Die Grünen – von der Friedenspartei zur Feindbildpflege
Gestatten Sie eine persönliche Vorbemerkung: Ich gehörte als Sozialdemokrat und Leiter der Planungsabteilung des damaligen Bundeskanzlers schon bei Gründung der Grünen Partei Ende der siebziger Jahre zu den wenigen Befürwortern einer Koalition aus SPD und Grünen. Weil ich an die Substanz und den Charakter der dort versammelten Menschen und an ihr friedenspolitisches Engagement glaubte. Eine große Täuschung. Jetzt schickt mir ein früherer Kollege den Mailwechsel mit der Spitzenkandidatin der Grünen, Frau Göring-Eckardt. Ein vielsagendes Dokument. Hier ist es. Albrecht Müller.
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Eckard Seebohm an Katrin Goering-Eckardt 25. August 2017:
Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,
glauben Sie wirklich, dass es, selbst in Wahlkampfzeiten, Sinn macht, Gabriel mit Verdächtigungen wegen eines Treffens mit Putin zu überziehen?
Wie viele andere bin ich jedenfalls froh, dass es noch Politiker gibt, die den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen wollen und die wissen, dass Russland ein wichtiger Partner für Deutschland und Europa ist und wir uns deshalb nicht von US Kreisen vorschreiben lassen sollten, wie mit Putin umzugehen ist. Überhaupt ist es mir ein Rätsel, dass einige Ober-Grüne (Sie und Marie-Louise Beck vor allem!) zu glauben scheinen, dass sich mit Anti-Putinismus Punkte machen lassen……Die Leute wissen, dass die Spannungen mit Russland von den USA forciert worden sind und dass diese gegen unsere Interessen gerichtet sind.
Eckard Seebohm
From: Goering-Eckardt Katrin
Sent: Wednesday, September 20, 2017 6:59 PM
To: Eckard Seebohm
Subject: AW: Neue Nachricht von Eckard Seebohm
Sehr geehrter Herr Seebohm,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Aufgrund der vielen Wahlkampftermine bat uns Frau Göring-Eckardt, Ihnen zu antworten.
Wir Grüne fordern noch vor der Bundestagswahl Aufklärung über dieses Abendessen. Sigmar Gabriel ist es der Öffentlichkeit schuldig, zu erklären, was genau an jenem Abend besprochen wurde. So lässt sich vermuten, dass der Außenminister sich von Schröder für die Interessen Putins und des halbstaatlichen russischen Energiekonzerns Rosneft einspannen lässt. Das wäre ein Affront gegenüber der EU und ein veritables Problem für Deutschland. Es ist keine Privatsache, wenn Schröder als Lobbyist des russischen Gaskonzerns Gazprom und als designierter Aufsichtsrat des Ölriesen Rosneft ein stundenlanges Treffen mit dem russischen Staatschef arrangiert.
Man kann Gespräche auf Augenhöhe führen, den diplomatischen Austausch pflegen auch ohne Despoten zu hofieren.
Mit freundlichen Grüßen
Büro Göring-Eckardt
From: Eckard Seebohm
Sent: Wednesday, September 20, 2017 9:14 PM
To: Goering-Eckardt Katrin
Subject: Re: Neue Nachricht von Eckard Seebohm
Sehr geehrtes Büro,
dass Frau Göring-Eckardt nicht persönlich antworten kann, dafür habe ich volles Verständnis.
Ich gehe aber davon aus, dass Ihre Antwort in den grossen Linien mit ihr abgestimmt worden ist.
Vor diesem Hintergrund bedanke ich mich für die klare Ansage so kurz vor der BT-Wahl. Sie bestätigt meine bisher eher latente Auffassung, dass die Kalte-Kriegs-Partei “Die Grünen” für mich inzwischen nicht mehr wählbar ist.
MfG
Eckard SEEBOHM
PS: Vielleicht zählen Sie einmal unvoreingenommen die zivilen Opfer, die in den letzten 20 Jahren russischen bzw. US-geführten militärischen Interventionen zuzurechnen sind und vergleichen diese Zahlen, bevor Sie vorschnell “Despotie” geographisch verorten…