„Es ist erschreckend, mit welch riesigen Beträgen es Maklern gelingt, Betriebsräte zu bestechen“, berichtet ein NachDenkSeiten Leser.
Was rentenpolitisch nötig wäre, ist klar: der konsequente Wiederaufbau der Gesetzlichen Rente. Das propagieren wir seit Jahren, so zum Beispiel hier und hier. Der Renten- Fachmann Professor Schmähl hat gerade mal wieder in die gleiche Kerbe gehauen. Aber die amtliche Politik setzt auf ein anderes Pferd: die Forcierung der staatlichen Förderung der betrieblichen Altersvorsorge. Diese ist neben allen anderen Nachteilen behaftet mit dem Makel, die Korruption in den Betrieben zu fördern. Ein Leser der NachDenkSeiten berichtet von seiner praktischen Erfahrung. Albrecht Müller.
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„Sehr geehrter Herr Müller, mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel zum Thema betriebliche Altersvorsorge incl. der Links zum Bestechungsfall um den Ex-Iveco-Betriebsrat Andreas Märkl (Artikel vom 22.6.2008) gelesen. Es ist erschreckend, mit welch riesigen Beträgen es Maklern gelingt, Betriebsräte zu bestechen. Ich selbst konnte mir danach einige Vorgänge der letzten Jahre bei meinem Arbeitgeber besser erklären: Der Betriebsratsvorsitzende verklagt den Arbeitgeber, dieser muss eine bAV anbieten. Es gibt auch nur ein Produkt, welches den Ansprüchen des Betriebsratsvorsitzenden genügt (die allgemein übliche Direktversicherung), zwei Versicherungsmakler reden den Mitarbeitern ein, sie sparen aufgrund der “Brutto-Netto-Endgeldumwandlung” Steuern und Sozialversicherungsbeiträge, die nachgelagerte Besteuerung, die Zahlung von Beiträgen zur Kranken- und Pflegeversicherung in voller Höhe sowie der Verlust gesetzlicher Rente werden verschwiegen. Auch der BR macht massiv Werbung und verbreitet die Lügen der Makler. Nach einigen Jahren merken die Mitarbeiter, dass sie betrogen wurden und fordern vom BR eine wahrheitsgetreue Information. Dies wird mit fadenscheinigen Begründungen (Kompetenzüberschreitung) abgelehnt. Irgendwann taucht ein anonymes Schreiben mit Informationen zur bAV auf. Sofort reagiert der BR mit massiven Drohungen gegen Mitarbeiter, die sich nicht an die Dienstwege halten.
Einmal für das Thema sensibilisiert begegnen mir Berichte aus anderen Firmen, in denen die Mitarbeiter vom BR sogar massiv zum Abschluss einer bAV gedrängt wurden.
Bei mir besteht die Frage, wie dieser Betrug gestoppt werden kann, möglichst bevor Makler und Betriebsräte auch noch mit staatlicher Förderung für ihre verkomplizierten und äußerst unrentablen Finanzprodukte werben können. Eine Antwort weiß ich nicht, resignieren ist aber auch keine gute Lösung.“
A. F.
Soweit die E-Mail des NachDenkSeiten-Lesers. Meine darauf aufbauende Kritik und der Vorschlag für eine Konzentration aller Mittel und Kräfte auf die Stärkung der gesetzlichen Rente zielt nicht auf möglicherweise betroffene Betriebsräte, so schlimm ihr Verhalten auch sein mag. Sie sind nicht verantwortlich für die bisherige falsche Gesetzgebung und auch nicht für das, was auf Betreiben von Frau Nahles jetzt neu betrieben wird. Verantwortlich ist diese Politik.
Übrigens: Wenn Sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben oder machen, dann berichten Sie bitte an recherche(at)nachdenkseiten.de.