Täglich Grüße aus dem Land des „Kollektiven Wahns“
Als ich vor mehr als zwei Jahren zum ersten Mal den Begriff „kollektiver Wahn“ verwandte, um damit die ruinösen Denkfehler und trügerischen Hirngespinste unserer Meinungsführer zu kritisieren, wonach hierzulande alles marode sei und ständig alles umgekrempelt werden müsse, glaubte ich nicht, dass sich solche Hirngespinste noch lange aufrecht erhalten lassen würden. Ich werde leider täglich mit immer neuen Trugbildern konfrontiert.
Zwei aktuelle Beispiele:
- Gestern wurde gemeldet, Firmenerben solle die Erbschaftsteuer erlassen werden, schon heute will das Kabinett entscheiden. Dabei ist alles Notwendige unklar: Wie dieser neuerliche Steuererlass gegenfinanziert werden soll. Wie etwa der Missbrauch verhindert werden soll, auch andere Vermögen durch eigens gegründete Unternehmen dem Zugriff des Fiskus zu entziehen. Es wird nicht bedacht, dass dies allen Bekenntnissen zu einem Bürokratieabbau widerspricht und vor allem, dass dieser Vorstoß zu noch weniger Gerechtigkeit führt. Wo bleibt z.B. im Gegenzug eine international vergleichbare stärkere steuerliche Heranziehung der leistungslos ererbten Großvermögen? (Deutschland ist bei der Erbschaftssteuer ein nahezu konkurrenzloses Niedrigsteuerland (vgl. ver.di). Da ist es kein Trost, dass dieser Vorschlag auf dem Mist der CSU gewachsen ist. Warum greift man nicht wenigstens auf einen vernünftigeren Vorschlag des früheren schleswig-holsteinischen SPD-Finanzministers zurück, der schon im Bundesrat eingebracht ist?
- Gestern auch die Meldung: „Den Deutschen fehlt der Wunsch zum Kind.“ (SZ) Und damit verknüpft die Ankündigung, die Familienministerin erwäge noch vor der Wahl 2006 ein Elterngeld, das mit dem Einkommen steigt. Damit würde der Staat mit brutaler Offenheit zugeben, dass ihm die Kinder reicher „Eliten“ mehr wert sind als die ärmerer Väter und Mütter. In der „Zeit“ wird diese Umkehr bisheriger Familienförderung schon groß gefeiert. – In den NachDenkSeiten konnten Sie dazu schon viel lesen. Nutzen Sie unsere Suchfunktion. – Dennoch später dazu mehr.