Atomschlachtfeld Deutschland – ein Phantasiegebilde oder eine am wahrscheinlichen Ablauf orientierte Vorhersage?
Die NachDenkSeiten hatten am 24. Juni die Leser-Mail unseres Lesers E.H. wiedergegeben. Edmund Hagmanns (=E.H.) Aussage “Fakt ist, dass die Deutschen zurzeit durch russische Langstreckenraketen beschützt werden. Unser Feind ist das transatlantische Militär, das dann losschlägt, sobald sich abzeichnet, dass keine oder nur wenige russische Raketen das US-Festland treffen“, hat die Rückfrage der Leserin Hella Schier ausgelöst: „Das wäre ja eine sehr brisante Enthüllung! Ich hatte es befürchtet, dass die USA so weit gehen könnten, aber man muss sowas ja belegen.“ Albrecht Müller.
Was Edmund Hagmann dazu schreibt, möchten wir Ihnen nicht vorenthalten. Zum Hintergrund sei angefügt: E.H. hat in jungen Jahren ähnlich wie der Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium Willy Wimmer (CDU) an Übungen in Regierungsbunkern in der Eifel teilgenommen.
Wir geben seine Antwort auf die gestellte Frage in der Absicht wieder, damit Sie sich wie immer bei unseren Texten und Informationen Ihre eigene Meinung bilden. Für mich persönlich ist die Information interessant, weil ich die Gefahr eines fürchterlichen Krieges für gegeben halte. Das habe ich beim Protest gegen die Nutzung Ramsteins für Drohnenangriffe am 10.6. in 10 Punkten begründet. Seltsam, dass sich Deutschlands Journalisten/innen um diese Gefahr so wenig kümmern. Darüber wird kaum berichtet. Eine Ausnahme bildete „Panorama“ vom 23.6.2016.
Hier die Mail von Edmund Hagmann vom 25.6.2016:
Hallo Herr Müller,
ich habe befürchtet, dass diese Aussage aneckt und nicht sofort verstanden wird.
Philipp Breedlove, der als ranghöchster (US-)General des Nato-Bündnisses sämtliche eingebundene Truppen in Europa anführt, erzählte Anfang des Jahres bei einer Anhörung im US-Repräsentantenhaus-Ausschuss für Streitkräfte: “Wir sind bereit zu kämpfen und zu siegen, wenn das notwendig sein wird. … Sollte es soweit kommen, werden wir Gegenmaßnahmen zur Abwehr der russischen Aggression einleiten.”
Nun kann ein objektiver Betrachter keine russische Aggression gegenüber den Nato-Staaten erkennen, (wozu dann Breedloves Erklärung?) – und Russland wäre schlecht beraten, zukünftig eine solche anzufangen. Ein Angreifer hat es aber trotzdem leicht, einen Krieg anzuzetteln: mit einer Lüge. Vor einer solchen Lüge müssen die Mittel- und Osteuropäer achtgeben, denn sie bewohnen das zukünftige Schlachtfeld, wenn die US-Regierung ziemlich sicher sein kann, dass russische Langstreckenraketen die Städte in den USA nicht erreichen. Die Langstreckenraketen stellen für die Mittel- und Osteuropäer zurzeit indirekt einen Schutz vor Krieg dar. Das ist keine brisante Enthüllung, sondern eine logische Herleitung.
Hintergrund: Die angloamerikanische Elite, manipuliert von der Macht des kindlichen positiven Denkens, alles an sich reißen zu müssen und beseelt von einem verfälschten calvinischen Glauben, der einen moralfreien Freifahrschein ausstellt (die Reichen, egal wie teuflisch ihre Taten sind, werden von Gott mehr geliebt als die irdischen Habenichtse), hatten Russland zu Zeiten Jelzins schon in der Tasche – bis eine “patriotische” Ex-UdSSR-Geheimdienstler-Clique die Macht an sich riss. Falls dieser Putsch nicht geklappt hätte, bräuchten wir uns in Mittel- und Osteuropa zurzeit keine Sorgen machen. Was für die russische Bevölkerung von Vorteil war, ist nunmehr für uns (Mittel- und Osteuropäer und Russen) brandgefährlich, da die militärisch aufgerüsteten Eliten des Kapitals einfach nicht aufgeben können.
