Leserbriefe zu Venezuela
Auf die Artikel “Guaidó-Rückkehr – Deutschland und die EU ignorieren einmal mehr das Völkerrecht” und “Mein Gott, ist das ein Saftladen! – Eine Empfehlung: auch die Stümperei zum Thema machen.” gab es wieder einmal viele Leserzuschriften, die sich mit der deutschen Außenpolitik bezüglich Venezuela befassten, und auch die westlichen Bündnispartner im Fokus hatten. Einige davon nun nachfolgend zu lesen. Zusammengestellt von Moritz Müller.
1. Leserbrief
Hallo Herr Berger,
es gibt was Venezuela angeht neben der völkerrechtswidrigen Einmischung noch eine andere pikante Komponente. Während viele Menschen auf den Abschlussbericht von Robert Mueller warten und die Russiagate Collusion vermutlich als größte Verschwörungstheorie aller Zeiten in die Geschichtsbücher eingehen wird, läuft in Venezuela eine Collusion an der gar nichts theoretisch ist:
“Of course we all know who the US government supports in Venezuela. They don’t really try to hide it: there’s $5m in the 2014 US federal budget for funding opposition activities inside Venezuela, and this is almost certainly the tip of the iceberg – adding to the hundreds of millions of dollars of overt support over the past 15 years.”
– theguardian.com – US support for regime change in Venezuela is a mistake
“In addition to supporting those who ousted Mr Chavez in 2002, the US poured hundreds of thousands of dollars to his opponents via the so-called National Endowment for Democracy. In 2013, a former US official with a long history of opposing democratically elected governments in Latin America, accused Mr Maduro of “stealing” his election victory.”
– independent.co.uk – Venezuela accuses US of plotting coup as Washington warns of ‘imminent collapse’
Das sind wohlgemerkt zwei unterschiedliche Quellen der Finanzierung. Die USA sind also voll drin im venezolanischen Wahlkampf und das schon seit vielen Jahren. Seit spätestens 2010 ist eine Firma namens Canvas dort aktiv, die auf gewaltfreie Regime Changes spezialisiert ist und vermutlich die Opposition in derartigen Taktiken schult und berät:
“They are very impressive group of guys. They just go and set up shop in a country and try to bring the government down. When used properly, more powerful than an aircraft carrier group”
– wikileaks.org – Re: INSIGHT – VENEZUELA: CANVAS analysis
Trotzdem ist die eine Collusion die Story des Jahrhunderts und über die andere wird kaum berichtet. Nun ja, Mainstream halt.
Ich hoffe im Übrigens, dass Sie nicht zu dogmatisch sind. Auch mich hat es Überwindung gekostet zu realisieren, dass Maduro in der Tat korrupt und unfähig ist. Schaltstellen flächendeckend mit Generälen zu besetzen ist einfach eine ganz doofe Idee, Regime Change Gefahr hin oder her. Ich schwenke nur ungern auf die Linie der USA ein, aber Neuwahlen wären in der Tat das beste für Venezuela.
Viele Grüße
Götz Six
2. Leserbrief
Hallo Herr Berger, Sie schreiben:
“Nun hat sich das Auswärtige Amt zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen dazu entschlossen, das Völkerrecht zu ignorieren und sich – in Abstimmung mit der EU – in die souveränen Belange eines souveränen Staates eingemischt. Die Drohung mit einer „entschiedenen Verurteilung“ kann dabei durchaus als Drohung mit Gewalt aufgefasst werden – schließlich stellen auch mögliche Wirtschaftssanktionen eine Form der Gewalt dar. Damit verstoßen Deutschland und die EU jedoch gegen Artikel 2 der Charta der Vereinten Nationen, der jegliche Einmischung in die politische Unabhängigkeit eines Staates mittels Androhung von Gewalt strikt untersagt.”
Und sie weisen damit auf die eindeutige Rechtslage zu dem Problem hin.
Ich finde auch, das das wichtig ist, diesen Hinweis unseren Menschen zu vermitteln.
