Moritz Hochschild – Wie der humanitäre Mythos vom “Oskar Schindler Boliviens” zum Schädling der indigenen Völker mutierte
Die Atacama-Wüste zwischen Bolivien, Chile und Peru machte zwei Deutsche zu Multimillionären. Der eine hieß Henry Sloman und ließ sich mit dem Hamburger Chile-Haus verewigen. Der zweite hieß Moritz Hochschild und soll als mythischer Judenretter verewigt werden. Der 1881 im hessischen Biblis geborene und 1965 in Paris verstorbene Agnostiker jüdischer Herkunft und Bergbauingenieur wurde 2017 vom weltweiten, medialen Mainstream wiederentdeckt, nachdem das Museum des bolivianischen Bergbaukonzerns Comibol mehrere Zentner von Hochschilds Unterlagen auf einer Mülllippe im Museumshof auffand. Von Frederico Füllgraf.
Aus den zurückgewonnenen Unterlagen geht hervor, dass Hochschild zwischen 1938 und 1940 bis zu 9.000 Juden das Leben mit der Flucht aus Europa nach Bolivien – zum Teil mit falschen Pässen und Visa – gerettet hat. Doch nicht allein aus humanitärem Überschwang, sondern auch getrieben von ökonomischem Kalkül. Hochschild hatte nämlich Pläne für die landwirtschaftliche Entwicklung Boliviens.
So wurden die Neuankömmlinge nach ihrer Ankunft als erstes auf einem landwirtschaftlichen Versuchsgut in der Coca-Anbau-Gegend von Yungas, wenige Kilometer von der Hauptstadt La Paz entfernt, einquartiert. Dort sollten sie zu Landwirten ausgebildet werden, doch kaum einer der Immigranten brachte dafür Talent noch Lust im Reisegepäck mit.
Nach Schätzungen Ricardo Udlers, Vorsitzender des Israelitischen Zirkels in Bolivien, erreichten in den 1940er Jahren insgesamt 15.000 Juden das Andenland, doch nur ein Teil war dem Ruf Hochschilds gefolgt. Eine Minderheit integrierte sich in die bolivianische Gesellschaft, doch die Mehrheit nutzte das Land als Brücke zur Weiterreise in die Vereinigten Staaten, nach Argentinien, Brasilien oder Israel.
Fast ein Jahrhundert nachdem Moritz, genannt Don Mauricio, zum ersten Mal Südamerika in Chile betrat, wo seine Geschichte als einer der drei bedeutendsten “Zinnbarone” der Atacama ihren Anfang nahm, gelang es seinem Großneffen Eduardo, dem Familiennamen Hochschild neuen Ruhm – Kritiker sagen: Ruchlosigkeit – als Beispiel für global operierende Weltfirmen zu verleihen.
Als einer der drei reichsten Männer Perus, mit einem Privatvermögen von mindestens 2 Milliarden Euro, dirigiert Eduardo Hochschild den sechstgrößten Gold- und Silber-Schürfkonzern der Welt, Hochschild Mining plc. Mit einem Dutzend Minen in Mexiko, Peru, Bolivien und Chile wurde wegen der notwendigen Tuchfühlung zu Börsenspekulanten und Gelegenheits-Investoren – “Märkte” genannt – die Geschäftszentrale in die Londoner City verlegt.
Das Problem Hochschilds und einer Hundertschar aggressiver, internationaler Minenbetreiber in den Anden scheint zu sein: Bergbau, Umweltschutz und Grundrechte, insbesondere die Territorialrechte indigener Völker, vertragen sich nicht. Auf das Konto von Hochschild Mining gehen in Mexiko und Peru Mineneinstürze mit Todesopfern, unerlaubter Bergbau auf indigenem Urland, Wasser-Verunreinigung und Viehsterben durch Vergiftung von Wasserläufen – ein Umwelt- und Menschenrechts-Passiv, das sich nicht mit dem Mythos des humanitären Clangründers reimen will.
