Rote Karte für unsere Medien in ihrem Match gegen Russland? Teil 2: Breites Spektrum in den Mainstreammedien
Der NachDenkSeiten-Leser Michael Steinke[*] hat die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland besucht und sich vier Wochen lang vor Ort einen eigenen Eindruck gemacht. Für die NachDenkSeiten schildert er seine Erfahrungen und Gedanken nun in einer dreiteiligen Serie und stellt sie der negativen Medienkampagne gegenüber, die seit Wochen auf Hochtouren läuft. Der erste Teil der Serie erschien am Dienstag. Freuen Sie sich auch schon auf den abschließenden dritten Teil, der nach dem Finale am Montag bei uns erscheinen wird.
Vorrede aus aktuellen Anlässen:
Eigentor: “Putin’s WM” war Eure Schuld
2006 erlebte Deutschland und die Welt ein wunderbares Sommermärchen, Deutsche zeigten sich von einer außergewöhnlich fröhlichen, gastfreundlichen und sympathischen Seite. Die Welt war begeistert … Stellen Sie sich vor, bei unserem Fest 2006 hätten damals russische Kommentatoren gewarnt:
“Glaubt dem Treiben bei der WM 2006 nicht! Macht euch keine Hoffnungen, dass Deutschland so bleibt. Bei der Olympiade 1936 in Berlin haben sie schon einmal ein fröhliches Sportfest gefeiert, und wir wissen ja alle, wohin das führte …”
Schwachsinn? Verlogene Kampf-Propaganda? Unverschämte Hetze? … ja, eigentlich schon, aber lesen Sie mal Christian Eschs Kommentar im SPIEGEL WM 2018: Russland, ein Sommermärchen. Dann werden Sie dies so wiederfinden, in seinem Vergleich der fröhlichen WM 2018 in Russland mit den Weltfestspielen von 1957 der Sowjetunion, kurz nach Stalin, und die traurigen Zeiten danach. Und noch weitere krampfhafte, groteske Politisierungen …
Warum nur sinken viele dieser Propagandisten auf ein so unterirdisches Niveau herab? Warum müssen sie alles, was mit der WM 2018 in Russland zu tun hat(te), so zwang- und krampfhaft politisieren?
Gleich zwei entscheidende Fehler haben die Propagandisten 2018 auf ihrem jetzigen, finsteren Irrweg gebracht:
Fehler 1) Putins WM
2014 bei der Winter-Olympiade in Sotschi ist ihr Konzept noch aufgegangen. Sie haben gemeinsam diese Veranstaltung damals schon zu “Putins Spielen” erklärt und dann mit Hetze, Häme, Spott, Schadenfreude, FakeNews und -bildern kaputt “berichtet”. Mit reger Betriebsamkeit haben sie tatsächlich dafür gesorgt, dass Sotschi 2014 nicht wegen guter Stimmung in die Geschichte eingegangen ist, sondern wegen aufgebauschter Pannen, hoher Kosten und angeblich systematischen Dopings der Gastgeber.
Schon damals warnte der SPIEGEL-Korrespondent, scharfer Putinkritiker, aber auch Russlandfreund Benjamin Bidder in SPIEGEL: Die einfältige Häme des Westens vor den Folgen, die solch maßlose Propaganda bei den Russen anrichten würde, vor dem
“Sotschi-Shitstorm”, … “stößt viele Russen vor den Kopf.” … “Die Kritik hat das rechte Maß verloren” … “und man muss schon beide Augen fest zudrücken, um nicht zu sehen, dass die Welt zu Gast ist bei Freunden.” … “Russland aber hat nicht die Schadenfreude verdient” “Sie wissen sehr wohl von Korruption und zerstörter Umwelt. Aber die Häme aus dem Westen verletzt sie. Die Russen verstehen die Welt nicht mehr, und das liegt nicht an den Russen.”
Abb.: Creative Commons CC0
2014 waren sie noch erfolgreich. Doch ähnlich kläglich wie der deutsche Fußball-Weltmeister 2014 scheiterten die damals auch siegreichen deutschen Propagandameister nun bei der WM 2018.
Dabei sollte das Erfolgskonzept von “Die Mannschaft” dieses Mal genauso laufen. Auch 2018 haben sie selbst wieder zwang- und krampfhaft die WM 2018 in Russland zu “Putins WM” hochgejazzt: ARD: Putins Meisterwerk – eine WM um Macht und Millionen, SPIEGEL: Abseits bei Putins WM, obwohl die WM 2018 noch weit weniger als Sotschi 2014 Putins Veranstaltung war. Damit haben sie selbst dafür gesorgt, dass Erfolg und Misserfolg dieser WM zumindest in Deutschland sehr eng mit der Person Putin verbunden wird. Ein hohes Risiko! Jetzt, wo diese WM weltweit als Riesenerfolg gefeiert wird, ist IHR Kater (und nicht etwa der der Russen) groß und die Nöte wachsen, die Erfolgsgeschichte der WM 2018 kaputt zu politisieren.
Anfänglich hatten sie noch versucht, die Stimmung und allgemeine Begeisterung zu leugnen, jedes Haar in der Suppe zu finden (Doping, Laufleistung, Zuschauerzahlen), aber irgendwann platzten auch diese genauso wie ihre Vorab-Propaganda-Blasen von gewalttätigen Homophoben und Hooligans. Irgendwann im Verlauf des Turniers wurden die Wellen der Begeisterung einfach so hoch, dass auch sie das Sommermärchen 2018 konstatieren und sogar mitfeiern mussten. Pech gehabt, verzockt, eine Fußball-WM ist eben keine Winter-Olympiade. Zu viele Fans nehmen persönlich vor Ort, im Fernsehen oder auch in den sozialen Medien Anteil daran. Und dann hat auch noch die russische Fußballmannschaft angefangen, das Land und die Menschen und damit auch seine Besucher zusätzlich zu der ohnehin schon blendenden Stimmung noch mehr in Begeisterung zu versetzen! Und zusätzlich hat Putin sie auch noch fies überrascht und ist nach der Eröffnung gar nicht mal mehr zu “seiner” WM erschienen. SPIEGEL: Was macht eigentlich Wladimir Putin?
Hätten sie sich mal früher an die Lösung der britischen Medien gehalten, die eigene lächerliche Schöpfung von “Putins WM” aufzugeben, wären ihnen und uns allen viel erspart geblieben. Und Völkerverständigung mit Russland und seinen Menschen könnte an die Stelle unsäglich verkrampfter, politisierter Hetze treten.
IRISH TIMES
Russia 2018: Thanks Vlad for a World Cup full of contradictions:
This World Cup has shown that it’s possible to separate Putin’s Russia from the people living in it
Daily Star
England Fans: they’ve fallen in LOVE with Russia
The Guardian
Message to the English: come to Russia and feel the love.
Die Nachtreter unter den Propagandisten sollten aufpassen und nicht übertreiben, damit sie nicht öffentlich ins Abseits geraten. Nicht als scharfe Putin-Kritker, aber als ganz schlechte Verlierer, als blindwütige, anti-russische Hetzer. Mehr als ein Eigentor haben sie schon geschossen und sind raus. Wenn sie jetzt noch nachtreten und Russland und seinen Menschen diese WM wieder wegnehmen wollen, offenbaren sie sich als Demagogen, als reine Hetzer, als Gegner von Völkerverständigung und Frieden.
“Wenn aus Russland schlechte Nachrichten kommen, nur dann sei für den Westen die Welt in Ordnung, hat Marat Gelman einmal behauptet, Moskaus bekanntester Galerist.”
