Am letzten Donnerstag wurde ein Antrag der Grünen für ein allgemeines Tempolimit von 130km/h auf deutschen Autobahnen im Bundestag abgeschmettert. Der Artikel „Bei der Geschwindigkeitsbegrenzung geht es nicht nur um km/h, es geht auch um den “Geist”, der unser Zusammenleben prägen soll.“ befasste sich mit dem Vorgang, und nachfolgend findet sich eine Zusammenstellung einiger Leserbriefe dazu. Es bleibt die Frage bestehen, ob rücksichtsloses Verhalten im Straßenverkehr Ursache oder Symptom ist, oder vielleicht beides. Zusammengestellt von Moritz Müller.
Zusätzliche Anmerkung von Albrecht Müller zum Umgang mit Leserbriefen:
Wir veröffentlichen auch Leserbriefe, die sehr kritisch mit unseren Artikeln umgehen und kommentieren diese in der Regel auch nicht. Wir denken, dass unsere Leserinnen und Leser das verstehen und selbst kritisch hinterfragen.
1. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
Sie sprechen mir mit Ihrem Artikel aus dem Herzen! Wie armselig ist es doch, dass dieser Bundestag nicht einmal eine solche lächerliche Kleinigkeit beschließen will, die zum einen umweltpolitisch ein großer Fortschritt wäre, aber auch aus den von Ihnen genannten Gründen. Nur in einem Punkt muss ich Ihnen widersprechen: Die SPD ist in dieser Frage genauso blind wie CDU, CSU und wahrscheinlich auch die FDP – die hat wahrscheinlich auch für „freie Fahrt für freie Bürger” gefordert. Auch wenn das früher mal anders war zu Zeiten von Hans-Jochen Vogel als Fraktionsvorsitzender.
Ich habe noch zur Zeit des geteilten Deutschlands in Berlin studiert und bin oft per Mitfahrgelegenheit in meine Heimat nach Oldenburg gefahren. Sobald wir auf DDR-Gebiet waren, fühlte man sich sicher und entspannt auf der Autobahn. Aber kaum hatte man die Grenze passiert, wurde man wieder von fetten BMW’s, Mercedes, usw. mit einem Affenzahn überholt. Auf der Westseite war die Autobahnfahrt gleich wieder Stress. Deshalb kann ich aus eigener Erfahrung voll bestätigen, wie wohltuend ein Tempolimit ist und dass Ihre Argumente stimmig sind – und wir wirklich ein Tempolimit brauchen. Aber wenn die große Mehrheit der politischen Klasse nicht einmal zu dieser lächerlich kleinen Entscheidung, die nur die Aufstellung von ein paar Verkehrsschildern kostet, in der Lage ist, kann man wirklich das Heulen kriegen.
Übrigens: Das Argument, es gäbe doch bereits viele Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Autobahnen, kann man auch umdrehen: Dann ist es ja auch keine relevante Einschränkung mehr, wenn wir das flächendeckend einführen.
Mit den besten Grüßen aus Oldenburg
Udo Brandes
2. Leserbrief
Lieber Herr Müller,
danke für Ihren Text, in dem Sie tiefer als mein Mail (s.u.) auf die sozialpsychologischen Hintergründe und Folgen eingehen. JDieser unsägliche Geist wird auch in Werbesprüchen wie “Was zählt bin ich” und – Jahrzehnte zurück – “Kannste – haste – biste was” angesprochen. Wenn Politiker nicht mehr bereit sind, dem rücksichtslosen Egoismus mit Gesetzen Schranken zu setzen, sieht es schlimm um die Zukunft des Zusammenlebens aus.
Mit freundlichen Grüßen
Volker Jansen
3. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
ergänzend zu Ihrem Beitrag zur Geschwindigkeitsbegrenzung und der darin für mich neuen und interessanten Frage des „wie wollen wir miteinander umgehen?“ möchte ich zwei Aspekte nennen:
Es ist ein Unterschied, ob auf Autobahnabschnitten vorübergehend eine Begrenzung besteht oder ob die Begrenzung das Normale ist. Im ersteren Fall empfindet der Autofahrer dieses als Einschränkung des Normalfalls und befördert eher die Aggressivität. Insofern zählt das von Ihren Bekannten vorgebrachte Argument nicht und geht am eigentlichen Kern vorbei.
Der zweite Punkt ist: Aus eigener Erfahrung muss ich leider feststellen, dass ich mich mittlerweile, wenn ich mich an die Geschwindigkeitsbegrenzung halte, unangenehm als Störfaktor fühle. Nicht die, die rasen, sondern ich habe ein schlechtes Gewissen.
