Wenn es hierzulande anständig zuginge, dann würden Professoren, die wie Rürup, Raffelhüschen, Börsch-Supan, etc. wissentlich falsch beraten haben, auf Schadenersatz verklagt.
Hunderttausende haben am vergangenen Sonntag in Chile gegen die Privatisierung der Rente demonstriert. Sie protestierten dagegen, dass ihre Gesetzliche Rente unter dem Diktator Pinochet und mithilfe der Beratung durch die Chicago Boys quasi zerstört worden ist. (Siehe unten beispielhaft eine Meldung in der Siegener Zeitung vom 23. August) Bei uns hießen die Chicago Boys Rürup, Raffellhüschen, Börsch-Supan, Miegel usw.. Ihre politischen Geschäftspartner hießen Riester, Schröder, Steinmeier, Joschka Fischer und Müntefering, kräftig unterstützt von CDU, CSU und FDP. Albrecht Müller.
Ihre Geschäftspartner in der Wirtschaft hießen Maschmeyer und Co. – darunter edle Adressen der Versicherungswirtschaft.
Dass die Privatisierung der Altersvorsorge ein Flop wird, konnte man damals in den entscheidenden Jahren nach dem Jahr 2000 auch schon wissen.
Ein zehn Jahre altes ARD-Morgenmagazin zeigt, wie wir bei der Rente verladen worden sind.
Am 20. April 2006, also vor gut zehn Jahren, hat das ARD-Morgenmagazin ein aufklärendes Stück über die Rolle der „Wissenschaftler“ Rürup, Börsch-Supan und Raffelhüschen bei der Zerstörung der Gesetzlichen Rente zugunsten der Förderung der Privatvorsorge ausgestrahlt. Hier ist die Sendung auf YouTube.
Die NachDenkSeiten hatten am 21. April 2006 darüber berichtet. – Das Stück ist hochaktuell: Es zeigt, dass man alles wissen konnte, dass die maßgeblichen „Wissenschaftler“ destruktiv und nicht konstruktiv wirken und in die eigene Tasche wirtschaften.
Das alles konnte man damals schon wissen. Und deshalb muss die Forderung erhoben werden, dass bei einer so klaren Fehlberatung, die außerdem offensichtlich von wirtschaftlichen Interessen der Beratenden geprägt war, die Berater zum Schadenersatz verpflichtet werden.
Die genannten Professoren waren in die sogenannte Rürup-Kommission berufen worden, die allerlei Vorschläge für Veränderungen in unseren sozialen Sicherungssystemen gemacht haben, unter anderem zur Rente. Sie waren damals und teilweise hinterher direkt mit ökonomischen Interessen verbunden. Das Institut des Professors Börsch-Supan in Mannheim zum Beispiel wurde vom Land Baden-Württemberg und der Versicherungswirtschaft bezahlt. Rürup hat sich mit Maschmeyer verbunden, nach eigener Aussage einer der wichtigen Profiteure der Privatisierung der Altersvorsorge.
Es gibt Grenzfälle wissenschaftlicher Beratung, bei denen die egoistischen Interessen des Beratenden nicht offen liegen. Im konkreten Fall ist das nicht der Fall. Im konkreten Fall sind die Interessenverflechtungen sichtbar und belegbar. Und sichtbar und belegbar waren die Ratschläge von diesen Interessen geprägt.
Unsere Medien waren mal besser. Jedenfalls gab es solche, die Aufklärung betrieben haben.
Das Video belegt, dass es einmal wirklich gute Sendungen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk gab, wie etwa im konkreten Fall das ARD-Morgenmagazin.
Damals, 2006, wurde ich als Buchautor und als Herausgeber der NachDenkSeiten zu solchen Sendungen noch eingeladen. Das ist lange vorbei. Es gibt heute nur noch wenige Nischen bei unseren Medien, die eine an die Wurzel gehende Kritik zulassen und fördern.
Von allgemeinem Interesse ist auch, zu fragen, ob den sogenannten Experten ihre von Interessen geprägte Beratung geschadet hat:
Das Ergebnis der Recherche ist bedrückend:
Zu Professor Bert Rürup:
Bei Wikipedia steht zu lesen (Auszüge):
…
Nach Beendigung seiner Tätigkeit als Chef-Ökonom beim AWD etablierte Rürup gemeinsam mit dem AWD-Gründer Carsten Maschmeyer eine unabhängige und international ausgerichtete Beratungsgesellschaft für Banken, Versicherungen wie auch Regierungen: die MaschmeyerRürup AG. Nach dreijähriger Tätigkeit als Mitglied des Vorstands schied er aufgrund des wieder verstärkten Engagements in der Wissenschaft Ende 2012 aus diesem Unternehmen aus.
