Warum bringen die Nachdenkseiten Videos und Texte zu Methoden der Manipulation?

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

Weil wir alle mit Manipulationen und Kampagnen überflutet werden und wir mit der Analyse einzelner Manipulationsvorgänge nicht mehr nachkommen. Deshalb möchten wir weitere NachDenkSeiten-Leserinnen und -Leser und Ihre Freunde mit dem Handwerkszeug zur Analyse der täglichen Manipulation, der Kampagnen und der Lügen ausstatten. Das heute erscheinende Video ist ein gutes Beispiel, weil es schrecklich aktuell ist. Alleine das, was seit dem Treffen in Berlin heute Nacht und heute früh über die Vorgänge in Syrien und in der Ukraine erzählt wird, ist himmelschreiend. Im Video-Gespräch analysieren Anette Sorg und Albrecht Müller die Methode, eine Geschichte verkürzt zu erzählen, um damit die gewünschte Botschaft loszuwerden, im konkreten Fall ein Feindbild zu zementieren.


(Alternativ ist das Video auch via YouTube erreichbar.)

Wie das funktioniert, wird auch an Beispielen aus der Innenpolitik belegt.

Wenn Sie diese Analyse zum Beispiel auf die Berichterstattung zum Treffen Merkel, Putin, Hollande und Poroschenko in Berlin anwenden, durchschauen Sie leicht, wie der Hase läuft. Ich habe mir gestern das 19:00 Uhr „heute“ vom ZDF angesehen und heute Früh das Morgenbriefing des Tagesspiegel Chefredakteurs Castorff gelesen, und einiges dazwischen. Es ist immer die gleiche Soße und immer die gleiche Methode. Die Geschichte wird nicht von Anfang an erzählt und damit ist klar, wer der Schuldige ist.

Eine Serie zu Methoden der Manipulation als Video, Audio und Text …

Übrigens finden Sie auf den NachDenkSeiten zur Manipulationsmethode „Geschichten verkürzt erzählen“ auch einen Text und ein Audio. Siehe hier Eine interessante Methode der Manipulation (6): Verkürzung der Geschichten. vom Dezember 2015. Und wenn Sie auf der Suchfunktion das Wort „verkürzt“ eingeben, dann begegnen Sie einer ganzen Reihe von Beispielen für die Anwendung dieser Methode.

… und eine Serie mit Analysen von Denkfehlern und Kampagnen der Meinungsbeeinflussung

Wir behandeln nacheinander mehrere Methoden der Manipulation. Wir behandeln und analysieren typische Denkfehler, die uns eine vernünftige Analyse des Geschehens versperren. Und wir skizzieren und dokumentieren Kampagnen der Meinungsbildung

Das sind unsere Beiträge zur besseren und kritischen Analyse der Wirklichkeit.

Eine Übersicht über Videos und die Links zum Aufrufen finden Sie hier.

Bitte verbreiten Sie unsere Videos und Analysen. Vielleicht haben Sie die Möglichkeit, einen Kreis von Freunden und Bekannten zur gemeinsamen Diskussion über die verschiedenen Methoden, Denkfehler, Kampagnen einzuladen.

Hören Sie alternativ auch das Video als Audiopodcast

Hier übrigens der Text zur Begleitung des Videos:

Die Methode, einen Vorgang verkürzt zu erzählen, also wegzulassen, was in die eigene Interpretation nicht passt, hat eine alte Tradition. Schon die Eroberung der Lebensräume der Indianer durch den weißen Mann ist so zu beschönigen versucht worden: Die Pfeile der Indianer waren die Ursache des Konflikts und des Todes und der Vertreibung.

Heute hat diese Methode richtig gute Konjunktur:

Die Mehrheit unserer Bevölkerung glaubt zum Beispiel, dass für die Ukrainekrise die Annexion der Krim durch Russland ursächlich gewesen sei. Sie glaubt auch, dass es in Syrien die meisten Toten und Verwüstungen erst seit dem Eingreifen Russlands gebe, und sie glaubt, dass Terroristen aufgrund religiöser Verblendungen “vom Himmel fallen” und dass Russland ein größerer Aggressor sei als die USA.

Viele Menschen haben diese “Glaubenssätze” verinnerlicht, weil sie diese Geschichten immer wieder so erzählt bekommen: Verkürzt. In Zeitungen, in Nachrichten, in Talkshows.

Die Methode wird beileibe nicht nur in der Außen- und Sicherheitspolitik angewandt: Wenn heute sogar in konservativen Kreisen über die schlechte Einkommens- und Vermögensverteilung geklagt wird, dann wird eine der Ursachen weggelassen, die Geschichte wird verkürzt erzählt: Die Verschärfung der skandalösen Einkommensverteilung ist auch eine Folge des Drucks auf die Löhne, der hochgelobten Agenda 2010 und der Ausweitung des Niedriglohnsektors. Dass die Reallöhne seit den neunziger Jahren nicht oder nahezu nicht gestiegen sind, schlägt sich in der sogenannten Lohnquote und damit auch in der Einkommensverteilung nieder. Aber dieser Teil der Geschichte wird „geschlabbert“.

Um sich ein Bild machen zu können oder gar ein Urteil bilden zu können, sollte man jeweils die ganze Geschichte kennen. Die wird uns vorenthalten, um das gewünschte Fehlurteil und die falsche Reaktion zu produzieren.

Diese manipulativen Mechanismen gilt es zu entlarven und zu benennen. Deshalb diese Serie über Methoden der Manipulation.