Würde mich interessieren, ob es anderen Menschen auch so ergeht.
Grundsätzlich fällt mir immer wieder auf, wie anders unsere Nachbarländer mit dem Thema Autoverkehr umgehen. In den Niederlanden ist es offensichtlich kein Problem, Autos aus den Städten zu vergraulen und dem Fahrradverkehr einen deutliche Vorrang zu gewähren.
In einer der letzten heute Shows wurde zu recht überspitzt die These aufgestellt, dass wenn die Autobauer nicht beim Thema Umweltverschmutzung sondern bei der PS Zahl oder Geschwindigkeit manipuliert hätten, sehr viel mehr Menschen bestimmte Firmen boykottieren würden. Das sehe ich hier für Deutschland auf jeden Fall so.
Mit freundlichem Gruß
C. Müller
4. Leserbrief
Geschätzte nds,
danke für den heutigen Beitrag zur Abstimmung über eine allg. Geschwindigkeitsbegrenzung.
In der Tat mit niederschmetterndem Ergebnis.
Mich interessiert, wie die anderen Fraktionen (außer den Grünen) angestimmt haben.
Danke für eine Information, wenn möglich.
Bruno Mattes
Stuttgart
OK ich habe inzwischen das Ergebnis.
Die SPD war geschlossen dafür, hat aber aus Koalitionsgründen dagegen gestimmt.
Alles klar.
BM
5. Leserbrief
Liebe Nachdenkseiten-Macher,
zu Ihrem Artikel “Bei der Geschwindigkeitsbegrenzung geht es nicht nur um km/h, es geht auch um den “Geist”, der unser Zusammenleben prägen soll.” von Albrecht Müller.
Ich denke, kein vernünftiger Mensch kann in der Sache gegen ein Tempolimit 130 km/h oder besser sogar 120 km/h sein. Das erschließt sich schon alleine aus folgenden Tatsachen:
die meisten Autobahnkilometer sind doch wohl 2-spurig. Eine höhere Differenzgeschwindigkeit zwischen zwei gleichlaufenden Spuren als 20-30 km/h führt zu übermäßiger Beschleunigung sowie übermäßigem wieder Abbremsen. Das beobachten wir doch ständig auf der Autobahn. Gerade Raser beschleunigen besonders stark und müssen folglich auch wieder stark abbremsen, wenn etwa ein normaler Autofahrer einen LKW überholt. Und die rechte Spur, die “LKW-Spur” ist eben durch die LKWs auf 100 km/h limitiert. (und das ist richtig so!)
Sowohl übermäßiges Beschleunigen (zusätzliche Einspritzung, Turbolader, …) wie auch resultierendes Abbremsen sind direkte Energie-Vernichter. Hier wird Energie einfach nur dafür verbraucht, der “tolle Hecht zu sein”, kurz: solchen Leuten geht es sowieso nur um Kompensation irgendwelcher psychischer Defekte. Und er Sprit wird vielleicht sogar noch von der Firma bezahlt und steuermindernd geltend gemacht.
Kurz gesagt: das ganze System ist darauf ausgelegt, dass Manche, Wenige so richtig schön die Sau rauslassen können. Alle anderen, sicher deutlich über 50%, sind die Leidtragenden. Was uns als “freie Fahrt für freie Bürger” verkauft wird ist nichts anderes als die gesellschaftliche Legitimation von asozialem, aggressivem, rüpelhaftem Verhalten.
Dass die Automobilindustrie DER wesentliche Wirtschaftsfaktor Deutschlands ist, steht auf einem anderen Blatt. Es wäre einfach mal an der Zeit, dieses Dinosauriertum zu überdenken und anfangen, umzusteuern.
Eine Leistung, die man von der aktuellen Politiker-Riege mangels irgendwelcher Fähigkeiten wohl kaum verlangen/erwarten kann.
Mit freundlichen Grüßen
Albrecht Storz
6. Leserbrief
Immer wenn ich lese oder höre, dass ein wie auch immer gearteter Geist in der Bevölkerung unbedingt “gebrochen” werden muss, sehe ich Bilder nicht nur der jüngeren und jüngsten deutschen Geschichte vor meinem geistigen Auge. Und diese erzeugen bei mir eisige Schauer des Grauens.
Jetzt also auch von Ihnen … Herr Müller. Vielen Dank für die Erleuchtung!