Das Problem das ich dabei sehe ist, das nicht der Staat und die Verantwortlichen Regierungen, als auch die Medien auf dieser Welt, die sich diese Gesetze gegeben haben, sondern der investigative Journalismu darauf verweist und das es der “große Klassenfeind” ist, den der Westen so dringlich benötigt, um seine “geostrategischen Interessen” zu befriedigen, darauf verweist. Daraus schließe ich, das die EU die USA und alle die sich auch in der UNO für die illegale Einsetzung eines Präsidenten in Venezuela stark machen. auf Ihre eigenen Gesetze pfeifen. Seit dem Zusammenbruch des ” Sozialismus” gibt es nichts mehr was die Herrschenden beachten müssen (Den Hinweis hat Karl Marx schon heraus gearbeitet), auch nicht mehr die eigenen Gesetze. Zur Not werden die auch am Verfassungsgericht vorbei geändert. Ich denke da an Jugoslawien oder Saudiarabien u. u.
Nun frage ich mich ganz verbissen, was die zuständigen Aussenminister da noch für Abstimmungen brauchen, wenn die sich doch eh darin einig sind sich nicht an die Gesetze des eigenen Landes und an die UN- Charta zu halten? Das Geld für diese Treffen können die sich auch sparen. Aber das bezahlt ja der Bürger. Und der Bürger in all diesen Ländern, der sowas finanziert ist sich dessen offenbar nicht bewusst, oder wo bleiben die Massenhaften Demos gegen Krieg? Wenn nun aber eine Regierung wie die unsere solche Gesetzesbrüche zulässt und durchsetzt und dies auch am Gesetz vorbei, wo bleiben die Gesetzeshüter? Gibt es eigentlich eine Kontrolle der Regierungsarbeit ( ich meine nicht die im Bundestag das ist ein und das selbe Verständnis das da rum sitzt.) ? Haben die Damen und Herren in den Parlamenten und Regierungen vor dem Gesetz und vor dem Internationalen Recht Narrenfreiheit? Darf man solche Fragen und Aussagen überhaupt noch treffen, ohne Gefahr zu laufen eingesperrt zu werden, weil man sich für die Durchsetzung der eigenen uns gegebenen Rechtsprechung stark macht? Fragen über Fragen, die keiner stellt und kaum einer beantwortet weil diese vielleicht der Schlüssel für mögliche Veränderungen sind. Oder sind Veränderungen in dieser Welt, die sich an den sozialen und friedlichen Interessen der Menschen orientieren unerwünscht? Ich meine ich könnte den Kreis von Guaidos illegaler Präsidentschaft in Venezuela, über Jugolslawien, Lybien, Irak Syrien, Afgahnistan, und 9/11 sowie die Wahlen in den USA, bis hin zu Wikipädia schlagen und vertiefen durch die Frage eines Krieges gegen Russland und China, um diese Fragen als gerechtfertigt darzustellen. Aber es könnte auch sein das unsere Regierung das falsch versteht, was ich hier schreibe und die MSM sowieso.
Mit freundlichen Grüßen
J. Karsten
3. Leserbrief
Sehr geehrte Damen und Herren,
Dwight D. Eisenhower hielt am 16. April 1953 eine Rede mit dem Titel “The Chance of Peace”
Aus dieser Rede habe ich die drei folgende Punkte herausgegriffen. Ich denke, dass diese Punkte den ganzen Umfang der Verbrechen der heutigen Regierungen, der westl. Wertegemeinschaft, treffend beschreiben.
II. Das Recht jeder Nation auf eine Regierungsform und ein Wirtschaftssystem ihrer Wahl ist unveräußerlich.
III. Jeder Versuch einer Nation, anderen Nationen ihre Regierungsform zu diktieren, ist unhaltbar.
IV. Die Hoffnung eines Landes auf dauerhaften Frieden kann nicht auf einer Rüstung beruhen, sondern auf gerechten Beziehungen und aufrichtigem Verständnis mit allen anderen Nationen.
Quelle: edchange.org
Vielleicht sollte ich es doch genauer formulieren: Es sind die Wähler die dieses Regierungshandeln erst ermöglichen.
