Leitbild für eine demokratische und soziale Hochschule
Ein Vorschlag für eine Hochschule in gesellschaftlicher Verantwortung. Eine 18-köpfige Projektgruppe der Hans-Böckler-Stiftung schlägt für unsere Hochschulen ein neues Leitbild [PDF – 807KB] vor, das ausgehend vom gewerkschaftlichen Wertekanon die gesellschaftliche Verantwortung, soziale Gerechtigkeit und Mitbestimmung ebenso in den Mittelpunkt stellt wie einen hohen Qualitätsanspruch an Studium, Lehre und Forschung.
Für die Erarbeitung des Leitbildes sind 14 Expertisen zu zentralen hochschulpolitischen Themen bei namhaften Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von der Projektgruppe in Auftrag gegeben worden. Das Leitbild wurde am 3. Februar dem Vorsitzenden des DGB übergeben und soll nun eine Diskussion innerhalb und außerhalb der Gewerkschaften anstoßen. Wolfgang Lieb
Von der Bundesbildungsministerin über den Wissenschaftsrat bis hin zur Hochschulrektorenkonferen und der Kultusministerkonferenz sehen – angestoßen durch den studentischen „Bildungsstreik“ – inzwischen alle etablierten Bildungsinstitutionen „Korrekturbedarf“ am Bologna-Prozess. Doch der Bedarf an einer Re-Reform der marktgesteuerten „unternehmerischen Hochschule“ [PDF – 119KB] geht viel weiter.
Die Kritik an den Hochschulreformen der letzten Jahre ist inzwischen auch unter den Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern weit verbreitet und sie reicht bis ins konservative Lager. Was bisher fehlte ist eine fortschrittlicher Alternativvorschlag zu den vom neoliberalen Leitbild geprägten Hochschulreformen der letzten Jahre. Das „Leitbild Demokratische und Soziale Hochschule“ soll einen Gegenentwurf in die hochschulpolitische Diskussion einbringen.
Ich habe in der von der Hans-Böckler-Stiftung einberufenen Projektgruppe mitgearbeitet. Die Projektgruppe war plural zusammengesetzt und dementsprechend enthält der Diskussionsanstoß viele Kompromisse. Dennoch mag dieser Vorschlag die Hochschulangehörigen anregen, wieder eigenständig und orientiert an bildungs- und wissenschaftspolitischen Prinzipien nach alternativen Wegen für eine Re-Reform der Hochschulen zu suchen. Nach der „feindlichen Übernahme“ der Hochschulen, durch die neoliberalen Reformer à la Bertelsmann, wird es hohe Zeit, dass sich endlich wieder die Betroffenen an den Hochschulen in die Debatte einbringen und die notwendigen Reformen selbst voranbringen.
Die Expertisen für das Projekts „Leitbild Demokratische und
Soziale Hochschule“:
-
Programmatische Konzepte in der Hochschulentwicklung in Deutschland seit 1945
Dr. Peer Pasternack, Dr. Carsten von Wissel, HoF Halle-Wittenberg -
Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung
Dr. Klaus Kock, Kooperationsstelle Wissenschaft – Arbeitswelt, sfs Dortmund -
Soziale Ungleichheiten im Hochschulzugang
Dr. Christoph Heine, HIS Hannover -
Ungleichheiten und Benachteiligungen im Hochschulstudium aufgrund der sozialen Herkunft der Studierenden
Tino Bargel, Holger Bargel, Universität Konstanz -
Qualität von Studium und Lehre (in Deutschland)
Prof. Dr. Wolff-Dietrich Webler, Institut für Wissenschafts- und Bildungsforschung (IWBB), Bielefeld -
Studium und Beruf
Prof. Dr. Andrä Wolter, Claudia Koepernik, TU Dresden -
„Recognition of Prior Learning“ – Anrechnung vorgängig erworbener Kompetenzen: EU-Bildungspolitik, Umsetzung in Deutschland und Bedeutung für die soziale und strukturelle Durchlässigkeit zur Hochschule
Dr. Walburga Katharina Freitag, HIS Hannover -
Strukturwandel des tertiären Bildungssystems
Prof. Dr. Ulrich Teichler, Nadine Merkator, INCHER, Universität Kassel -
Internationalisierung von Hochschule und Forschung
Prof. Dr. Barbara M. Kehm, Bettina Alesi, INCHER, Universität Kassel -
Strukturwandel des deutschen Forschungssystems – Herausforderungen, Problemlagen und Chancen
Prof. Dr. Stefan Hornbostel, iFQ; Dr. Dagmar Simon, WZB -
Arbeitsplatz Hochschule und Forschung für wissenschaftliches Personal und Nachwuchskräfte
Dr. Anke Burkhardt, Dr. Roland Bloch, HoF Halle-Wittenberg -
Wissenschaftliche Weiterbildung
Prof. Dr. Peter Faulstich, Lena Oswald, Universität Hamburg -
Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen
Dr. Manfred Wannöffel, Andreas Friedrichsmeier, Ruhr-Universität Bochum, Gemeinsame Arbeitsstelle RUB/IGM -
Alternativen der Hochschulfinanzierung
Prof. Dr. Dieter Timmermann, Universität Bielefeld
Sie finden diese Expertisen in der Reihe Arbeitspapiere der Hans-Böckler-Stiftung Nr.200 bis 213 als elektronische Dokumente auf der Website der Hans-Böckler-Stiftung.