Frau Schier wünscht Einblick in militärische Strategien: Ich weiß, es gibt viele, da Militärs auf mögliche Situationen vorbereitet sein müssen und deshalb ist ein solcher Einblick nicht notwendig. Aber eines zeichnet sich – bezüglich der Nato – ab: Willy Wimmer berichtete von seinen Erlebnissen im Hauptquartierbunker bei Bad Neuenahr während eines virtuellen Nato-Manövers. Er verließ ihn aus Protest schon vor der Totalzerstörung Deutschlands. Schon früher bekam ich die Nato-Strategie mit: Trotz meiner Aufmüpfigkeit durfte ich als ABC-Schütze mit einer Zusatzausbildung zu Zeiten Georg Lebers, damals Bundesverteidigungsminister, ebenfalls an einer Nato-Übung teilnehmen (14 Tage ausgelagert nach Mayen, da ja kein Krieg war) und zwar als Laufbursche zwischen den ‘Telefaxen’, die im Keller standen, und dem Raum, in dem an der Wand eine riesige Deutschlandkarte hing. Ich erinnere mich, dass trotz des fiktiven Krieges tagelang nichts passierte und sich bei uns Langeweile und Frust breitmachten. Generäle warteten, Oberste wunderten sich – und wir, Majore bis runter zum Schützen, hatten keine Arbeit. Bis wir – etwa am 11. oder 12. Tag – aus “heiterem Himmel” aufgeschreckt wurden, zunächst mit einer und dann mit mehreren taktischen Atombombenabwürfen mit geringer Sprengkraft, allesamt an der deutsch-deutschen Grenze.
Nur nebenbei: Als die Nato die erste taktische Atombombe über Deutschland abwarf, erfuhr ich in der ‘Leitstelle’ als erster davon (Telefondienst) und hatte “die Ehre”, über einen besonderen Knopf sämtliche Kommunikationen mit dem ‘Regierungsbunker’ unterbrechen zu dürfen. Georg Leber, der gerade in der Leitung war, wurde von einem rangfreien kleinen Soldaten mit den Worten “Flash, flash, flash” unterbrochen. Kommt selten vor, dass ein Minister wegen mir den Mund halten muss.
Unsere Aufgabe bestand darin, die Abwürfe in die Karte einzuzeichnen und zwar stufenweise: 1. Zone verbrannte Erde, 2. Zone unbewohnbar, 3. Zone erhöhtes Strahlenrisiko. Diese Einteilung war für die Kriegsstrategen wichtig, da sie die Soldatenschwärme aus Zone 1 heraushalten mussten, die 2. Zone als schnelles Durchzugsgebiet und die 3. Zone noch als Kampf- oder Durchzugsgebiet betrachten konnten. Soweit ich mich erinnere, fiel eine der ersten russischen Megatonnen-Atombomben auf Stuttgart. Das war für mich interessant, da ich meine Heimatstadt am Rand, aber innerhalb der 3. Zone vorfand. Am letzten Übungstag war Deutschland unbewohnbar !!! Aber: Die Nato hat den Krieg gewonnen !!!
Bei mir kam die gleiche Empörung wie bei Wimmer hoch: Die ersten taktischen Atombomben warf die Nato !!! aus taktischen Gründen auf Deutschland, um den Russenvormarsch zu bremsen. Friendly fire würde man heute sagen.
Es war ja nur ein Spiel !!!
“Wir”, damit meine ich unsere Medien, gehen viel zu nachsichtig mit unserem wirklichen Feind um. Damit meine ich nicht die US-Amerikaner, sondern die Eliten, die man aber auch in der City of London findet. Denn diese benutzen auch US-Soldaten oder Söldner – und weinen auch denen keine einzige Träne nach.
Freundliche Grüße
Edmund Hagmann