Benjamin Bidder: “Ich würde mir wünschen, Gelman läge falsch.” Diesem Wunsch kann ich mich nur anschließen.
…
Fehler 2) Falsches Russland-Bild
Offensichtlich haben viele Russland-Berichte in vielen Ländern für ein Bild Russlands und seiner Menschen bei den WM-Gästen gesorgt, das nicht viel oder gar nichts mit der tatsächlichen russischen Realität zu tun hat(te). Es gibt nun Hunderttausende persönliche und Hunderte Millionen medialer Zeugen, die diese “Berichte” als verfälschende Propaganda erlebt haben und in Tausenden Kommentaren, Reise-Berichten und -Videos auch beklagen.
“Russland ist ja ganz anders, als unsere Medien immer erzählt haben !?!”
… ist der wohl am häufigst geäußerte Satz der WM-Reiseberichte 2018. Zudem ist keine der hetzerischen Warnungen dieser Medien eingetreten. Weder haben Hooligans noch Homophobe den WM-Besuchern irgendwelche Gewalt angetan, noch sorgten Polizei oder fehlende Fans für eine bedrückende Stimmung. Durch die begeisternde und überwältigende WM 2018 fallen den Propagandisten all ihre Lügen, Verfälschungen, Drohungen nun auf die Füße. Und selbst mit ihren vereinten Propaganda-Kräften und gleichgerichteten WM-Berichten können sie es nicht verhindern: Millionen haben sie dabei ertappt, wie sie die Menschen über Russland und seine Menschen belogen und getäuscht haben.
Britsche Medien haben erkannt, dass sie ihre Strategie ändern müssen und haben sich mit Russland, seinen Menschen versöhnt, senden Liebesbekundungen britischer Fans nach Russland. Die deutsche anti-russische Propaganda, gerade erst mit ihrer letzten Schmutz-Kampagne ertappt und überführt, versucht hingegen schon wieder eine neue: So leugnen Esch (SPIEGEL) oder Sviridenko (ARD) weiter jede Realität und wollen Russland den schwarzen Propaganda-Peter zuschieben:
„Jetzt lernen die Russen, dass die Welt um sie herum wohlwollender ist als erwartet … Die Bilder fröhlich tanzender Gäste aus aller Welt zerstören die Illusion einer feindlichen Außenwelt.“
Ach? Und die Bilder fröhlich tanzender Russen MIT Gästen aus aller Welt zerstören nicht die westliche Illusion vom bösen Russen, die unsere Propaganda zu schaffen suchte? In Russland hat ihnen niemand erzählt, und denkt auch niemand, dass die normalen Menschen der westlichen Länder ihnen Böses wollen. Aber genau das hat die deutsche und britische Propaganda über die russischen Menschen behauptet und sind eben kläglich gescheitert, selbst schuld. Hätten SIE das Ganze nicht zu Putins WM gemacht, könnten sie sich jetzt mit den Russen und ganzen Welt mitfreuen, statt diesen schmerzhaften Kater WM 2018 zu durchleiden und weiter kämpfen zu wollen.
…
Breites Spektrum in den Mainstreammedien
Längst nicht alle Medien hatten sich an der Land und Leute verunglimpfenden Propaganda beteiligt. Es gab viele Beiträge, die sich auf politische Kritik an der Regierung und den Präsidenten beschränkt und sich um Verständigung bemüht haben. Die düsteren Prognosen von Tobias Riegel: Grobes Foul! sind zum Glück nur anfänglich bzw. partiell eingetreten. Viele Medienberichte haben noch während der WM weiter und zusätzlich für Distanz und Entfremdung zwischen Deutschen und Russen gesorgt. Aber es gab auch und vor allem auch später Verständigung. Auch einige deutsche Medien, wie die Sportberichterstattung selbst, rückten ebenso wie die britischen Medien von ihrer anfänglich sehr negativen Haltung ab.
Durch welche Sendungen, Artikel, Beiträge und mit welchen Inhalten wurde das Russland-Bild der Deutschen durch die WM-Berichterstattung geprägt?
Zur WM 2018 gab und gibt es natürlich unzählige Sendungen, Artikel und Publikationen mit sehr unterschiedlicher Reichweite und Bedeutung. Während die umfassenden Russland-Reportagen in ARD und ZDF nur jeweils etwas mehr als 1 Mio. Zuschauer erreichen, bilden die Vor-, Haupt- und Nach-Berichte der Spiele mit je 10-20 Millionen Zuschauern den Hauptkontakt der Deutschen mit der WM und Russland. Ihnen kommt eine zentrale Bedeutung in der Vermittlung eines Russland-Bildes bei den deutschen Zuschauern zu. In den verschiedenen Medien der TV-, Print- und Online-Berichte über Russland und seine Menschen gab es im Mainstream nahezu alles, von kompetenten, informierenden, aufklärerischen, sogar völkerverbindenden Reportagen bis hin zu teilweise unfassbarer Lügen- und Hetzpropaganda.
Trotz aller politischen Einschränkungen beginne ich mit denen sich am meisten lohnenden knapp 2 TV-Stunden in den deutschen Medien zur WM 2018 bzw. eher zu Russland:
1) ARD: “Unser Russland”
daserste.de
4 teilige Reise durch die WM Städte, ca. 110min
mit Palina Rojinski und Udo Lielischkies
Diese knapp 2 TV-Stunden über Russland gewinnen. Zum einen zeigen beide, Palina Rojinski und Udo Lielischkies, Interesse, Respekt und stellenweise gar Zuneigung zu Russland und seinen Menschen. Zum anderen begegnen sie Orten und Menschen, behandeln Themen, die zum Verständnis Russlands und seiner Menschen sehr förderlich sind. Und oft gelingt es ihnen, dieses Verständnis zu schaffen, das Bild von Russland und seiner Menschen zu öffnen und zu vertiefen, deren tatsächliche und vielfältige Lebenswirklichkeiten zu schildern bzw. besonders Palina schildern zu lassen(!), ihre Ziele, Wünsche, Träume, Gedanken, Gewohnheiten, Tugenden, Gefühle, Probleme und Ängste zu vermitteln. Eine Reportage, die Völkerverständigung fördert, und das bei einer gleichzeitig äußerst putinkritischen, politischen Agenda.
2) ARD/ZDF: Die politisierte “Sport”-Berichterstattung
ARD / ZDF: 10-20 Mio Zuschauer
Russland ist aus deutscher Wahrnehmung verbunden (worden) mit dem prekären Dreisatz “Doping, Menschenrechte, Hooligans”, wie es in der ARD-Moderation vor dem ersten Spiel der Heimmannschaft hieß und in Die ZEIT schon recht früh kritisiert wurde..
Das erste russische Spiel – die erste Rote Karte!
Im und vor dem ersten russischen Spiel verleumdeten HJ Seppelt & Co. bis kurz vor Anpfiff die angeblich dopenden russischen Fußballspieler, natürlich wieder ohne jeden Beweis. Einmal mehr erfolgt die Vorverurteilung Russlands durch die Wiederholung unbelegter Anschuldigungen und die falsche Auslegung von Untersuchungsberichten. Sogar noch während des Spiels betonte ARD-Kommentator Tom Bartels: “Wenn auf der Ehrentribüne die Strippenzieher des Dopingprogramms sitzen dürfen, dann ist das ein Schlag ins Gesicht des Fußballs”
Abb.: Creative Commons CC0
Man konnte leider schon ein Jahr zuvor erahnen, wie ernst die ARD ihren Auftrag gegen “Putins Spiele” zu erfüllen gedenkt. Ihren langjährigen Fußballexperten Mehmet Scholl hatten sie während des ConFed-Cups in Russland gefeuert, weil der sich weigerte, die beweislose, anti-russische Doping-Hetze in der Fußballberichterstattung mitzumachen, und diesen durch folgsame Mitläufer ersetzt. Und so spielte der neue Experte Hitzelsperger brav mit, zweifelte öffentlich und völlig haltlos an der Leistung der russischen Mannschaft, der man nur solange trauen könne, wie sie so schlecht spiele wie vor der WM.