Seit dem 18. April 2010 ist Bert Rürup der Vorsitzende des Kuratoriums des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), und von März 2010 bis Ende 2012 war er Präsident der International School of Management (ISM).
Seit Januar 2013 leitet Bert Rürup als Präsident das Handelsblatt Research Institute, ein unabhängiges wissenschaftliches Kompetenz- und Researchcenter der Verlagsgruppe Handelsblatt.
Rürup ist Mitglied in mehreren wissenschaftlichen Vereinigungen und Gutachter für mehrere wissenschaftliche Zeitungen.
…
2005 wurde Rürup von Ministerin Ulla Schmidt mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Fazit: Die für unser Rentensystem vernichtende Fehlberatung des Professor Bert Rürup hat seiner Karriere nicht geschadet. Das war quasi ohne Belang. Rürup durfte seine Art der Wissenschaft mit privaten Interessen und privaten Unternehmen verknüpfen und dann doch noch Vorsitzender des Kuratoriums des DIW in Berlin werden. Da hackt eine Krähe der anderen das Auge nicht aus.
Zu Professor Börsch-Supan:
Bei Wikipedia steht zu lesen:
… Seit Januar 2011 ist Börsch-Supan Wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft. Das Mannheimer Forschungsinstitut ist seit Juli 2011 als Munich Center for the Economics of Aging (MEA) Teil des Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik in München. Er ist zudem Koordinator der EU-Forschungsinfrastruktur Survey of Health, Aging and Retirement in Europe (SHARE).
… Seit Juli 2011 leitet Börsch-Supan zusammen mit Prof. Ulrich Becker in München ein Institut der Max-Planck-Gesellschaft, das sich mit sozialrechtlicher und sozialpolitischer Forschung beschäftigt.
Fazit: Man kann mit einer Fehlberatung, die eng mit den Interessen der privaten Versicherungs- und Bankenwirtschaft verbunden ist, immerhin noch Leiter eines Instituts der Max-Planck-Gesellschaft werden. – So düster ist es um das Ethos der deutschen Wissenschaft bestellt.
Zu Professor Bernd Raffelhüschen:
Bei Wikipedia steht zu lesen:
… Seit 1995 ist Raffelhüschen Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Finanzwissenschaft, an der Universität Freiburg.
Seine Forschungsschwerpunkte sind der demographische Wandel sowie die Systeme der sozialen Sicherung. Er wirbt für eine Ergänzung des umlagefinanzierten Rentensystems durch eine kapitalbasierte Rente.
…
In der Tradition der Freiburger Schule stehend, vertritt Raffelhüschen eine liberale Auffassung, auch bezüglich der Reform des deutschen Rentensystems. Die Entwicklung eines Modells führte zur Berufung in die Rürup-Kommission.
Die Nebentätigkeiten Raffelhüschens in der Versicherungswirtschaft haben wiederholt zu Kritik geführt, da er als Wissenschaftler die kapitalgedeckte private Altersvorsorge propagiert. So ist Raffelhüschen Mitglied im Aufsichtsrat der ERGO Versicherungsgruppe sowie der Volksbank Freiburg. Des Weiteren ist er als wissenschaftlicher Berater für die Victoria Versicherung AG in Düsseldorf tätig.
… Darüber hinaus ist er als Botschafter der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft tätig.
Raffelhüschen betätigt sich auch als Vortragsreisender für die private Versicherungswirtschaft, beispielsweise mit 40 Veranstaltungen der Heidelberger MLP AG allein im Jahre 2004 und weiteren im Jahre 2005.[1]
Seit August 2007 ist Raffelhüschen Mitglied des Kuratoriums der Augustinum Gruppe, welche dem Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche angehört.
…
Fazit zu Professor Raffelhüschen:
Anders als die beiden anderen Professoren ist er in Freiburg stecken geblieben, also nicht mit weiteren Ämtern versehen worden. Aber er betätigt sich seit langem offen als Lobbyist. Das reicht ihm wohl.
Unsere Bitte: Nutzen Sie das Video mit der Sendung des Morgenmagazins von 2006 für ihre eigene persönliche Aufklärung. Wenn Sie Lehrerin oder Lehrer sind oder in der Volksbildung aktiv sind, versuchen Sie in Schulen und Volkshochschulen mit diesem Video zu arbeiten. Es ist ein Lehrstück. Ein Lehrstück über die politische Korruption und die Einbindung der Wissenschaft in die politische Korruption. Und es zeigt, wie auch große gesellschaftliche Einrichtungen wie die Gesetzliche Rente mittels dieser politischen Korruption zerstört werden.
Es folgt der erwähnte Ausschnitt aus der Siegener Zeitung vom 23.8.2016 mit einem Bericht über Chile: