Hinweise des Tages II
Hier finden Sie einen Überblick über interessante Beiträge aus anderen Medien und Veröffentlichungen. Wenn Sie auf “weiterlesen” klicken, öffnet sich das Angebot und Sie können sich aussuchen, was Sie lesen wollen. (JB)
Hier die Übersicht; Sie können mit einem Klick aufrufen, was Sie interessiert:
- Angela Merkel nach der US-Wahl – Die Mediatorin
- Donald Trump’s transition team is assembling like a super-lobbyist Voltron
- Falken, Buddys, Spin-Doktoren – Mit dieser Truppe will Trump regieren
- A!155 – Blasenplatzen
- Ein Präsident Trump schockt sie weniger als Clinton
- Warum Trumps Sieg eine Chance für die Linke ist
- Mitschwimmen im liberalen Mainstream?
- Warum die Deutschen die „Trumpflation“ fürchten müssen
- Das erledigen die Klickarbeiter
- Wenn du arm bist, musst du früher sterben
- Studie: Digitalisierung sorgt für Stress
- Mindestlohn-Ausnahme für Langzeitarbeitslose wird selten genutzt
- Atomwaffen: Abrüstung und Abschreckung
- Berufsverbot für Erdogan-Kritiker? Der Fall Kerem Schamberger
- Sach-Walter Steinmeier: Not my President
- Die USA vermissen 17 Atombomben. Mindestens
- Killerspiele beim Bund
- Bildung okkupieren
Vorbemerkung: Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind. Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.
- Angela Merkel nach der US-Wahl – Die Mediatorin
Die Bedeutung der Kanzlerin steigt: Sie muss die EU zusammenhalten, Putin und Erdoğan kontern – und Donald Trump einhegen[…]
Nun, da Barack Obama bald schon Vergangenheit sein wird und ein unkalkulierbarer Egomane das Weiße Haus übernimmt, wer bleibt da noch? Der Sozialist François Hollande kämpft in Frankreich gegen die Rechtspopulistin Le Pen und um seine politische Zukunft. Die Konservative Theresa May ist in Großbritannien mit dem Brexit und seinen Folgen beschäftigt. Und Justin Trudeau, der jugendlich wirkende Kanadier, spielt nicht in der Gewichtsklasse Merkels.
Merkel, die die Weltbühne im Laufe ihrer Kanzlerschaft zunehmend für sich entdeckt hat, rückt also in der internationalen Bedeutung nach oben, sie wird immer mehr zu der Frau, die Männer wie Putin oder Erdoğan kontern muss. Und sie ist eine entscheidende Figur, wenn es darum geht, das zerstrittene Europa zu einen. […]
Merkel setzte sich in der EU dafür ein, Russland mit Sanktionen zu belegen. Sie gilt zudem als eine der wenigen, die mit Putin Tacheles reden kann, ohne allzu starke Abwehrreflexe des starken Mannes im Kreml zu erzeugen. Würde sich plötzlich ein US-Präsident mit Putin verbünden, würde das ein komplexes Gleichgewicht torpedieren. Zögen sich die USA noch weiter aus der Rolle der weltweit agierenden Schutzmacht zurück, müsste Europa – allen voran Deutschland – aufrüsten. Merkel wird wissen, wie umstritten ein solcher Kurs bei den friedliebenden Deutschen wäre.
Quelle: tazAnmerkung Jens Berger: Wir wissen ja aus unzähligen taz-Artikeln, dass man dort ein politisches System, in dem ein starker Mann seinen „Machtanspruch“ offen auslebt, „faschistisch“ ist. Das trifft auf Russland, die Türkei und nun auch auf die USA zu. Was haben wir da doch für ein Glück, dass Angela Merkel eine Frau ist! Die taz rät ihr nun, den „auf unvorhergesehene Weise [angebotenen] Machtanspruch“ zu nutzen und Deutschland als Führer Europas zur Supermacht aufzubauen, die Russland und die Türkei kontert und die USA einhegt. Und da sage noch mal wer, Nationalchauvinismus sei keine Sache der taz. Ok, bei der taz heißt es nicht „Nationalchauvinismus“. Beim ehemals linken Alternativmedium geht es darum, „unsere Werte“ offensiv zu verteidigen … gegen drei Regierungen, die (noch trifft dies auch auf die Türkei zu) zweifelsohne demokratisch legitimiert sind. Die linksliberalen Vordenker aus der Rudi-Dutschke-Straße maßen sich also an, besser zu wissen, was für die Russen, Türken und Amerikaner besser ist, als diese Völker selbst. Na dann. Germans to the front! Die neue Achse des Bösen steht. Und einen treuen Verbündeten hat die taz auch schon. Wie kaum anders zu erwarten verortet auch der SPIEGEL die neue Achse des Bösen in Moskau-Ankara-Washington …
- Donald Trump’s transition team is assembling like a super-lobbyist Voltron
Donald Trump has assembled a team of advisors to help him staff his administration and plot policy going forward. Many members of the team working on economic policy are lobbyists, despite Trump’s repeated promises to “drain the swamp” if elected.
