, gar von einem terroristischen Mordanschlag. der außerdem sofortige und umfassende Folgen haben müsse. So wird die Sprache der Berichterstattung, noch vor allem, was inhaltlich gesagt und behauptet wird, zu einem Akt der Rechtfertigung.

Um dies zu unterfüttern, wird Soleimani von den relevanten Machtinstanzen als Ausbund des Bösen portraitiert, der quasi Tag und Nacht unterwegs sei und danach trachte, Amerikaner zu töten. Man versteigt sich sogar zu der grotesken Behauptung, Soleimani sei für den Tod von Millionen von Menschen verantwortlich. Aufgeklärter Journalismus bestünde darin, solche Behauptungen zu hinterfragen. Doch was stattfindet, ist die schlichte Reproduktion derselben. Während die USA Vergeltung üben, rufen die Iraner – oh Kunst der Übersetzung – nach Rache, Rache. Sie sind ja auch, so das gängige Bild, dumpfer und aggressiver als die Amerikaner. Auch Israel übt Vergeltung, während die Palästinenser nach Rache streben usw.

Auf diese Weise wird Tag für Tag und Jahr um Jahr unser Blick, unsere Wahrnehmung und unser Denken geprägt, bis wir irgendwann gar nicht mehr erkennen, wessen Blick zu unserem Blick wurde. `So haben die USA den Terror-General getötet!´ marktschreit die Bild-Zeitung unter einem Bild eines brennenden Autowracks. Das Gute kämpft gegen das Böse und vernichtet es. Das ist der Tod unserer abendländischen Vernunft und damit auch der `europäischen Werte´ – vorangetrieben von jenen, die am lautesten für deren angeblichen Schutz krakeelen.

Diejenigen, die tatsächlich für den Tod von Millionen Menschen im Nahen Osten verantwortlich sind und die hierfür nötigen Taten systematisch, willentlich und mit viel propagandistischem Lügenaufwand vorbereitet und durchgeführt haben – das sind ohne Zweifel die verschiedenen US-Administrationen der letzten Jahre. Und wenn man den jetzigen Militärschlag in Bagdad gegen den Kommandeur der Quds-Brigaden für legitim hält, müßte man dann nicht mit der gleichen Logik, nur zehnmal begründeter, den imaginierten Militärschlag in Brüssel gegen den US-General für legitim – weil lebensrettend halten ?

Gewalt erzeugt allerdings Gegengewalt. Und das ist auch gut so. Sagt zumindest Trump. Oder?

stefan schmitt
4 jan 2020


14. Leserbrief

Zur Ermordung Soleimanis auf Befehl des US Präsidenten: Die Welt von gestern ist die Geschichte von morgen

Alle, die sogar noch nach der Ermordung des iranischen General Soleimani auf Befehl des amerikanischen Präsidenten* glauben, das Geschehen der Welt werde sich zum Guten wenden, oder diejenigen, die denken, der europäische Gedanke habe sich schon so gefestigt, dass gewalttätige Auseinandersetzungen nicht vorstellbar wären, denen möchte ich persönlich zur Pflicht machen, das Buch „Die Welt von Gestern“ von Stefan Zweig zu lesen. Auch in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg waren die Menschen überzeugt, dass man „an barbarische Rückfälle, wie Kriege zwischen den Völkern Europas, … so wenig [glaubte] wie an Hexen und Gespenster.“

Denjenigen, die diesem blinden Optimismus bereits skeptisch gegenüberstehen, sei der ernüchternde Satz aus Stefan Zweigs Buch als Warnung über die Untätigkeit entgegengeschleudert: „Ach, wir liebten alle unsere Zeit, … wir liebten unser Europa! Aber dieser vertrauensselige Glaube an die Vernunft, daß sie den Irrwitz in letzter Sekunde verhindern würde, war zugleich unsere einzige Schuld.“

Sehr aufschlussreich ist Zweigs‘ Analyse der Ursachen für den Ersten Weltkrieg:  es hätte keinen wirklichen Grund gegeben, außer der Gier und dem resultierenden Kolonialismus und Größenwahn; dass „das Gefühl von Kraft Menschen wie Staaten [dazu verleitet,] sie zu mißbrauchen. … als ob es bazillische Ansteckung wäre, eine Gier nach Expansion zu entwickeln.“

Daher meine Bitte: Jeder ist aufgerufen beizutragen, der Wiederholung von Wahnsinn aktiv zu begegnen.

