Leserbriefe zur Bekämpfung der Fluchtursachen
Der Beitrag “Was ist eigentlich aus der Bekämpfung der „Fluchtursachen“ geworden?” rief zahlreiche Reaktionen der Leser hervor, die wir hier nachfolgend veröffentlichen. In den Briefen wird aufgezeigt, dass die Fluchtursachen schon sehr lange bestehen, aber es zeigt sich auch, dass man vorsichtig sein und nicht in Methoden abgleiten sollte, die dann selbst wieder zu Fluchtursachen werden. Wir leben in einer verzwickten und ungerechten Welt. Zusammengestellt von Moritz Müller.
1. Leserbrief
Hallo NDS,
die rautenförmige Bekämpfung der Fluchtursachen ist ohne tiefgreifende Änderungen des Systems nicht möglich. Die von Merkel und Co. bzw. die von ihnen vertretenen Lobbies haben eine simple Geschäftsidee, die auf dem Prinzip beruht, global neue Märkte zu erschließen (sprich: zu erobern) und diese in ihrer Struktur so umzugestalten, daß sie möglichst nahtlos kompatibel zu dem Goldesel sind, auf dem die internationale Konzernokratie und der sogenannte Finanzsektor sitzt. Wer sich ziert, wird weggemacht, und wer die Rechtmäßigkeit dieses Vorgehens bestreitet, wird 24/7 mit religiös-politischem, psychologisch wirksamem Nonsens, mit subtilen Halbwahrheiten und plumpen Lügen eingeseift, bis er es endlich einsieht.
Das ist so unglaublich, wie es wahr ist. Einzig das ungeheuerliche Ausmaß der Barbarei – inklusive der bei dämmernder Erkenntnis einsetzenden individuellen Kränkung, daß die Krone der Schöpfung sich darüber nach Strich und Faden mit billigsten rhetorischen Mitteln sowie mit Feuerwasser und Glitzerkram veräppeln läßt – verhindert, daß die Weltöffentlichkeit sie überhaupt als solche begreifen kann und auf die Barrikaden geht. Es wird geleugnet, was das Zeug hält, und stattdessen auf “ollen Kamellen” wie dem Dritten Reich herumgeritten, so als hätte die Gegenwart es nicht schon längst in seiner Schreckensdimension überholt und biete nicht die viel bessere, weil nähere und greifbare Lernmöglichkeit.
Abgesehen von Menschen mit Gewalt-Gesinnungen und/oder ausgeprägtem Stumpfsinn findet der Rückfall in die Steinzeit keine Freunde. Leider sind viele immer noch sehr eingeseift und sehen wegen des vielen Schaums diesen Rückfall und auch sonst nichts mehr – auch nicht den Umstand, daß sie die Eroberungsfeldzüge mit allen resultierenden Flüchtlingen nicht nur durch Steuern, sondern auch z.B. durch Aktienbesitz und sinnlosen, maßlosen Konsum antreiben.
Maßlosigkeit – da war doch was…
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Bichler
2. Leserbrief
Lieber Herr Berger, diese Frage hat mich in den letzten Tagen auch schwer umgetrieben.
Ich habe dabei oft an Ihren Artikel vom 21.08.2015 gedacht und mich gefragt, warum tut sich da nichts?.
Man kann es gar nicht fassen, was da alles verlogen abläuft. Man ist verzweifelt, wenn man den Eindruck hat,
daß keine Einsicht auf Besserung in Sicht ist.
Danke an das Team für die unermüdliche Arbeit über scheinbar aussichtlose Themen.
LG JD
3. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
Michael Hudson liefert in seinem Buch “Finanzimperialismus” die Antwort auf Ihre Frage. Warum ändert die Politik nicht ihr Handeln?
Auf Seite 167 im o.g. Buch schreibt Herr Hudson:
— So wie China war auch die Sowjetunion für die Amerikaner kein Konkurrent, sondern ein Markt. —
So wie eben auch Europa nur ein Markt war nach dem 2. WK.