Es ist schon erschreckend, wie und welch schwerwiegende Anschuldigungen die ARD erhebt, ohne wenigstens die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen. Aber geht es um Russland, sind FakeNews und Verschwörungstheorien auch ohne Beweise erlaubt. Sie tun auch noch so, als sei russisches Doping in der Nationalmannschaft bereits Faktum. Zudem hatte sich die ARD mit ihrem Doping-Korrespondenten Hajo Seppelt beim Thema „russisches Staatsdoping“ auch im Vergleich zur internationalen Medienlandschaft schon immer anmaßend weit vorgewagt. So hat das CAS festgestellt, dass die Aussagen des antirussischen Kronzeugen Rodtschenkow zu großen Teilen auf Hörensagen beruhen würden, also vor Gericht weitgehend wertlos seien. In der ARD und anderen großen deutschen Medien erfährt man davon aber nicht.
Das vorher besonders in England, aber auch in Deutschland, ARD: Putins Meisterwerk – eine WM um Macht und Millionen so hoch gekochte zweite Thema “Bedrohung durch russische Hooligans” konnte man wegen der Friedlichkeit und Sicherheit der WM 2018 in Russland leider nicht anpacken. Dafür wurde dem Thema “Menschenrechtsverstöße in Russland” im Rahmen der sportbegleitenden Polit-Agenda des ARD-Studios Moskau breiter Raum gegeben.
Schon fast flehentlich liest sich der beispielhafte Kommentar eines entnervten Fußball-Fans:
„Nachdem uns die ARD jetzt eine Stunde lang deutlich gemacht hat, dass Russland schlecht und böse ist, können wir uns jetzt auf Fußball freuen”, …
Die zweite Rote Karte – furchterregende Laufleistung!
Auch im und nach dem zweiten russischen Spiel walzten sie 15 Minuten lang aus, dass die RUS Mannschaft eine kaum zu glaubende Laufleistung in ihren Spielen zeigen würde, 117km/Spiel, das sei absolute Spitze, unfassbar, unglaublich, … da dränge sich natürlich der Dopingverdacht auf … die Experten zeigen sich schockiert, also … wenn sie das wirklich machen würden, das wäre ja ungeheuerlich …oder wie es der ZDF-Kommentator am 25. Juni im Spiel formulierte
bei der “Russenbande” wisse man nie, woran man sei ..
Laufleistung Bundesliga 2017/2018 – Screenshot Sport.de
Leider gibt es zu den Sport-Verdächtigungen in ARD/ZDF gegen die “Russenbande” kaum Mitschriften, die man rezensieren könnte. Aber gleich, ob ARD, ZDF oder Mainstream-Print. Inhalt und Tenor der rein spekulativen “Berichterstattung” ist stets derselbe. Und wenn es um Russland geht, dann brauchen Qualitäts-Journalisten bekanntlich keine Belege, geschweige denn Beweise. Die öffentliche Vorverurteilung Russlands erfolgt durch die Wiederholung unbelegter Anschuldigungen und die falsche Auslegung von Untersuchungsberichten. Eine umfassende Erwiderung auf die öffentliche Vorverurteilung ist hier nachzulesen. So wie sie etwa in der SZ vorgenommen wurde: SZ: Russland bei der Fußball-WM: Sie laufen und laufen und laufen.
Nicht nur Doping-, sondern auch Korruption-Vorwürfe?!?
“Erstaunlich war nicht nur, dass just dem Gastgeber eine angenehm leichte Gruppe zugelost worden war,…” “…sondern auch, dass sich die Gegner aus Saudi-Arabien (5:0) und Ägypten (3:1) gegen Russland so kraftlos präsentierten; deutlich schwächer als in ihren Spielen gegen Uruguay (jeweils 1:0).”
“Erstaunlich sind auch die furchteinflößenden Laufleistungen.”
“Gegen die Saudis liefen die Russen 118 Kilometer, 15 mehr als der Gegner. Gegen Ägypten schafften sie 115, noch 5,5 mehr als die Widersacher. Niemand im Turnier rannte bislang nur annähernd so viel. Der Verdacht besteht, dass die Fifa Dopingverdächtigungen vor dem Turnier nur halbherzig nachgegangen ist.”
“Zwangsläufig hängt eine dunkle Wolke über solchen russischen Leistungen”
Dabei hätten ein paar Minuten Recherche gereicht, um herauszufinden, dass es allein in der Bundesliga vier Manschaften gibt, die über die ganze Saison(!) gar noch höhere Laufleistungen zeigten als die russische Nationalmannschaft bei ihrer Heim-WM in ihrem eigenen Land in den ersten beiden Spielen. Laut der Zeitschrift “ran” FIFA-Analyse: Deutschland mit der besten Laufleistung vom 06. Juli 2014 lief auch die deutsche Nationalmannschaft bei der WM 2014 in Brasilien im Durchschnitt aller Spiele bis zum Halbfinale 115,3 Kilometer. Der später im Halbfinale von den deutschen mit dem “furchteinflössend(en)” Ergebnis von 7:1 geschlagene Gastgeber Brasilien, kam nur auf gut 109 Kilometer. Kommentar der Zeitschrift “ran”:
“Die deutsche Nationalmannschaft ist bei der WM-Endrunde aktuell offenbar das Team mit der besten Fitness”
Einmal mehr erfolgt eine Vorverurteilung Russlands durch die Wiederholung unbelegter Anschuldigungen und …
Am Sonntag, 1.7., sendete die ARD Geheimsache Doping: Brasiliens zwölfter Mann aus dem Hause HJ Seppelts. “Brasilien – in keinem anderen Land der Welt gibt es derart viele Dopingfälle im Fußball. Zuletzt 17 in einem Jahr… Interviews mit Insidern und Informanten zeigen, wie es brasilianische Dribbelkünstler im Zusammenspiel mit Ärzten und Anwälten immer wieder schaffen, ernsthaften Dopingsperren aus dem Weg zu gehen.” Man wundert sich, … haben die zu, vor, während, nach den Brasilien-Spielen auch nur ein einziges Wort darüber verloren?, … HJ Seppelt, wie bei den Russland-Spielen, zugeschaltet, damit er seine Doping-Verdächtigungen ablassen kann? Nein! So bleibt diese Reportage 0,5 Mio. Zuschauern vorbehalten, während die 15 Mio. Fußball-Zuschauer weiterhin nur über Verdächtigungen gegen Russland informiert sind.
Politisierung in der deutschen Sportberichterstattung
Die Fixierung Russlands auf “Doping, Menschenrechte, Hooligans” und die ausufernde Politisierung in der deutschen Sportberichterstattung, sobald es um Russland geht, kritisiert Mathias Dell, ZEIT
“Die Übersetzung der großen Weltpolitik in die Realität eines Fußballspiels ist jedenfalls nichts, wozu man Reportern raten würde.”