* Zur Verdeutlichung der persönlichen Verantwortung eines jeden einzelnen Menschen in einer Demokratie, sollte von dem Amt gesprochen werden, nicht von der Person, die, ob tweetend oder nicht, dieses Amt innehat. Nur dadurch wird die Verantwortung des Amtes nicht geschmälert, sondern die Schwächen des politischen Systems aufgezeigt, das es ermöglicht, eine solche Entscheidung durch eine Person in einem verantwortungsvollen Amt, herbeizuführen.

Andreas Zock


15. Leserbrief

Zum Mord an General Soleiman

Liebes Nachdenkseiten-Team,

mir fällt auf, dass in der Medien-Brichterstattung, z.B. im Hörfunk beim WDR 5 immer von einer “Tötung” des iranischen Generals Soleimani die Rede ist. Tötung? Es war ein heimtückischer, gezielter Mord. Aber mit dieser Sprachregelung wird versucht, diesen Fall herunterzuspielen, selbst wenn es sich noch so offensichtlich um ein Verbrechen gegen alle internationalen Regeln handelt. 

Mit freundlichen Grüßen
Gertrud Loh-Mehner


16. Leserbrief

Liebe NDS-Redaktion,

ich kann mir nicht helfen, aber die Art und Weise, wie die Iranische Vergeltungsaktion abgelaufen ist, erweckt bei mir den Eindruck,
dass Soleimani von seinen eigenen Leuten verraten wurde. So würde sich auch erklären, warum er sich so sicher wähnte.
Auf beiden Seiten muss es ein großes Interesse gegeben haben, eine Vermittlung zu vereiteln. Außerdem wollte ihn jemand im Iran loswerden und zugleich die Iraner wieder auf Auseinandersetzung einschwören. Also alle, die an Rüstung und Krieg verdienen wollen, waren sich wieder einmal einig. Ich halte sogar die Option für möglich, dass Trump eine gute Gelegenheit gesehen hat, einen Abzug der amerikanischen Truppen aus dem Irak und zugleich eine Schonung der IS-Banden für spätere Verwendung auf diese Weise zu ermöglichen.
 
Mit freundlichen Grüßen
Harald Uhlig


Leserbriefe zu: Der drohende USA-Iran-Krieg – der lange Schatten der Irak-Invasion 2003

17. Leserbrief

Hallo NDS, sehr geehrter Herr Reimann,

Danke für diesen tollen Artikel !

In diesem Zusammenhang fand ich das Verhalten der “Democrats” (“Linken”) bezüglich Trumpscher Trampelei interessant – Jimmy Dore sagt es so (und beschreibt damit im Grunde auch deutsche und europäische “Linke”): youtube.com/watch?v=rR2ZMduQE2s

Mfg

Johannes Bichler


18. Leserbrief

Ausgezeichnete Analyse von Jakob Reimann des von der US-Administration gelegten Höllenfeuers.

Nur ein kleiner Vorschlag: Den Begriff „troops“ würde ich nicht mit „Truppen“ übersetzen (wie viele Soldaten sollen das jeweils sein?) sondern mit „Trooper“ oder schlicht „Soldat“. Dann wird der Bezug zur Zahl auch deutlicher. Bezeichnet wird in der US-Presse damit die Anzahl der Soldaten, die verlegt werden.

Herzlichst
Ruprecht Frieling

Dazu: Lieber Herr Frieling

da Sie auf meinem Gebrauch von “Truppen” im Artikel Der drohende USA-Iran-Krieg auf den NachDenkSeiten hinwiesen, hier meine Erklärung.

