Hinweise der Woche
Am Wochenende präsentieren wir Ihnen einen Überblick über die lohnenswertesten Beiträge, die wir im Laufe der vergangenen Woche in unseren Hinweisen des Tages für Sie gesammelt haben. Nehmen Sie sich ruhig auch die Zeit, unsere werktägliche Auswahl der Hinweise des Tages anzuschauen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
- Nach Großbrand: Spendenwettlauf der Milliardäre
- Lasst hundert Wikileaks erblühen!
- Halbwahrheiten und Lügen der westlichen Medien
- Vom Wortbruch zur “Lex Deutschland”
- Deutschland ist stark im Griff einer konservativen Wirtschaftselite
- Kaufhalle adé: Gentrifizierung in Prenzlauer Berg
- Computerspiele: Kriegspropaganda in High Definition
- Der Internationale Gerichtshof fügt sich den Drohungen aus Washington
- YouTube verwechselt Brand von Notre-Dame mit dem 11. September
- Am Tisch mit der politischen Macht
Vorbemerkung: Ursprünglich hatten wir geplant, in unserer Wochenübersicht auch auf die lohnenswertesten redaktionellen Beiträge der NachDenkSeiten zu verweisen. Wir haben jedoch schnell festgestellt, dass eine dafür nötige Vorauswahl immer damit verbunden ist, Ihnen wichtige Beiträge vorzuenthalten. Daher möchten wir Ihnen raten, am Wochenende doch einfach die Zeit zu nutzen, um sich unsere Beiträge der letzten Wochen (noch einmal) anzuschauen. Vielleicht finden Sie dabei ja noch den einen oder anderen Artikel, den es sich zu lesen lohnt. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
- Nach Großbrand: Spendenwettlauf der Milliardäre
(…) Bereits kurze Zeit nach dem verheerenden Brand von Notre-Dame ist eine Spendenaktion für den Wiederaufbau angelaufen – vorneweg die bekannten Milliardärsfamilien des Landes. Die Unternehmensgruppe LVMH (Moët Hennessy Louis Vuitton) versprach eine Spende von 200 Millionen Euro für den Wiederaufbaufonds von Notre-Dame. In einer Erklärung hieß es, LVMH und die Besitzerfamilie Arnault wollten nach “dieser nationalen Tragödie” ihre Solidarität zeigen.
Quelle: SPIEGEL OnlineDazu merkt Fabio de Masi an: Nett wenn Milliardäre für #NotreDame spenden. Noch besser sie würden ihre Steuern zahlen. Dann hätte Frankreich nicht Unterhalt für kulturelles Erbe kürzen müssen & Mehrheit nicht Familie Arnault würde entscheiden wofür es Geld gibt. Demokratie vs Aristokratie. Wer wegen Steuern die Staatsbürgerschaft wechselt wie Unterhosen sollte sich nicht zum Wohltäter aufschwingen.
Anmerkung Jens Berger: Es ist natürlich glamouröser im Blitzlichtgewitter für die Renovierungen an der Notre Dame zu spenden als anonym dem Finanzamt Geld zu überweisen. Aber nur mit Charity können wir unsere Gesellschaft nicht am Laufen halten. Darüber darf die vorgebliche Großzügigkeit “der Milliardäre” nicht hinwegtäuschen
passend dazu: Notre Dame Donations Are Heartening – But Where Were The Billionaires After Grenfell?
(…) In the Middle Ages, much of the glory of the cathedrals across Europe – Chartres, Cologne, the Stephansdom in Vienna – were made possible by the gifts of extremely wealthy merchants and nobles. Guild chapels, carved altars and windows were installed at their behest. Some of the greatest treasures in these places arose only as a consequence of these very public donations – made to secure a place in heaven, to demonstrate their earthly power, or both. (…)
Centuries later, in 21st century Britain, it seems there’s a lot more of the former occurring, and a lot less of the latter.
