Die Heute Show vom vergangenen Freitag enthielt einen informativen Teil über fragwürdige Jobcenter-Maßnahmen. Ansonsten gab es erstaunliche Manipulationsversuche: Es wurde versucht, Biden und Sohn reinzuwaschen, das Internet zur Ursache allen Übels zu erklären, das unerträgliche Gehabe des US-amerikanischen Präsidenten unter anderem mit Inzucht in der Pfalz zu erklären – einfach toll. Albrecht Müller.
Fangen wir mit dem positiven Teil an: Mit seinem Film “Weiterbildung ohne Sinn – Was sich bei Hartz IV ändern muss” hat Patrick Stegemann (zdf Zoom) einige mediale Aufmerksamkeit erreicht. Die Heute Show schloss daran an und schilderte die albernen Maßnahmen der Weiterbildung, was erkennbar etwas mit der Privatisierung dieser Maßnahmen durch die Jobcenter zu tun hat. Zu den Hintergründen siehe hier.
Es begann wie üblich mit frenetischem Applaus, der, wie wir alle wissen, organisiert ist. Und dann begann schon ab Minute 00:45 die Passage über Halle und das Internet mit Welkes Vorschlag, das Internet für drei Tage abzustellen. Da war wieder einmal der Versuch zu erkennen, zwischen den guten (etablierten) Medien und dem miesen und schädlichen Internet zu unterscheiden. Wir kennen das zur Genüge von der Tagesschau.
Das negative Etikett gilt dann auch einem Medium wie den NachDenkSeiten, Makroskop, KenFM, Weltnetz TV, Häring etc.. Die Wirkung, die damit erzielt werden soll, habe ich unter der Überschrift „Der Wippschaukeleffekt“ in meinem Buch „Glaube wenig. Hinterfrage alles …“ beschrieben. (Siehe dort Kapitel III.9. S. 42 ff..) Je tiefer man einen potentiellen Kritiker und Gegner nach unten drückt, umso höher erscheint man selbst. Und dann verschwindet alles, was wir an miesen Stücken vom Fernsehen und zum Beispiel von der Bild-Zeitung kennen, hinter der Stigmatisierung der Medien des Internets.
Ab Minute 3:25 wird versucht, den ehemaligen Vizepräsidenten der USA und potentiellen Gegenkandidaten des jetzigen Präsidenten, Joe Biden, samt Sohn reinzuwaschen. Einfach so hingesagt, es gäbe „Null Beweise“, dass sie sich etwas Kriminelles zuschulden haben kommen lassen.
Tina Hausten erwähnt in ihrer Story über den unerträglichen US-Präsidenten Trump die deutschen Wurzeln des Präsidenten. Er stamme ja aus der Pfalz, „eine der schönsten deutschen Inzuchtgebiete“. – Man kann ja, wenn man will, so mit einzelnen Landschaften Deutschlands umgehen. Wir kennen das schon vom Umgang mit Helmut Kohl, über den die norddeutschen und hochdeutschen Biedermänner auch schon alleine wegen seines pfälzischen Zungenschlags hergefallen sind. Dabei hätte es viel anderes, Substanzielleres zu kritisieren gegeben als beispielsweise Kohls „Birne“, gemeint war sein Kopf, und seine Aussprache des Wortes Familie als „Famillje“. Dieses Niveau war nicht das Niveau des Internet, das Welke gerne mal für drei Tage abgestellt sähe. Es war das Niveau der etablierten kritischen Medien.
Der Hinweis auf die schönsten deutschen Inzuchtgebiete hat mich ordentlich lachen lassen, weil die Autorin dieser Passage offenbar nichts weiß von der Region und ihrer Geschichte, der sie ein Etikett anzuheften versucht. Zufällig hat meine nähere Kenntnis der Pfalz im Heimatort der Vorfahren von Trump begonnen, in Kallstadt. Dort besuchte ich vor vielen Jahren zusammen mit einem Freund einen Winzer. Hochgebildet und zusätzlich zum Beruf weit über sein Dorf hinaus ehrenamtlich engagiert. Diese erste Begegnung finde ich heute noch repräsentativ für diese Region und viele der hier lebenden und arbeitenden Menschen. Unter den Winzern gibt es übrigens gleich mehrere mit Doktortitel – herangewachsen im schönsten deutschen Inzuchtgebiet. Im Übrigen zeugt diese Einlassung in der Heute Show auch davon, dass die Autoren keine Ahnung von der Geschichte dieses Landstrichs haben. Hier zogen so viele fremde Heere durch, dass man von Inzucht ganz zuletzt sprechen kann. Wer sich ein bisschen informieren will über die Geschichte Kallstadts, könnte hier nachschauen. Das ist ein Text über die Verbandsgemeinde Freinsheim, zu der Kallstadt gehört.
Heute Show – lohnt sich diese noch?