Es ist kein Übersetzungsfehler meinerseits, sondern bewusst so gewählt. Im Englischen wird der Begriff troops synonym für soldier gebraucht, also 1 Individuum. Im Deutschen verstehen manche unter “Truppen” jeweils mehrere Einheiten, das ist für den Singular, also “eine Truppe”, zwar richtig, nur setzt sich auch im Deutschen im Pluralgebrauch mehr und mehr die englische Bedeutung (als Synonym für 1 Person) durch, wie zB hier auf Zeit Online: “Das Pentagon verkündete am Freitag, bis zu 3.500 Truppen in die Region zu verlegen.”

Sprache wandelt sich, und ich will in diesem Fall aktiv diese Bedeutung etablieren. Ich lege wert auf eine genderneutrale oder eher genderumfassende Sprache, bin aber auch kein Freund davon, ständig * oder “…er und …erinnen” zu verwenden. Deswegen mische ich all diese Sachen innerhalb meiner Artikel und gebrauche, wenn es irgendwie geht, ohnehin neutrale Formen — wie eben “Truppen” anstelle von “Soldatinnen und Soldaten” (weshalb ich im Text zB auch “Demontrierende” und nicht “Demonstranten” schreibe).

Mit besten Grüßen
Jakob Reimann


19. Leserbrief

Liebes Team,

danke für diesen sagenhaft guten Beitrag von Jakob Reimann. Wenn ich das richtig sehe, zusammenfassend, haben wir es also mit so was wie „Anarchie bei den Oberen“  zu tun, die sich natürlicherweise als Ergebnis dann auch nach unten ausbreiten wird. Nur leider werden dann die unten (anarchistisch) re-agieren, mit allen Mitteln wiederum anarchistisch bekämpft anstatt zu sehen, dass  „die da oben“ sich überhaupt nicht um Gesetze kümmerten und noch kümmern und machen was sie wollen.

Wie bekommen wir es hin, dass sich alle Politiker wieder an Gesetze halten, die weltweit bindend sind?

Die USA und ihr Präsident scheinen sich über alle Gesetze stehend zu sehen! Das muss in diesem neuen Jahrzehnt gründlich geändert werden.

Vielleicht hilft der Aufruf von Willi Wimmer: Keine Sicherheitskonferenz in München, solange sich die USA gesetzlos verhalten? Und ein Traum wäre es, die Medien zögen mit!

Wär doch mal ein Anfang!

Beste Grüße
Karola Schramm


Leserbriefe zu: Soleimani-Attentat – Trumps Fake News und das Schweigen der Medien

20. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren der NDS-Redaktion,

ich beglückwünsche Sie zur Übersetzung dieses Artikels von Max Blumenthal und wünsche mir mehr Übersetzungen derartiger Artikel, damit eine möglichst große Zahl von NDS-Lesern, die mehrheitlich vermutlich Texte im englischen Original nicht lesen, auch Kenntnis davon bekommen.

Einer der prominentesten Blogger ist der sehr prominente Dr. Paul Craig Roberts, dessen soeben erschienener Artikel zur aktuellen Situation nach der Ermordung eines der wichtigsten Mitarbeiter der iranischen Regierung auf dessen Friedensmission im Irak ich für besonders wichtig halte, weil er zwei Wege zur Erhaltung des Weltfriedens mit Hilfe Russlands und Chinas aufzeigt, nämlich Opinion – Putin`s Hour is At Hand

Selbstverständlich wünsche ich den NDS noch weit mehr ERFOLG als anhin.

Rolf Schmid


21. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

wie ich jetzt gelesen habe, soll Soleimani durch den Einsatz einer US-Drohne ermordet worden sein. Das lässt m.E. den Schluss zu, dass dieser kriminelle Akt mithilfe der US-Drohnen-Relaisstation in Ramstein in Rheinland-Pfalz geschah, d.h. die deutsche Bundesregierung, die diese Einrichtung trotz besseren Wissens auf ihrem Boden duldet, war Steigbügelhalter für dieses (und zahllose andere) Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Wenn diese Erkenntnis an die zuständigen Stellen im Iran durchsickern würde, kann man sich ausmalen, was dann passieren könnte. Wo doch unsere Bundeskanzlerin bei ihrem Amtseid geschworen hat, das deutsche Volk zu schützen…