Versuchen sie es trotzdem, kommen Überleitungen des Grauens heraus, in denen nichts mehr stimmt. Das tollste Beispiel ist die Szene, in der Putin nach einem Tor Russlands im Eröffnungsspiel über den Fifa-Chef Infantino hinweg dem saudischen Vizepremier Mohammed bin Salman entschuldigend lächelnd die Hand reicht. Bartels bringt diese Geste (“Man will fair miteinander umgehen”) mit einem russischen Foul in Verbindung, das der Schnitt danach zeigt (“wär’ schön, wenn Russland damit anfängt”). Was hat dieses Foul mit Putin zu tun?
“Bei der WM in Russland versuchen die Fußballkommentatoren, die Spiele politisch einzuordnen. Das kann nur schiefgehen.”
Zum Glück hatte der ARD-Experte Thomas Hitzlsperger nachweislich in einem nicht Recht: „Meine Sorge ist, dass in Russland keine Begeisterung entsteht”. In den letzten beiden russischen Spielen, spätestens nach dem Sieg der “Sbornaja” gegen Spanien ließ aber auch er sich etwas von der Begeisterung in Russland anstecken. Jedenfalls berichtete die ARD letztendlich dann doch noch sportlich und fair, ohne wilde Verdächtigungen, auch anerkennend über das Turnier und die Leistung der russischen Mannschaft.
Darauf dürfte man bei der taz lange warten: Russland führt Diktatoren-Gruppe an: “In der Diktatoren-Gruppe A sieht es so aus, als setze sich die autoritäre Präsidialherrschaft Russlands gegen die totalitär-wahabbitische Öl-Monarchie Saudi-Arabiens durch. Sind Politologen anwesend, die uns das weltpolitisch deuten können?” … „Geht doch. Gewinnen kann man auch ohne Betrug”, sagt Osteuropa-Redakteurin Oertel.
„Zum Glück fielen viele Tore, sonst wäre es ein Scheißspiel gewesen”
resümiert taz-Fußballexperte Fred Valin. RT kommentierte:
„Wussten Sie schon, dass die Alpen einen ganz traurigen Anblick bieten, wenn man sich die Berge einmal wegdenkt?”
3) Die sportbegleitende Polit-Agenda des ARD-Studios Moskau
10-20 Mio Zuschauer
Neben der ohnehin schon politisierten Sportberichterstattung in ARD/ZDF wurde und wird der Zuschauer aber auch immer wieder mit derselben politischen Agenda in der WM-Berichterstattung konfrontiert, beispielhaft online vorgetragen von Olga Sviridenko, ARD: Russlands verordnete WM-Party – Folgt der Kater?, ebenfalls aus der Propagandagruppe von HJ Seppelt, aber immer wieder auch an allen passenden und unpassenden Stellen und Momenten so oder so ähnlich während der WM 2018 wiederholt. Sei es bei Hintergrund-Reportagen, solchen Online-Berichten oder sogar in die Sportberichterstattung hineingepresst kurz vor dem Viertelfinal-Spiel der russischen Mannschaft, vorgetragen vom Leiter des ARD-Studios Moskau, Udo Lilieschkies, der eigentlich über die Stimmung in Russland von einem der zahlreichen Fan-Feste berichten sollte.
Das Perfide an der politischen Unterwanderung der Sportberichtung ist, dass die Botschaften unterschwellig einem sehr breiten Publikum eingeimpft werden, das sich eigentlich nur Fußball ansehen wollte und nun politisch zwangsberieselt wird. Ähnlich verhält es sich mit den Schaltungen oder Einspielern der politischen Russland-Korrespondenten. Die uninformierten Kommentatoren und Sportexperten bestätigen dann auch noch die Botschaften der Einspieler brav nickend, gleich ob da eine Gruppe Nawalny-Anhänger oder ein homosexueller Bürgermeisterkandidat portraitiert werden, transferieren ihre Expertise auch für Jugendliche auf das Politische. Niemand widerspricht oder diskutiert das eben Gesendete. Und schon ist die politische Agenda zu Russland auch schon den Jüngsten eingeimpft, die sich mangels Informiertheit nicht einmal wehren können. Es sind oft ja nur Dreiminüter und man weiß gar nicht, wann es mit Fußball wieder weitergeht.
Die politischen Themen zur WM 2018 werden dabei immer wiederholt. Sie sollen offensichtlich die schönen Feierbilder aus Russland relativieren:
- Angst vor dem Kater nach der von Putin verordneten WM-Party
- WM-Losigkeit der Dörfer in der Provinz
- Rentenalter-, Preis-, Steuererhöhungen
- Russen überrascht von der freundlichen Welt
- Krieg in der Ost-Ukraine
- Russen hetzen gegen ihre Frauen (s. Teil 3)
“Russland feiert bei der WM eine von Putin verordnete Party.”
Ärgerlich, dumm, lächerlich und beleidigend: Denken die Deutschen auch, ihr deutsches Sommermärchen 2006 hätte eine von Merkel verordnete Party gewesen und die Menschen nur Marionetten sein können? Was hätten wir 2006 gedacht, wenn russische Journalisten das von uns behauptet hätten? Wie kann man sich derart arrogant äußern und Millionen Menschen als willenlose Befehlsempfänger diskreditieren? Auch Russen machen dann Party, wenn sie es wollen und wenn es etwas zu feiern gibt.
“Die eigene Bevölkerung genießt die vermeintliche Freiheit in vollen Zügen. Doch der Kater danach dürfte schmerzhaft werden.”
Wieso vermeintlich? Anstatt sich mitzufreuen und über die Party “in vollen Zügen” auch mal zu berichten, wird immer wieder beschrieben, wie schlimm angeblich alles vorher war und wie schlimm es wieder sein wird. Übrigens: Russen wissen, dass es einen Kater geben und auch dass er schmerzhaft sein kann.
“So fühlt es sich an, frei und offen zu sein” schreiben viele Russen in sozialen Netzwerken, fragen, ob nach der WM “alles wieder wie früher wird.”
Seine negativen Unkereien legt man auch gerne irgendwelchen Russen in den Mund oder arbeitet mit so seriösen Quellen wie “viele Russen in sozialen Netzwerken”. Merkwürdig nur, dass man in Russland selbst nie auf diese “viele Russen in sozialen Netzwerken” stößt. Vielleicht liegt das daran, dass man nicht mit dem Nawalny-Fanclub verlinkt ist wie die westlichen Journalisten. Ja, das Party-Russland 2018 mag auf diese Art neu und ungewohnt sein. Aber erstens waren Russen schon immer besonders feierfähig und gastfreundlich. Und zweitens hat sich Deutschland 2006 nicht auch ganz neu gezeigt? “Eine nie dagewesene Begeisterung fesselte 2006 ein ganzes Land … was vorher in Jahrzehnten nicht gelungen war: die Bundesbürger in der Welt als enthusiastische, aufgeschlossene und lebenslustige Gastgeber zu präsentieren.” “Die WM 2006 war nicht irgendein Fußballturnier. In diesem Sommer hat sich ein Land neu erfunden.”
“Die WM in Russland – es ist die von Putin verordnete Party. Eine bei der die meisten Russen allerdings draußen bleiben müssen, für die sie aber dennoch zahlen. Außerhalb der Zentren bekommen nur wenige Russen überhaupt etwas von der WM mit – geschweige denn Kontakt zu den Fans aus dem Ausland.”
Außerhalb der Zentren? Ich kann mich nicht erinnern, dass 2006 unsere WM bis nach Wanne-Eikel, Rastatt, Dierfeld, Wiedenborstel oder Keppeshausen zog. Selbst schon in Berlin-Wedding war von Fans aus dem Ausland kaum noch etwas zu spüren.