These advisors will assemble the ranks of officials who will attempt to make Trump’s campaign vision, however blurry, a policy reality. But the president-elect lacks the deep network of experts that often accompany a candidate to office, so he is filling the vacuum with a who’s-who of corporate attorneys and bankers. In the process, these advocates will put themselves in the best position to have access to officials when they are doing government business.
Quelle: Quartz - Falken, Buddys, Spin-Doktoren – Mit dieser Truppe will Trump regieren
Sie haben ihm zum Sieg verholfen, nun hoffen sie auf Belohnung: Donald Trumps wichtigste Berater und Unterstützer dürften bald wichtige Posten in Washington erhalten. Wer ist wer?
Quelle: SPIEGEL OnlineAnmerkung Jens Berger: Anders als Quartz (s.o.) macht sich SPIEGEL Online gar nicht erst die Mühe, ernsthaft über die Personalien im Umfeld einer kommenden Trump-Regierung zu recherchieren. Nein, lieber Veit Medick; nein, lieber Roland Nelles. Mit wem Trump regieren will, ist noch vollkommen offen. Und das man u.a. bar jedes Zusammenhangs Trumps Schwiegersohn Jared Kushner und den rechten Blogger Steve Bannon gleich mal in „Trumps Stab“ mit aufnimmt, hat mit Journalismus überhaupt nichts mehr zu tun. Was SPIEGEL Online sich vom ersten Tag bis heute bei der Berichterstattung zum US-Wahlkampf geleistet hat, ist blamabel und lädt nur noch zum fremdschämen ein. Da braucht man sich dann auch nicht mehr zu wundern, wenn die Leute sich von den Mainstream-Medien abwandern. Alternativen sind ja bereits vorhanden. Z.B. …
- A!155 – Blasenplatzen
Wir schauen uns einmal im Kreis durch die Medienwelt der Wahlnacht. Unsere Reflexion kommt Dienstag, dann auch mit allen wichtigen Leseempfehlungen, Denkhilfen und anderer Ablenkungen von der Medienapokalypse.
Quelle: Aufwachen!Anmerkung Jens Berger: Der „Aufwachen!“ Podcast von Thilo Jung (Jung & Naiv) und Stefan Schulz hat sich seit über einem Jahr als – m.E. mit großem Abstand – beste Informationsquelle über den US-Wahlkampf herausgestellt. Danke dafür! Wenn auch Sie Freude an Podcasts und Zeit genug für die teils doch sehr, sehr langen Folgen haben, dann ist dies ein guter Tipp für sie.
Gute Informationen zum US-Wahlkampf gab es übrigens auch immer wieder von Fefe. Wer braucht da eigentlich noch SPIEGEL Online?
- Ein Präsident Trump schockt sie weniger als Clinton
Gabriele Krone-Schmalz war langjährige Moderatorin bei der ARD und als Korrespondentin in Moskau. Wir sprachen mit ihr darüber, was von der künftigen Außenpolitik des neu gewählten US-Präsidenten Donald Trump zu erwarten ist. […]
Frau Krone-Schmalz, die meisten Menschen waren von dem Ausgang der Präsidentenwahl in den USA völlig überrascht. Sie auch?
Gabriele Krone-Schmalz: Auch wenn sich das jetzt überheblich anhört: nein. Es passt irgendwie zum Brexit. Da habe ich auch damit gerechnet, dass das rauskommen könnte.
Und warum?