Consider the reaction to the Grenfell fire. While there were several substantial singular donations from individuals to the appeal to help house and support the survivors, much of the £20m raised came from micro-donations from the general public. Some of the loudest voices and biggest fundraisers were members of the local community, banding together to make noise.
In contrast, much of the reaction from wealthy ‘elites’ (to use a much used and abused term) consisted of questions being raised about the worthiness of the recipients. Wealthy councillors in nearby Chelsea made objections to suggestions of rehousing survivors in the borough. Press barons attacked several survivors at length, including the man in whose flat the fire had started, Behailu Kebede. A later inquest later cleared him of any wrongdoing whatsoever.
Quelle: Mike Stuchbery auf HuPo UK - Lasst hundert Wikileaks erblühen!
Julian Assange ist der Spion des Volkes. Er bespitzelt die Mächtigen im Auftrag der Menschen. Deshalb hat er unsere Solidarität verdient.
Jetzt ist es passiert – sie haben Julian Assange aus der ecuadorianischen Botschaft geschleppt und festgenommen. Kaum eine Überraschung, hatte es doch bereits eine Reihe von Hinweisen in diese Richtung gegeben.
Vor ein oder zwei Wochen hatte Wikileaks die Festnahme vorhergesagt, worauf das ecuadorianische Außenministerium mit einer glatten Lüge reagiert hatte (dass es keinerlei Pläne gebe, Assange das Asyl aufzukündigen), dazu weitere Lügen (angeblich habe Wikileaks Fotos aus dem Privatleben des ecuadorianischen Präsidenten veröffentlicht – warum sollte Assange ein Interesse daran haben und so sein Asyl aufs Spiel setzen?).
Quelle: Slavoj Žižek auf welt.deAnmerkung Jens Berger: Der (gute) Artikel von Slavoj Žižek wird bei welt.de als „linksradikaler Gastbeitrag“ (sic!) vorgestellt. Man spürt da förmlich, welchen psychischen und physischen Schmerz der Text der WELT-Redaktion zugefügt hat, schwimmt man bei Springer doch eigentlich auf der Glory-Glory-Hallelujah-Welle.
- Halbwahrheiten und Lügen der westlichen Medien
Unter der Überschrift „Ein Land zerfällt“ lesen wir heute bei „Spiegel online“: „Als die arabische Rebellion den Dauerherrscher Muammar al-Gaddafi nach 40 Jahren an der Macht 2011 aus dem Amt fegte, hofften die Menschen in Libyen auf Demokratie und Wohlstand. Seither ist Libyen jedoch zu einem Flickenteppich aus Stadtstaaten verkommen. Warlords, Islamisten und Mafia-Banden ringen um die Vorherrschaft.“
Kein Wort darüber, dass der Westen, vor allem die USA, Frankreich und Großbritannien, einen Bombenkrieg führte, und so Libyen zu einem zerfallenen Staat machte.
Dann heißt es weiter bei „Spiegel Online“: „Die Europäer wollen Libyen zu einem Rohstofflieferanten und Partner in der Migrationskontrolle aufbauen. Sie haben den Milizen viel Geld bezahlt, damit diese Migranten brutal an der Flucht nach Europa hindern. Dem Staatenzerfall sehen sie nun tatenlos zu.“ Wenigstens hier kommen die Autoren der Verpflichtung nach, die wahren Absichten der „westlichen Wertegemeinschaft“ darzustellen.
Ganz anders schildert Jürgen Todenhöfer in seinem neuen Buch „Die große Heuchelei“ in beeindruckender Klarheit die Verantwortung der westlichen Staaten für die Kriege und das große Leid der Menschen in Afghanistan, im Irak, in Syrien, dem Jemen und in Libyen:
„Barack Obama bat an der Klagemauer von Jerusalem Gott, ihn ‚zu einem Instrument seines Willens zu machen‘. Hat Obama sich wirklich als Instrument Gottes gesehen, wenn er im Weißen Haus persönlich die Opfer amerikanischer Drohnenschläge auswählte? Oder Bombenangriffe auf Afghanistan den Irak und Libyen befahl? Im Namen westlicher Werte wurde weltweit gefoltert und vergewaltigt. Guantánamo und Abu Ghraib sind nur die bekannteren Beispiele.”
