Ein neues Video. Diesmal zum Denkfehler: Sparabsicht = Sparerfolg
Das ist der Denkfehler, der vermutlich am häufigsten gemacht wird. Anette Sorg und Albrecht Müller kommen im Video auf die Hintergründe dieses auch von unseren Spitzenpolitikern gepflegten Denkfehlers zu sprechen: Es kommt drauf an, dass wir sparen wollen. Dann klappt das schon. So die Vorstellung. Weil der Denkfehler so weit verbreitet ist, bitten wir die NachDenkSeiten-Leserinnen und -Leser darum, das Video weiter zu verbreiten. Wir hoffen, dass es rundum verständlich ist und auch weiterhilft. Albrecht Müller.
(Alternativ ist das Video auch via YouTube erreichbar.)
Dass Menschen bei ihrer Einschätzung und Bewertung von wirtschaftlichen Vorgängen von ihrer privaten Erfahrung ausgehen, ist verständlich.
Dass Politiker, die für eine gesamte Volkswirtschaft verantwortlich sind, auch nur von ihrer subjektiven privaten Erfahrung ausgehen, ist nicht verständlich. Denn dies hat gravierende negative Folgen.
Auf das Thema Sparen übertragen heißt das:
Ein Einzelner und eine Familie machen immer wieder die Erfahrung, dass es sich im Vorfeld von größeren Anschaffungen lohnt zu sparen, und dass sie in der Regel ihre Sparabsicht auch verwirklichen können. Wenn sie nicht krank werden oder arbeitslos oder andere schwierige Umstände eintreten, dann können sie entsprechend ihrem Einkommen Geld beiseitelegen.
Für den Finanzminister gilt das nicht. Jedenfalls hängt der Erfolg seiner Sparabsicht wesentlich von der wirtschaftlichen, genauer gesagt der konjunkturellen Lage der Volkswirtschaft und des Landes ab, für das er arbeitet. In einem schlechten konjunkturellen Umfeld wird der Sparversuch dazu führen, dass die Ökonomie noch stärker einbricht und am Ende weniger gespart werden kann. Bei mehreren europäischen Staaten ist genau dieser Fall eingetreten. Die Bundesregierung hat im Verein mit internationalen Einrichtungen wie dem Internationalen Währungsfonds andere Regierungen zum Streichen von Ausgaben – zum Sparen – gezwungen. Aber der Sparerfolg blieb aus. In Griechenland und anderen südeuropäischen Staaten kann man das konkret beobachten. Und man kann die Folgen im sozialen und menschlichen Bereich sehen, die ein solcher Sparkurs – der volkswirtschaftlich betrachtet keiner ist – verursacht.
Dass dies anders sein könne, dass auf die Sparabsicht auch volkswirtschaftlich betrachtet der Sparerfolg zwingend folge, ist ein Denkfehler.
Im Gespräch zwischen Anette Sorg und Albrecht Müller kommen dann noch eine Reihe anderer nahe liegender Gesichtspunkte zur Sprache:
- Die Fragwürdigkeit der Einrichtung einer Schuldenbremse
- Die Vorstellung, man könne als Volkswirtschaft mit der Privatisierung öffentlicher Einrichtungen und Unternehmen etwas gewinnen. Wer auf diese Weise Schulden abbaut, baut zugleich das Vermögen ab. Er verkürzt sozusagen die Bilanz. Dabei von einem Erfolg oder einem Gewinn zu sprechen, folgt aus einer sehr engen Sicht der volkswirtschaftlichen Zusammenhänge.
- Auch wenn die politisch Verantwortlichen sparen, indem sie in die Infrastruktur nicht mehr investieren, nicht reparieren und nicht erneuern, dann kann man von einem Gewinn für die betroffenen Völker nicht sprechen.
In einem kleinen historischen Rückblick berichtet Albrecht Müller von einem Gespräch mit der Witwe eines Staatssekretärs im Reichsarbeitsministerium am Ende der Weimarer Republik. Sie berichtete, was Kenner wissen: die Investitionsprogramme zur Förderung der Konjunktur und Bekämpfung der Arbeitslosigkeit lagen in der Schublade. „Sparkommissar“ Brüning hat das Sinnvolle verhindert. Mit weitreichenden Folgen für unser Land und Europa.
So wiederholen sich die Fehler. Man glaubt es kaum.
Hören Sie alternativ auch das Video als Audiopodcast
Podcast: Play in new window | Download