Krone-Schmalz: . . . weil ich denke, dass Stimmungen in der Bevölkerung – um es böse zu sagen – arrogant ignoriert werden. Das war auch heute in der Berichterstattung wieder zu sehen. Alle echauffieren sich darüber, wie man nur „so blöde sein kann“, jemanden wie Trump zu wählen. Wissen Sie, wenn ich „Russland verstehen“ als Motiv habe, ist die Betonung nicht auf Russland, sondern auf verstehen. Und ich denke, es wäre hilfreich, wenn man auch Amerika verstehen und das Augenmerk darauf richten würde, wie es in dem Land aussieht. Vor der Wahl wurde zum Beispiel intensiv darüber berichtet, wie fürchterlich arm weite Teile der Bevölkerung sind. Also: Mal verstehen, was in der Gesellschaft abgeht. Dann kann man dieses Wahlergebnis – ob man das gut findet oder nicht – anders einsortieren und als Basis dafür nutzen, intelligente Antworten zu finden. …
Aus alledem entnehme ich: Ein Präsident Trump schockiert Sie nicht mehr, als das eine Präsidentin Clinton getan hätte.
Krone-Schmalz: Nein, wirklich nicht. Mich schockiert etwas ganz anderes, und nicht nur mit Blick auf die USA. Ich finde es bedenklich, wenn sich irgendwo Mehrheiten finden, die man nicht erwartet hätte, wie arrogant das auch in unserem Gewerbe kommentiert wird. So nach dem Motto: „Die sind alle blöd.“ Ob das in England ist mit den Brexit-Befürwortern, in Frankreich mit (der Front National-Chefin) Marie Le Pen, oder bei uns mit der AfD – man sollte vielleicht einmal untersuchen, welche Rolle die Medien dabei spielen. …”
Quelle: Nürnberger Nachrichten - Warum Trumps Sieg eine Chance für die Linke ist
Eine ehrliche Bewertung der Wahl von Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA muss einem als Linken, Europäer und womöglich auch Internationalisten schwerer fallen als man dies erwarten oder sich zugestehen möchte. Grund dafür ist die Diskrepanz zwischen der rituellen Betroffenheit, die das links-liberale Lager heute weltweit zur Schau stellte, und einer schlichten Erkenntnis: Mit Trump wird wenig schlechter werden als dies unter einer Präsidentin Hillary Clinton der Fall gewesen wäre. Was, das muss explizit dazugesagt werden, nicht für die Millionen Arbeitsimmigranten in den USA zählt, vor allem denen aus Lateinamerika. Davon abgesehen birgt die jüngste Entwicklung in den USA einige Chancen für einen nachhaltigen politischen Umbruch, der unter Clinton im Weißen Haus nicht oder nur sehr viel schwerer möglich gewesen wäre.
Schwer verständlich ist daher auch, weshalb Hillary Clinton selbst von progressiven Menschen innerhalb und außerhalb der USA als das kleinere Übel angesehen wurde. Es liegt auf der Hand, dass die Kandidaten der beiden großen Parteien – Hillary Clinton und Donald Trump – der US-Oligarchie angehören, mit allen damit einhergehenden Klasseninteressen und -loyalitäten.
Quelle: Telepolis - Mitschwimmen im liberalen Mainstream?
Wenn die Linke Teil eines liberalen Blocks wird, profitieren die Rechten
Die außerparlamentarische Linke in Deutschland hat Trump entdeckt. Nach dessen Wahlsieg mobilisiert die Interventionistische Linke für Massenproteste gegen Trump, die Anfang Juli 2017 stattfinden sollen. “Die Proteste gegen den G-20-Gipfel in Hamburg werden auch zur größten Anti-Trump-Demonstration in Deutschland werden”, heißt es in der Pressemitteilung der IL.
Die Strategie ist klar: Mit dem Widerstand gegen Trump hofft man, wieder mehr Schwung in die Gipfelproteste zu bringen. Trump eignet sich schließlich hervorragend für die Rolle des hässlichen Amerikaners. Da kann an Bush und Reagan angeknüpft werden. Es ist schon möglich, dass es auch dieses Mal klappt, hierzulande mit einem Hardliner-US-Präsidenten zu mobilisieren. Das hängt allerdings ganz stark von der konkreten Positionierung der neuen US-Regierung zu entscheidenden politischen Fragen ab.