Mit freundlichen Grüßen
Jan Skalla
4. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Müller,
ich kann Ihrem Hinweis und den Ausführungen des Leserbriefs von Herrn Verner nur zustimmen. Das Agieren des Außenministers Maas ist politisch ein außerordentliches Fiasko. Hierzu wurde auf den Nachdenkseiten im Grunde bereits alles notwendige gesagt.
Was mich als Juristen dabei besonders erschüttert, ist die Nonchalance, mit der die Bundesregierung die völkerrechtlichen Einwände des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages gegen die Anerkennung und Unterstützung Juan Guaidós übergeht. Sie untergräbt damit ein weiteres Mal wichtige Grundprinzipien des Völkerrechts und der Diplomatie – hier das Prinzip der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten eines Staates – die der Absicherung des friedlichen Zusammenlebens der Völker dienen sollen.
Noch fast bemerkenswerter erscheint mir aber das auffällige Schweigen der deutschen Völkerrechtler. Gibt es denn nicht wenigstens in der Rechtswissenschaft kritische und fachmännische Stimmen, die die Bundesregierung zur Einhaltung des Völkerrecht ermahnen könnten? Aus dieser Ecke findet sich in der Presse kein Gastartikel, kein Apell, kein Aufruf. Mir scheint es, als würden sich die Völkerrechtler nur noch mit TTIP und sonstigen Handelsfragen beschäftigen und dabei übersehen, dass sie mit Blick auf Venezuela (aber natürlich auch Syrien, Libyen usw.) Zeugen einer massiven Beschädigung völkerrechtlicher Prinzipien sind. Vielleicht könnten Sie Ihren publizistischen Einfluss nutzen, um ein entsprechendes Bewusstsein bei den in Frage kommenden Wissenschaftlern zu wecken.
Es kann doch nicht sein, dass sich kein Völkerrechtler mehr um die Sicherung des Friedens kümmert!
Mit freundlichen Grüßen
PS: Im Falle einer Veröffentlichung des Leserbriefes bitte ich aufgrund meiner Beschäftigung … um Anonymität.
5. Leserbrief
Hallo NDS,
davon abgesehen, dass sowohl der Schreiber des Briefes und auch Sie Recht haben… warum in aller Welt vermuten Sie immer noch eine Fahrlässigkeit nach dem Muster „merken die nicht…“???
Nach all den falschen bis fatalen Entscheidungen der letzten Jahrzehnte, sieht es doch eher nach Vorsatz aus.
Ob eine Frau Merkel, ein Herr Maaß, ein Herr Schröder und ganz sicher ein Herr Müntefering: diese Personalien fahren/fuhren Deutschland, Europa und den Rest der Welt mit Absicht an die Wand!
Im Dienste dunkler oder wenigstens fremder Mächte.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Bernd Hankel
6. Leserbrief
Guten Tag, Herr Müller,
ich stimme dem Tenor des Leserbriefs und Ihrer einrahmenden Einschätzung vollends zu. Der Stümper verwechselt seine Aufgabe mit der eines Dressman’s, nicht verwunderlich, hat er doch nie auch nur eine Ahnung von einem echten Beruf erwerben können. Von einem fachlich fundierten Beruf ganz zu schweigen. Er kennt allein den politischen Karriereweg. Wäre der Lehrbub ein guter Lernender, hätte er sich für seine Aufgabe in die Schriften von Egon Bahr vertieft. Das hätte ihm schon viel helfen können. Aber dazu ist er nicht in der Lage. Ein durchaus vergleichbares Beispiel gibt der aktuelle Finanzminister ab. In Hamburg hat er schon auf Allgemeinkosten Milliarden mit der “Lösung” der HSH Nordbank versemmelt. Die zarten Ansätze zu einer Transaktionssteuer in der EU hat er untergraben und im Augenblick sieht er sich außerstande, Frankreich bei der Einführung einer Besteuerung der großen Internetkonzerne beizustehen. Mit öffentlicher Verschwendung kennt sich der ansonsten den Knicksack Gebenenden aus, aber davon, wie man Einnahmen zum Wohle der Gesellschaft erzielt, kennt er sich nicht aus. Zwei von sich sehr überzeugte Ahnungslose also, beide aus dem Beritt der Spezialdemokratie, die unsere Geschicke bestimmen. Man faßt es nicht! ‘Un malheur n’arrive jamais seul’ sagen dazu die Franzosen.
