Wie naiv Verantwortliche einer öffentlich-rechtlichen Mediensendung den Hintergrund und Auftrag von Stiftungen und NGOs bewerten
Der Journalist und Leser der NachDenkSeiten Wolfgang R. Bischoff hat uns drei E-Mails zugänglich gemacht, die die Einschätzung von NGOs und Stiftungen durch ein etabliertes Medium wie den Bayerischen Rundfunk und eine seiner Mediensendungen beleuchten. In einer Sendung, bei der es auch um Fakenews ging, kam ohne kritische Untertöne eine der typischen Stiftungen, die Stiftung Neue Verantwortung, zu Wort, die erkennbar von Interessen und deren Geldern abhängt. Der Journalist Bischoff hat B5Aktuell konkret auf die verschiedenen Abhängigkeitsverhältnisse aufmerksam gemacht. Die Antwort der BR-Redaktion zeugt von Ahnungslosigkeit. Albrecht Müller.
Wir geben die drei Mails hier wieder. Sie kennzeichnen ein Problem, auf das wir des Öfteren stoßen: Etablierte Medien klagen Fakes und Manipulationen bei den Internetmedien an und sind selbst voll im Geschäft der Manipulationen und der Verbreitung von interessenabhängigen Meinungen und Informationen involviert.
Letzthin konnte ich einen ähnlichen einschlägigen Vorgang beim Deutschlandfunk beobachten. Da wurde am frühen Morgen innerhalb einer halben Stunde sowohl über die Fakes bei den konkurrierenden Internetmedien geklagt als auch dann im nächsten Beitrag die Unwahrheiten – über den demographischen Wandel und die angeblich notwendigen Konsequenzen zur Privatisierung der Altersvorsorge mithilfe des Kapitaldeckungsverfahrens verbreitet. Seit Jahren verbreiten nahezu alle Medien einschließlich der öffentlich-rechtlichen diese Fakes.
Es folgen drei Mails:
- Gesendet: Sonntag, 21. Januar 2018 14:56
An: B5Aktuell
Betreff: Stiftung Neue Verantwortung* Betreff:
Stiftung Neue VerantwortungSehr geehrte Damen und Herren,
in Ihrem Medienmagazin kommen Vertreter obiger Stiftung zum Thema “Fakenews” zu Wort, die uns angeblich neutral informieren sollen. Das ist meiner Faktenlage kaum möglich, weil diese Stiftung völlig von staatlichen und Unternehmens Geldern abhängig ist. BR 5 sollte sich schämen, solch eine einseitig positionierte Stiftung ohne Gegenpart zu Wort kommen zu lassen.
Neben dem Auswärtigen Amt und diversen Großunternehmen finanziert sich die Stiftung aus Zuwendungen folgender Geldgeber:
- Open Society – amerikanische Heuschrecke Georg Soros, der neoliberale Gedanken weltweit unterstützt
- Center for american securiety – Vertreter der Obama Administration
- Innoigy Stiftung – ehemals RWE Stiftung, deutsche Energiewirtschaft
- omidyar – Eine Stiftung des Ebay Gründers
- Technologie Stiftung – CDU Nicolas Zimmer u.a.
- Evonik Stiftung – ehemals Degussa, Konrad Henkel (Waschmittel)
Diese Stiftung als neutralen Informanten zum obigen Thema zu machen, heißt, den Bock zum Gärtner zu machen. Das widerspricht der Neutralitätsfunktion des Bayerischen Rundfunks und ist genau das Gegenteil von objektiver Information.
Mit dieser Art von Manipulation hat sich B5 als neutraler Informationssender selbst ins Abseits gestellt.
Auf solche Information kann man gut verzichten.
Ich werde diese Information natürlich auch im Netzt verbreiten, damit möglichst viele Hörerinnen und Hörer davon erfahren.
Entweder sind die verantwortlichen Redakteure dumm oder sie manipulieren bewusst die Öffentlichkeit; ich vermute letzteres.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang R. Bischoff
Journalist - Von: Pitzer, Sissi [mailto:[email protected]]
Gesendet: Donnerstag, 25. Januar 2018 15:05
An: [email protected]
Betreff: WG: Stiftung Neue VerantwortungSehr geehrter Herr Bischoff,
es ist natürlich einfach, einer Redaktion Manipulation oder Dummheit zu unterstellen, wenn einem eine Information nicht passt. Wir wählen unsere Informanten sorgfältig aus und sind in unserer Berichterstattung unabhängig und neutral – außer in Kommentaren und kommentierenden Berichten. Ihre Unterstellungen weise ich zurück.
