Leserbriefe zu Sahra Wagenknechts Rückzug vom Fraktionsvorsitz der Linkspartei und aus dem Vorstand von #aufstehen
Die Beiträge “Hinweise des Tages zu Sahra Wagenknecht“, “Wagenknechts Rückzug und die Medien” und “Wie will die SPD-Spitze Mehrheiten gewinnen? Dümmer als mit der Kritik an Wagenknecht gehts nimmer.” behandelten die Ankündigung von Sahra Wagenknecht, nicht mehr für den Fraktionsvorsitz der Linkspartei kandidieren zu wollen, ihrem Abgang aus dem Vorstand von #aufstehen und die Reaktionen der Presse darauf. Viele Leser schrieben dazu an die NachDenkSeiten und ein Großteil dieser Briefe wird nachfolgend veröffentlicht. Vielen Dank an alle, die zu diesem Thema geschrieben haben. Zusammengestellt von Moritz Müller.
1. Leserbrief
Die einzige Deutsche Politikerin mit überragendem Format gibt auf! Und die Meute der UNTER-durchschnitlichen Politiker und Massenpresse-Journalisten schreit HURRA, was zu deren lausigem Format passt!
Nicht nur der Deutsche Bundestags, die Bundesrepublik Deutschland verliert damit die einzige Stimme, die zumindest im Deutsch-sprachigen Ausland, wo ich seit über 30 Jahre lebe und es beurteilen kann, Beachtung fand und bewundert wurde!
Weil sich Europa einen Verlust dieser Grössenordnung heutzutage weniger denn je leisten kann, hoffe ich, dass sich Frau Dr. Wagenknecht der gesamteuropäischen Bewegung von Prof. Yanis Varoufakis anschliesst und dort eine möglichst grosse „Mitgift“ in Gestalt der von ihr ins Leben gerufenen „AUFSTEHEN“-Bewegung mitbringt.
Rolf Schmid(85)
2. Leserbrief
Liebe NDS-Redaktion,
meiner Ansicht nach war gestern ein schwarzer Tag für die deutsche Demokratie: zwanzig Jahre, nachdem Oskar Lafontaine vor der aggressiven neoliberalen Unterwanderung seiner Partei kapituliert hatte, zieht sich nun auch Sahra Wagenknecht innerhalb der Linkspartei zurück und überläßt das Feld den Funktionären des – multikulturell verbrämten – Raubtierkapitalismus‘ und jenen, die bereit sind, sich dem Anpassungsdruck zu beugen.
Anhänger einer echten linken Politik in der deutschen Bevölkerung verlieren damit eine der letzten mutigen RepräsentantInnen und Identifikationsfiguren. Das bereitet mir nicht nur persönlich Schmerz, sondern begründet tiefgehende Sorgen über den politischen Zustand der Bundesrepublik. Wen sollen diejenigen nun wählen, die eine gerechte, sozial verantwortliche und friedensstiftende Politik wünschen? Die Linke, die ihre fähigste, charismatischste Führungskraft rausgemobbt hat, ist für mich nicht mehr wählbar – und auch keine andere der Parteien, die ernsthafte Chancen auf politische Mitbestimmung haben.
Über Analysen oder Kommentare zum Thema würde ich mich sehr freuen!
MfG
S. P.
3. Leserbrief
Liebe Freunde der NDS und andere Angeschriebene, liebe Sahra Wagenknecht,
gestern schrieb ich noch(an NDS), wie schon öfter, was besonders in den letzten rund 15 Jahren aus der LINKEN (Partei) leider geworden ist. Träumer, Spinner, Dummschwätzer, Postenhascher – Karrieristen, Selbstdarsteller, Intriganten usw. usf.
Nun ist das “Werk” vollbracht. Sie haben (Dich) eine der allerletzten “Lichtgestalten” und somit die letzte Hoffnung vieler Menschen so auch meiner auf zumindest nicht noch unmenschlichere Politik sprich Lebensumstände endgültig vernichtet!
Die “Eliten” und ihre “ausführenden Organe” werden vor Freude nicht in den Schlaf kommen. So können sie wenigstens ununterbrochen Champagner saufen.
Traurige Grüße. Udo Wellhöfer Jena.
PS: Sahra, alle erdenklich guten Wünsche für Dich vor allem GESUNDHEIT!
