Die NachDenkSeiten haben zwar heute schon zwei medienkritische Artikel gebracht. Aber deren gezielte und bewusste Fehlleistungen nehmen ja kein Ende. Um 15:30 Uhr habe ich zufällig Deutschlandfunk gehört. Es fing mit einer tendenziösen und zugleich abstrusen Meldung über Nordstream 2 an. Siehe hier. Und dann ging es weiter mit Hinweisen auf das „umstrittene“ chinesische Projekt „Seidenstraße“. Überall Propaganda in diesen deutschen Medien. Albrecht Müller.
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Bei der Meldung über „Gas wird politische Waffe“ wird zunächst eine sogenannte Expertin des DIW zitiert. Von ihr heißt es:
„Die Energie-Expertin Kemfert sagte im Dlf, das Projekt sei aus energiewirtschaftlicher Sicht nicht vonnöten und zudem unrentabel.“
Dann heißt es weiter:
„Die Expertin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung betonte, der von der Bundesregierung errechnete Gasbedarf sei völlig überhöht. Zudem steige durch das Vorhaben die deutsche Abhängigkeit von Moskau. Gas werde zur politischen Waffe, meinte Kemfert. Aus ihrer Sicht ist es allerdings zu spät, um das Projekt noch zu stoppen. Es ist bereits zu einem Viertel fertiggestellt.“
Zunächst also behauptet diese sogenannte Energie-Expertin, das russische Gas, das durch Nordstream 2 strömen soll, sei nicht vonnöten. Der von der Bundesregierung errechnete Gasbedarf sei völlig überhöht. Und dann meint sie, das Vorhaben steigere die deutsche Abhängigkeit von Moskau. Also der Bedarf ist überhöht geschätzt und das Gas ist nicht nötig – und doch werde damit die deutsche Abhängigkeit von Moskau erhöht. Gas werde zur politischen Waffe.
Das muss man alles erst mal unter einen Hut kriegen. Das schafft man wohl, wenn man eine deutsche Expertin oder ein deutscher Experte ist und auf Kampagnen spezialisierte deutsche Medien zur Verfügung hat. Ob das die „Zeit“ ist – siehe hier, oder der Deutschlandfunk, oder der Spiegel, oder die Friedrich-Ebert-Stiftung und das von ihr genutzte Institut in Bielefeld – siehe hier – , Aufklärung wird nicht mehr betrieben und Aufklärung scheint auch nicht mehr gefragt zu sein. Sie ist das Opfer einer innigen Verbindung von Medien, Wissenschaft und Politik. Sogenannter Wissenschaft. Diese genießt in Deutschland immer noch einen erstaunlich guten Ruf und kann deshalb immer wieder wie eine Blackbox in eine Kampagne eingebaut werden.
Es ist jetzt fast neun Jahre her, als ich bei einem Medienkongress in Leipzig die Gelegenheit hatte, über Anforderungen an den Medienjournalismus zu sprechen. Das Thema hieß „Was sollte Medienjournalismus leisten?“ Der Vortrag passt zur Bilanz dieses Tages und der Woche. Der Text liegt als gestaltetes PDF Dokument vor. (Siehe den roten Button an der linken Seite des geöffneten Artikels.) Die damalige Atmosphäre und die mangelnde Bereitschaft der versammelten Medien, über die von ihnen betriebenen Kampagnen überhaupt zu reden, war schon schlimm. Inzwischen hat sich die Lage nicht verbessert, eher verschlechtert. Wir NachDenkSeiten-Macher merken es auch daran, dass die Aggression gegenüber einem kritischen Medium wie den NachDenkSeiten im Lager der etablierten Medien zunimmt. Das macht betroffen, aber es stört nicht und hindert uns jedenfalls nicht an unseren wiederkehrenden Versuchen, aufzuklären.