Konkret zur Stiftung Neue Verantwortung: Das ist eine unabhängige Organisation, die, wie Sie sicher wissen, Ihre Geldgeber auf der Website transparent macht. Dazu gehören eine Menge Stiftungen, die Sie ja auch z.T. nennen. Stiftungen werden von Unternehmen oder Einzelpersonen ins Leben gerufen und finanziert, sind aber qua Satzung von diesen unabhängig – das ist der Sinn und Zweck solcher Stiftungen. Sie machen bei der Stiftung Neue Verantwortung jeweils nur einen kleinen Teil der Geldgeber aus, niemand hat eine Mehrheit; das gilt auch für die Zuwendungen von Unternehmen. Sie haben keinen Einfluss auf Themen, Personen oder Ergebnisse der Studien. Die Stiftung Neue Verantwortung ist eine anerkannte Forschungseinrichtung, es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln und ihre Ergebnisse nicht zu berücksichtigen.
Dass Sie andere Meinung sind, bleibt Ihnen unbenommen, das können Sie gerne im Netz verbreiten. Nicht jeder nimmt alles dort als wahr und gegeben hin – was ja auch Thema unseres Fakecast ist.
Mit besten Grüßen
Sissi PitzerBayerischer Rundfunk
Rundfunkplatz 1
80335 MünchenMedienMagazin
Redaktion Politik und Hintergrund - Sehr geehrte Frau Pitzer,
gut gebrüllt Löwin, aber dennoch voll daneben.
Neoliberalen Think Tanks zu unterstellen, sie seien unabhängige Organisationen, die Ihren Geldgebern nicht verpflichtet seien, finde ich doch sehr gewagt.
Einmal ganz davon abgesehen, dass mir schon häufiger aufgefallen ist, dass BR 5 gerne neoliberale Raubtierkapitalisten zu Wort kommen lässt, wenn es darum geht das werte Publikum für dumm zu verkaufen. So unlängst in einem Bericht aus Rom, in dem der Reporter, gleich zwei von dieser Sorte zu Wort kommen lässt, um die Finanzpolitik Italiens einzuschätzen.
Oder die allseits gern genommene Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), die natürlich nicht neutral ist, sondern vom Bundekanzleramt finanziert wird, und infolgedessen allenfalls als wissenschaftlicher Appendix der Bundesregierung gesehen werden kann. Oder die Münchner Sicherheitskonferenz, deren Vertreter Wolfgang Ischinger, ehemaliger Botschafter Deutschlands in Washington, natürlich nicht neutrale Einschätzungen von sich gibt, sondern knallharte NATO-Politik vertritt. Dessen Tochter bereits als Praktikantin bei der Süddeutschen Zeitung Lobbyartikel für die Umwandlung der Bundeswehr in eine Berufsarmee verfassen durfte.
Oder
- European Council of Foreign Relations (auch wieder die Heuschrecke Soros als Geldgeber)
- Council on Foreign Relations ( das US-amerikanische Einfluss Gremium)
- FRIDE (rechtsgerichtete spanische Denkfabrik)
- Atlantik Brücke (Lobbyorganisation für die deutsch-amerikanischen Beziehungen)
- Bilderberger Konferenz (wo sich die Eliten der westlichen Welt über ihre politische Strategien austauschen)
- oder Joschka Fischer, ehemaliger Außenminister und Lobbyist des Think Tanks von Madelaine Albright und so weiter und so fort.
Ich könnte Ihnen eine schier endlose Liste erstellen von Think Tanks und Einfluss Gremien, die sich zumeist aus ähnlichen Geldquellen finanzieren und mit Ihrer Hilfe eine trübe Sauce neoliberalen Gedankenguts über uns ausschütten.
Da braucht der einzelne Journalist gar nicht selber manipulieren, da genügt es schon, den geeigneten Interviewpartner auszuwählen und uns als neutral zu verkaufen. Obwohl bereits meine Oma wusste, dass der, der die Musik bezahlt, auch bestimmt, was gespielt wird, wollen Sie mir weismachen, dass dem in den angesprochenen Fällen nicht so sei.
Ja Servus Heimat!
Auf welchem Jupitermond leben Sie denn?
Und dann wundern Sie sich sicher auch noch, dass solch eine Lügenpresse ebenso genannt wird!?
Nein, nicht wirklich, denn schließlich müssen Sie ja auch Ihren Lebensunterhalt bestreiten, der zwar von Ihren Hörerinnen und Hörern bezahlt wird, aber von den sicherlich nicht neutralen Topleuten des Senders verteilt wird. Da aktiviert Mann/Frau doch gerne mal die Schere bereits im Kopf, um über die Runden zu kommen, gell!
In diesem Sinne wünsche ich ein gutes Gewissen, denn das ist ja bekanntlich ein gutes Ruhekissen.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang R. Bischoff
Autor – Journalist