“Ich arbeite jeden Tag und von der WM und der Party in der Stadt bekomme ich nichts mit.”
Zum Glück bekamen die Deutschen 2006 ja alle einen Monat bezahlten Urlaub, damit ihnen das harte Los der RussInnen erspart blieb …
“… außerhalb von Rostow etwa, bleibt von der Aufbruchsstimmung kaum etwas hängen, etwa in Aksay, einer Stadt mit 40.000 Einwohnern.”
Von Aksay zum WM-Stadion sind es etwa 16km, zum Theaterplatz, wo das FIFA-Fanfest stattfindet, 12km – da kann jeder selbst hinfahren, mit dem Auto, mit dem Fahrrad oder mit dem Bus für 30Cent, die Sportlichen hinlaufen. So hilfsbereit wie die Russen sind, findet sich bestimmt auch ein Nachbar, Freund oder Verwandter, der einen mitnehmen kann. 70% der Russen verfolgten den Sieg ihrer Sbornaja gegen Spanien im TV, in den Fanzonen, im Stadion … Millionen feierten danach auf den Straßen, mit Autokorsi, mit Spontanfesten … Russische Dorfbewohner stellen eigene WM-Leinwand auf, Fan-Zone vor der Haustür, um alle Spiele in Freiluft und außerhalb des WM-Getümmels gemütlich zu verfolgen. Jede Stadt, jedes Dorf kann von ähnlichen Feiern erzählen … Wie man da auf “bei der die meisten Russen allerdings draußen bleiben müssen”, kommt, wird das Geheimnis der ARD-Redaktion bleiben.
„Was sie aber auch hier spüren: die gestiegenen Kosten während der WM. Die deutlich erhöhte Mehrwertsteuer oder teure Benzinpreise etwa.
Ja, Benzin wird jedes Jahr um diese 2 RUB teurer, auf zur Zeit rund 60 Cent. Auch Russland hat wie Deutschland 2006 die WM genutzt, die Mehrwertsteuer zu erhöhen, um 2%, bei uns waren es damals wohl 3%? Vergessen wurde hier dieses Mal die Erwähnung der Erhöhung des Rentenalters, für Männer auf 65 Jahre bis 2028 und für Frauen auf 63 Jahre bis 2034. Und die Russen haben das trotz WM durchaus bemerkt, es war auch schon lang in Diskussion. Und durchaus auch mit Sarkasmus kommentiert: “Wenn unsere Mannschaft weiter gewinnt, dann wird am Ende der Meisterschaft das offizielle Rentenalter in Russland 95 Jahre sein…”
“Wir sollten uns fragen, ob wir uns weiterhin der ganzen Welt entgegenstellen sollen”
Wieder so ein eigener Satz, der einem Russen in den Mund gelegt wird, den ich in Russland noch von keinem gehört habe. Russland stellt sich gegen die ganze Welt? Oder vielleicht doch nur gegen kriegerische Interventionen der USA/NATO? Und vielleicht stellen sich eher diese gegen Russland? Und leben nicht allein in den BRICS-Partnerstaaten Russlands ein Vielfaches mehr an Menschen als in denen der USA/NATO? ‘Russland allein gegen alle’ ist überhaupt eine Lieblingserfindung der ARD “Merke: Man sieht, was man will”
“vor allem dann, wenn die Welt nicht so ist, wie man sie uns präsentiert.”
Dieser Satz ist schon mehr als dreist, wenn man daran denkt, dass gerade Hunderttausende RUS-Besucher aus der ganzen Welt, aber besonders aus GB, DE oder CH sich verwundert die Augen reiben, dass RUS eben überhaupt nicht so ist, wie es ihnen zu Hause in GB, DE oder CH präsentiert wird.
150 Kilometer bis zur Ostukraine, wo täglich Menschen sterben. “Donbass. Das sind wir und wir sind hier”, steht auf dem T-Shirt eines Fans auf Russisch.
Und damit ist dann die russische Verbindung zum Krieg in der Ukraine auch hinreichend belegt? In der Ostukraine sprechen die Menschen übrigens fast alle Russisch und sie tragen auch T-Shirts mit russischen Schriftzeichen. Und sie sind manchmal auch Fußball-Fans, z.B. von Schachtar Donezk.
Zu viel “Whataboutism”? Nun … vielleicht … nur sollte man die gemachten Vorwürfe schon realistisch und damit auch moralisch einordnen. Ja, Politiker treffen zu Heim-WMs gerne unpopuläre Entscheidungen. Luxus-Restaurants sind für die meisten Menschen zu teuer. Bauarbeiter verdienen zu wenig und müssen zu oft auf ihren Lohn warten. Kleinstadt-Apotheken müssen während der WM offen bleiben. WM-Feierlichkeiten erreichen nicht die letzten Winkel und Dörfer eines Landes – vor allem nicht, wenn das Land 50-mal größer als Deutschland ist und trotzdem nur in 12 Stadien gespielt werden darf. … u.v.m. Will man aus einem und über ein Land berichten, dann sollte man auf solche weltweiten Allgemeinplätze verzichten, oder wenn man diese Negativ-Seiten unbedingt gegen ein Land instrumentalisieren will, zumindest auch richtig einordnen. Sonst wird das schnell unseriös.
4) ZDF: Markus Lanz – Russland!
zdf.de
90min . 1,42 Millionen (6,6%)
Auch dem oft gescholtenen Markus Lanz gelang eine sehr empathische Russland-Reportage. Lanz reiste durch das Land, besuchte verschiedene Orte und interviewte relevante Menschen , … er lässt Russen zu Wort kommen und aussprechen. Von Anfang an bemerkenswert ist seine interessierte, fragende, zunächst auch urteilsfreie Herangehensweise:
“Was müsste ich zuerst verstehen, um Russland zu verstehen?”
“Ist das der deutsche Fehler, dass wir deutsche Vorstellungen, wie alles sein müsste, auf Russland übertragen?”
Die Reportage überrascht, mit sonst in Deutschland vermiedenen Erkenntnissen: Der gestiegene Wohlstand kommt auch bei den normalen Russen an.
“Berichte in Deutschland zeigen nicht die Wahrheit” von einer sympathischen, glaubhaften, jungen Russin, die in DEU studierte.”
“Russland wird ungerecht behandelt, den USA wird viel Schlimmeres erlaubt”
Insgesamt ein interessierter und differenzierter Blick auf RUS/DEU, der auch viele deutsche Berichte als Propaganda entlarvt.
Eine oppositionelle Nawalny-Anhängerin, mit totaler Negativität, kommt zwar auch überproportional zu Wort, deren Behauptungen werden aber nicht wie sonst einfach stehengelassen, sondern auch konfrontiert, teilweise widerlegt, z.B. bzgl. fehlender Meinungsfreiheit.
Insgesamt für mich eine durchaus eher völkerverbindende Reportage, zwar politisch auch sehr kritisch, aber nie hetzend, nie blind verurteilend, sondern um Verständnis bemüht.