4. Leserbrief
Liebe NDS-Redaktion,
wie kommt es nur, dass gerade die größten journalistischen Windbeutel und die eigenen “Parteifreunde” in allerübelsterweise Häme und Spott über redlichste PolitikerInnen wie Sahra Wagenknecht auskübeln? Und nein, wir benötigen keine neue “linke” Partei mehr. Durch die Bank haben sich alle Parteien fettfleckartig ausgebreitet, auch dorthin, wo sie nichts zu suchen haben – und sie suchen noch weitere gesellschaftliche Bereiche ihrem Einfluss und ihrer Kontrolle zu unterwerfen. Sie wirken nicht mit an der politischen Willensbildung, sie wollen sie beherrschen. So wie die Parteien ihre Macht im und über den Staat organisiert haben, sind sie selbst mittlerweile die größte Gefahr für die Demokratie.
Viel Grüße
Michael Wrazidlo
5. Leserbrief
Hallo Herr Albrecht Müller,
ich habe in einem vorherigen Brief schon festgestellt das mir der Umgang mit Sahra Wagenknecht ganz allgemein nicht gefällt.
Aber das habe ich schon alles versucht zu erklären. Mir geht es heute um etwas anderes in dieser Frage das Parteiübergreifend ist. Ich denke es geht nicht um Inhalte von Aussagen sondern um Machtanteile in den Parteien. Und da man bestimmten Leuten schlecht inhaltlich beikommt versucht man sich an ihren Köpfen also an ihrer Person auszutoben. Und wenn ich mir die Umfragen anschaue scheint das mit den Wählern ja auch nicht so wichtig zu sein. Die Versprechungen kommen ja immer erst zu den Wahlen, die dann eh nicht eingehalten werden. Ich denke und ich hoffe das totgesagte länger leben. Und ich bleibe dabei wir brauchen eine starke #aufstehn Bewegung von unten, in der alle demokratisch gesinnten progressiven Kräfte unabhängig von diesem Parteiensumpf handeln und eben auch diesen Sumpf trockenlegen. Von außen geht das besser, weil der Kampf unabhängiger von parteilichen Barrieren geführt werden kann. Ob SPD oder die Linke, beide werden sich sputen müssen. Ob die Grünen ihrem Wesen und ihren Inhalten nach noch Links sind darf wohl bezweifelt werden. Nicht desto trotz gibt es auch dort fortschrittliche Kräfte.
Die # aufstehn Bewegung wird wachsen und wird ein Zeichen setzen. Das ist es wovor die Eliten auch in den Parteiführungen Angst haben. Solange Parteien käuflich sind wird so eine Bewegung in ihrer Bedeutung waxhsen und weiter zulegen. Wir alle müssen nur unseren Beitrag dazu leisten. Denn wir sind es die diese Änderungen anstreben nicht unbedingt die Parteien.
Mit freundlichen Grüßen J. Karsten
6. Leserbrief
Sehr geehrtes Nachdenkseitenteam.
Man kann den Rückzug von Frau Wagenknecht durchaus nachvollziehen, nach den ganzen Anfeindungen denen sie ausgesetzt war. Leider wird dadurch eine Linke Regierungsmehrheit auf lange Sicht nicht mehr möglich sein. Kipping und Riexinger haben erreicht was sie wollten, allerdings zum Nachteil ihrer Partei. Und dadurch letzten Endes auch der Mehrheit der Deutschen Bevölkerung. Schade drum.
Hochachtungsvoll, Ulrich Erich
7. Leserbrief
Guten Tag,
Es wäre doch auch unter satirischen Gesichtspunkten interessant, den Fall Wagenknecht unter den kosmopolitischen Kriterien der metoo-Bewegung zu werten und einzelne Figuren wie Riexinger/Kipping oder die versammelten taz-Kriterinnen unter diesem Aspekt zu analysieren, von den übrigen Qualitätsmedien ganz zu schweigen. Natürlich dürfte das kein männliches Wesen schreiben, allenfalls unter Pseudonym …
mfG
W.H.
8. Leserbrief
Liebe NDS Redaktion,
gut, dass Sie das unseriöse und unprofessionelle Medienecho zu Frau Wagenknechts Rückzug thematisieren. Was sich da an offenem Hass innerhalb kürzester Zeit bahngebrochen hat (z.B. taz A.L.), ist weder mit dem Pressecodex noch mit einer moralischen, menschlichen Haltung vereinbar – es belegt allerdings auch, dass Frau Wagenknecht mit ihrer politischen Haltung richtig liegt und vielen Leuten auf die Füße getreten ist.