Moritz Hochschilds Aufstieg zum globalen Bergbaukonzern
Nach ungenauen Angaben ließ sich Moritz Hochschild ab 1911 für die Dauer weniger Jahre in Chile als Rohstoffhändler und -exporteur nieder, kehrte nach Deutschland zurück, brach aber in Begleitung seiner Ehefrau Käthe Rosenbaum nach Ende des Ersten Weltkriegs zum zweiten Mal in das Andengebiet auf, wo 1920 sein einziger Sohn Gerald geboren wurde und der Bergbau-Ingenieur aus Biblis vier Jahre später nach dem Tod seiner jungen Frau zum Frühwitwer wurde.
Diesmal ließ sich Hochschild mit einem zweiten Geschäftssitz für den Handel mit Zinn-Erzen in Bolivien nieder. Seine Geschäfts-Expansion fand Widerhall in Deutschland, von wo aus weitere Familienmitglieder Anfang der 1930er Jahre dem Ruf Moritz‘ und der Atacama folgten, darunter sein Cousin Philipp Hochschild samt Ehefrau Germaine, die wenig später ihren ersten Ehemann verließ und Moritz Hochschild heiratete.
Ein weiteres Familienmitglied, der 1927 in Bonn geborene Luis Hochschild, kam als Kind nach Chile, von dem er sich Anfang der 1940er Jahre verabschiedete und als zukünftiger Maschinenbau- und Elektro-Ingenieur dem Familienunternehmen zu vermehrtem Dienste-Angebot und Expansion – insbesondere mit den Firmen Huarón, Caylloma, Pativilca, Arcata und den Goldminen Sipán und Ares – in Peru verhalf. Die in Chile verbliebenen Nachkommen gründeten die bis zur Gegenwart führende chilenische Maschinenbau-Firma Mauricio Hochschild Ingeniería y Servicios SA.
Hochschild war bewusst, dass um 1900 das Silber vom Zinn als wichtigste Einnahmequelle Boliviens abgelöst worden war. Er hatte das Land rechtzeitig betreten, denn in den 1920ern wirkte die Zinn-Nachfrage als Triebfeder eines beachtlichen Aufschwungs, der die Förderung in neun Jahren um 50 Prozent steigerte und die Minenbetreiber zu Millionären machte. Es gelang ihm innerhalb von zwei Jahrzehnten der Aufbau eines für damalige Verhältnisse ansehnlichen Wirtschaftsimperiums, das mit Minenbetrieb und Zinn-Handel weit über die Grenzen nach Peru und Chile reichte und ihn zusammen mit Víctor Aramayo und Simón Patiño zu einem der drei großen bolivianischen Zinnbaronen erhob.
Allerdings verkündete Präsident Germán Busch im Juni 1939 ein Dekret, wonach sämtliche Unternehmen ihre Kapitalanlagen im Ausland innerhalb von 120 Tagen an die bolivianische Zentralbank zu überweisen hätten. Jeder Widerstand gegen den Erlass würde als Verrat angesehen werden. Hochschild widersetzte sich den ultimativen Bestimmungen, Busch ordnete seine Verhaftung an und verurteilte ihn zum Tod.
Ein internationaler Skandal schwappt durch die Medien, Busch gab schließlich dem Flehen seines Kabinetts zugunsten Hochschilds nach und der deutsche Zinnmagnat wird freigelassen. Zwei Monate später begeht Busch Selbstmord. Kaum ist der Zweite Weltkrieg vorüber, wird Hochschild 1946 von einer Bande bolivianischer Polizeichefs entführt und wieder mit dem Tod bedroht. Sobald er freigelassen wird, verlässt er Bolivien auf Nimmerwiedersehen.
Sein Neffe und Eduardo Hochschilds Vater, Louis Hochschild, hatte in Peru weniger Glück. Während einer Morgenfahrt zum Büro stirbt er 1998 im Kugelhagel eines Entführungsversuchs. Die wahren Hintergründe und namentlichen Hintermänner des Verbrechens wurden niemals ermittelt.
Am Vorabend der bolivianischen Revolution von 1952, mit der ersten Nationalisierung des Bergbaus, befehligte Moritz Hochschild aus dem Ausland die Übertragung großer Teile seines Vermögens an die Hochschild Trust and Foundation. Für die Enteignung seines Firmenbesitzes erhielt der Zinnbaron nach eigenen Worten eine unvollständige Entschädigungssumme in Höhe von 8,7 Millionen Dollar, durfte jedoch 30 Prozent seines Betriebsvermögens beibehalten.