Wenn Trump nur einen Teil der Versprechungen umsetzt, wird es nämlich gar nicht so einfach sein, ihn zum großen Buhmann aufzubauen. Sollte Trump das TTIP-Abkommen zur Makulatur werden lassen, hat er dafür zwar andere Gründe als ein großer Teil der Gegendemonstranten hierzulande.
Doch wenn das Abkommen dann tatsächlich beerdigt wird, spielt das sicher nicht die zentrale Rolle. Sollte Trump einen eher isolationistischen Kurs fahren und die USA aus den Konflikten der Welt rauszuhalten versuchen, wäre er von einer außerparlamentarischen Linken auch nicht mehr so leicht angreifbar.
Quelle: Peter Nowak auf Telepolis - Warum die Deutschen die „Trumpflation“ fürchten müssen
Es schien, als hätten die Finanzmärkte den Trump-Schock gut verkraftet. Doch die Anleihekurse brechen weltweit ein – ein knapper Billionenwert wurde vernichtet. Auch Sparer haben ein Problem. […]
Grund für die drastischen Verluste bei Anleihen sind die Pläne des neu gewählten US-Präsidenten. Trump hat angekündigt, drastisch die Steuern zu senken und gleichzeitig ein riesiges Ausgabenprogramm aufzulegen. Eine Billion Dollar soll in die Infrastruktur investiert werden, weiteres Geld in höhere Rüstungs- und Gesundheitsausgaben fließen. Allein das Steuerprogramm würde in den kommenden zehn Jahren 6,2 Billionen Dollar weniger in die Staatskasse spülen, was rund einem Drittel der US-Wirtschaftsleistung entspricht.
Kombiniert mit höheren Ausgaben könnte die amerikanische Verschuldung geradezu explodieren. Und genau das hat an den Märkten die Furcht vor einem kräftigen Anstieg der Inflation genährt. Innerhalb von zwei Tagen sind die langfristigen Inflationserwartungen um fast 0,5 Prozentpunkte nach oben geschnellt. Auf Sicht der kommenden zehn Jahre rechnen die Akteure nun mit einer durchschnittlichen Teuerung von 2,5 Prozent.
Quelle: WELTAnmerkung Jens Berger: Die Welt geht nicht unter, solange Holger Zschäpitz von der WELT keine anderen Probleme hat und hinter jedem Baum eine kommende Superinflation sieht. Nun soll also eine „durchschnittliche Teuerung“ von 2,5 Prozent kommen. Ei der Daus! Das ist ja ein halber Prozentpunkt mehr als die halboffizielle Zielmarke, die momentan in allen Industrieländern klar unterschritten wird. Und woher die Inflation kommen soll, weiß Zschäpitz natürlich auch nicht. Aber das hat bei ihm ja System, gibt es doch kaum einen anderen Finanzjournalisten der so wenig Ahnung von Volkswirtschaft hat wie er. Egal, Hauptsache die Deutschen fürchten sich vor einer „Trumpflation“. So langsam glaube ich, die Sendung „Verstehen Sie Spaß?“ hat meinen Internetanschluss gekapert und gleich kommt Kurt Felix durch meine Bürotür.
- Das erledigen die Klickarbeiter
Eine Freundin hat ihr von der neuen Art zu arbeiten erzählt. Und sie stieg ein. Wie Renate Hafemann besorgen sich immer mehr Menschen ihre Arbeit auf Plattformen im Internet. Ein Besuch in der neuen Arbeitswelt (…).
Eigentlich macht sie das alles der Pferde wegen. Renate Hafemann wohnt mit ihrem Mann Jürgen in einem kleinen Dorf in der Nähe von Preetz in Schleswig-Holstein. Der Himmel ist hier weit und oft tagelang grau. Dafür hört man abends die Wildgänse übers Haus fliegen, sagt Renate Hafemann. Sie mag die Wasservögel und Schmuddelwetter und die gemütlichen Stunden, wenn Hagelkörner ans Fenster schlagen: “Dann ist es bei uns schön.”
So fühlt es sich an, wenn man irgendwohin gehört. Einen Job hat man darum noch lange nicht, so weit ab vom Schuss.