Übrigens: Es sei Ihnen und allen NDS-Lesern das neueste Buch eines gewissen Herrn A. Müller empfohlen. Dort können Sie lesen, wie man Manipulationen und Meinungsmache erkennen und an sich abtropfen lassen kann. Viel Erfolg!
Entsetzte Grüße
T. Morgenstern
7. Leserbrief
Lieber Herr Müller,
ich lese gerne Ihren Blog sehr gerne und danke Ihnen dafür, aber bei diesem Beitrag musste ich einige male Schlucken und wundere mich doch:
- “den aggressiven Geist, der auf unseren Straßen und insbesondere auf den Autobahnen herrscht.”
- “mit ihren protzigen Autos”
- “ob Egoismus die allgemein anerkannte Verhaltensweise ist”
Aggressiver Fahrstil ist das, was Sie bekämpft sehen möchten.
Damit haben Sie Recht und der Gesetzgeber könnte hier das ein oder andere tun (bspw. Dashcams legalisieren um Drängler und Nötiger anzeigen zu können).
Aber: Wie kommen Sie zu der Annahme, jeder, der bei freier Fahrt schneller als 130km/h fährt sei ein rücksichtsloser Egomane?!
Ich finde es schlicht anmaßend solche Pauschalurteile über Menschen, allein aufgrund ihrer Reisegeschwindigkeit, zu fällen.
Wer beruflich Auto fährt legt oft regelmäßig mehrere hundert Kilometer an einem Tag zurück. Diese Menschen bekommen in den meisten Fällen die Zeit auf der Autobahn nicht besonders vergütet, obwohl es eine Tortur ist, auf engem Raum eingesperrt und fast ohne Einfluss auf diesen Umstand zu sein.
Eine Stunde früher ankommen bedeutet eine Stunde früher im Hotel einchecken, bedeutet einen früh begonnenen 8-Stunden-Tag im Auto eine Stunde eher beenden und sich wieder frei bewegen zu können. Für jeden, der häufig lange Strecken mit dem Auto zurücklegt ist 130 km/h keine hohe Geschwindigkeit. Man kann sicher und ohne Beeinträchtigung anderer regelmäßig sehr viel höhere Geschwindigkeiten fahren. Es steigt sogar das Risiko für Sekundenschlaf, wenn Sie stundenlanges dahinkriechen auf einer leeren Straße erzwingen.
Sie tun der Sache (weniger Agressivität in der Gesellschaft) damit keinen Gefallen.
Im Gegenteil schaffen Sie unnötige Feindschaft durch pauschale Anschuldigungen (Aggressivität und Egoismus) die allem Anschein nach auf einem Feindbild basieren.
Das Dämonisieren einer Gruppe von Menschen anhand plakativer Feindbilder (die sich auf das Fehlverhalten einer Minderheit stützen) ist doch das, was Sie normalerweise anprangern?!
“NachDenkSeiten wollen Denkfehler und kollektive Vorurteile aufdecken.”
Das tun Sie dankenswerter Weise häufig, aber offensichtlich sind Sie deshalb längst nicht frei davon…
Mit freundlichen Grüßen,
Boris M.
8. Leserbrief
Hallo Herr Müller,
normalerweise hätte ich einen Artikel, der sich um eine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen in Deutschland bezieht, einfach übergangen. Zu oft wurde dieses Thema hochgekocht, aus unterschiedlichsten politischen und gesellschaftlichen Richtungen. Und viel zu oft war die jeweilige “Anregung” unausgegoren, unbedacht, agendabehaftet oder schlicht ahnungslos.
Nun habe ich beruflich inzwischen sehr viel mit dem eigentlichen Thema des Artikels zu tun, weshalb Ihr Artikel meine Aufmerksamkeit erregte und ich diesen las.
Ich bin Fahrlehrer und habe seit nunmehr 7 Jahren jeden einzelnen, nervigen Tag (außer Sonntag) mit der Aggressivität der “normalen” Autofahrer zu tun. Mein Erfahrungsschatz in diesem Bereich ist also nicht zu unterschätzen. Genau aus diesem Grund muss ich Ihrem Artikel auf das Dringendste widersprechen, weil sie, wenn auch in vermutlich guter Absicht, die Probleme auf den Straßen verkennen und meiner Meinung nach die Aufmerksamkeit der Ihren Nachdenkseiten zugetanen Leser in die völlig falsche Richtung lenken.