Wie Jürgen Todenhöfer müssen viele dazu beitragen, die Doppelmoral und Verlogenheit der westlichen Außenpolitik zu entlarven, damit die Kriege um Rohstoffe und Absatzmärkte jede Unterstützung verlieren und das Morden der „westlichen Wertegemeinschaft“ ein Ende findet.
Am Donnerstag, 9. Mai, kommt Jürgen Todenhöfer mit seinem Sohn Frederic in die „Garage“ nach Saarbrücken und diskutiert um 19 Uhr mit Sahra Wagenknecht über „Die große Heuchelei. Wie Politik und Medien unsere Werte verraten“. Lesung und Diskussion mit Todenhöfer und Wagenknecht
Quelle: Oskar Lafontaine via fbAnmerkung Marco Wenzel: Siehe auch das Gespräch von Jürgen Todenhöfer mit Albrecht Müller auf den NDS von gestern.
Hier der Link zum Artikel des Spiegel: Ein Land zerfällt.
- Vom Wortbruch zur “Lex Deutschland”
Deutschland hat wie erwartet der umstrittenen Urheberrechts-Reform für das Internet zugestimmt – und so die endgültige Verabschiedung im Ministerrat ermöglicht. Allerdings gibt es Nebenabsprachen und Versprechen, die das gesamte Prozedere ad absurdum führen.
So hat die Bundesregierung dem Beschluß mehrere Vorbehalte in einer Protokollerklärung beigefügt. Darin wird betont, dass bei der nationalen deutschen Umsetzung Ausnahmen für Start-Ups “ergänzend” dazukommen.
Zudem wird der Einsatz von Upload-Filtern beschränkt. “Ziel muss es sein, das Instrument Upload-Filter weitgehend unnötig zu machen”, heißt es in Punkt acht der Erklärung.
Im Klartext: Die Bundesregierung stimmt in Brüssel einem EU-Gesetz zu, das sie zuhause in Deutschland in zentralen Bereichen wieder einschränken will. Damit wird die EU-Gesetzgebung ad absurdum geführt.
Das ist empörend, denn der Gesetzentwurf geht maßgeblich auf den deutschen Europaabgeordneten Axel Voss zurück, einen CDU-Politiker. Die Änderungen hingegen hat die deutsche CDU in Berlin verlangt, zusammen mit der SPD.
Noch empörender ist es, dass der Spitzenkandidat von CDU/CSU für die Europawahl, Manfred Weber (CSU), gleichzeitig in der “Bild”-Zeitung ankündigt, das EU-Gesetz zu überarbeiten, wenn er Kommissionschef wird.
So etwas hat es noch nie gegeben. Deutsche Politiker von CDU und CSU machen ein EU-Gesetz, erklären aber gleichzeitig, dass sie wenig davon halten und es bei nächster Gelegenheit wieder ändern wollen!
Und die SPD? Sieht wieder einmal alt aus. Eigentlich wollte Noch-Justizministerin Katarina Barley die Uploadfilter komplett verhindern, wie es auch im Koalitionsvertrag mit der CDU/CSU steht.
Stattdessen lassen sich die Sozis von den Schwarzen vorführen. In den 27 anderen EU-Ländern – außer Deutschland – kommt nun das, was Barley eigentlich komplett verhindern wollte…
Anders gesagt: Aus der Copyright-Reform wird – um den Wortbruch der Regierung zu verschleiern – eine “Lex Deutschland”. Das kommt dabei heraus, wenn man alle Regeln guter Gesetzgebung mißachtet…
Quelle: Lost in Europe - Deutschland ist stark im Griff einer konservativen Wirtschaftselite
Der frühere Finanzminister Norbert Walter-Borjans, der “Robin Hood der Steuerehrlichen”, über Steuerkriminalität und -gerechtigkeit, Wirtschaftswissenschaft und Nutzung von Twitter.