5) ZDF: Russlands Geheimnisse
Überraschendes aus dem WM-Gastgeberland mit Matthias Fornoff
“Das größte Land der Erde, das sich nach alter Größe sehnt, zur WM von der besten Seite zeigen will, ein Land voller Gegensätze, faszinierend, widersprüchlich …”
Wie kommen westliche Journalisten eigentlich immer auf die Idee, Russen sehnen sich für ihr Land nach alter Größe? Russen sehnen sich wie andere Menschen auf der Welt auch und genauso nach Liebe, Glück für ihre Familie und Kinder, vielleicht nach einer größeren Wohnung, einem Haus, … dass sie nicht mehr so viel Arbeit haben müssen, oder eine bessere oder gar überhaupt erst einmal eine … Eine extremistische Nationalistin mit Kalaschnikow (Covergirl der neuen Rechten RUS) ist nicht unbedingt typisch für russische Frauen und auch nicht DER russische Blick auf die Welt, … deshalb kann dieses Gespräch auch nicht zeigen, “wie unterschiedlich RUS und der Westen auf die Welt blicken”. Auch die Frau von Pussy Riot kann dazu wenig beitragen, diese schaut offensichtlich mit westlichen Augen.
Roofer – Höhenkletterer – liefern gute Bilder, sind aber auch nicht unbedingt beispielhaft, für Moskau eher schon die Hippster aus dem Barbershop. Politik, Ideologien spielen für sie keine Rolle. Dieses junge Moskau stehe für Aufbruch und Verfall, ja, 18-24-jährige seien Putins größte Fans. Fornoff besucht deshalb eine Jugendorganisation zur Unterstützung Putins – Kunstprojekte, staatlich geförderte Propaganda. Für den jungen Mann steht Putin für positive Veränderung im Russland der letzten Jahre und deshalb unterstütze er ihn … schon eher typisch.
In Moskau sei nichts mehr wie in der Sowjetunion, wenn dann gäbe es den Aufbruch in das moderne Russland hier. Auch hier: Reichtum, Wohlstand sei bei sehr vielen angekommen – er sei aber nicht gerecht verteilt. Wer könnte da widersprechen? In Russland herrscht in der Tat eine noch asozialere Einkommens- und Vermögensverteilung als in Deutschland! Und eigentlich liegen hierin auch die Hauptkritikpunkte in der Innenpolitik des Landes, Flat-Tax, degressive (!) Abgaben, kaum Reichenbesteuerung und damit nicht genug Geld für den Aus- und Aufbau eines funktionierenden Gesundheits- oder Sozialsystems. Aber diese Kritik würde wohl zu sehr auf Deutschland selbst zurückfallen und Kapitalismuskritik scheint nicht gewollt.
Von der Resignation der 90-er sei aber nichts mehr zu spüren. Auch hier wieder werden die für viele Russen prägenden katastrophalen 90-er Jahre nur angerissen, dabei spielen sie eine zentrale Rolle für die russische Gesellschaft bis heute. Aus meiner Sicht kann die Russen heute niemand verstehen, der nicht die Situation in den 90-er mitbedenkt.
6) SPIEGEL: Abseits – bei Putins WM / Gesichter Russlands / Reise
Mit WM 2018: Moskau – verwandelte Stadt gelingt ein lesenswerter und erkenntnisreicher Artikel, der Entwicklungen in RUS mal auch positiv darstellen kann, ohne sofort ein ABER mitzuschicken. Wie schwer das deutschen Mainstream-Journalisten fällt, sieht man an dem Kommentar desselben Autors WM 2018: Russland, ein Sommermärchen oder bei Die ZEIT, in dem Alice Bota zwar die positiven Entwicklungen Moskaus ebenfalls beschreibt, aber nicht ohne sofort Haare in der Suppe zu finden, mit angeblich russischen Besonderheiten versucht wieder niederzumachen, die aber tatsächlich nichts Russlandspezifisches haben.
Auch mit der 10-teiligen Serie Gesichter Russlands bringt der SPIEGEL Russland und seine Menschen näher. Beitrag zum Völkerverständnis!
7) ARD: Putins Meisterwerk – eine WM um Macht und Millionen
ARD: 1 Mio Zuschauer
sportschau.de
Sportschau | 09.06.2018 | 50:12 Min. | Verfügbar bis 09.06.2019 | Das Erste
“Es geht nicht nur um Tore, nicht nur darum, wer am 15. Juli den WM-Pokal in den Moskauer Nachthimmel heben wird. Bei dieser FIFA Fußball-WM geht es um Macht, um Millionen, um Deutungshoheit. Wladimir Putin hat das Megaevent längst als politisches Machtinstrument erkannt.”
Es ist eine dieser typisch politisierenden WM-Vorschauen, die wie bei Sotschi 2014 sicherstellen sollen, dass an dieser WM kein gutes Haar bleibt. So beginnt sie mit einem martialischen Blick auf die Nazi-, Hooligan-Szene, erweckt das schon oft beschriebene Bedrohungsszenario, setzt fort mit Vorwürfen und Behauptungen über Korruption, Unterdrückung von Meinungen, die dann aber doch öffentlich in der ARD geäußert werden. Ausgerechnet Chodorkowski, einer der schlimmsten Verbrecher Russlands, darf sich auslassen über Menschenrechte, eine verbrecherische Politik, ausgerechnet er(!) darf sich aufregen, dass es nur eine Handvoll Hauptprofiteure gäbe, angebliche Ausbeutung der Arbeiter, …
100% Hetz-Propaganda gegen Putin, aber auch gegen Land und Leute, vor allem aber gegen die WM, wieder mit unbelegten Vorwürfen.
…
8) SPIEGELs Russland-Blog zur WM
Die täglichen Russland-“Berichte” des Maxim Kireev
Fußball-WM in Russland – kann man da einfach nur den Sport genießen, die Politik ausblenden? Kann man, sollte man aber nicht.
So begründet der SPIEGEL seine Extraanstrengungen zur politischen Berichterstattung während der WM. Maxim Kireev wurde extra für die WM von SPIEGEL Online dafür reaktiviert. Gab es 4 Jahre vor der WM von ihm nur einen einzigen SPIEGEL-Artikel, insgesamt 20 in acht Jahren, schaffte er es jetzt, in einem Monat 26 Beiträge zur WM in Russland zu verfassen, also rund täglich einen. Offensichtlich sollte er dem Zauber des Fußball-Sommermärchens entgegenwirken und uns nicht vergessen lassen, wie Russland wirklich ist. Dass man es bei so fleißigem Arbeitsaufkommen und gleichzeitig eher spärlicher politischer Nachrichtenlage nicht immer genaunehmen kann mit journalistischen Qualitätskriterien wie Relevanz, Nutzwert, Wahrheits- oder Informationsgehalt …
Und wenn man täglich so viel Mühen unternommen hat, zu zeigen, wie Russland wirklich ist – und nicht etwa so, wie Millionen Menschen es gerade selbst wahrgenommen haben, dann kann man vielleicht auch seinen letzten Versuch ein bisschen eher verstehen. Denn wenn man selbst ganz sicher und am besten weiß, wie Russland wirklich ist, dann muss man scheinbar auch die Millionen positiver Fan-Erfahrungen und -Berichte aus aller Welt, aber vor allem auch aus England über Russland, die Tausenden positiven Reisevideos dadurch diskreditieren und in Frage stellen, indem man EINEN 17-jährigen Video-Fußball-Blogger in seinem Lob für Russland als unglaubwürdig darstellt, weil dessen Vater, der sich in den Videos so gut wie gar nicht äußert, vor über 10 Jahren für eine russische Firma arbeitete und einen Bezug zum Land hat. Das Verbrechen der Beiden? – Ihnen hat Russland gefallen, sie schwärmten von der Freundlichkeit der Russen, der Küche.