Danach wandte sich Hochschild zunehmend von Bolivien ab und investierte nun in den peruanischen Gold- und Silberhandel, der die Grundlage des heutigen Hochschild-Mining-Konzerns unter Vorsitz seines Großneffen bildete. Moritz Hochschild starb 1965 in Paris.
Der Buchheld als “Oskar Schindler Boliviens”
Hochschilds Wiederentdecker heißt Edgar Ramirez, ein 73-jähriger, kämpferischer Gewerkschafter mit untypischer schriftstellerischer Karriere. Auch bekannt als Edgar „Huracán” (Orkan), machte sich Ramírez ab 1969 einen Namen als Bergarbeiter und Gewerkschafts-Aktivist im damaligen Einheitskonzern Cerro de Potosí. Unter der ersten Diktatur Hugo Banzers (1971-1978) kostete ihm seine Gewerkschaftsaktivität sieben Jahre Kerker und zwei Jahre politischen Untergrund während der Militärdiktatur Luis García Mezas (1980-1981). Nach Verhaftung und Verbannung verbrachte Ramírez einige Jahre im englischen, chilenischen und holländischen Exil. Das Vertrauen nicht nur der Minenarbeiter machte Ramírez zum Generalsekretär der bolivianischen Bergarbeiter-Gewerkschaft und sie wählten ihn zum Vorsitzenden des bolivianischen Gewerkschaftsbundes Central Obrera Boliviana (COB).
Als Buchautor – Ensayo: Estrategia de Dominación Imperialista / Essay: Strategie der imperialistischen Herrschaft (1997) und Neoliberalismo y Movimiento Sindical en Bolivia / Neoliberalismus und Gewerkschaftsbewegung in Bolivien (1999) – rief Ramírez 2015 die Gewerkschaftsbewegung zum Kampf für die vollständige Nationalisierung des bolivianischen Bergbaus auf, der selbst unter Evo Morales kaum 7 Prozent der Förderung im Land kontrolliert, während fast 60 Prozent der Ausbeute von transnationalen Konzernen betrieben wird.
Als Ramírez während der Amtszeit von Evo Morales‘ Vorgänger Carlos Mesa zum Direktor des Archivo Minero – des Archivs der staatlichen Bergbaugesellschaft COMIBOL – in El Alto nominiert wurde, stieß er 2003 auf einen bedauerlichen und aufregenden Fund: Berge mit Dokumenten lagerten und verkamen seit der Revolution von 1952 unter freiem Himmel in einem Hinterhof des Museums. Präsident und Historiker Mesa sah sich den Schlamassel an und überlegte nicht zweimal: „Das müssen wir unbedingt retten!”.
Es war zum Verzweifeln! Einige Rechnungsunterlagen, Finanzberichte und Bergbau-Studien Patiños und Aramayos konnten gerettet werden, doch 30 bis 40 Prozent kostbarer Dokumente des jahrhundertealten bolivianischen Bergbaus, in denen Millionen Mineros ihr Leben lang geschuftet und tausende ihr Leben gelassen hatten, waren restlos verloren. Doch dann stießen Ramírez und Mesa auf Dutzende Kisten mit Briefen und Fotografien Moritz Hochschilds. Völlig überrascht lasen sie sich in die bis dahin unbekannte Geschichte der Solidarität Hochschilds mit einer Tausendschar von Juden, die vor dem Nazi-Pogrom nach Bolivien geflohen waren, ein.
Zu den Original-Unterlagen zählten Arbeitsverträge Hochschilds mit den von ihm nach Bolivien eingeschleusten Juden und Briefe, wie der von jüdischen Kindern aus dem Kindergarten Miraflores in La Paz an Hochschild (siehe Foto), in dem sie um die finanzielle Unterstützung des Zinnbarons für eine neue, freundliche Obhut warben. In einem anderen Brief drängt ihn die französische Regierung zur Aufnahme zusätzlicher eintausend jüdischer Waisen in Bolivien. Zahlreiche Originaldokumente attestieren den Briefverkehr Hochschilds mit der britischen Botschaft, und „schwarze Listen” offenbaren die Namen von Geschäftsleuten und Mitarbeitern der Achse Rom-Berlin-Tokio, mit denen der geborene, doch religiösen Glaubens abgeneigte Jude keine Geschäfte machen sollte.