Erstens: die Aggressivität der Autofahrer ist allgemein extrem hoch, nicht nur auf Autobahnen. Die tägliche Betrachtung aller Vorgänge, inklusive derer, die auf der Autobahn stattfinden, ergibt für mich ein wesentlich höheres Gefahrenpotential in der Stadt.
Die Basis dieser Aggressivität quasi auf die Autobahn zu “verbannen” versperrt den Blick auf die eigentlichen Ursachen. Wie dieser verengte Blickwinkel bei Ihnen entstand, kann ich mir nicht völlig schlüssig erklären. Ich kann da nur vermuten, und meine Vermutung ist, daß man als sozusagen Außenstehender bei “Agressivität auf deutschen Autobahnen” vor allem das dichte Auffahren und teilweise schreckliche Bilder von Autobahn-Unfällen im Kopf hat. Das wird ja seit Jahren, ach was, Jahrzehnten, immer wieder gerade bei diesem Thema hervorgeholt. Entsprechende Fernsehsendungen der 70er und 80er Jahre sind nach diesem Schema gemacht worden.
Realistisch betrachtet sind die Autobahnen, trotz “fehlendem” Tempolimit, immer noch die Straßen, die im Verhältnis zum Verkehrsaufkommen die wenigsten Unfälle zu verzeichnen haben. Selbst die Zahl tödlicher Unfälle und Verletzter oder Getöteter ist immer noch etwas niedriger als auf ordinären Landstraßen mit Tempolimit 100 (immer im Verhältnis zum Verkehrsaufkommen betrachtet). Die Zahl von Unfällen mit Blechschäden sind teilweise in kleinen Städten jeden einzelnen Tag deutlich höher als die Zahl der Unfälle mit Blechschäden auf der nahe liegenden Autobahn…
Zweitens: ausgerechnet auf unser Nachbarland Frankreich zu verweisen und den französischen Autofahrern “Entspanntheit” zu attestieren halte ich für äußerst gewagt. In Frankreich sind diese Autofahrer sicher “entspannt”, eben weil es bei Verstößen sehr empfindliche Strafen gibt. Man könnte sagen: in Frankreich sind auch die “viel aggressiveren” deutschen Autofahrer ebenso “entspannt”. Oder anders herum: in Deutschland drehen die Franzosen mal so richtig auf!
Man könnte glatt meinen, daß Sie, Herr Müller, sich kaum noch auf deutschen Autobahnen bewegen. Die Agressivität auf den Straßen ist keine Frage der Buchstaben im kleinen blauen Kreis auf dem Nummernschild! Hier fahren jeden Menge Franzosen gänzlich anders als “daheim”. Genauso Polen, Dänen, Niederländer, Belgier, Rumänen… oder beobachten sie mal Schweizer auf der A81!
Wie man auf die Idee kommt, daß das Tempolimit auf französischen Autobahnen für die “Entspanntheit” der französischen Autofahrer ursächlich sei, erschließt sich mir nicht. Ich sehe vor allem Autofahrer, die sich mit den allgemeinen Regeln, die auf deutschen Autobahnen gelten, in keinster Weise vertraut gemacht haben, aber dafür ganz genau wissen, daß man hier “aufdrehen” darf!
Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, daß es überwiegend Franzosen und Belgier (vereinzelt auch mal Luxemburger und Spanier) sind, die “ganz entspannt” sog. “Lückenspringen” bei Tempo 160 oder mehr veranstalten? Das sieht man im Rheinland sehr häufig, aber auch in Teilen Baden-Würtembergs und sicher auch anderswo. Die “Sicherheitsabstände” betragen bei diesen Manövern teilweise 3 Meter oder noch weniger…
Rechtsfahrgebot? Das Verbot, rechts zu überholen? Lückenspringen bei Tempo 160, wo 120 angeordnet ist? “Ach was! Die doofen Deutschen machen doch nix. Wenn die wie unsere Flics wären, ja dann…”
Das hat nichts mit Rassismus/Nationalismus oder sonstigem -ismus zu tun, das ist die Denkweise, die sich auch (und gerade) deutsche Autofahrer zu Eigen gemacht haben. “Passiert ja nix. Wenn die Bullen mich anhalten, bezahl´ich halt und gut is´!”.
Erklären Sie mir bitte, wie es kommt, daß Leute, die aus einem Land mit Tempolimit auf der Autobahn kommen, sich schnurstracks, kaum daß sie die (ehemalige) Grenze passiert haben, zu Aggro-Autofahrern verwandeln. Etwa, weil sie entspannter sind? Wegen des Tempolimits bei ihnen daheim?