Herr Kireev ist bestimmt auch schon ganz gespannt, was die Privatvideo-Enthüllungs-Journalisten später über ihre eigenen Kollegen herausfinden, etwa über die vom Daily Star “England Fans: they’ve fallen in LOVE with Russia” oder The Guardian “Message to the English: come to Russia and feel the love.” Die hatten, als sie über diese positiven englischen Fan-Erfahrungen mit Russland berichteten, bestimmt einfach nur zu viel russischen Wodka intus.
Kireevs Horrorkabinett täglicher Russland-Grausamkeiten:
- SPIEGEL: Russland und Kroatien Ganz ohne Hass geht es offenbar nicht
Nach dem Sieg über die Sbornaja irritierte Kroatiens Abwehrspieler Vida mit Äußerungen über die Ukraine. In Russland sorgte das für wütende Reaktionen. - SPIEGEL: Überwachungskameras bei der WM: Big Brother sieht auch Fußball
Ob beim Public Viewing oder vorm Stadion: Zehntausende Kameras wurden vor der WM allein in Moskau installiert. Kein Wunder, dass Russlands Polizei mit der Ausbeute der Totalkontrolle zufrieden ist. - SPIEGEL: Das erste Opfer der russischen WM-Euphorie
Russland steht überraschend im Viertelfinale der WM. Aber wie sehr dürfen die Siege der Sbornaja bejubelt werden? Im Streit darüber hat eine Frau jetzt ihren Job gekündigt. - SPIEGEL: Der Schlagstock sitzt wieder lockerer
Die Euphorie über ihre Mannschaft ist in Russland riesig. Doch die Polizei ist trotz der Begeisterung jenseits der WM wieder zur Normalität zurückgekehrt - SPIEGEL: Russlands Polizei stoppt schlechte Nachrichten
Gewaltverbrechen, Massenschlägereien, tödliche Unfälle: Während der WM sind Berichte über solche Vorfälle in den russischen Medien kaum zu finden. Dafür sorgen die Behörden. - SPIEGEL: WM statt Urlaubsreise: Die Russen bleiben lieber zu Hause
Russland steht bereits im Viertelfinale, im Gastgeberland der WM herrscht eine große Euphorie. Doch nicht alle im Land sind davon begeistert. - SPIEGEL: Vorratsdatenspeicherung: Mehr Macht für Russlands Polizei und Geheimdienste
Die Opposition und Internetanbieter protestierten vergeblich, der Staat setzte sich durch: Russland erlaubt mit einem neuen Gesetz die Vorratsdatenspeicherung. - SPIEGEL: Russischer Politiker deutet Aus der Deutschen als Rache der Geschichte
Russischer Politiker deutet Aus der Deutschen als Rache der Geschichte - SPIEGEL: Zwei Siege, drei Pleiten
Russland ist im WM-Fieber, nachdem die Nationalmannschaft auch ihr zweites Vorrundenspiel gewonnen hat. Der Ligabetrieb hingegen darbt – bereits dem dritten Profiklub wurde die Lizenz entzogen. - SPIEGEL: Bloß keine WM-Kinder
Spätestens seit dem 5:0 über Saudi-Arabien sind die Russen in WM-Stimmung. Überall wird der Sieg gefeiert. Eine Duma-Abgeordnete warnt die Frauen jedoch vor zu engem Kontakt mit den ausländischen Fans. - SPIEGEL: “Unsere Bedürfnisse zählen nichts”
Wie die Behörden die Fanzone eingerichtet haben, erzählt einiges über die Art, mit der in Russland durchregiert wird. Was umso mehr für Renommee-Projekte wie die WM gilt, deren Verlauf Präsident Wladimir Putin persönlich überwacht. - SPIEGEL: Näherin droht Haft WM-Maskottchen als Polizeifalle
Als Kunden getarnte Polizisten bestellten bei einer Näherin Kostüme vom russischen WM-Maskottchen Zabivaka. Der Frau drohen nun bis zu zwei Jahre Gefängnis. - SPIEGEL: Aktion Modernes Russland Ohne Smog gibt’s kein Gehalt
Russland soll sich während der WM von seiner schönsten Seite zeigen, so will es Wladimir Putin. Smog passt da gar nicht ins Bild. Probleme bei der Umsetzung des Plans gehen zu Lasten von Arbeitern. - SPIEGEL: Ukrainekonflikt WM brummt, Donbass brennt
Die WM ist in Russland angekommen, die Gastgeber präsentieren sich von ihrer fröhlichsten Seite. Doch während in Moskau gefeiert wird, flammt wenige Autostunden entfernt der Ukrainekonflikt auf. - SPIEGEL: WM statt Urlaubsreise Die Russen bleiben lieber zu Hause
Doch nicht alle im Land sind davon begeistert.
9) ZDF: Ukraine quält sich mit der WM
Fußball-WM: Kynast, Kreml, Kaviar – 8 Mio Zuschauer
Mitten in der Sportberichterstattung Belgien-Japan mit vielen Millionen Zuschauern bekommt der dt. Fußball-Zuschauer politische Anleitungen nach Hause, wie und warum man Russland hassen soll. Ukrainische Radikal-Nationalisten durften minutenlang völlig ungebremst und ohne jede journalistische Distanz ihre Hass-Botschaften senden: “Wir wünschen der russischen Mannschaft alles Pech der Welt!” Russland wird für die Toten in der Ost-Ukraine verantwortlich gemacht, gar wider besseres Wissen für die Maidan-Morde 2014(!), das WM-Maskottchen mit abgebissener Hand im Maul gezeigt u.v.m.
“Es ist ein Gefühl wie ‘Die Welt zu Gast bei Feinden’.”
Dass es auch und gerade in der Ukraine zahlreiche Fans der russischen Mannschaft gibt, dass die russischen Spiele dort die meisten Zuschauer von allen haben, ukrainische WM-Reiseberichte hunderttausendfach geklickt werden, dass in vielen Bars Fans der russischen Mannschaft laut für Russland fieberten … , im ZDF aber kommen nur anti-russische Hetzer in Wort und Bild. Nicht DIE “Ukraine quält sich mit der WM”, nur ukrainische Radikal-Nationalisten und Ukra-Faschisten. Und deren Hassbotschaften gerade jetzt eine Plattform zu geben, …
“Qualitativ schlechter Medienjournalismus lässt sich am besten daran erkennen, dass der Journalist unkritisch und unkommentiert die Informationen, die ihm von Dritten gegeben werden, wiedergibt.” – Deutscher Fachjournalisten-Verband
…
10) Eulenspiegel: Titelbild? Deutsche Satire oder Berichterstattung?
11) SPIEGEL: WM 2018: Russland, ein Sommermärchen
Von Christian Esch
Das Nachtreten schlechter Verlierer
Warum muss man eigentlich alles, was mit Russland zu tun hat, immer so krampfhaft mit Politik und Putin in Verbindung bringen? Und dann darüber herziehen? Kann man nicht einfach mal stehenlassen, dass die russische Fußballmannschaft bei der WM 2018 eine erstaunliche Leistung gebracht und die russischen Menschen Besucher aus der ganzen Welt begeistert haben?
