Unter der Überschrift „Tarifpolitik unter Druck“ veröffentlicht das WSI seinen tarifpolitischen Jahresbericht
Der Tarifexperte des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-Böckler-Stiftung, Reinhard Bispinck, stellt das Tarifjahr 2004 vor. Die Lohnanhebungen lagen durchschnittlich bei 1,5%. Es gab erhebliche Differenzierungen. Die Arbeitgeber konnten zufrieden sein. Auch der Sachverständigenrat meinte, dass die Abschlüsse „beschäftigungsfreundlich“ ausgefallen seien. Die Beschäftigungslage hat sich aber nicht verbessert, im Gegenteil. Geringe Löhne bedeuten eben geringe Kaufkraft und damit wenig Binnennachfrage, als Hauptursache der Wachstumsschwäche.
Die gewerkschaftliche Tarifpolitik sei auch 2004 in der Defensive gewesen. Eine fortgesetzte Verbetrieblichung der Tarifpolitik sei kennzeichnend. Arbeitsstandards vor allem im Hinblick auf die Arbeitszeiten (Siemens, DaimlerChrysler, Volkswagen, Opel) seien aufgeweicht und zurückgenommen worden. Mindestlöhne blieben nach einhelliger Auffassung der Gewerkschaften aktuell. Im Grundsatzkonflikt um die Tarifautonomie und um dem Kündigungsschutz hätten zwar einschneidende Änderungen abgewehrt werden können, aber die Flächentarifverträge seien vielfach aufgebrochen worden. Arbeitsplatzabbau und die Drohungen mit Betriebsverlagerungen hätten zu einem negativen Umfeld für die Tarifverhandlungen beigetragen. Nullrunden hätten auch nominell höhere Tarifabschlüsse auf durchschnittlich 1,5% gesenkt. Der lohnpolitische Verteilungsspielraum sei nicht ausgeschöpft worden.
In allen wichtigen Konkurrenzländern mit Ausnahme Japans stiegen die Lohnstückkosten erheblich stärker.
Quelle: www.boeckler.de – Informationen zur Tarifpolitik [PDF – 716 KB] »