Für Europa ist Afrika einmal ein Markt auf dem die hiesigen Produkte abgesetzt werden können. Weiterhin ist es ein Markt, auf dem die dringend benötigten Rohstoffe billig besorgt werden können. Oder ein Markt für die Rüstungsindustrie.
Genauso, wie der Osten Europas ein Markt für billiges Pflegepersonal oder billiges Personal für Dienstleistungen ist.
Das es nun auch zu Toten bei der Migration kommt, interessiert die Regierenden nicht wirklich. Oder meinen Sie das ein Beamter wegen dem Einsatz von Uran-Munition nicht mehr ruhig schlafen kann? Diesen Menschen sind die Hungernden und Sterbenden dieser Welt, völlig egal.
Lohndumping lässt sich leichter durchsetzen am Markt, wenn es genug arbeitsuchende Menschen gibt. Auch die hohen Mieten können nur durchgesetzt werden, wenn eine hohe Nachfrage besteht.
Damit die Nachfrage nicht abreißt, müssen immer wieder neue Menschen nach Europa kommen. Entweder diese werden hier geboren oder sie kommen von woanders her. Kommen die Menschen von woanders her, erspart es dem Staat viel Geld. Es müssen keine Kinder durch den Kindergarten und die Schule geschleust werden.
Auch eine Verbesserung des hiesigen Bildungssystem ist nicht zwingend erforderlich, es kommen halt die Fachkräfte von woanders her. Da können doch glatt die Steuern gesenkt werden. Den erforderlichen Wohnungsbau realisieren die Konzerne. Win-Win. Die Konzerne können bauen und bauen und es wird trotzdem nie ausreichend Wohnungen geben. Die Mieten können steigen und steigen. Und mit den Mieten die Renditen. Wieder Win-Win.
Frieden ist auch so ein Punkt. Frieden würde die Menschen in der Rüstungsindustrie in die Arbeitslosigkeit führen. Frieden würde auch, die Rohstoffe elendig verteuern. Oder, schlimmer noch, die Rohstoffe wären unserem Zugriff völlig entzogen. Dies könnte beispielsweise der Fall sein, weil die Menschen in den Rohstoffländern meinen, dass die Landschaft nicht verschandelt werden darf. Der Konzern Total beabsichtigt dies gerade im Virunga-Nationalpark. Oder im ecuadorianischem Yasuni-Nationalpark, auch hier wollen Konzerne nach Öl bohren. In beiden Fällen wäre Frieden sehr hinderlich.
“Vier Jahre sind ergebnislos verstrichen” – aus Ihrer Sicht schon. Vom Standpunkt der Konzerne aus, eher nicht. Die Konzerne können sehr zufrieden sein mit der Arbeit der GroKo.
Sie nennen das Zynismus – ich meine: Es läuft.
Nehmen wir den Artikel von Norbert Häring – Der Griff der Großkonzerne nach der Weltherrschaft – dazu, dann passt eigentlich alles zusammen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ihre Geduld.
Mit freundlichen Grüßen
Jan Skalla
4. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
Ihr Beitrag zum Thema Beseitigung der Fluchtursachen bezieht sich auf die Versäumnisse der EU über die Zeit der letzten 4 Jahre.
Erlauben Sie mir bitte den Hinweis auf den 1980 veröffentlichten Bericht der Nord-Süd-Kommision „Das Überleben sichern – Gemeinsame Interessen der Industrie- und Entwicklungsländer“ (Kiepenheuer & Witsch Verlag, ISBN 3 462 01386 6) sowie den dazu ergänzenden, 1983 veröffentlichten 2. Bericht „Hilfe in der Weltkrise – Ein Sofortprogramm“ (ro ro ro Verlag, ISBN 3 499 15238 x), beide mit Einleitung des Vorsitzenden dieser Kommission Willy Brandt. Aus dem unverändert aktuellem Inhalt dieser Berichte ergibt sich, dass die Zeit der Versäumnisse, die insbesondere den entwickelten Industrieländer hinsichtlich der Beseitigung von Fluchtursachen zuzuschreiben sind, inzwischen wenigstens 35 Jahre (!!!) beträgt.