Bemerkenswert bei dem allgemeinen Wagenknecht Bashing war in meinen Augen auch der Debattenraum der einzelnen Medien, der zum größten Teil die Kommentare unserer gleich geschalteten Schafe wiedergegeben hat, oder aber konsequent kritische Kommentare gesperrt hat.
Dass sich in einer so feindseligen Stimmung und Umgebung nur schlecht effektiv Politik machen lässt und [Widerstands]Kraft, Energie und Gesundheit abhanden kommen, ist nur verständlich. Ich hoffe nicht, dass W. resigniert sondern neue Energie mit ihrem Mann für künftige Projekte sammelt.
In diesem Sinne,
Ernst Lage
9. Leserbrief
Früher habe ich zu meinen Kollegen immer gesagt, dass nicht wählen gehen ein großer Fehler ist.
Heute stehe ich vor dem Problem, dass ich nicht mehr weiß, wen ich wählen soll.
Die Linkspartei ist für mich nicht mehr wählbar.
Überall wo sie an der Regierung beteiligt war oder ist, hat sie gegen ihre Grundsätze oder Parteitagsbeschlüsse verstoßen oder tut es aktuell immer noch.
Siehe Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern oder Thüringen.
Im Bundestag habe ich sie nur noch gewählt, weil ich mir sicher war, dass sie nicht in die Regierung kommt.
In Berlin hat sie nur noch meine Erststimme bekommen, da ich der Kandidatin vertraue.
Der Parteivorstand in Berlin hat aus meiner Sicht nichts, aber auch nichts aus seinen Fehlern gelernt.
Wie sollte er auch, es sind ja noch die alten Köpfe.
Für die Europawahl bekommt sie nach dem Bonner Parteitag meine Stimme auch nicht mehr.
Die Reaktionen nach Wagenknechts Rückzug, aus der eigenen Partei, haben mich leider bestätigt.
Ich denke, vor diesem Dilemma stehe ich nicht alleine.
Anmerken möchte ich noch, dass ich mir von Bernd Riexinger als Vorsitzenden der Linkspartei mehr versprochen hatte.
Als Geschäftsführer von ver.di in Stuttgart hat er aus meiner Sicht eine sehr gute Arbeit geleistet.
Aber mit dem Wechsel hat scheinbar das Peter Prinzip zugeschlagen.
Gibt es eigentlich die Grauen Panter noch?
Mit freundlichen Grüßen aus Berlin Klaus Korcz
10. Leserbrief
Werter Herr Riegel!
Die Reaktionen unserer Leitmedien, die hämischen Kommentare einiger Klakeure wie auch Opportunisten aus dem eigenen Lager, waren voraus zu sehen und dürften Frau Wagenknecht nicht überraschen. Die Häme all derer, über das nun wohl gescheiterte Unternehmen “Aufstehen”, könnte diesen aber noch zum Verhängnis werden! Ich stimme mit Herrn Müller überein, welcher in seinem Beitrag “Wie will die SPD-Spitze Mehrheiten gewinnen? Dümmer als mit der Kritik an Wagenknecht gehts nimmer.” prognostiziert, dass die Linke mit dem “Rückzug” von Frau Wagenknecht Wählerstimmen verlieren wird. Wer aber wird der Nutznießer dieser Stimmen werden? Hierzu möchte ich auf einen Beitrag des Nachrichtenmagazins “Hintergrund” verweisen. In der aktuellen Ausgabe hat Thomas Wagner einen sehr interessanten und nachdenklich machenden Beitrag zur Lage in der AfD unter dem Titel “Gaulands Visionen” verfasst. (Da er im Internet nicht verfügbar ist, habe ich ihn hier als PDF angehängt!) In diesem beschreibt Wagner, dass sich innerhalb der AfD ein Machtkampf zwischen National-Neoliberalem und dem für mehr soziale Umverteilung eintretenden radikalen rechten Flügel abzeichnet. Sollte es dazu kommen, dass der von Björn Höcke angeführte Flügel für mehr Umverteilung (Laut Wagner sieht es danach aus!) die Oberhand gewinnen sollte, werden auf der Agenda der AfD nicht nur mehr sozialere Themen sondern auch Kapitalismuskritische Stimmen erscheinen, was wiederum der AfD noch mehr Wähler zuführen könnte. Ich frage mich, wie gerade die in