Hier kommt ein Video zum Denkfehler: „Steigende Aktienkurse sind gut“
Wir setzen damit die Reihe der aufklärenden Videos über „Denkfehler“ fort. Anette Sorg und Albrecht Müller erläutern im Gespräch, warum es volkswirtschaftlich betrachtet ziemlich abwegig ist, steigende Aktienkurse zu bejubeln. Volkswirtschaftlich betrachtet ist der Jubel, den die ARD und andere Medien jeden Tag nähren, nicht gerechtfertigt. Anette Sorg schlägt im Gespräch – ironisch und zugleich ernst gemeint – vor, die ARD könne in Anlehnung an „Börse vor acht“ auch noch ein Format „Hunde vor acht“ einführen. Immerhin gibt es mehr als doppelt so viele Hundebesitzer wie Aktienbesitzer. Albrecht Müller.
(Alternativ ist das Video auch via YouTube erreichbar.)
Denkfehler: „Steigende Aktienkurse sind gut“
Jahrelang, vor allem in den 1990er Jahren des letzten Jahrhunderts, wurde von Politik, Wirtschaft und Medien der Eindruck vermittelt, steigende Aktienkurse seien positiv zu bewerten. Damit verbunden wurde der falsche Eindruck erweckt, auch die Spekulation sei positiv zu bewerten.
Es ist nicht zu bestreiten, dass es für einen Aktienkäufer und -besitzer angenehm ist, wenn der Kurs und damit der Wert seiner Aktien steigt. Aber diese für den Einzelnen geltende Bewertung kann man nicht auf die Volkswirtschaft übertragen. Volkswirtschaftlich betrachtet ist die Entwicklung der Aktienkurse nach oben oder nach unten ziemlich irrelevant.
Im Video wird auch beschrieben, dass sich die Bewertung dieser Vorgänge im Zeitablauf verschoben hat. Noch in den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde Spekulation kritisch betrachtet. Das galt insbesondere für den Grundstücksmarkt. Es wurde damals darüber nachgedacht, die Spekulationsgewinne steuerlich abzuschöpfen. Und damals wurden steigende Aktienkurse prinzipiell auch nicht anders betrachtet.
Die Wertung dieser Vorgänge ist heute auf den Kopf gestellt. Für den Kauf von Aktien und anderer spekulativer Wertpapiere wird massiv geworben. In den neunziger Jahren sind viele Menschen mit einer massiven Propaganda dazu überredet worden, ihre kleinen Ersparnisse in Aktien, zum Beispiel der Deutschen Telekom, anzulegen. Viele haben viel verloren.
Eine besondere Rolle spielten auch die Öffentlich-rechtlichen Medien, insbesondere die ARD. Mit ihrer Sendung zur besten Sendezeit, „Börse vor acht“, wurde immer wieder und wird bis heute der Eindruck erweckt, steigende Aktienkurse seien volkswirtschaftlich positiv zu bewerten und sinkende Aktienkurse negativ.
Es gibt in Deutschland rund 3,4 Millionen Aktienbesitzer. Es gibt mindestens doppelt so viele Hundebesitzer in Deutschland. Warum also keine spezielle tägliche Sendung für die Hundebesitzer? „Hunde vor acht!“ So grotesk das klingt, damit würde klar, wie irrelevant die täglichen Sendungen zur Förderung der sogenannten Aktienkultur sind.
Auch die Vorstellung, dass bei steigenden Aktienkursen Werte geschaffen würden und bei fallenden Aktienkursen Werte vernichtet würden, beruht auf dem beschriebenen Denkfehler. Mit steigenden Aktienkursen steigen die Buchwerte aber nicht die realen Werte. Und umgekehrt.
Das Video eignet sich für die politische Bildung und dabei besonders für die Vermittlung eines besseren Verständnisses für volkswirtschaftliche Zusammenhänge.
P.S.: Am 10. August 2016 Künftig mehr Videos in den NachDenkSeiten. Heute zum Denkfehler „Exportüberschüsse sind prima“.
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