Unter Mesas Nachfolger Evo Morales erhielt das Museumsprojekt rund 9 Millionen Euro für den Bau eines modernen Archivgebäudes mit Außenstellen. Während der vergangenen 10 Jahre baute Ramírez mit einem Team von 40 Mitarbeitern die Aktenanordnung zu einer geraden Strecke von 40 Kilometern aus. Gerettete Akten zum Hochschild-Imperium füllen mehrere Gänge im Keller des Archivs, von denen jedoch 32 Ordner gesondert gelagert werden. Sie enthalten die hunderte Original-Briefe zu Hochschilds Unternehmen „Judenrettung”.
Einzug in die internationalen Medien fand die Geschichte von der Rettung tausender europäischer Juden jedoch erst, als die UNESCO im Oktober 2016 den Fund wegen seiner einmaligen Bedeutung zum historischen Welterbe erklärte. Davor hatten sich mindestens drei bolivianische Autoren an den Materialien bedient, darunter der ehemals an der Freien Universität Berlin als Lehrbeauftragter tätige Historiker jüdischer Abstammung, Leon Bieber, der die Recherchen zu seinem 2015 erschienenen Sachbuch „Dr. Mauricio Hochschild” mit Archivmaterial des Jewish Joint Committee (JOINT) in New York ergänzte und als erster den Vergleich mit dem Filmhelden Oskar Schindler in Umlauf brachte.
Im gleichen Jahr erschien der Roman der renommierten bolivianischen Journalistin und Buch-Autorin Verónica Ormachea Gutiérrez „Los Infames” (Die Infamen), die Hochschilds gewagtes Abenteuer aus umgekehrter, europäischer Perspektive erzählt, nämlich wie nach den Pogromen vom November 1938 der deutsche Zinnbaron die Organisation der Massenflucht aufbaut, dafür mehrfach nach Europa reist, um insgeheim ganze Koffer mit gefälschten bolivianischen Pässen an die Verfolgten und ihre Vertreter zu überreichen. Hinter der Aktion stand die von Hochschild gegründete und vom ebenfalls deutschstämmigen bolivianischen Präsidenten German Busch (1937-1939) unterstützte Fluchtorganisation Sociedad Protectora para Israelitas (SOPRO). Ein neues Buch des bolivianischen Journalisten und Historikers Robert Brockmann soll demnächst die besondere, jedoch zuletzt konfliktbeladene Beziehung zwischen Busch und Hochschild aufhellen.
Was Busch auf die Palme brachte, war, dass von den ersten aufgenommenen 3.000 Juden kaum einer in der Landwirtschaft arbeiten wollte, wie zwischen Zinnbaron und Staatspräsident abgesprochen war, und die Mehrheit lieber in der Hauptstadt La Paz wohnen wollte, was sehr bald in der Bevölkerung eine Welle anti-jüdischer Stimmung erzeugte und Busch zu einem einstweiligen Aufnahmestopp bewegte, der 1940 wieder aufgehoben wurde und die Einreise von 9.000 bis 10.000 verfolgter Juden ermöglichte. Hochschild spricht in seinem Briefverkehr mit Vertretern der jüdischen Gemeinschaften in New York sogar von bis zu 30.000 Juden, die er nach Bolivien hinüberretten will, doch machte der Zweite Weltkrieg seinem Plan einen Strich durch die Rechnung.
Die indigenen Völker kontra Hochschild Mining
In den vergangenen zwanzig Jahren nahmen die extraktiven Aktivitäten multinationaler Konzerne auf indigenen Gebieten weltweit exponentiell zu, weshalb sich der sogenannte moderne Bergbau mit Raubbau reimt.
„Gold auf 4.600 Metern über dem Meeresspiegel zu fördern, hat jedoch seine Probleme. Die ursprünglichen Pläne des kanadischen Minengiganten Barrick Gold beinhalteten die „Verlagerung” von drei riesigen Gletschern – eine Entscheidung, die seither von den chilenischen Umweltbehörden blockiert wurde, schrieb bereits vor mehr als 10 Jahren der britische Guardian unter dem ironischen Titel „Probleme mit dem Bergbau in den Anden? Sie müssen halt Gletscher umsetzen” (The problem of mining in the Andes? You have to move glaciers – The Guardian 03. Mai 2006).