Ich denke, sie verkennen die Ursachen der “Entspanntheit” ausländischer Autofahrer, solange diese in ihrem jeweiligen Land Auto fahren.
Meiner Meinung nach hat diese “Entspanntheit” ihre Ursache in der deutlich rigoroseren Überwachung und Bestrafung von Vergehen gegen die jeweilige Verkehrsordnung.
In Deutschland ist diese Überwachung und “Bestrafung” inzwischen zu so etwas wie einem Treppenwitz verkommen. Klar, ab und an wird ein besonders schwerer Fall mal “ordentlich an die Kandare genommen”, aber das sind die großen Ausnahmen. Die meiste Zeit kümmert sich die Polizei nicht einmal dann um erhebliche Verstöße, wenn diese direkt vor deren Nase stattfinden.
Personalmangel, laxer, klassenbezogener Umgang der Justiz mit den Ordnungsverstößen/Straftaten und dadurch entstandener allgemeiner Frust dürften die Ursache dafür sein.
Kurz gesagt: ein Tempolimit auf Autobahnen wird die Aggressivität der Autofahrer kaum verringern. Eine deutlich rigorosere Überwachung der Einhaltung der Bestimmungen der StVO, erst durchführbar bei deutlich verstärktem (und besser geschultem!) Personal bei der Polizei, und eine veränderte Denkweise der Behörden und der Justiz bei diesem Thema, könnte da Linderung schaffen.
Ich sage bewußt nicht “Abhilfe”, denn die allgemeine Aggressivität auf den Straßen ist mMn eine Folge gesellschaftlicher Fehlentwicklungen. Die sind mit einem Tempolimit auf Autobahnen eher nicht behebbar…
Mit freundlichen Grüßen
W. Hosemann
9. Leserbrief
Lieber Herr Müller,
Danke, Danke für diesen Artikel.
nachdenkseiten.de/?p=55687
Aber leider ist mein Empfinden ..
In Paraphrase des Satzes des früheren tübinger Jugend-Psychaters Reinhart Lempp
“Der Mensch empört sich zwar, doch da er feige, beschließt er, dass er schweige”
sage ich:
“Der Untertanengeist der Deutschen bedarf des Ventils,
sich gegen die Vernunft eines Beschlusses von Oben,
zu empören.
Leider.”
Die Rücksicht-s-Losigkeit passt zur Anpassung der Darwin’schen Ideologie.
Nur eigene Vernunft und Empathie schafft den Geist der Solidarität.
Und so leitet sich die gegen alle Vernunft gerichtete Empörung gegen den verglasten Nächsten.
Da denke ich an den Text von Reinhard Lettau Hanser 1973 Seite 59 “Immer kürzer werdende Geschichten”
“Das Neue ist unbekannt” “In einem Satz wäre die Maschine, die ich anbiete, als ein Glaswürfel zu beschreiben, in dem es schneit. Gegen die Analogie mit den bekannten Schneewürfeln, .. spricht .. dass ich selber in ihr sitze. …”
mit freundlichen Grüßen
Hartmut Fromm
10. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
liebes NDS-Team,
mit Ihren richtigen argumentativen Ausführungen im Artikel “Bei der Geschwindigkeitsbegrenzung geht es nicht nur um km/h, es geht auch um den “Geist”, der unser Zusammenleben prägen soll.” zur Debatte um Tempolimit und die Bundestagsabstimmung, die das Vorhaben nun ad acta gelegt haben, haben Sie auch meinen Nerv getroffen.
Ich bin wohl nicht einer von wenigen, denen die propagierte Freiheit auf den Straßen Deutschlands zu viel geworden ist. Ich will nicht ausklammern, dass ich selbst mal Bleifuß fahre, wenn ein Streckenabschnitt keine Geschwindigkeitsbegrenzung anzeigt, aber ich könnte mich sehr gut damit arrangieren, wenn ein Tempolimit Gesetz werden würde.