Ich grüße Sie, machen Sie so weiter
Hans Günter Grewer
7. Leserbrief
Liebe Redaktion, sehr geehrter Herr Müller,
ich glaube eigentlich nicht, daß es sich bei unserer Regierung im weitesten Sinne um einen dilettantischen Saftladen handelt, m.E. geschieht alles mit bedacht. Eine kleine Begebenheit dazu. Vor etwa ein bis zwei Wochen gab es in einer öffentlich-rechtlichen eine Magazinsendung zu Waffenexporten Deutschlands, genauer kann ich die Quelle leider nicht mehr angeben. Dabei sollte der Außenminister zu dieser Problematik interviewt werden. Als er sich auf die entsprechende Frage dem Reporter zuwandte, ging seine Pressesprecherin dazwischen und zog den ihn den Außenminister weg. Dieser folgte gehorsam und die Sache war erledigt. Wenn man schon die Fernsteuerung unserer Politiker so offen erkennen kann, dann halte ich etwas anderes als Unfähigkeit für gegeben.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Keller
8. Leserbrief
Liebe Nachdenkseiten,
seit geraumer Zeit beschäftige ich mich sehr intensiv mit den Vörgängen in Venezuela. Die letzten zwei Tage zeigen erneut diese unglaubliche “Ohnmacht” des Auswärtigen Amt.
Mein besonderes Interesse wäre die Einsichtnahme in so eine Art “Berichtsheft” (jeder Auszubildende kennt es) des sogenannten Botschafter Kriener. Aber so eine Frage erübrigt sich – es gibt eine (mehrere) “bemerkenswerte” Pressekonferenz vom 29.1.2019 zum Thema Venezuela – 17 Minuten Fragwürdigkeit … Besonderer Höhepunkt : hochgradig geballtes Kompetenz-feuerwerk (von Herrn Burger mit einem Souffleur namens Seibert) ab 7 Minuten und 30 Sekunden bis 10 Minuten … Ohne die freundlichen Hinweise des Wissenschaftlichen Dienstes zu zitieren, kann ich mit einer Grundüberzeugung verkünden :”… denn sie wissen nicht was sie tun …” Irgendwie bitter – in nur zweieinhalb Minuten zur Offenbarung – auch das “Berichtsheft” wird in wohl ein Traum bleiben, scheinbar wissen die Herren und Damen des Auswärtigen Amt auch nicht, was die eingesetzten “Auswärtigen” so tun …
– Quelle: deutsch.rt.com
Groteske Veranstaltungen ähnlicher Art ? Derer gibt es einige : schnell zu finden beit RT mit dem Suchbegriff “Bundespressekonferenz Venezuela”
Neueste Meldung aus der Zeit : 7.März /13:23 Uhr – Herr Maas möchte seine Behörde “weiblicher” gestalten … Noch Fragen ?
Apropos Aussenpolitik : Da war mal sowas wie eine UN – mit `ner Charta … alles sehr still geworden – aber hier noch ein Video-Tipp dazu : Abby Martin und Alfred de Zayas
– Quelle: mediaroots.org
Ein aussergewöhnliches Interview – sehr zu empfehlen …
Und nun erlaube ich mir noch eine Ergänzung zum Leserbrief von Herrn Verner : Hallo Herr Verner, Sie umschreiben Herrn Maas recht behutsam als Stümper … Kein Einwand – aber glauben Sie ernsthaft, man ließe es zu, das Verhalten dieser ferngelenkten Pseudo-Transatlantiker zum Thema zu machen – gar so etwas wie Konseqenzen in Betracht zu ziehen … ? Zitat Maas :
“Herr Kriener hat hervorragende Arbeit geleistet
(am 29.1. wusste das AA auf Nachfrage eines Journalisten nicht wirklich was Herr Kriener hinter dem Atlantik so treibt …)
Die deutsche Aussenpolitik ist einfach nur verträumt und ahnungslos – nicht mehr und nicht weniger … Niemand scheint sich darüber im Klaren, was es bedeutet, wenn man Jorge Arreaza (Aussenminister der Bolivarischen Republik Venezuela, im Moment der wohl einsamste und zugleich bewundernswerteste Politiker der Welt ) und seinem Volk die Unabhängigkeit und Selbst-bestimmung raubt. Die Liste der “unbeliebten” Staaten Lateinamerikas gibt noch einiges her : Nicaragua, Cuba, Bolivien … Bolton, Pence und Abrams haben die drei schon öffentlich benannt.