Renate Hafemann hat vier Kinder großgezogen und elf Jahre lang ihre Mutter gepflegt. Inzwischen sind die Kinder aus dem Haus. Die Mutter ist gestorben. Renate Hafemann ist 63 und nennt sich häufig “alt”. Aber da sind noch zwei, die sie brauchen. Chiva, ein weißes Reitpony, und eine dunkle Holsteinerstute namens Prima. Betagte Gäule, die auf einer Weide in der Preetzer Feldmark stehen. Gnadenbrotpferde. Angewiesen darauf, dass sich jemand um sie kümmert. Wie die Hafemanns, Hartz IV-Empfänger, nicht ganz gesund, tierlieb. Leute, die sich noch bei schlechtestem Wetter dick einpacken, auf die Weide gehen und nach den Tieren gucken, weil Pferde auf die Wiese gehören, nicht auf den Schlachthof.
Quelle: ver.di - Wenn du arm bist, musst du früher sterben
Schuften bis zum Tod?
Unternehmerverbände fordern, das Renteneintritts-Alter an die Lebenserwartung anzupassen. Je älter die Deutschen im Schnitt werden, desto länger sollen alle (!) arbeiten. Das wäre eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.
Längst ist bekannt, dass die Lebenserwartung von Menschen mit geringerem Einkommen im Schnitt um rund zehn Jahre niedriger ist als die von Gutverdienern. Männer mit niedrigen Löhnen haben eine Lebenserwartung von 71,1 Jahren, die Gutverdiener werden im Schnitt 80 Jahre alt. Bei Frauen beträgt die Lebenserwartung 78 bzw. 87 Jahre.
Wer eine schwere körperliche Arbeit verrichten muss, kann nicht bis 70 arbeiten.
Wenn schon ein Renteneintrittsalter nach Lebenserwartung, dann richtig. Dann müssten Menschen mit niedrigem Einkommen und geringerer Lebenserwartung früher in Rente gehen können als Gutverdiener, natürlich abschlagsfrei!
Es gäbe eine weitere Möglichkeit, die zunehmende soziale Spaltung bei Einkommen und Renten auszugleichen: In Dänemark erhält ein Geringverdiener als Rente 103 Prozent seines durchschnittlichen Lohnes. Warum geht das nicht in Deutschland?
Quelle: Oskar Lafontaine via Facebook - Studie: Digitalisierung sorgt für Stress
Knapp 50 Prozent der Befragten klagen über höhere Belastung
Mehr Arbeit, mehr Multitasking und eine stärkere Überwachung der Arbeitsleistung: Für viele Beschäftigte wirkt sich die Digitalisierung negativ aus. Das zeigt der aktuelle DGB-Index Gute Arbeit.
Wie steht es um die Arbeitsbedingungen in Deutschland? Und wie wirkt sich die Digitalisierung auf den Alltag der Beschäftigten aus? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der zehnten Repräsentativbefragung des DGB-Index Gute Arbeit. An der Befragung für den diesjährigen Index nahmen bundesweit knapp 10.000 Beschäftigte teil.
Quelle: DGBAnmerkung Christian Reimann: Der komplette DGB-Index Gute Arbeit. Der Report 2016 kann hier nachgelesen werden.
- Mindestlohn-Ausnahme für Langzeitarbeitslose wird selten genutzt
Die Ausnahmeregelung für Langzeitarbeitslose beim Mindestlohn wird selten genutzt, geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Bei einer Befragung von 5450 Langzeitarbeitslosen, die eine Stelle gefunden haben, gaben weniger als zwei Prozent an, in ihrem Jobcenter eine Bescheinigung beantragt zu haben. Zum Einsatz kam eine entsprechende Bescheinigung dann nur bei rund einem Prozent der Befragten.
Langzeitarbeitslose haben die Möglichkeit, sich für die ersten sechs Monate eines Arbeitsverhältnisses unterhalb des gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro pro Stunde beschäftigen zu lassen. Durch diese Ausnahmeregelung wollte der Gesetzgeber sicherstellen, dass der Mindestlohn die Integration von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt nicht erschwert.
