Der Economist lobt D.
Mit Verspätung (Pardon!) stelle ich einen Hinweis von Jan Robben ins Netz: Anders als die deutschen Politiker und Medien scheint jetzt sogar der britische “Economist”, eigentlich das Kampfblatt des Neoliberalismus (und von Neoklassikern wie Horst Siebert in seinen Lehrbüchern den Studenten wärmstens anempfohlen), begriffen zu haben, dass die bisherigen Analysen irgendwie schief gewesen sein müssen. Zumindest liest man in der neusten Ausgabe vom 19. Februar 2005 Töne, die zu der bisherigen Melodie überhaupt nicht passen wollen.
So heißt es in einem von zwei Artikeln über “Germany’s successful (sic) economy” plötzlich:
Indeed, Germany is the only G7 economy to have increased its share of world exports in the past five years. The popular notion that high wage costs have left Germany uncompetitive no longer seems to be true.
Zuvor wird geschildert, dass Deutschland in den letzten fünf Jahren ein stärkeres Produktivitätswachstum als der EU-Durchschnitt verzeichnet hat, gepaart mit dem geringsten Lohnanstieg in Euroland. Die daraus resultierende außerordentlich günstige Lohnstückkostenentwicklung in Deutschland im EU-Vergleich wird in einem Schaubild unter dem Titel “Those super-competitive Germans” veranschaulicht.
In einem zweiten Artikel – die Situation einmal unvoreingenommen vom Planeten Mars betrachtet – heißt es gar:
In some ways, a Martian might argue, America’s economy needs more restructuring than Germany’s
Sieht man von dem üblichen neoklassischen “Geplänkel” ab, das die Analyse begleitet, immerhin ein beachtlicher Fortschritt – wenn auch reichlich spät. Dass der britische “Economist” einmal den deutschen “Spiegel” in kritischer Analyse der herrschenden Denkmuster “links” überholen könnte, hätte ich noch vor wenigen Jahren für schlichtweg unmöglich gehalten.
Danke.