Gestern war in den NachDenkSeiten dieser Artikel – “Vermögensteuer Ja, aber warum bleiben die Steuerprivilegien und Spekulationsgewinne außen vor? Da wäre viel mehr zu holen.” – erschienen. Das veranlasste den Autor des Buches „Geld arbeitet nicht“, Hauke Fürstenwerth, einschlägige Passagen seines 2007 erschienenen Buches zu schicken. Danke vielmals. Die dort beschriebenen Steuersenkungen für die großen Vermögen und ihre Verwalter und die Verfilzung mit der Politik sind ausgesprochen interessant und leider überhaupt nicht veraltet. Deshalb geben wir Ihnen hiermit den gesamten Text des einschlägigen Kapitels zur Kenntnis. Dies zu lesen, lohnt sich. Albrecht Müller.
Zunächst eine Information zum Autor: Hauke Fürstenwerth ist promovierter Chemiker. Er war lange Jahre in verschiedenen Managementfunktionen in der chemischen Industrie tätig. Von 2001 bis 2018 arbeitete er als Berater für junge Technologieunternehmen und deren Investoren. Er ist Autor zahlreicher Artikel zu Themen in den Bereichen Innovation und Wagniskapital.
Das Buch „Geld arbeitet nicht“ ist im Sommer 2007 – also bereits vor der Lehman-Pleite – entstanden. „Beim erneuten Lesen“ – so der Autor Fürstenwerth – „bin ich selbst überrascht, wie wenig sich an Struktur und Inhalt der politischen Diskussion über Wirtschaft- und Finanzpolitik geändert hat.“
„Das Geschehen in der Finanzwirtschaft und dessen Konsequenzen für die Realwirtschaft sind Kernthema des Buches. Das Buch belegt, dass im Kapitalmarkt weder Werte geschaffen noch vernichtet werden. Die Summe der in der Finanzwirtschaft gehorteten Finanzanlagen wird nur durch Zufuhr von Geld aus der Realwirtschaft erhöht. Nur durch einen ständigen Zufluss neuer Gelder kann die Illusion einer Wertsteigerung in der Finanzwirtschaft aufrechterhalten werden,“ so der Autor.
Hauke Fürstenwerth beschreibt zunächst, dass in den Anfangsjahrzehnten der Bundesrepublik Deutschland West eine vergleichsweise hohe Steuerbelastung für Unternehmen kein Hinderungsgrund für Investitionen und eine gute wirtschaftliche Entwicklung war. Dann beschreibt er auf Seite 218 des Buches, auf der zweiten Seite des hier verfügbaren Kapitels, wie die Steuern von Vermögen und Unternehmen systematisch und vielfältig gesenkt worden sind.
Auf Seite 226 ist diese wichtige Passage zu lesen:
„Das Argumentationsmuster «Steuern müssen gesenkt werden, damit Unternehmen investieren und Arbeitsplätze schaffen und der Staat mehr Steuern einnehmen kann» zieht sich wie ein roter Faden durch alle Reformen der Unternehmens- und Kapitalbesteuerung. So auch durch die große Reform der Unternehmenssteuern 2001 der damaligen rot-grünen Bundesregierung. Die ZEIT hat diese Reform als „Das größte Geschenk aller Zeiten“ für Unternehmen bezeichnet.“
In diesem „größten Geschenk aller Zeiten“ war auch die gestern beschriebene Steuerbefreiung für die Gewinne beim Verkauf von Unternehmen und Unternehmensteilen mit verpackt. Ab Seite 229 wird dieser Vorgang beschrieben und dabei auch die Rolle des von Bayer Leverkusen kommenden Beraters und Mitarbeiters der Bundesregierung Zitzelsberger beschrieben. Die Bundesregierung hatte den Bock zum Gärtner gemacht.
Ab Seite 240 skizziert der Autor, wie und welche Politiker als Lobbyisten der Finanzwirtschaft tätig sind. Offenbar haben sich viele Böcke zu Gärtnern machen lassen. Weil das so ist, ist das Steuergeschenk, das gestern in den NachDenkSeiten beschrieben wurde, nach wie vor in Kraft. Wenn die SPD-Führung wirklich und hilfreich etwas an der jetzigen steuerlichen Bevorzugung der großen Einkommen und Vermögen ändern wöllte, fände sie auch im Buch von Hauke Fürstenwerth gute Anregungen.
Übrigens: Das Buch von Hauke Fürstenwerth ist im normalen Buchhandel kaum noch verfügbar. Es kann aber direkt beim Verlag bezogen werden.
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