Den hirnverbrannten, frechen Vorschlag brachte der von US-Banken kontrollierte Barrick-Gold-Konzern ein, als Landwirte und lokale Gemeindemitglieder im darunterliegenden Huasco-Tal fürchteten, dass die massive Tagebau-Goldmine, die 2009 in Betrieb gehen sollte, Wasserknappheit verursachen und ihre Felder mit Zyanid verseuchen würde.
Barrick-Gold verfügt ein eigenes, unzugängliches, weil scharf überwachtes Schürfareal auf der argentinisch-chilenischen Grenze mit den Ausmaßen Lichtensteins. Barrick behauptete, die Mine, deren ursprünglich geplante Investitionen von 1,4 Milliarden Dollar sich in den vergangenen 25 Jahren verfünffacht und den Goldabbau nahezu unrentabel gemacht haben, würde „in voller Übereinstimmung mit allen Umweltauflagen” arbeiten.
„Doch die Geschichte des Goldbergbaus in Lateinamerika trägt wenig dazu bei, die lokale Bevölkerung zuversichtlich zu stimmen”, warnte der Guardian bereits vor mehr als zehn Jahren. Und die Behauptung trifft ebenso auf Hochschild Mining zu. Im Jahr 2013 reichte zum Beispiel die indigene Gemeinschaft von San Miguel El Progreso im Bundesstaat Guerrero eine einstweilige Verfügung gegen die Erteilung von Bergbaukonzessionen an Hochschild Mining ein, weil sie im Fall Reducción Norte de Corazón de Tinieblas und Corazón de Tinieblas gegen die Verfassung und die internationalen Verträge verstoßen, die der mexikanische Staat ratifiziert hat.
Im vergangenen Jahrzehnt hat das Gebiet der indigenen Völker La Montaña und Costa Chica de Guerrero aufgrund der dort prospektierten 42 Mineralvorkommen wirtschaftliche Ambitionen geweckt. Die mexikanische Bundesregierung erteilte mindestens 30 Konzessionen für Explorations- und Bergbauaktivitäten mit 50-jähriger Dauer, ohne die von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) vorgeschriebenen Konsultationen und Rechte der indigenen Völker Naua, Me’phaa und Na Savi zu berücksichtigen. Die im Gebirge zugestandenen Schürftitel umfassen nahezu 200.000 Hektar (Demanda comunidad indígena de Guerrero al Ejecutivo Federal por entrega de concesiones mineras en su territorio – Cencos, 15. November 2013).
Zwei Jahre später versuchte Hochschild Mining international geltende Rechte indigener Völker und die peruanischen Umweltgesetze zu umgehen. So versammelten sich am 19. Juli 2015 15 Bauerngemeinden des Bezirks Oyolo im Huanca-Huanca-Tal zwischen den Provinzen Parinacochas und Paucar del Sara Sara, um die sofortige Einstellung des Minenprojekts Immaculada des Ares-Komplexes im Besitz von Hochschild Mining zu fordern, dessen Betrieb die Nebenströme des Huanca-Huanca-Flusses Huancute, Patarí mit Bergbauabfällen verseucht hatte.
Cristina Cayo, Gemeinde-Sprecherin aus Huancute, warf Hochschild Mining unzulässige Schritte vor, als das Unternehmen seine Umweltverträglichkeits-Studie mit den Gemeinden rund um das Bergbauprojekt debattierte, deren Abnahme der Konzern in der Stadt Huallhua mit den Namen und Unterschriften längst verstorbener Menschen registriert und gefälscht hätte. Die Produktionskapazität des Goldschürf-Projekts Immaculada wird auf 73.000 Unzen Gold und 2,1 Millionen Unzen Silber mit einem jährlichen Umsatz von mindestens 100 Millionen Euro geschätzt.
Die indigenen Gemeinden gründeten daher das „Kampfkomitee der von der Minenaktivität betroffenen Völker”, hielten eine Pressekonferenz in Lima ab und kämpfen bis heute gegen die zögerlichen Zugeständnisse des drittreichsten Mannes im Lande, Don Eduardo Hochschild.