Ich bezweifele, dass der Rest der “Weltgemeinschaft” aufwacht und handelt. Es wäre aber schön wenn ich falsch liege …
Mit freundlichen Grüßen
Günter Adams
9. Leserbrief
Hallo,
ich kann mich nicht genug wundern über die stümperhafter Vorgehensweise unseres Außenministers Heiko Maas. Wie auch aus Ihrem heutigen Beitrag zu diesem Thema hervorgeht, hat Herr Maas angesichts seiner völkerrechtswidrigen Entscheidung hier einen kapitalen Bock geschossen, der ihm – ginge es mit rechten Dingen zu – eigentlich sein Amt kosten müsste. Wie wir allerdings wissen, ist ihm dabei die volle Rückendeckung unserer Bundeskanzlerin gewiss. Aber man reibt sich die Augen, was hierzulande alles möglich ist, um dem “großen Bruder” über dem großen Teich zu gefallen…
Man stelle sich einmal vor, Herr Schulz (der von der SPD) würde sich morgen hinstellen (nachdem er eine große Meute womöglich von einer “ausländischen Macht” geförderter, getreuer Demonstranten um sich geschart hat) und sich als neuen Interims-Bundeskanzler erklären. Also, ich und bestimmt viele Andere würden das als Putsch bezeichnen. Herr Schulz würde sofort entweder in der Klapsmühle oder im Gefängnis wegen umstürzlerischer Umtriebe landen.
Und im Fall Venezuela halten das unisono unsere Medien für berechtigt und legitim, um nicht zu sagen legal. Angesichts unserer katastrophalen (nicht nur) Außenpolitik frage ich mich immer öfter, in welcher Welt leben wir eigentlich?
Liebe Nachdenkseiten, ohne die tägliche Lektüre Ihrer kritischen Berichterstattung müsste ich schier verzweifeln!
Gruß
Gertrude Fernekes
10. Leserbrief
Guten Morgen,
mir kam beim lesen in den Sinn, Politiker mit Vision, Weitsicht, Überzeugung, Transparenz und Charakter sind doch kaum noch anzutreffen. Stattdessen ist ein Mischmasch aus Verkäufern und mittlerem Management in Regierungsverantwortung.
Es gibt aber noch Ausnahmen, zumindest auf der Europäischen Parlaments Bühne.
Hier ein Beispiel aus meiner 14 Jahre langen Wahlheimat, Irland.
Herzlichen Gruß
Georg R. Baumann
11. Leserbrief zu Venezuela
Sehr geehrter lieber Herr Berger,
liebe NachDenkSeiten!
Seit 07:15 Uhr läuft im Dlf mal wieder die übliche Ovations-Orgie zu einem bevorstehenden Regime Change gegen die demokratisch legitimierte Führung eines fernen Staates. Mit unverhohlenem Jubel skizzieren Moderator und Interview-Partner MdB Andreas Nick (CDU) die Agenda der kommenden Tage: Schärfere EU-Sanktionen, Beamte zum Seitenwechsel „überzeugen“, so schnell wie möglich den Machtwechsel herbeiführen usw. – mir bluten die Ohren; diese Hetze ist so dermaßen unerträglich. Es ist die selbe Argumentation wie bei Libyen, Syrien und anderswo: Die verfehlte Politik einer machtraubenden Clique (aha! Nicht etwa gewählt oder so… Das sind die selben Leute, die eine Minute vorher über Fake News faseln!) hat ein reiches Land ins Elend gestürzt. (Nicht etwa die ständige Einmischung , Bedrohung und Sanktionierung durch ausländische Mächte; ergänze noch: Indem sie jene Reichtümer den imperialistischen und ausländischen Eliten entrissen und der Wohlfahrt der eigenen Bevölkerung zugute kommen ließen.) Das würde die internationale Gemeinschaft unbeschränkt zur Einmischung in die Angelegenheiten jenes Landes ermächtigen.
