Grüne Fehleinschätzung: Trennung von Netz und Betrieb der Bahn
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Hofreiter, hatin einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung zum einen die Zusammenlegung zersplitterter Untergesellschaften der Bahn AG gefordert, zum anderen eine Trennung von Netz und Betrieb.
Die Zersplitterung in viele Unter-AGs für Bahnhöfe, Netz, Nahverkehr, Fernverkehr, Güterverkehr usw. im Zuge der Bahnreform von 1994 war in der Tat ein Fehler; die übrigens schon laufende Korrektur dieser Aufteilung ist berechtigt. Nicht richtig liegt Hofreiter mit der Behauptung, der Schienenverkehr würde gewinnen, wenn der Betrieb vom Netz getrennt wird. Albrecht Müller.
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Das ist eine typisch modische Forderung. Sie wird oft von Zeitgenossen erhoben, die mal in einem Zug einer der schon heute tätigen privaten Gesellschaften gefahren und vom anderen Design zum Beispiel beeindruckt sind. Was man dabei angeblich durch mehr Wettbewerb gewinnt, wird aufgefressen von den dadurch entstehenden Komplikationen und zusätzlichen Kosten von Regulierungsbehörden und neuen Stellen, die die Trennung verwalten. Außerdem ist der Wettbewerb doch nur formal und nach den Theorien der Neoliberalen hergestellt. Tatsächlich ist die damit oft verbundene Rosinenpickerei alles andere als ein echter Wettbewerb.
Warum wohl lässt man in der Schweiz, deren Schienensystem vorbildlich funktioniert, beides zusammen? Sicher nicht aus sozialistischen Neigungen der Schweizer und ihrer Regierungen.
Wer die Trennung in Netz und Betrieb propagiert und weiter vorantreibt, wird am Ende den Schienenverkehr insgesamt schwächen.
Übrigens: Wenn die Grünen irgendwann in Koalitionsverhandlungen mit Herrn Merz eintreten sollten, dann werden sie in dem bisher für Privatisierung engagierten BlackRock-Vertreter den richtigen Partner finden.