Gedankenlosigkeit überall! Beispiel Einkaufsverhalten: Shoppen im Netz
Die Entscheider und auch wir Konsumenten plappern nach und imitieren: Digitalisierung ist ganz neu und überall angebracht, auch in den Schulen; Populisten, überall Populisten; und weil es so schick ist und angeblich so einfach, kaufen wir übers Internet ein. Die politisch Verantwortlichen machen alles mit und plappern alles nach – nicht das Fitzelchen planenden Nachdenkens und Vordenkens. Offensichtlich kein einziger Gedanke zu den Folgen des massiv veränderten Einkaufsverhaltens für die Paketzusteller und unsere Innenstädte. Albrecht Müller.
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- Vorweg:
Beim Digitalpakt streiten sie darüber, ob der Bund die Tablets in den Schulen finanzieren darf. Ob die Ausstattung mit Tablets und Umstellung in den Klassen mit 10- bis 14-jährigen sinnvoll und problemlos ist, wird nicht besprochen und nicht bedacht, obwohl es darüber eine rege Diskussion unter Hirnforschern gibt. Siehe dazu beispielsweise das Pleisweiler Gespräch vom 21. Oktober 2018. Oder die Debattenbeiträge von Spitzer. Zum Pleisweiler Gespräch siehe hier: „Verbaut die digitale Revolution unseren Kindern die Zukunft?“ und hier.
„Populist“ – dieses Wort ist inzwischen zu einem wahllos eingesetzten Etikett geworden. Es wird jedem und jeder Person und Vereinigung angeheftet, die zu kritisieren man für nötig hält. Das Etikett anzuheften, vereinfacht das Verfahren. Argumente und Belege sind dann meist gar nicht mehr nötig. Absolut gedankenlos.
„Privatvorsorge löst das Rentenproblem“ – eigentlich hatten wir gedacht, diese durch die Fakten widerlegte Behauptung in den letzten fünf Jahren losgeworden zu sein; die Riester-Rente hat sich als Flop erwiesen; die Privatversicherer sind in ökonomische Schwierigkeiten geraten. Denkste. Alle drei Kandidaten für den CDU-Parteivorsitz haben vor kurzem vor- und nachgeplappert, jetzt sei mehr Privatvorsorge angesagt. Diese Aussage folgt bei diesen Personen aus einer Mischung von Gedankenlosigkeit und Einbindung in Finanzinteressen. Bei Merz wussten wir das, bei Spahn auch, bei Kramp-Karrenbauer hatten manche gedacht, sie sei anders gestrickt. Das ist aber nicht so. Schon an diesem Beispiel kann man zeigen, dass die heutige Vorsitzenden-Wahl nahezu uninteressant ist. Die bisherige Generalsekretärin hat – in der letzten Anne-Will-Sendung besonders sichtbar – zu erkennen gegeben, dass sie auch beim Thema Frieden in Europa wie eine bornierte Atlantikerin tickt. Und bei den Renten wie die Vertreterin der Finanzwirtschaft. Nicht grundsätzlich anders als BlackRock-Merz.
- Shopping übers Netz oder auch wieder mehr in unseren Innenstädten?
In diesen folgenden Zeilen kann ich hoffentlich sichtbar machen, dass es hier nicht um eine nostalgische Neigung geht, sondern um rationales Kalkül und die zukunftsfreudige Gestaltung unseres Zusammenlebens.
Das Online-Shopping wächst jährlich zweistellig. Der stationäre Einzelhandel stagniert. Ist das eine zwangsläufige Entwicklung, ist das eine sinnvolle Entwicklung?
Wer online bestellt, denkt nicht daran, dass er oder sie in einer ohnehin ökologisch belasteten Welt den Verkehr und meistens den Autoverkehr vermehrt; sie denken nicht daran, was das zweistellige Anwachsen des Onlineshoppings bei gleichzeitiger Stagnation des stationären Einzelhandels für unsere Innenstädte bedeutet; sie denken nicht daran, unter welchen Arbeits- und Lohnbedingungen die Pakete ausgeliefert werden.
Eigentlich könnten viele Menschen wissen, wie es bei den Zustelldiensten aussieht. Hierzu ein paar Hinweise von Carsten Weikamp: “Hier der Link zu den beiden ZDF-Zoom-Dokus über die DHL: hier und hier.
In den Beiträgen kommt “wunderbar” (sofern man in dem Zusammenhang von wunderbar reden darf) heraus, wo der Hase im Pfeffer liegt: Privatisierung, gnadenlose Renditeorientierung zulasten der Kunden und derjenigen, die die eigentliche Arbeit machen, und Zurückweisung jeder Verantwortlichkeit (“uns ist nichts bekannt”, “die Vertragspartner sind vertraglich verpflichtet … damit ist unsere Schuldigkeit getan”).
Oder wie es der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Post, Appel, gleich zu Anfang der ersten Doku sagt: “Deswegen lohnt es sich, ohne Zweifel, Aktionär dieses Unternehmens zu sein”. Man möchte anfügen, “Es ist auf jeden Fall besser, als Kunde oder Mitarbeiter des Unternehmens zu sein”. – Unfassbare Zustände. Soweit Carsten Weikamp zum Thema Paket-Zusteller.
Man kann von den einzelnen Verbrauchern, die zu Hause auf dem Sofa sitzen, in elektronischen Katalogen blättern und dann ihre Online-Bestellung abgeben, nicht verlangen, dass sie sich alle diese notwendigen Gedanken machen. Das wäre eigentlich die Aufgabe der Politik. Aber dort hat sich Plan- und Gedankenlosigkeit breitgemacht. Unsere Bundeskanzlerin denkt sogar darüber nach, die Fahrzeuge der Paketzusteller in unseren Städten und Gemeinden zu subventionieren.
Man muss leider auch annehmen, dass die meisten Online-Besteller ihr eigenes Kalkül, ihre eigenen Kalkulationen nicht umfassend genug betreiben: Pakete kommen manchmal nicht an, sie gehen verloren. Pakete erreichen den Empfänger nicht, weil er nicht zu Hause ist und müssen dann abgeholt werden. Ein Aufwand, der selten eingerechnet wird ins Kalkül.
Oder man wartet auf den Paketzusteller. So ging es mir letztens, als für das letzte Pleisweiler Gespräch noch ein paar Plakate angeliefert werden sollten. Mit hohem elektronischen Aufwand wurde mir signalisiert, dass das Paket unterwegs sei und ich es verfolgen könne. Dann wurde mir die ungefähre Zeit der Zustellung mitgeteilt. Aber gewiss sei das nicht. Ich habe also 4 Stunden, und dann den ganzen Tag gewartet und das Haus nicht verlassen. Dann kam das Paket doch nicht und ich wartete bis zum nächsten Morgen. So wird es vielen Menschen gehen.
Alles zusammengenommen: Einengung der eigenen Dispositionsfreiheit, Unsicherheit und Kosten der Zustellung, Sklavenarbeit der Paketzusteller und ökologische Belastung durch vermehrten Verkehr – dies alles müsste dazu führen, dass wir zumindest die politische Werbung für den Onlinehandel und die Bewunderung des Onlinehandels aufgeben. Wir sollten die gesamte modische Luft rauslassen und und vor allem wegen unserer Innenstadtentwicklung überlegen, ob wir diesen Weg weitergehen wollen. Von toten Innenstädten haben wir alle nichts.