Daß nun nicht nur die Presse, sondern auch die einschlägigen Bundestagsfraktionen (Nick ist wohl außenpolitischer Sprecher der allerchristlichsten Weltbefreiungspartei und praktizierender Katholik) offene Hetze, den offenen Bruch des Völkerrechts, den gewaltsamen Umsturz samt zu erwartender typischer Mord-Exzesse gegen lateinamerikanische Sozialisten und die Zerstörung der Demokratie predigen – und zwar im Interesse einer global, agierenden Minderheit, die aus „wirtschaftlichen Interessen“ immer wieder und immer unverhohlener diese machtstrategischen Operationen durchzieht – ist mir ein Graus.
Sie legen dar, daß auch das Auswärtige Amt der BRD in diesem Chor vertreten ist, und ich frage mich ernsthaft, wodurch ein solcher ausgewiesener Unrechtsstaat wie die BRD sich künftig ihren eigenen Bürgern und Nachbarn gegenüber noch legitimieren will.
Womit wollen Parteien, die in Form ihrer Sprecher Nick und Maas den offenen Rechtsbruch und die Vernichtung der Demokratie in anderen Ländern predigen, fördern und aktiv befördern, künftig noch um Vertrauen und Legitimation werben?
Schulhofschläger – ja, das ist das richtige Wort! So war es gegenüber den Warschauer Vertragsstaaten einschließlich der DDR, so war es gegenüber den Orthodoxen (Serben) auf dem Balkan, so geht es gegen jedwede auch nur sozialistisch angehauchte Alternative zu dem NATO-System der Ausbeutung, Eroberung, Strangulierung und Massenermordung der Menschheitsinteressen, so geht es gegen Libyen, gegen Syrien, gegen Rußland, die Ukraine und den Iran. Aus dem heutigen Toben der Dlf-Hetze zu schließen, steht wohl auch eine neue Runde gegen China zu erwarten.
Die Massen sind eingelullt und beschäftigt – mit dem täglichen Überlebenskampf, mit täglicher Digital-Verblödung oder mit der humanistischen Empörungswelle gegen Karnevals-Toilettenwitzchen. Jeden Tag unverhohlener, dreister, frecher plauzt das Imperium seine Interessen, Ziele und Methoden heraus – und es interessiert niemanden mehr. Als hätten die Menschen jetzt abgeschlossen mit ihrer Zukunft und würden nicht mehr glauben, daß sich an diesem rasenden Zug in den Untergang noch irgendetwas ändern läßt. Dann lieber schnell noch einmal die Mitropa plündern.
Ein drittes Thema neben dem bevorstehenden Umsturz in Caracas und dem herbeigeschwafelten „Staatsbankrott und wirtschaftlichen Niedergang“ Chinas ist für den Dlf der neuerliche Macron-Aufruf – ebenfalls vom „öffentlich-rechtlichen“ Langley-Funk aus Köln frenetisch bejubelt. Auch hier: Worum geht es? Um den „Kampf gegen die „inneren und äußeren) Feinde Europas“, die mit „Fake News, Hacks und Wahlbeeinflussung im Internet“ die Massen aufhetzen und die so schön eingerichtete Elitokratie in Europa bedrohen, um die Verhinderung von NorthStream, um die EU-Armee, um (französische) Waffenexporte (weshalb laut Dlf dann vor allem die SPD zu den beschworenen „Feinden Europas“ zählen dürfte) und Ähnliches. Von Bürgerinteressen ist da nicht einmal mehr als Feigenblatt die Rede; es geht einzig und allein um Eliten-Interessen, die mit jedem rechtswidrigen und gewaltsamen Mittel „in europäischer Eintracht“ aufrechterhalten werden sollen.
Und die Öffentlichkeit, so weit sie nicht in dieses Kriegsgeheul einstimmt, pennt oder macht auf Karneval.
Meine Angst wächst täglich.
Herzlichst,
Ihr Matthias Jehsert
P.S.: Danke für Ihre Arbeit, und machen Sie weiter!
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