Sie gehen hart ins Gericht mit Lobbyorganisationen wie z.B. der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, INSM, und dem Bund der Steuerzahler, BdSt. e.V., die unter dem Siegel des eingetragenen gemeinnützigen Vereins nach Ihrer Auffassung lediglich bestimmte Interessen finanzkräftiger gesellschaftlicher Gruppen vertreten. Insbesondere der Bund der Steuerzahler hebt immer wieder auf durchaus vorkommende Fehlinvestitionen der öffentlichen Hände ab, ohne darauf hinzuweisen, dass Fehlinvestitionen in privatwirtschaftlich geführten Unternehmungen ebenfalls vorkommen. Sie heben ausdrücklich hervor, dass durch deren Öffentlichkeitsarbeit “Normalverdiener für die Interessen der Bezieher hoher Einkommen in Stellung gebracht” werden. Partikularinteressen werden zudem auch nicht selten von steuerlich begünstigten Stiftungen vertreten. Viele Kritiker stellen aus diesen Gründen die Gemeinnützigkeit solcher Organisationen in Frage. Halten Sie daher erneute Anpassungen im Vereinsrecht und/oder im Stiftungsrecht für geboten oder sehen Sie andere Gegenmaßnahmen?
Norbert Walter-Borjans: Gegen das seriöse Offenlegen der Fehlverwendung von Steuermitteln ist nichts einzuwenden. Selbstverständlich gibt es auch kritikwürdigen Umgang mit Steuermitteln – genauso, wie es Missmanagement in Privatunternehmen gibt, für das auch die Beschäftigten und Konsumenten zu bezahlen haben. Es hilft aber nichts, mit dem Finger auf den jeweils anderen zu zeigen. Verbesserungsbedarf gibt es immer – hier wie da.
Quelle: Telepolis - Kaufhalle adé: Gentrifizierung in Prenzlauer Berg
(…) Ein ungewohntes Bild, 1500 Quadratmeter Verkaufsfläche, die immer prall gefüllt waren, leeren sich. Jetzt liegen nur noch ein paar Äpfel in den Kisten, in der acht Meter langen Fleischtheke vereinzelt Hühnerbrüste und Wurstringe.
Heute sieht es genauso aus wie vor 30 Jahren, als die Wende kam, da waren auch alle Regale leer. Da haben sie noch fotografiert, die leeren Regale, weil das war so kurios.“ Seit 40 Jahren kauft diese ältere Frau hier ein. Nach der Wende wurde in der Kaufhalle im Bezirk Prenzlauer Berg ein neues Sortiment eingeräumt und eine neue Zeit brach an. Auch heute kommen die Kunden in den Supermarkt, um zu fotografieren und das Ende einer Ära zu erleben.
Ein Stück Identität
„Was wir schon in den letzten Monaten in der Nachbarschaft darüber gesprochen haben, das war so was von Thema, so oft habe ich mich noch nicht über eine Kulturinstitution unterhalten.“ Hier geht ein Treffpunkt, eine Institution verloren, sagt dieser Kunde.
Für andere sogar ein Stück Identität: „Is‘ halt nen Stück Kiez, ick wohn schon ewig hier. Is‘ wieder ein Stück weg, ist schon traurig. Man wird so ein Stück immer wieder mit ausradiert, det is eben ein Teil Geschichte von uns.“ Für viele, wie für diese 55-jährige Frau, die schon zu DDR-Zeiten hier lebte, war die Kaufhalle immer da, in einem sich ständig verändernden Kiez.
Nun soll der Flachbau einem L-förmigen Neubau weichen, der die komplette Straßenecke schließen wird. Auf sechs Stockwerken werden hier rund 187 Wohnungen entstehen. „Wir wissen ja, dass das alles irgendwelche Paläste werden und irgendwann kann man hier halt och nich mehr wohnen.“ Was die Zukunft bringen wird, ist ungewiss. Fest steht, dass der Markt heute zum letzten Mal geöffnet hat, dann die Regale abgebaut werden und das Gebäude abgerissen wird….