Typisch für diese Verantwortungslosigkeit sind nach meinen bescheidenen Recherchen folgende Argumente:
- Nachauflagen dieser Berichte hat es bisher nicht gegeben
- in den Fachbibliotheken der Uni und FHS Erfurt sind diese Berichte nicht im Bestand
- bei von mir danach befragten SPD-Politikern, darunter Abgeordnete im Europaparlament und im Bundestag (!!!) sind diese Berichte nicht bekannt !
In diesem Zusammenhang: lieber Herr Albrecht Müller,
als Mitstreiter und gewiss auch beratender Mitarbeiter von Willy Brandt werden Sie vermutlich nicht nur im Besitz, sondern auch in lebhafter Erinnerung des Inhalts und der Bedeutung dieser Berichte sein und können damit wenigstens den Kreis Ihrer etwas jüngeren Mitarbeiter der nds hinreichend informieren.
Ihnen allen weiterhin alles erdenklich Gute.
Mit besten Grüßen aus Thüringen
Dieter Heine
5. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
Sie haben den Nagel mal wieder auf den Kopf getroffen.Seit 4 Jahren wieder mal totales Schweigen und Untätigkeit in Sachen Fluchtursachen. Es wäre ein so exorbitant wichtiges Thema, doch die Regierung wieder mal im Tiefschlaf. Dazu weitere Dinge, die unfassbar sind.Da berichtet ein Oberstaatsanwalt, dass 8.500 Haftbefehle nicht vollstreckt werden,auch 600 Haftbefehle gegen Rechtsextreme werde nicht ausgeführt. Da denkt man unwillkürlich an die immensen Fehler in der Causa Amri. Immer mehr Gewalt gegen Polizisten Rettungssanitäter und Ärzte.doch die Ermittlungsrichter lassen alle gleich wieder laufen.Die lachen doch alle nur noch über unsere Justiz bzw.unseren bald nicht mehr existierenden “Rechtsstaat”. Bei den Bränden in Ostdeutschland kann man sehen wie mangelhaft die Feuerwehr “ausgerüstet” ist, apropos Rüstung, die Rüstungsexporte aus BRD schnellen nur so in die Höhe!!!! Wofür zahlen wir eigentlich Steuern???Was ist bloss mit diesem Tiefschlaf-Staat los. Ist der überhaupt noch zu retten?? Da kann man ja nur noch einen sehr heftigen ZITTERANFALL bekommen.
Beste Grüße S.Kreilinger
6. Leserbrief
Zu dem Beitrag von Jens Berger „Bekämpfung der Fluchtursachen“ in den NDS vom 9. Juli
Einen wichtigen Punkt hat Jens Berger vergessen: Geburtenkontrolle. China hat mit der Ein-Kind-Politik vorgemacht, wie man erfolgreich Wirtschaftswachstum und relativen Wohlstand erreichen kann. Natürlich müssen dazu die Widerstände der verschiedenen Religionen überwunden werden. Das kann natürlich nur eine starke Regierung, notfalls ein „wohlmeinender“ Diktator. Aber auch ein bisschen Druck aus dem Westen könnte hilfreich sein. Eventuell könnte Entwicklungshilfe mit der Forderung nach Geburtenkontrolle verknüpft werden.
Peter Dodel, Rhodt
Anmerkung zur Korrespondenz mit den NachDenkSeiten
Die NachDenkSeiten freuen sich über Ihre Zuschriften, am besten in einer angemessenen Länge und mit einem eindeutigen Betreff.
Es gibt die folgenden Emailadressen:
- leserbriefe(at)nachdenkseiten.de für Kommentare zum Inhalt von Beiträgen.
- hinweise(at)nachdenkseiten.de wenn Sie Links zu Beiträgen in anderen Medien haben.
- videohinweise(at)nachdenkseiten.de für die Verlinkung von interessanten Videos.
- redaktion(at)nachdenkseiten.de für Organisatorisches und Fragen an die Redaktion.
Weitere Details zu diesem Thema finden Sie in unserer „Gebrauchsanleitung“.