Eine Befragung von 84 Jobcenter-Mitarbeitern ergab, dass nach ihrer Einschätzung der Einsatz der Regelung weder für Jobcenter, noch für Arbeitgeber und Langzeitarbeitslose attraktiv sei. Die Ausnahmeregelung spielt in der täglichen Vermittlungspraxis der sechs ausgewählten Jobcenter kaum eine Rolle, haben die Forscher herausgefunden. Für den Ausgleich individueller Leistungseinschränkungen von Langzeitarbeitslosen stünden aus Sicht der befragten Jobcenter-Mitarbeiter beispielsweise Eingliederungszuschüsse als passgenaueres Förderinstrument zur Verfügung.
Quelle: IABAnmerkung Christian Reimann: Mit anderen Worten: Diese Ausnahmeregelung war überflüssig. Und wann wird sie beendet?
- Atomwaffen: Abrüstung und Abschreckung
„Die fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates und fünf Atommächte sind sich in dieser Frage praktisch einig. Dies betrifft aus meiner Sicht auch Indien und Pakistan“, äußerte dieser Tage der russische Abrüstungsbeauftragte Michail Uljanow. Man ahnt es sofort: Wenn sich sieben Atommächte einig sind, klingt das allenfalls vordergründig wie eine gute Nachricht: Ist aber keine.
Quelle: Die Freiheitsliebe - Berufsverbot für Erdogan-Kritiker? Der Fall Kerem Schamberger
Berufsverbote sind etwas, was wir aus den 70er Jahren kennen – oder heute aus der Türkei, wo Wissenschaftler, Journalisten oder Richter gerade zu Zehntausenden ihre Jobs verlieren. Weil sie als Staatsfeinde gelten, als Gegner eines Präsidenten, der sein Land gerade zur Diktatur umbaut. Vor diesem Hintergrund scheint es unglaublich, dass jetzt einem deutschen Wissenschaftler, der sich gegen Erdogan engagiert, in München ein Berufsverbot droht. Nein, mit seiner Kritik an Erdogan habe das alles nichts zu tun, sondern mit seiner linken Gesinnung. Ob es das viel besser macht? Nikolaus Steiner hat den jungen Wissenschaftler besucht.
Quelle: Monitor - Sach-Walter Steinmeier: Not my President
Der Bundespräsident tritt ab; ein neuer Bundespräsident kommt. Nur wer das sein soll, das weiß man noch nicht so genau. Namen wurden genannt. Die Sozialdemokraten sähen jetzt gerne ihre Geheimwaffe im höchsten Amt des Landes. Obgleich gescheiterter Kanzlerkandidat und Schreiber von Strategiepapieren zur Agenda 2010, gilt er in seiner Partei als der höchste zu nennende Name, als seriöse Nummer schlechthin. Ja, man nimmt ihn als größten noch lebende Sozialdemokraten wahr und haucht seinen Namen ehrfurchtsvoll. Das zeigt nur, in welcher Parallelgesellschaft die Entscheider der SPD mittlerweile leben. Der Mann ist mitnichten die personifizierte sozialdemokratische Werteskala, er ist viel mehr Ausdruck der parteilichen Blässe.
Quelle: Neues Deutschland - Die USA vermissen 17 Atombomben. Mindestens
Die A-Bombe, die jetzt vor Kanada entdeckt wurde, ist kein Einzelfall. Allein für die USA werden 700 Zwischenfälle geschätzt. Wie viele Kernwaffen andere Mächte „verloren“ haben, weiß niemand.
Wie ein vier Meter großer „aufgeschnittener Bagel“ soll das Objekt aussehen, das der kanadische Taucher Sean Smyrichinsky jetzt vor der Küste British Columbias entdeckt hat. Viel spricht dafür, dass es sich um den Rest einer seit 66 Jahren vermissten Atombombe vom damals neuesten Typ Mark 4 handelt.
Die Liste der Unfälle mit solchen Waffen ist lang. Allein die USA vermissen mindestens acht voll explosionsfähige Bomben. Außerdem weitere neun, die zwar nicht mit dem Spaltstoff Plutonium geladen waren, wohl aber andere radioaktive Substanzen enthielten – meist abgereichertes Uran. Für solche Zwischenfälle hat sich weltweit der Ausdruck „Broken Arrow“ eingebürgert. In den USA bezeichnet dieses Codewort einen Zwischenfall mit Nuklearwaffen gleich welcher Art.