Quele: Deutschlandfunk KulturAnmerkung Jens Berger: Über die „Bionade Biedermeier“ vom Prenzlauer Berg hatte die ZEIT schon vor mehr als zehn Jahren einen herausragenden Artikel gebracht, der seitdem nichts an Aktualität verloren hat … außer dass der Prenzlauer Berg heute eigentlich schon fast komplett durchgentrifiziert ist und heute andere Kieze im Visier der „Pornobrillenträger“ (heute würde man sie wohl „Hipster“ nennen) und „Schwaben“ stehen.
- Computerspiele: Kriegspropaganda in High Definition
Vergessen Sie Hollywood. Weltweit wird mehr Geld mit Computerspielen verdient, als mit Filmen und Musik zusammen. Doch die unschuldigen Zeiten von Tetris & Co sind schon längst vorbei. Heute sollen auch mit Spielen die “gerechten Kriege” gewonnen werden.
Dass Hollywood und die CIA gerne zusammen kuscheln, ist schon länger bekannt. In einem aufsehenerregenden Buch mit dem Titel “National Security Cinema: The Shocking New Evidence of Government Control in Hollywood” (“Filme für die nationale Sicherheit: Schockierende neue Beweise über Regierungskontrolle in Hollywood”), belegten die beiden Autoren Matthew Alford und Tom Secker dezidiert, wie die Deals zwischen dem Geheimdienst und der Traumfabrik funktionieren. Weniger bekannt ist, dass auch die Computerspielindustrie in der medialen Propagandaschlacht kräftig mitmischt. […]
So postete eine Produzentin der venezolanischen Newsseite Telesur am Montag ein Video auf Twitter, das einen Clip aus dem Spiel “Call of Duty: Ghosts” aus dem Jahr 2013 zeigt. Im dem Spiel werden US-Spezialeinheiten auf eine “Mission” geschickt, um einen Stromausfall zu verursachen. Das Missionsziel: Einen Virus auf einen Computer im Wasserkraftwerks installieren. Also genau dort, wo am Freitag, dem 8. März 2019 eine Fehlfunktion zu einem tagelangen Stromausfall in Venezuela führte. […]
Träume aller Regime-Change-Fans in eine virtuelle Realität gegossen wurden. Im zweiten Beispiel geht es um Bolivien. Auch hier operieren wieder US-Spezialeinheiten. In “Ghost Recon: Wildlands (2017)” unterstützt ein brutales mexikanisches Drogenkartell namens “Santa Blanca” eine “schlechte Regierung” in Bolivien. Die guten US-Amerikaner, die für die gute CIA arbeiten, müssen in diesem Spiel Bolivien infiltrieren und an der Seite der guten Rebellen kämpfen.
Quelle: RT DeutschAnmerkung Jens Berger: Schön, dass sich endlich mal ein Autor dieses wichtigen Themas annimmt. Was Timo Kirez da anspricht, ist jedoch nur die Spitze eines Eisbergs. Es gibt wohl kein Genre, in dem so effektiv transatlantische Propaganda verbreitet wird.
- Der Internationale Gerichtshof fügt sich den Drohungen aus Washington
Es wird keine Anklage gegen Kriegsverbrechen in Afghanistan gegen US-Soldaten und CIA-Mitarbeiter erhoben, weil es “der Justiz nicht dient”
Massiv hatte Sicherheitsberater John Bolton bereits im letzten Jahr dem Internationalen Gerichtshof (ICC) gedroht, sollte er gegen US-Geheimdienstmitarbeiter und -Soldaten wegen Kriegsverbrechen in Afghanistan ermitteln. Die Staatsanwältin am Internationalen Strafgerichtshof, Fatou Bensouda, hatte im November 2017 den Antrag gestellt, eine Ermittlung wegen angeblicher Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit einzuleiten, die in Afghanistan seit 1. Mai 2003 begangen wurden. Beschuldigt werden die Taliban, die afghanischen Sicherheitskräfte, aber auch die CIA wegen Folter und Verschleppungen in Geheimgefängnissen. Bolton drohte: “Die USA werden alle notwendigen Mittel einsetzen, um unsere Bürger und diejenigen unserer Alliierten vor ungerechter Verfolgung durch dieses illegitime Gericht zu schützen.”