der Linkspartei jetzt über Wagenknecht hämmisch feixenden, diese Wähler wieder für sich gewinnen wollen, während die AfD dabei ist, selbst die letzten Bastionen der Linken zu besetzen? Mit der Demontage von Frau Wagenknecht verliert man nicht nur ein charismatisches Gesicht, man verliert auch eine Politikerin, in welche viele Wähler noch Hoffnungen gesetzt hatten! Wer vom aktuellen Personal der Linken soll denn diese Rolle nun ausfüllen? Der Profillose Bernd Riexinger, Frau Kipping??? Oder der stellvertrende Bürgermeister und Berliner Kultursenator Klaus Lederer, welcher schon im Jahr 2017 bei der Verleihung des “Karls-Preis für engagierten Journalismus” an Ken Jebsen tief Blicken liess, als er mit der Verleumdung “Jebsen sei in der Vergangenheit durch offenen, abgründigen Israelhass, die Verbreitung typisch antisemitischer Denkmuster und kruder Verschwörungstheorien in Erscheinung getreten” das Babylon-Kino aufforderte, den Mietvertrag für die Preisverleihung zu kündigen? In der Parteiführung der Linken hat man wohl die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Man ist auf dem besten Weg durch Anpassung und gesteuerte Unterwanderung genau so Profillos wie die SPD und die Grünen zu werden. Die Bürger wollen von der Politik Ernst genommen werden und Lösungsansätze für die Probleme hören. Mit drögen Allgemeinplätzen ala Merkel’s “Deutschland geht es gut!” ist es nicht mehr getan. Wenn nicht, könnte die AfD für zu viele die einzige Alternative werden!
Mit frdl. Grüßen Ralf Matthias, Hannover
Leserbriefe zu “Wie will die SPD-Spitze Mehrheiten gewinnen? Dümmer als mit der Kritik an Wagenknecht gehts nimmer.“
11. Leserbrief
Lieber Albrecht Müller!
Präziser kann man die Borniertheit der SPD und aller derjenigen, die Sahra Wagenknecht gemobt haben, nicht beschreiben!
Danke!
Freundliche Grüße
Helene+Ansgar Klein (wir ‘Willy Brandt-Wähler’ haben die SPD schon 1981 enttäuscht verlassen)
12. Leserbrief
Lieber Albrecht Müller,
als ‚Urgestein‘ der SPD kann ich Ihren Frust und Ihre Verzweiflung über das heutige ‚Abziehbild‘ der SPD sehr gut verstehen und nachvollziehen. Aber ich glaube, Ihre Hilferufe sind vergebens. Bei mir festigt sich immer mehr der Eindruck, dass die SPD fremdgesteuert ist und die herrschenden Akteure es gezielt auf eine Demontage der Partei anlegen, denn mit Dummheit oder Realitätsverlust ist das Verhalten der SPD-Führung nicht mehr zu erklären. Solange Intriganten wie ein Johannes Kahrs, ein Waffennarr wie Lars Klingbeil, eine Dummschwätzerin wie Andrea Nahles, ein Unsympath wie Ralf Stegner und andere Protagonisten der Schröder-Ära in dieser neo-liberalen Partei das Sagen haben, wird es kein Umdenken geben. Und die Parteibasis ist nicht gewillt, oder nicht in der Lage, dieser mafiösen Clique die Stirn zu bieten. Um es mit einer alten Indianerweisheit zu sagen: Wenn Du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, solltest Du absteigen.
Es wäre eigentlich vernünftig, diese Partei ‚abzuhaken‘, anstatt weiterhin vergebens Energie an verzweifelte Analysen und vermeintliche Rettungsszenarien zu vergeuden – und eine von Grund auf neue SPD ins Leben zu rufen. Dabei dürfen nur die Fehler der Links-Partei nicht wiederholt werden. Eine Partei, die sich ausdrücklich (nur) ‚linke‘ Politik auf die Fahne schreibt, hat in Deutschland erwiesenermaßen keine Zukunft. Eine neue SPD muss eine echte Alternative für Deutschland darstellen (jammerschade, aber ein ‚genialer‘ Zug von ihr, dass die AfD diese Position für sich reklamiert und mit ihrer destruktiven Politik auch noch erfolgreich ist).
Die SPD Ihrer Generation hat es geschafft, die unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten anzusprechen und zumindest einen Dialog, häufig sogar Konsens miteinander zu gestalten. Ob Arbeitnehmer, das sog. ‚Bildungsbürgertum‘, Freiberufler oder Unternehmer – es bestanden kaum ‚Berührungsängste‘ zur SPD. Die heutige SPD polarisiert. Sie kungelt mit den Wohlhabenden und missachtet die Menschen, für die sie einst gegründet wurde und die sie jahrelang gestützt und am Leben gehalten haben.
Marketing ist auch – oder gerade in der Politik alles. Etikettenschwindel ist das Haupt-Instrument aller Parteien, denn das, in weiten Teilen uninformierte Wahlvolk will tendenziell betrogen werden. Oder was ist an der CDU/CSU noch christlich, was an den Grünen noch ökologisch, was an der FDP noch liberal? – von der SPD ganz zu schweigen. Sie alle eint eins: Das Volk ‚hinter die Fichte führen‘ und Lobbyisten aller Couleur die Türen öffnen, dafür möglichst kräftig abzukassieren und persönliche Pfründe zu sichern.
Die derzeitige Selbstzerstörung der Linken durch die Intriganten Riexinger und Kipping nebst Gefolge zeigt exemplarisch, was die Verantwortlichen in den Partei-Kadern wirklich interessiert – ihre Macht und ihr Ego (Ausnahmen wie Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine bestätigen die Regel). Der Wähler kommt nur am Rande vor, allenfalls vor den Wahlen wird dann wieder das ‚Blaue vom Himmel‘ gelogen.
Und auf europäischer Ebene sieht es nicht besser aus. Die europäischen Bürger ‚einlullen‘ und mit ‚Abfallprodukten‘ aus kapital- und wirtschaftsfreundlichen Entscheidungen ruhigstellen. Der Euro, die Zollunion, der Wegfall der Grenzkontrollen, die Arbeitnehmer-Freizügigkeit, der Lissabon-Vertrag, das Bologna-Abkommen u. dgl. – alles Projekte, die primär der Wirtschaft und dem Kapital dienen, dem Bürger aber als ‚Großtat‘ der europäischen Einigung verkauft werden. Man muss sich immer wieder klar machen: Die EU ist als Wirtschaftsprojekt (Montan-Union) gegründet worden, trug als EWG eindeutig ihre Ziele im Namen und ist heute als EU immer noch und mehr denn je ein Projekt der Wirtschafts- und Kapitalinteressen.
Eine neue SPD (oder wie auch immer sie heißen mag) muss sich primär am deutschen und europäischen Bürger und dessen Bedürfnissen orientieren und die Wirtschaft als das sehen, was sie sein sollte – ein ‚Vehikel‘, das dem Menschen dienen sollte, und nicht umgekehrt. Dass es dazu viele ‚dicke Bretter zu bohren‘ gilt, steht außer Frage. – `Was Besseres fällt mir zu dem Thema aber auch nicht ein.
Mit netten Grüßen
Ulrich Herbst
Reutlingen
13. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
vielen Dank für Ihre tollen Artikel zu obigem Thema und der in meinen Augen richtigen Einordnung.
Allerdings überrascht mich immer wieder, was Sie daraus für Schlüsse ziehen: “Die SPD müsste… die SPD sollte… wie kann man so doof sein etc”.
Dank der Lektüre Ihrer Artikel zur SPD ist das, was passieren MÜSSTE, schon ewig klar, nur, wie Sie selber feststellen: “Die SPD ist unterwandert.” Und damit ist eines noch viel klarer: Der Zustand der SPD ist gewollt.
In meinen Augen geht es daher nicht mehr darum, was die SPD tun müsste, sondern: Wie muss mit einer unterwanderten SPD umgegangen werden, deren Ziel es ist, eben gerade Rot-rot-grün zu verhindern? Hier sollten Sie als kritischer Leser und Denker weiter denken, anstatt quasi im Verwunderungsmodus zum x.ten Mal festzustellen, wieso um Himmelswillen die SPD denn nicht selber merkt, was sie da anrichtet? Sie haben die Antwort längst selber gegeben: Das ist nicht Dummheit, die das verursacht, sondern genau strategisches Ziel von wem auch immer.
Insofern geht es darum, zu überlegen und aktiv zu werden, wie die von Ihnen angesprochenen Themen endlich Berücksichtigung finden können.
Mit der SPD wird das nicht möglich sein.
Herzliche Grüße
Klaus Döring
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