Leider spiegelt die Abschmetterung des Tempolimits im Bundestag das wieder, was ich auch in meinem Umfeld erfahren muss und Sie, Herr Müller, ebenfalls skizziert haben. Das Prinzip von der freien Fahrt für freie Bürger hat wohl einen tieferen Eindruck hinterlassen als nur eine Floskel des ADAC wiederzugeben. Es scheint zum Politikum geworden zu sein, gerade in der heutigen Klimadebatte als Totschlagargument dagegen. Außerdem wird hiermit ein Irrglaube zementiert, dass Freiheit im Allgemeinen mit schnellem Fahren in Verbindung gebracht wird. Das Rasen und Drängeln beschneidet nämlich die Freiheit anderer, die sich entscheiden, angemessen und gemütlich fahren zu wollen; vor allem durch die egoistische Durchsetzungspraxis, auf Wagenlänge aufzufahren und Stresssituationen zu verursachen. Wegen solch einseitiger Debatten wird die Geschwindigkeitsbegrenzung doch erst überhaupt wieder ins Gespräch gebracht, um die Ellenbogenmentalität auf den Autobahnen und zusätzlich die Unfallgefahr einzudämmen. Wer das nicht einsehen mag, sollte sich nicht beschweren, wenn man ihm/ihr persönliche Defizite attestiert.
Leider sind solche Punkte und die dazu löchrige Kontrollinstanz mit Blitzern und Videoaufzeichnung eine Einladung für ein solch rücksichtsloses Fahrverhalten. Wir können vielleicht noch eine eigenverantwortliche Diskussion darüber führen, ob und wie oft man die Lichthupe bei Schleichern benutzen darf, aber es würde solche Diskussionen ad absurdum führen, wenn ein Tempolimit eingeführt würde und ähnlich wie im Ausland flächendeckend geblitzt würde. Ich fahre sehr, sehr gerne im Ausland Autobahn. Der Anteil an Dränglern ist erfreulich niedrig, die Leute wirken entspannter, und das würde auch im gesellschaftlichen Klima denen zugute kommen, die sich nicht an dieser Raubtiermentalität beteiligen wollen.
Mit freundlichem Gruß,
SW
11. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
ich habe vor kurzem zwei Wochen in den Niederlanden verbracht und war angenehm überrascht über die entspannte Fahrweise der Niederländer. Auf Autobahnen gilt Tempo 130, es gibt keine Drängelei und kein Überholen um jeden Preis. Protzige SUV’s habe ich kaum gesehen, und wenn, hatten sie ein deutsches Kennzeichen. Statt dessen viele Kleinwagen. Auf Landstraßen gilt Tempo 60 mit sog. (leichten) “Schikanen” in bestimmten Abständen.
Kommt man über die deutsche Grenze, geht die Drängelei und das Wettfahren gleich los, und man merkt deutlich den Unterschied.
Wir haben keine Straße befahren, an der sich nicht beidseitig oder einseitig (und dann in bequemer Breite und mit Mittelmarkierung) ein Fahrradweg befand. In Amsterdams Zentrum fahren ganz wenige Autos, dafür umso mehr Fahrräder. Von solchen Zuständen kann man hierzulande nur träumen.
Beneidenswert!
Herzliche Grüße
Gertrude Fernekes
12. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
Sie schreiben: “Die allgemeine und kontrollierte Geschwindigkeitsbegrenzung könnte der Einstieg dafür sein, den Umgang miteinander grundsätzlich zu verändern: kommunikativer, rücksichtsvoller, weniger egoistisch, solidarischer.”
Das bezweifel ich doch sehr. Das passiert leider nicht einmal im innerstädtischen Verkehr. Warum sollte das auf der Autobahn anders sein? Es läuft etwas grundsätzlich falsch in der Gesellschaft. So ist es in den internationalen Beziehungen, so ist es häufig im Arbeitsleben, so ist es in der Zivilgesellschaft.
Ich bin durchaus für ein Tempolimit. 180 km/h sind schnell genug. Auch dann, wenn man ein üppig motorisiertes Auto hat. Bei 200 km/h fühlen sich die wenigsten Fahrer noch wohl. Aber 130 km/h fächendeckend halte ich für übertrieben.
Carsten Meyer
Anmerkung zur Korrespondenz mit den NachDenkSeiten
Die NachDenkSeiten freuen sich über Ihre Zuschriften, am besten in einer angemessenen Länge und mit einem eindeutigen Betreff.
Es gibt die folgenden Emailadressen:
- leserbriefe(at)nachdenkseiten.de für Kommentare zum Inhalt von Beiträgen.
- hinweise(at)nachdenkseiten.de wenn Sie Links zu Beiträgen in anderen Medien haben.
- videohinweise(at)nachdenkseiten.de für die Verlinkung von interessanten Videos.
- redaktion(at)nachdenkseiten.de für Organisatorisches und Fragen an die Redaktion.
Weitere Details zu diesem Thema finden Sie in unserer „Gebrauchsanleitung“.