Man werde “mit allen Mitteln” gegen den ICC vorgehen, warnte Bolton. Man werde, sollte der ICC die Ermittlungen aufnehmen, Richter und Staatsanwälte die Einreise in die USA verbieten, ihre in den USA befindlichen Vermögen sanktionieren und sie mit dem amerikanischen Gerichtssystem verfolgen. Zudem könnten die USA bilaterale Abkommen abschließen, um anderen Staaten zu verbieten, Amerikaner an den Gerichtshof auszuliefern (Sicherheitsberater Bolton droht dem Internationalen Strafgerichtshof).
Quelle: Telepolis - YouTube verwechselt Brand von Notre-Dame mit dem 11. September
Unter Videos der brennenden Notre-Dame schaltete YouTube versehentlich Informationen zum 11. September 2001. Dabei sollen die automatischen Einblendungen eigentlich Verschwörungstheorien verhindern. […]YouTube on Notre Dame fire: Did you know 9/11 was real?https://t.co/gVh85i8JQM pic.twitter.com/hgFGBOhOxG
— Gizmodo (@Gizmodo) 15. April 2019
Quelle: SPIEGEL Online
Anmerkung Jens Berger: So viel zum Thema „Faktencheck“, „Selbstregulierung“ und „künstliche Intelligenz“. Dies sind übrigens exakt die Algorithmen, die künftig nach Willen von EU und Bundesregierung als Uploadfilter entscheiden werden, was wir auf Plattformen hochladen dürfen.
- Am Tisch mit der politischen Macht
Ist die Presse wirklich die Vierte Gewalt, die den Mächtigen auf die Finger haut? Unser Autor hat daran seine Zweifel. Das Wichtigste sei, beim Presseball am Tisch der Mächtigen zu sitzen und die Botschaft auszusenden: Wir sind eins. Und Stuttgart 21 fällt dann halt unter denselben.
Für mich hat das Streifen durch die Zeitungskioske in den großen deutschen Bahnhöfen immer etwas Deprimierendes. Einerseits sieht man da sehr viele Zeitungen, und das ist schön, aber in dieser farbenfrohen Vielfalt steckt auch eine grau-triste Einfalt. Ja, es sind sehr bunte Blätter, die man da sieht, wirklich bunte Blätter. Fast alle, 8000 liegen in den großen Bahnhofskiosken aus, sind Unterhaltungsmagazine. Prominent präsentiert werden Zeitschriften zum Thema Garten, Garten, Garten, Auto, Auto, Auto, Frau, Frau, Frau, Computer, Computer, Computer. […]
In meinen eigenen Artikeln und Gesprächen habe ich stets versucht und versuche es noch immer, ein Motto der guten, alten BBC (sie ist, obwohl es sie noch gibt, längst untergegangen, leider) umzusetzen: To inform and to enlighten and to entertain – informieren und aufklären, Wissen vermitteln, und das auf möglichst spannende und kurzweilige Weise. Aber dafür, fürchte ich, steht ein Großteil der Print-Medien nicht.
Ist das schlimm? Vielleicht.
Die Gesellschaft zerfasert, die Spaltung zwischen Arm und Reich nimmt ständig zu, die Spannungen nehmen zu, das Auftauchen, das Erstarken der AfD, der zunehmende Hass gegen Ausländer, das Fremde – alles Anzeichen dafür, dass es zunehmend ungemütlich wird in diesem Land. Wobei “ungemütlich” ein gemütlicher Ausdruck ist, ein Euphemismus, zu den sich verschärfenden Klassengegensätzen.
Und hat dies etwas mit “den” Medien zu tun? Ich denke schon.
Quelle: Arno Luik in Kontext: Wochenzeitung