Das Sommermärchen WM 2018 in Russland ist nicht mehr zu leugnen. Es war ein überragend friedliches, fröhliches, begeisterndes Fest des Fußballs und der Menschen – wider aller Hetze und negativen Prophezeiungen der anti-russischen Propaganda innerhalb der deutschen oder englischen Medienlandschaft. Diese hatten breit, mehrfach, in Wort und Bild ein martialisches Schreckensszenario an die Wand gemalt, sei es, dass russische Hooligans ausländische Fußballfans, dass homophobe Russen homosexuelle WM-Besucher an Leib und Leben bedrohen würden oder dass in Russland überhaupt keine Stimmung aufkommen würde. Zahlreiche Politiker rieten gar von Reisen nach Russland ab. Nichts davon ist eingetreten, was diese Propagandisten zuvor an Hetze abgelassen hatten. Und jetzt, wo die ganze Welt Zeuge dieser verlogenen, verfälschenden Hetze wurde, zeigen einige sich auch noch als schlechte Verlierer und treten nach Abpfiff auch noch weiter nach. So wie Christian Esch (SPIEGEL):
“Und genau wie vor 60 Jahren …, der kleine Wolodja Putin war gerade mal vier Jahre alt,… bei den Weltfestspielen 1957 nach Stalin … Moskau wirkte auf einmal anders – offener, freier … So fühlte es sich an, als hätte jemand den Eisernen Vorhang gelüftet.”
Wie alt ist Herr Esch? War er dabei? Sowjetunion, Kommunismus, Eiserner Vorhang, Stalin .. Putin, Russland: alles eine Soße?!
“Auch in diesem Sommer befindet sich Moskau im Ausnahmezustand, und der Vergleich der Fußballweltmeisterschaft mit den Weltfestspielen von 1957 hat sich vielen Kommentatoren aufgedrängt.”
So aufdringlich scheint der Vergleich nicht zu sein?! Wenn man “Russland 1957” googelt und die Suche auf Beiträge der letzten Woche eingrenzt, steht dieser nicht nur ganz oben, sondern er ist auch der einzige, der sich mit der Fußball-WM beschäftigt.
“Wieder findet die eigentliche Feier nicht im Luschniki-Stadion statt, sondern in der Innenstadt”
oh! .. na dann ..
“wird debattiert, ob die internationale Annäherung vielleicht schon zu weit geht,”
Wer debattiert? Es ist schon dreist, die Russen, die gerade alle ihre Warmherzigkeit, Gastfreundschaft, ihre Annäherung mit Menschen aus aller Welt durch TATEN bewiesen haben, mit so leeren Worten in Frage zu stellen.
“jedenfalls von Seiten der Moskauerinnen. Eine “Generation von Schlampen” werfe sich den Ausländern an den Hals, warnte ein vielbeachteter Artikel im “Moskowski Komsomolez”.
Fragt sich nur, welche viele ihn beachtet haben, viele aus Russland jedenfalls nicht. In der BILD könnte man nahezu täglich einen Beitrag/Kommentar finden, aus dem man für Russland eine ebenso prekäre Geschichte aufbauschen kann.
“Die Bilder fröhlich tanzender Gäste aus aller Welt zerstören diese Illusion einer feindlichen Außenwelt.”
Tanzen die allein? Oder zerstören die Bilder fröhlich tanzender Russen MIT Gästen aus aller Welt zunächst nicht erst einmal die westliche Propaganda vom feindlichen Russen? In Russland denkt niemand, die einfachen Menschen der westlichen Länder wollen ihnen Böses. Während unsere Medien genau das über die Russen erzählt haben, dass die ganzen Hooligan- und Homophoben-Russen uns feindlich gesonnen seien.
“Jetzt lernen die Russen, dass die Welt um sie herum schlichter und wohlwollender ist als erwartet,”
Dieser Satz ist schon mehr als dreist, wenn man daran denkt, dass gerade Hunderttausende RUS-Besucher aus der ganzen Welt, aber besonders aus GB, DE oder CH lernen konnten, dass RUS eben überhaupt nicht so ist, wie es ihnen zu Hause in GB, DE oder CH präsentiert wird. Und dass längst nicht alle wohlwollend sind, zeigt ja der hier kommentierte Artikel.
“Auch die positiven Berichte in der westlichen Presse über die Weltmeisterschaft erstaunen viele Russen.”
Die kamen zumindest bei uns erst, nachdem es anders nicht mehr ging und das Diskreditierungsvorhaben à la Sotschi 2014 bereits gescheitert war. Und selbst danach keineswegs flächendeckend.
“Das Moskauer Außenministerium hatte schließlich vorab regelrecht Paranoia geschürt: Britische Medien, behauptete die offizielle Sprecherin, seien von ihrer Regierung angewiesen worden, die Weltmeisterschaft schlechtzureden.”
Ausgerechnet Russland vorzuwerfen, im Umfeld der Skripal-Affäre Paranoia geschürt zu haben, ist ebenfalls mehr als dreist.
Und wie ist das etwa zu bewerten? FAZ: Britischer Außenminister Boris Johnson:
“Putin werde die Fußball-WM im Sommer in Russland nutzen, wie Hitler die Olympischen Spiele 1936 nutzte”. Und haben britsche Politiker, Verbandsfunktionäre und Medien nicht tatsächlich im absoluten Gleichklang die WM schlecht geredet? Express: Bloodthirsty hooligans vow murder“, “Russian Ultras: KID BOOTCAMP”, “Russian hooligans warn England fans prepare to DIE“, die BBC Dokumentation Russia’s Hooligan Army oder auch die Warnung des englischen Fußballverbands-Funktionärs Mark Roberts in THE SUN, vor einem GULAG-Risiko(!) für englische Fans.
Egal wer im Fußball gewinnt, vor Gericht gewinnt stets der Staatsanwalt.
Aus dem Kreml-Fernsehen schwappt dem Zuschauer seither eine Welle von passiver Aggression entgegen, eine Mischung aus Opferrhetorik und Drohungen.
Und wenn dieser Westen uns schon nicht mag, so hat er uns doch wenigstens fürchten gelernt.
12) ARD: Kommentar Tagesthemen zum Ausscheiden der Deutschen(!) Fußballnationalmannschaft
Die NachDenkSeiten haben diesen selbst für deutsche Verhältnisse selten aggressiven und absurden Propagandaausfall bereits dokumentiert: “Tagesthemen-Kommentator nutzt das Aus für die deutsche Mannschaft bei der WM umgehend zur Agitation, natürlich gegen Russland.” Unglaublich unfassbar, dass und wie die ARD-Tagesthemen mit Jochen Leufgens, auch aus der Propagandatruppe von HJ Seppelt, das sportliche Ausscheiden der deutschen Mannschaft kommentierten.
Vielleicht ist es auch eine Chance. Eine Chance, stärker hinter die Fassade dieser WM zu schauen. … Sie sind in Russland inhaftiert, während Wladimir Putin die WM nutzt, um seine Macht nach innen zu stärken und nach außen ein offenes Russland zu inszenieren. Menschenrechte scheinen dabei wenig wert. … Die Menschenrechtsverletzungen in Russland klar zu benennen. Und der Gedanke trägt doch seine ganz eigene Fußballromantik in sich.
Anstatt die sportlichen Gründe zu besprechen, die hinter dem Ausscheiden einer Fußballmannschaft stehen könnten – denn das interessiert und beschäftigt die Deutschen wenige Stunden nach der größten sportlichen Pleite des deutschen Fußballs nach 80 Jahren – wurde schwachsinnig und krampfhaft der Bogen geschwungen, dass man sich ja jetzt wieder darauf konzentrieren könne, wie kaputt und korrupt Russlands WM doch sei, wie die Zwangsarbeiter dort ausgebeutet würden … so ganz nach dem Motto: Deutschland raus, Moral rein! Sie sollen nicht umsonst gestorben … äh … ausgeschieden sein.
[«*] Michael Steinke ist Diplom-Kaufmann und arbeitet als Projektmanager (Kunst) im Internet. Er lebt seit 2012 zeitweise, seit 2016 überwiegend in Russland.