Dr. Kai Gniffke ist schon ein seltsamer Mensch. Man kann gut verstehen, dass es beim NDR viele gibt, die sich von Herzen wünschen, dass der jetzige Chefredakteur von ARD aktuell in Stuttgart genommen wird. Wir hatten über die Kandidatur berichtet. Die Stuttgarter Zeitung hat nun Mitte März berichtet, der aus Stuttgart kommenden Kandidatin Stefanie Schneider habe man als „starken Konkurrenten“ „den der SPD nahestehenden Gniffke an die Seite gestellt“. Haben Sie bei den Hauptprodukten von ARD Aktuell, der Tagesschau und den Tagesthemen, schon einmal bemerkt, dass deren Chefredakteur der SPD nahe steht? Albrecht Müller.
Parteinähe ist wahrlich nicht entscheidend. Im Gegenteil. Jedenfalls sollten sich im konkreten Fall die Gremien und die Mitglieder der Gremien für die Wahl ihres Intendanten ihre Entscheidung genau überlegen.
Was für eine Persönlichkeit steht da ins Haus?
Eigentlich müsste ein einziger kleiner Vorgang die Augen dafür öffnen, welche „Persönlichkeit“ sich der SWR mit ihm in die Spitzenposition holen würde: Dr. Kai Gniffke und sein Chefredakteur-Kollege Peter Frey vom ZDF machten am 26.10.2018 dem AfD-Ortsverein (!) Dresden ihre Aufwartung. Prinzipiell ist gegen Diskussionen mit der AfD nichts zu sagen, wenn sie inhaltlich und offensiv geführt werden. Aber zwei Chefredakteure zu Besuch bei einem Ortsverein, das adelt diese Partei. Welcher Ortsverein der CDU oder der Grünen oder der SPD oder der Linkspartei hatte schon einmal solchen hohen Besuch?
Entscheidend für den Einblick in die Persönlichkeitsstruktur des Kai Gniffke ist jedoch ein kleiner Vorgang bei dieser Veranstaltung. Schauen Sie hier ab ca. 25‘55“. Da bemerkt der Kandidat für den SWR-Intendanten, als es um das Thema Rundfunkgebühr ging, Folgendes:
„… und verdammt noch mal, ich zahle die 17.50 Euro auch nicht besonders gerne.“
Qualifizieren solche anbiedernden Peinlichkeiten einen Kandidaten für das Amt des SWR-Intendanten? Meines Erachtens nicht. Ganz und gar nicht.
Die Argumente im Umfeld des NDR, Gniffke loszuwerden, sind einleuchtend
In seiner Funktion als Chefredakteur der ARD-aktuell ist er politisch-publizistisch wesentlich problematischer als in der Funktion des SWR-Intendanten. Die Chefredakteure sind es, die Programme praktisch gestalten, nicht die Intendanten und Direktoren. Und der ARD-aktuell-Chef erreicht täglich fast 12 Mio. Menschen mit seinem Zeug….
In Führung und Belegschaft des NDR versteht man auch nicht die Einengung der Kandidatenliste auf Frau Schneider und Herrn Gniffke, wie sie bisher von der Findungskommission betrieben worden ist. Man wundert sich darüber, dass der erfahrene und als seriöser und kompetenter Journalist geschätzte Cichowicz „hinten runter fällt“.
Zu seiner journalistischen und charakterlichen Kompetenz ist als kennzeichnend anzumerken:
Er hatte ernst zu nehmende Online-Informationsquellen wie „Telepolis“ und „ DWN, Deutsche Wirtschaftsnachrichten“ als „unseriös“ bezeichnet, um die wesentlich einseitigere Nachrichtengestaltung der ARD-aktuell zu rechtfertigen. Als die Chefredakteure beider Magazine ihn deshalb zur Rede stellten, knickte er ein und widerrief in persönlichen Schreiben seine Aussage. Gegenüber den NDR-Aufsichtsgremien verschwieg er aber seinen Canossagang. Allein schon dieses Verhalten disqualifiziert ihn nach Ansicht vieler NDRler für die Funktion eines Intendanten.
Zum Abschluss noch ein Hinweis auf NachDenkSeiten-Erfahrungen mit ARD-aktuell unter Federführung des Kandidaten Gniffke.
ARD-aktuell reihte sich vor ein paar Jahren ein in die ausgeklügelte Kampagne, kritische Medien mit dem Vorwurf, sie gehörten zur Querfront, zu diffamieren. Das hat man auch mit den NachDenkSeiten und Albrecht Müller versucht. Zur visuellen Untermalung der entsprechenden Texte wurde mein Buch „Meinungsmache“ von ARD-Aktuell auf Hitlers „Mein Kampf“ gelegt. Von diesem Vorgang hatten wir, so auch am 21. April 2017, berichtet:
„Juristische Auseinandersetzungen bringen unter den gegebenen Umständen wenig bis nichts.
Die konkrete Erfahrung: der NDR/ARD hatte für eine Sendung das Buch „Meinungsmache“ von Albrecht Müller auf „Mein Kampf“ von Adolf Hitler gelegt und im Text Nähe zu rechten Positionen assoziiert.
Das war der Versuch, „Querfront“ zu signalisieren. Der Versuch war bösartig und primitiv zugleich.“
So arbeitet Dr. Gniffke.
Diese Geschichte ist abgeschlossen. Aber die Wahl zum Intendanten steht im Mai dieses Jahres an. Auch wenn ich die Freunde beim NDR gut verstehen kann, dass sie Herrn Gniffke gerne los wären. Uns ist das Hemd näher als der Bock. Gniffke als Intendant unseres rheinland-pfälzischen/baden-württembergischen Senders – keine gute Perspektive.
Titel: Bastian Kienitz / Shutterstuck