Die angegebenen Zahlen variieren allerdings stark, denn es gibt sehr unterschiedliche Definitionen: Ist eine Kernwaffe ohne Plutonium, die also keine Kettenreaktion auslösen kann, überhaupt eine nukleare Waffe? Was ist mit Waffen, die – atomar geladen oder nicht – beim Absturz eines Flugzeugs nachweislich zerstört wurden? Werden radioaktive Ladungen, die ohne die aufwendige Technik zur Auslösung einer Kernspaltung verloren gingen, mitgezählt oder nicht?
Quelle: Welt - Killerspiele beim Bund
Bundeswehr rekrutiert immer mehr Minderjährige. Kommunale Meldeämter und Youtube helfen dabei
Beim deutschen Militär dienen immer mehr minderjährige Soldaten. In den ersten zehn Monaten dieses Jahres traten 1.576 Rekruten ihren Kriegsdienst an, die noch keine 18 Jahre alt waren – ein Rekord seit dem Aussetzen der Wehrpflicht im Juli 2011. Das teilte das Ministerium auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag mit. Die Antwort liegt jW vor.
Demnach stieg die Zahl der jugendlichen Soldaten innerhalb der vergangenen fünf Jahre auf mehr als das Doppelte. 2011 hatte die Bundeswehr insgesamt rund 14.700 Rekruten eingestellt, von denen fast 700, knapp fünf Prozent, noch nicht volljährig waren. In den Jahren 2012 bis 2015 verzeichnete das Heer jeweils 21.000 Neuzugänge. Die Zahl der Minderjährigen kletterte derweil von 1.200 auf mehr als 1.500. Inzwischen sind gut sieben Prozent der Rekruten unter 18 Jahren alt.
Der kinder- und jugendpolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Norbert Müller, bezeichnete die Praxis als »Skandal«, der »umgehend gestoppt werden muss«. »Militärische Interessen dürfen nicht länger Vorrang vor den Schutzrechten Minderjähriger haben«, kritisierte Müller am Donnerstag. Außerdem untergrabe die Bundesregierung so die Intention der UN-Kinderrechtskonvention. Mehrfach habe der Ausschuss der Vereinten Nationen für die Rechte des Kindes von Deutschland gefordert, die Rekrutierung von Jugendlichen durch die Bundeswehr zu stoppen. Dem habe sich auch die Kinderkommission des Bundestages angeschlossen. Statt dessen werbe das Militär immer offensiver »Kindersoldaten« an. Jüngstes Beispiel dafür ist die neue Webserie »Die Rekruten«, die auf dem Portal Youtube läuft und rund 1,7 Millionen Euro kostete. Darin inszeniert die Bundeswehr die Soldatenausbildung als »Abenteuer für Grenzgänger«.
Quelle: junge WeltAnmerkung Christian Reimann: Und das in Zeiten von Frau von der Leyen als Bundesverteidigungsministerin, die früher einmal Bundesfamilienministerin war. Eigentlich müsste ihr ein besonderes Gespür für die Belange junger Menschen unterstellt werden können. Das ist offenbar eine Fehleinschätzung.
- Bildung okkupieren
Brasilien erlebt eine Welle des Protests von Schülern und Studenten. Landesweit Besetzungen von Schulen und Universitäten
Eine Wurzel der Misere: Brasilien gibt pro Kopf nur einen Bruchteil dessen für Bildung aus, was die entwickelten Industrienationen aufwenden, zu denen das Land bereits aufzuschließen glaubte. Unter den Regierungen von Lula da Silva und und Dilma Rousseff wurde in den Bereich seit 2003 einiges investiert. Schulen wurden gebaut, neue öffentliche Hochschulen entstanden, nichtprivilegierte Teile der Bevölkerung erhielten Zugang zu höherer Bildung. Viele Probleme blieben dabei gerade auf der Ebene der Bundesstaaten allerdings ungelöst, das Niveau der Lehre oft niedrig, die Gebühren der privaten Einrichtungen hoch. Streiks der Lehrer und Proteste von Schülern und Studenten sind daher seit Jahren eine feste Größe in den sozialen Kämpfen.
Quelle: junge WeltAnmerkung Christian Reimann: Ist die Situation von Bildung und Wissenschaft hierzulande besser?