Gruß
G. Fernekes


22. Leserbrief

Verehrte Mitglieder der Redaktion der NachDenkSeiten,

Sie beginnen den Artikel mit diesen Worten:

“Die US-Regierung behauptet, den iranischen General Soleimani vor allem deshalb getötet zu haben, um „unmittelbar bevorstehende“ Anschläge zu verhindern, zu deren Planung er sich im Irak aufhielt. Eine dreiste Lüge, wie es der irakische Premier gestern klarstellte. Soleimani sei vielmehr – mit Wissen und Billigung Trumps – auf dem Weg zu bilateralen Friedensgesprächen zwischen Iran und Saudi-Arabien unterwegs gewesen, die die irakische Regierung vermittelt habe. Der Mord war also ein Attentat auf einen diplomatischen Emissär und gleichzeitig auch eine Sabotage des regionalen Friedensprozesses”.

Frage: Wie weit ist diese Information verifiziert? Können Sie das vielleicht noch einmal deutlich herausarbeiten? Oder weitere Quellen benennen? Denn wenn die Informationen korrekt sind, kann ich mir gut vorstellen, dass dies ein Kristallisationskeim für Widerstand gegen die devote Haltung gegenüber den USA wird.

mit freundlichen Grüßen
Hans-Joachim Zeller

Anmerkung Jens Berger: Auf die berechtigte Frage von Herrn Zeller sind mir mittlerweile ausführlich eingegangen.


23. Leserbrief

Direkt nach dem 2. Weltkrieg setzten sich Vertreter aller Länder der Erde zusammen und gaben sich das gegenseitige Versprechen, in ihren internationalen Beziehungen jede Anwendung von Gewalt zu unterlassen (UNO-Charta von 1945, Kap. 1, Art. 2, Abs. 4). Aus den Nürnberger Prozessen gegen NS-Kriegsverbrecher erwuchsen die „Nürnberger Prinzipien von 1950“, die die Strafbarkeit völkerrechtlicher Verbrechen festschrieben – ausdrücklich auch für Staatsoberhäupter und Regierungsmitglieder. Neben Kriegsverbrechen sind Verbrechen gegen den Frieden bzw. gegen die Menschlichkeit völkerrechtswidrig. Da es bis heute keinen Welt-Gerichtshof für Staatsterrorismus gibt, sind die vielfältigen Verbrechen zahlreicher (insbesondere westlicher) Regierungen der vergangenen 75 Jahre ungesühnt.

Die USA sind seit Ende des Zweiten Weltkrieges die Schlüsselmacht beim völkerrechtswidrigen Umsturz von Regierungen in Guatemala, Guayana, Brasilien, Chile, Iran, Uruguay, Syrien, Indonesien, Griechenland, Argentinien, Haiti, Bolivien und zahlreichen anderen Ländern, ebenso wie beim Ersetzen dieser Regierungen durch pro-kapitalistische Militärregime, welche dann ihre Märkte und Ressourcen für westliche Investoren öffneten. Das Attentat auf den iranischen General Soleimani ist ein erneuter Höhepunkt im amerikanischen Katalog des Staatsterrorismus: Präsident Trump gab den Mordauftrag, der mit militärischen Mitteln im Irak ausgeführt wurde – einem Land, das im Jahr 2003 von US-Militär überfallen wurde, seitdem besetzt ist und unterdrückt wird. General Soleimani war dort zu Gast und hatte offenbar vor, dem Irak behilflich zu sein, die penetranten Eindringlinge zu vertreiben. (Im deutschen Recht nennt man das „Nothilfe“, sie ist nicht strafbar.) Die Antwort des Iran auf den Mord an Soleimani und seine Begleiter, das angekündigte(!!) Bombardement zweier illegaler Stützpunkte der Amerikaner, ist unverhältnismäßig harmlos und zeigt das hohe Maß an Verantwortungsbewusstsein der Staatsführung für den Weltfrieden. Es wäre wünschenswert, wenn die USA und Israel sich ein Beispiel daran nehmen würden.

Peter Richartz, Solingen, 08.01.2020


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